Leben mit Epilepsie
Leben mit Epilepsie bedeutet weit mehr als den Umgang mit Anfällen. Es bedeutet, sich in einem Alltag zu bewegen, der grundsätzlich normal sein kann – und sich doch immer wieder anders anfühlt. Zwischen Phasen der Stabilität und Momenten der Unsicherheit entsteht eine besondere Form von Wachsamkeit, die nicht ständig laut ist, aber oft im Hintergrund mitschwingt. Für viele Betroffene ist Epilepsie weniger ein dauerhaftes Krankheitsgefühl als ein stiller Begleiter, der Entscheidungen beeinflusst, ohne immer sichtbar zu sein.
Dieser Themenbereich richtet den Blick bewusst auf das Leben jenseits der Diagnose. Auf Arbeit, Beziehungen, Familie, Freizeit, Selbstbild und Zukunftsplanung. Auf die Frage, wie man Vertrauen in den eigenen Körper entwickelt oder zurückgewinnt, wie man mit Angst und Scham umgeht, und wie man Normalität leben kann, ohne Risiken zu verdrängen oder sich von ihnen bestimmen zu lassen. Epilepsie verändert Perspektiven – nicht automatisch zum Schlechteren, aber spürbar.
Auch Angehörige sind Teil dieses Lebens. Sie tragen mit, beobachten, sichern ab, sorgen sich – oft still und im Hintergrund. „Leben mit Epilepsie“ meint deshalb immer mehr als eine einzelne Person. Es meint ein Geflecht aus Beziehungen, Verantwortung, Nähe und dem gemeinsamen Versuch, Alltag tragfähig zu gestalten.
Die folgenden Beiträge nähern sich diesem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie erzählen vom Alltag mit Epilepsie, von Belastungen und Ressourcen, von Grenzen und Möglichkeiten. Nicht als Anleitung, sondern als Einordnung. Nicht beschönigend, aber auch nicht alarmierend. Ziel ist es, Verständnis zu schaffen, Orientierung zu geben und Räume zu öffnen, in denen sich Betroffene und Angehörige wiederfinden können – ohne sich auf ihre Erkrankung reduziert zu fühlen.
Über Scham nach Kontrollverlust, die Erschöpfung ständiger Wachsamkeit und die Spannung zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und dem Recht auf Normalität. Der unsichtbare Vorbehalt: Warum Angst oft erst nach dem Anfall beginnt.
Es gibt eine Sorte Angst, die sich nicht wie Angst anfühlt. Sie ist nicht schrill, nicht panisch, nicht spektakulär.
Sie kommt nicht mit großen Bildern, sondern mit kleinen Korrekturen im Alltag. Man sagt später ab, man geht früher nach Hause, man setzt sich lieber an den Rand.
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- Geschrieben von: Mazin Shanyoor, Visite-Medizin






