Navigations-Button: Hamburger-Menü
Symbol für die Suche
Antibiotika: Bakterien und ein Forscher mit einer Petrischale

Die Antibiotikaresistenz stellt eines der drängendsten Probleme der modernen Medizin dar, und es gibt verschiedene Mechanismen, durch die Bakterien resistent gegen Antibiotika werden können. Einer dieser Mechanismen ist die Transformation, bei der Bakterien in der Lage sind, freies DNA-Material aus ihrer Umgebung aufzunehmen. Wenn diese DNA Resistenzgene enthält, können die Bakterien diese in ihr eigenes Genom integrieren und dadurch Resistenzen entwickeln. Transformation ist ein faszinierender Prozess, der es Bakterien ermöglicht, sich flexibel und schnell an neue Umweltbedingungen anzupassen, einschließlich der Anwesenheit von Antibiotika.

Was ist Transformation?

Transformation ist eine Form der horizontalen Genübertragung, bei der ein Bakterium DNA-Fragmente aus seiner Umgebung aufnimmt. Im Gegensatz zur vertikalen Genübertragung, bei der genetisches Material von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird, ermöglicht die Transformation den Erwerb neuer genetischer Informationen unabhängig von der Vererbung. Diese Fähigkeit bietet Bakterien eine enorme Anpassungsfähigkeit, da sie genetisches Material, einschließlich Antibiotikaresistenzgene, von ihrer Umgebung oder toten Zellen aufnehmen können.

Freies DNA-Material wird häufig freigesetzt, wenn Bakterien absterben und ihre Zellmembranen sich auflösen. In einer Umgebung, in der Bakterien unter Antibiotikastress stehen, können solche resistenten DNA-Fragmente vorhanden sein, die von anderen, nicht-resistenten Bakterien aufgenommen werden. Diese aufgenommene DNA kann dann in das Genom des Bakteriums integriert oder in Form eines Plasmids als eigenständige genetische Einheit repliziert werden.

Der Prozess der Transformation

Transformation ist ein mehrstufiger Prozess, bei dem Bakterien zuerst DNA aus der Umgebung binden und diese dann in ihre Zelle aufnehmen und integrieren. Der Prozess lässt sich in mehrere Schritte unterteilen:

  1. DNA-Bindung: Das Bakterium erkennt und bindet freie DNA in seiner Umgebung. Diese DNA stammt häufig von lysierten (zerfallenen) Bakterienzellen und kann in Form von Plasmiden oder linearen DNA-Fragmenten vorliegen.
  2. Aufnahme der DNA: Sobald die DNA an die Bakterienzellwand gebunden ist, wird sie aktiv durch die Zellmembran transportiert. Nicht alle Bakterien sind in der Lage, diesen Schritt durchzuführen – nur sogenannte „kompetente“ Bakterien können DNA aufnehmen. Diese Kompetenz kann durch Umweltfaktoren wie Nährstoffmangel, hohe Zellpopulationen oder sogar den Einfluss von Antibiotikainduktoren ausgelöst werden.
  3. Integration ins Genom: Die aufgenommene DNA kann auf zwei Arten genutzt werden: Entweder wird sie direkt in das bakterielle Genom integriert, oder sie bleibt als Plasmid im Zytoplasma bestehen. Wenn die aufgenommene DNA Resistenzgene enthält und diese in das bakterielle Genom eingebaut werden, wird das Bakterium resistent gegen das entsprechende Antibiotikum.

Transformation und Antibiotikaresistenz

Der Prozess der Transformation kann eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen spielen. Wenn ein nicht-resistentes Bakterium freies DNA-Material aufnimmt, das Resistenzgene enthält, kann es diese Gene in sein eigenes Erbgut einbauen und so resistent gegen ein bestimmtes Antibiotikum werden. Dies ermöglicht es Bakterien, in einer feindlichen Umgebung, in der Antibiotika vorhanden sind, zu überleben und sich weiter zu vermehren.

Ein Beispiel dafür ist das MecA-Gen, das eine Resistenz gegen Methicillin vermittelt. Bakterien, die dieses Gen durch Transformation aufnehmen, können Methicillin und andere Beta-Lactam-Antibiotika abbauen und somit gegen diese Medikamente resistent werden. Diese Art von Resistenz ist besonders problematisch, da sie sich schnell in bakteriellen Populationen ausbreiten kann, insbesondere in Umgebungen wie Krankenhäusern, wo der Antibiotikaeinsatz hoch ist.

Bedeutung der Transformation in der Evolution von Bakterien

Die Fähigkeit, freie DNA aufzunehmen und zu integrieren, bietet Bakterien einen erheblichen evolutionären Vorteil. Durch Transformation können Bakterien neue Eigenschaften erwerben, die ihnen helfen, in sich verändernden Umgebungen zu überleben. Dies gilt insbesondere für Umgebungen, die durch den Einsatz von Antibiotika beeinflusst werden, da Transformation eine der Hauptmethoden ist, durch die Bakterien Resistenzgene erwerben.

Transformation ermöglicht es Bakterien, nicht nur Resistenz gegen ein einziges Antibiotikum zu erwerben, sondern auch gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig. Dies geschieht, wenn die aufgenommene DNA mehrere Resistenzgene enthält. Solche Bakterien, die gegen verschiedene Antibiotika resistent sind, werden als multiresistente Bakterien bezeichnet, und ihre Entstehung stellt eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar.

Beispiele für Transformation in der Natur

Eines der am besten untersuchten Beispiele für Transformation in der Natur ist das Bakterium Streptococcus pneumoniae, das durch Transformation Resistenzen gegen Penicillin und andere Antibiotika erworben hat. Diese Bakterien sind in der Lage, DNA-Fragmente von toten Zellen in ihrer Umgebung aufzunehmen und diese in ihr Genom zu integrieren. Dadurch können sie Resistenzen entwickeln, die ihnen helfen, in Anwesenheit von Antibiotika zu überleben.

Ein weiteres Beispiel ist Neisseria gonorrhoeae, der Erreger von Gonorrhö, der durch Transformation Resistenzgene aufnimmt und so gegen Antibiotika resistent wird, die traditionell zur Behandlung dieser sexuell übertragbaren Krankheit eingesetzt wurden. Die Fähigkeit dieses Bakteriums, sich durch Transformation schnell anzupassen, hat zu einem erheblichen Anstieg von multiresistenten Gonorrhö-Infektionen weltweit geführt.

Bekämpfung der Resistenzverbreitung durch Transformation

Da Transformation ein wichtiger Mechanismus der Verbreitung von Antibiotikaresistenzen ist, ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung von resistenten Bakterien zu verhindern. Dazu gehören:

  • Einschränkung des Antibiotikaeinsatzes: Der verantwortungsvolle Einsatz von Antibiotika kann den Selektionsdruck verringern, der die Aufnahme von Resistenzgenen durch Transformation begünstigt.
  • Verbesserte Hygienemaßnahmen: In Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen sollten strenge Hygienemaßnahmen befolgt werden, um die Übertragung resistenter Bakterien zu verhindern.
  • Forschung zur Verhinderung der Transformation: Die Entwicklung neuer Medikamente oder Strategien, die die Fähigkeit von Bakterien zur Aufnahme und Integration von DNA hemmen, könnte ein vielversprechender Ansatz sein, um die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen zu verhindern.

Schlussfolgerung

Transformation ist ein zentraler Mechanismus, durch den Bakterien Antibiotikaresistenzen entwickeln. Durch die Aufnahme freier DNA, die Resistenzgene enthält, können Bakterien schnell und effektiv resistent gegen Antibiotika werden. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar, da Transformation eine schnelle Verbreitung von Resistenzen ermöglicht. Der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika und die Entwicklung neuer Strategien zur Bekämpfung resistenter Bakterien sind entscheidend, um die Auswirkungen der Transformation auf die Antibiotikaresistenz zu minimieren.

Wir erklären Ihnen

 

 

 
×
 
Top