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CVI

Eine offizielle Diagnose – und sofortige Relativierung

Als das Weiße Haus bekannt gab, dass Donald Trump an einer chronisch-venösen Insuffizienz leidet, war die Reaktion vieler Beobachter verhalten. Die Diagnose wurde sogleich heruntergespielt. Sie sei altersbedingt, harmlos, kontrolliert – so hieß es aus dem Umfeld des ehemaligen US-Präsidenten. Doch wer die medizinischen Grundlagen kennt, weiß: Eine solche Diagnose bei einem 79-jährigen Mann mit Übergewicht ist alles andere als banal.

Die Öffentlichkeit erhielt eine Beruhigungspille – doch sie sollte diese nicht ohne kritisches Nachfragen schlucken.

Was eine chronische Venenschwäche tatsächlich bedeutet

Die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Erkrankung, bei der die Venen – meist in den Beinen – nicht mehr in der Lage sind, das Blut effizient zurück zum Herzen zu transportieren. Die Venenklappen schließen nicht mehr richtig, das Blut versackt in den Beinen, es kommt zu Druckanstieg, Gewebeschäden und chronischen Schwellungen. In fortgeschrittenen Stadien treten Hautverfärbungen, Ekzeme und offene Wunden auf.

Gerade bei älteren Menschen mit Übergewicht verlaufen diese Prozesse nicht nur schneller, sondern auch mit deutlich höheren Belastungen für das gesamte Herz-Kreislauf-System. Es handelt sich eben nicht um ein kosmetisches Problem, sondern um eine Erkrankung, die sowohl die Mobilität als auch die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit erheblich einschränken kann.

Lehrmeinung der Medizin: Was eine chronische Venenschwäche wirklich bedeutet

In der öffentlichen Darstellung wird die chronische Venenschwäche häufig verharmlost – vor allem, wenn es um bekannte Persönlichkeiten geht. Doch die medizinische Lehrmeinung ist deutlich: Eine chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) ist kein harmloses Alterszeichen, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung mit systemischen Auswirkungen. Sie zeigt an, dass das venöse Rückflusssystem – insbesondere in den Beinen – strukturell geschädigt ist und seine Aufgabe nicht mehr vollständig erfüllt.

Die Venen transportieren täglich enorme Blutmengen aus den Beinen gegen die Schwerkraft zurück zum Herzen. Dabei übernehmen die Venenklappen die Funktion von Rückschlagventilen. Wenn diese Klappen nicht mehr richtig schließen – sei es durch altersbedingten Verschleiß, Bindegewebsschwäche oder durch vorbestehende Schäden (z. B. nach Thrombosen) – entsteht ein Rückstau. Das venöse Blut verbleibt zu lange im Bein, es kommt zu chronischem Druck, Sauerstoffmangel im Gewebe, Entzündungsreaktionen und Gewebeschädigungen.

Die Lehrmeinung sagt klar: Eine solche Störung ist nicht isoliert zu betrachten. Sie kann auf den gesamten Kreislauf Einfluss nehmen – besonders bei älteren Menschen mit weiteren Risikofaktoren wie Übergewicht, arterieller Gefäßverkalkung oder Herzinsuffizienz. Der venöse Rückstau belastet das Herz, fördert Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme), kann die Sauerstoffversorgung verschlechtern und die Wundheilung erheblich beeinträchtigen. Zudem erhöht er das Risiko für sekundäre Komplikationen wie Hautverfärbungen, Venenentzündungen, chronische Ekzeme oder offene Beine (Ulcus cruris).

Gerade bei einem 79-jährigen Mann mit Übergewicht, wie im Fall von Donald Trump, kann man medizinisch nicht mehr von einem leichten Verlauf oder „altersgerechter Veränderung“ sprechen. Die Kombination aus fortgeschrittenem Alter, erhöhter Druckbelastung in den Venen, potenziellen Stoffwechselerkrankungen und Bewegungsmangel führt in der Regel zu einer deutlich reduzierten körperlichen Belastbarkeit. Das gilt nicht nur für sportliche Aktivitäten, sondern auch für alltägliche Anforderungen wie langes Stehen, Reisen, schnelles Gehen oder sicheres Gleichgewicht.

Die chronische Venenschwäche ist auch kein statisches Krankheitsbild. Sie verschlechtert sich unbehandelt fortlaufend, oft schleichend. Selbst mit Therapie ist sie nur begrenzt reversibel. Die Aussage, jemand sei mit dieser Diagnose „voll belastbar“ oder gar „in bester körperlicher Verfassung“, widerspricht damit dem, was Gefäßspezialisten, Phlebologen und internistische Lehrbücher zu dieser Erkrankung sagen.

Natürlich lässt sich die Krankheit gut behandeln – mit Kompression, Bewegung, Medikamenten und geeigneter Lebensweise. Aber: Die Tatsache, dass eine chronische Erkrankung behandelbar ist, bedeutet nicht, dass sie bedeutungslos ist. Sie erfordert ständige Aufmerksamkeit, regelmäßige ärztliche Kontrolle und konsequente Therapie. Sie ist Ausdruck einer nachlassenden Gefäßfunktion – und damit auch ein Signal dafür, dass der Körper nicht mehr auf dem Leistungsniveau eines gesunden Erwachsenen mittleren Alters arbeiten kann.

Wer diese Zusammenhänge kennt, kann Beschwichtigungen besser einordnen – und erkennt, dass die Lehrmeinung der Medizin weit weniger optimistisch ist als die offizielle Rhetorik aus politischen Kreisen.

Warum Beschwichtigungen problematisch sind

Es ist legitim, dass Politiker ihre Gesundheit schützen und nicht jede Befindlichkeit öffentlich machen müssen. Doch wenn eine offiziell bestätigte Erkrankung systematisch verharmlost wird – etwa um den Eindruck von Vitalität und Führungsstärke zu wahren –, entsteht ein Problem. Dann geht es nicht mehr um den Menschen, sondern um Inszenierung. Und genau dort verliert die politische Kommunikation an Glaubwürdigkeit.

Die Beschreibung eines chronisch kranken Körpers als "superfit" ist eine Irreführung – nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch der Betroffenen selbst. Denn wer Krankheiten beschönigt, geht das Risiko ein, Warnzeichen zu übersehen und notwendige Therapien zu verzögern.

Der Körper sendet Signale – und sie müssen ernst genommen werden

Eine chronische Venenschwäche ist kein Weltuntergang, aber ein deutliches Zeichen: Der Körper hat an Elastizität, Widerstandskraft und Regenerationsfähigkeit eingebüßt. Die Beine werden müde, die Wege kürzer, die Erholungsphasen länger. Wer das erkennt, kann gegensteuern – mit Bewegung, Kompression, Ernährung und medizinischer Betreuung.

Aber wer Symptome ignoriert oder sie aus politischen Gründen kleinredet, handelt unverantwortlich – gegenüber sich selbst und gegenüber anderen. Gerade Menschen in Machtpositionen sollten mit ihrer Gesundheit offen und ehrlich umgehen. Denn sie stehen nicht nur für sich selbst – sondern auch für das Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird.

Fazit: Gesundheit ist kein PR-Werkzeug

Wenn ein Mensch wie Donald Trump mit fast 80 Jahren eine chronische Venenschwäche diagnostiziert bekommt, dann ist das nicht ungewöhnlich – aber es ist auch nicht banal. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, gesundheitliche Aussagen kritisch zu prüfen – und nicht jeder Beschwichtigung blind zu glauben.

Denn medizinisch gesehen ist klar: Ein Mensch mit dieser Diagnose kann aktiv und fähig sein – aber er ist nicht mehr „topfit“. Und genau diesen Unterschied sollte man auch in der politischen Debatte ernst nehmen. Gesundheit darf kein Imageinstrument sein, sondern braucht Ehrlichkeit – gerade dann, wenn es unbequem wird.

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