Crataegutt ist ein pflanzliches Arzneimittel, das seit vielen Jahren in Deutschland eingesetzt wird. Es basiert auf einem Extrakt aus den Blättern und Blüten des Weißdorns (Crataegus) und wird traditionell zur Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems verwendet. Viele Menschen greifen darauf zurück, wenn die körperliche Belastbarkeit nachlässt oder leichte Herzbeschwerden auftreten. Da es frei verkäuflich ist, erscheint es wie eine unkomplizierte Möglichkeit, die Herzfunktion zu unterstützen. Doch wie wirksam ist das Präparat tatsächlich, und wo liegen seine Grenzen?

Historische Einordnung
Der Weißdorn ist in Europa seit Jahrhunderten als Heilpflanze bekannt. Bereits im 19. Jahrhundert wurde er in der Volksmedizin zur „Stärkung des Herzens“ genutzt. Mit dem Fortschritt der Phytotherapie entstanden standardisierte Extrakte, die eine gleichbleibende Qualität sichern. Crataegutt enthält den Spezialextrakt WS® 1442, der durch moderne Verfahren gewonnen wird und sich von einfachen Teezubereitungen unterscheidet.
Wirkungsmechanismen
Die medizinische Wirkung wird auf bestimmte Inhaltsstoffe wie Flavonoide und oligomere Procyanidine zurückgeführt. Ihnen werden mehrere Effekte zugeschrieben:
- Steigerung der Herzleistung: Das Herz schlägt kräftiger und pumpt mehr Blut in den Kreislauf.
- Verbesserung der Durchblutung: Gefäße können elastischer bleiben, was die Sauerstoffversorgung fördert.
- Antioxidative Effekte: Schutz der Herzmuskelzellen vor oxidativem Stress durch freie Radikale.
- Mögliche Rhythmusstabilisierung: Beobachtungen deuten auf eine gewisse regulierende Wirkung hin, auch wenn die Datenlage begrenzt ist.
Diese Effekte entwickeln sich langsam. Erst nach mehreren Wochen regelmäßiger Einnahme berichten Patienten von spürbaren Verbesserungen.
Anwendungsgebiete
Crataegutt wird vor allem bei leichten Herz-Kreislauf-Beschwerden eingesetzt. Dazu zählen:
- Nachlassende Belastbarkeit im Alter
- Schnelle Ermüdung bei körperlicher Anstrengung
- Herzklopfen oder Druckgefühle im Brustbereich
- Subjektives Gefühl eines schwächeren Kreislaufs
Für akute oder schwere Herzprobleme ist das Präparat nicht geeignet. Treten plötzlich Brustschmerzen, Atemnot oder Schwindel auf, muss sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Studienlage
Die Wirkung von Weißdornextrakten wie WS® 1442 wurde in mehreren klinischen Studien untersucht. Positive Ergebnisse zeigten sich insbesondere bei Patienten mit leichter Herzschwäche: Sie berichteten über eine verbesserte Belastbarkeit, weniger Atemnot und eine gesteigerte Lebensqualität. Gleichzeitig weisen Fachgesellschaften darauf hin, dass die Belege begrenzt sind und Weißdornpräparate keine Standardtherapie darstellen. Ihre Rolle ist ergänzend, nicht ersetzend.
Sicherheit und Nebenwirkungen
Crataegutt gilt als gut verträglich, dennoch können Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören:
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bisher nicht bekannt. Nicht empfohlen wird Crataegutt bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sowie während Schwangerschaft und Stillzeit. Bei bestehenden Herzerkrankungen sollte die Einnahme stets ärztlich abgeklärt werden.
Kritik und Grenzen
Die Wirkung von Crataegutt ist in der Regel moderat. Während Studien gewisse Vorteile zeigen, reichen sie nicht aus, um eine Behandlung mit etablierten Herzmedikamenten zu ersetzen. Ein Risiko besteht darin, dass Betroffene ernste Herzprobleme unterschätzen und zu spät medizinische Hilfe suchen. Crataegutt kann daher lediglich als ergänzende Maßnahme verstanden werden.
Fazit
Crataegutt ist ein pflanzliches Arzneimittel mit standardisiertem Weißdornextrakt. Es kann die Leistungsfähigkeit des Herzens bei leichten Beschwerden unterstützen, wirkt jedoch langsam und eher sanft. Für schwere Herzerkrankungen reicht das Präparat nicht aus. In Absprache mit einem Arzt kann es aber eine sinnvolle Ergänzung sein, insbesondere für Menschen, die Wert auf pflanzliche Präparate legen.