Wenn man plötzlich mit einer Diagnose wie der feuchten Makuladegeneration, einem diabetischen Makulaödem oder einer anderen Erkrankung der Netzhaut konfrontiert wird, verändert sich vieles. Die Angst, das Sehvermögen zu verlieren, ist für viele Menschen überwältigend. In dieser Situation ist es wichtig, gut informiert zu sein – nicht nur medizinisch, sondern auch menschlich. Das Medikament Eylea, dessen Wirkstoff Aflibercept heißt, kann in vielen Fällen helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen oder sogar das Sehvermögen zu verbessern. Dieser Artikel möchte Dich begleiten, Dir erklären, wie Eylea wirkt, was auf Dich zukommt und wie Du mit der Behandlung gut umgehen kannst.
Was ist Eylea und wie wirkt es?
Wenn man zum ersten Mal von Eylea hört, klingt es wie der Name eines komplizierten Medikaments – schwer greifbar, vielleicht sogar beunruhigend. Doch wenn man genauer hinschaut, lässt sich gut erklären, was Eylea ist, wie es wirkt und warum es für viele Menschen mit Netzhauterkrankungen eine große Chance bedeutet.
Eylea enthält den Wirkstoff Aflibercept und gehört zur Gruppe der sogenannten VEGF-Hemmer. VEGF steht für „Vascular Endothelial Growth Factor“. Das ist ein körpereigener Botenstoff – also eine Substanz, die der Körper selbst produziert. Dieser Stoff regt normalerweise das Wachstum von Blutgefäßen an. Das ist grundsätzlich etwas Gutes: Bei Wunden zum Beispiel sorgt VEGF dafür, dass neue Gefäße entstehen und die Heilung unterstützt wird.
Im Auge allerdings kann dieser Prozess problematisch werden. Bei bestimmten Erkrankungen der Netzhaut – wie etwa der feuchten altersbedingten Makuladegeneration oder beim diabetischen Makulaödem – wird zu viel VEGF produziert. Der Körper bildet dann in der empfindlichen Netzhaut neue, aber instabile und undichte Blutgefäße. Diese Gefäße neigen dazu, Flüssigkeit oder Blut in die Netzhaut abzugeben. Es kommt zu Schwellungen, Flüssigkeitsansammlungen und in manchen Fällen auch zu kleinen Blutungen – all das kann die Funktion der Netzhaut beeinträchtigen, insbesondere im Bereich der Makula, also dem Zentrum des schärfsten Sehens.
Die Folge: Das Sehen wird verschwommen, verzerrt oder dunkler. Gerade das Erkennen von Details – beim Lesen, Fernsehen oder Gesichtersehen – wird erschwert. Betroffene beschreiben oft, dass Buchstaben „springen“ oder gerade Linien plötzlich gebogen erscheinen. Es kann sich so anfühlen, als würde ein grauer Schleier über dem Bild liegen – und das ist nicht nur beängstigend, sondern auch ein massiver Eingriff in die Lebensqualität.
Hier setzt Eylea an: Es wirkt, indem es den VEGF-Botenstoff gezielt blockiert. Man kann sich Eylea wie einen „Fänger“ oder „Neutralisierer“ dieses Stoffes vorstellen. Es bindet an den überschüssigen VEGF, sodass dieser keinen Schaden mehr anrichten kann. Dadurch wird das weitere Wachstum der krankhaften Gefäße gestoppt, die bestehenden Gefäße werden inaktiv und die Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut gehen zurück.
Das Ziel der Behandlung ist, die Netzhaut zu entlasten, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder sogar zu stoppen – und im besten Fall das Sehvermögen zu verbessern. Viele Patientinnen und Patienten berichten schon nach den ersten Injektionen von einer Veränderung: Das Bild wird klarer, die Verzerrungen lassen nach oder der graue Schleier lichtet sich. Und selbst wenn sich das Sehen nicht deutlich bessert, ist es oft schon ein großer Erfolg, wenn es nicht weiter schlechter wird.
Wichtig ist zu verstehen: Eylea heilt die Erkrankung nicht, aber es hilft, sie unter Kontrolle zu halten – ähnlich wie man hohen Blutdruck oder Diabetes kontrollieren kann. Es ist ein Mittel, das nicht gegen das Alter oder gegen eine Grunderkrankung ankämpft, sondern gegen die Folgen dieser Prozesse im Auge.
Wenn Dir Eylea verschrieben wurde, dann deshalb, weil man in Deinem Fall eine klare medizinische Begründung sieht – und eine gute Chance, Dein Sehvermögen zu schützen. Das mag anfangs einschüchternd wirken, aber Du bist nicht allein: Weltweit werden Millionen Menschen mit Eylea behandelt. Die Wirkung ist wissenschaftlich gut untersucht, die Anwendung langjährig erprobt. Und vor allem: Eylea ist ein Werkzeug, das Dir helfen kann, weiter aktiv, unabhängig und mit Freude am Sehen durchs Leben zu gehen.
Für wen ist Eylea geeignet?
Eylea ist ein Medikament, das gezielt bei bestimmten Erkrankungen der Netzhaut eingesetzt wird – also bei jener empfindlichen Schicht im hinteren Teil des Auges, die für das Sehen verantwortlich ist. Wenn diese Schicht erkrankt oder beschädigt wird, kann das Sehvermögen stark eingeschränkt sein oder sich mit der Zeit weiter verschlechtern. In solchen Fällen kann Eylea helfen, die Veränderungen zu stoppen oder sogar zu verbessern.
Besonders häufig wird Eylea bei der sogenannten feuchten altersbedingten Makuladegeneration (AMD) angewendet. Diese Form der Makuladegeneration tritt meist bei Menschen über 60 Jahren auf und führt dazu, dass sich unter der Netzhaut neue, undichte Blutgefäße bilden. Diese Gefäße können Flüssigkeit oder Blut in die Netzhaut abgeben – mit der Folge, dass das zentrale Sehen verschwimmt oder verzerrt wird. Gerade das scharfe Sehen, etwa beim Lesen oder Erkennen von Gesichtern, kann dadurch stark beeinträchtigt werden. Eylea kann in vielen Fällen helfen, diese undichten Gefäße zu stoppen und das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.
Auch beim diabetischen Makulaödem ist Eylea ein bewährtes Medikament. Diese Erkrankung betrifft Menschen mit Diabetes, bei denen es infolge langjähriger erhöhter Blutzuckerwerte zu Flüssigkeitseinlagerungen in der Netzhautmitte kommt – genau dort, wo das schärfste Sehen stattfindet. Das Sehen wirkt dann wie durch eine nasse Fensterscheibe. Hier kann Eylea dazu beitragen, die Einlagerungen zu reduzieren und die Sehfähigkeit wieder zu verbessern oder zumindest zu stabilisieren.
Ein weiteres Einsatzgebiet von Eylea sind venöse Gefäßverschlüsse in der Netzhaut, sei es ein zentraler oder ein sogenannter Astvenenverschluss. Auch hier staut sich Flüssigkeit in der Netzhaut, weil der Blutabfluss blockiert ist – was zu Schwellungen und damit ebenfalls zu Sehverlust führen kann. Auch in diesen Fällen kann Eylea helfen, das Auge zu entlasten und die Netzhaut zu stabilisieren.
Wichtig zu wissen ist jedoch: Nicht jede Augenerkrankung lässt sich mit Eylea behandeln. Es gibt verschiedene Ursachen für Sehverschlechterungen – manche lassen sich mit Medikamenten wie Eylea gut beeinflussen, andere erfordern ganz andere Therapien. Deshalb ist es wichtig, dass Deine Augenärztin oder Dein Augenarzt gründlich untersucht, um genau zu erkennen, welche Art von Netzhauterkrankung bei Dir vorliegt.
Wenn Dir Eylea empfohlen wurde, kannst Du davon ausgehen, dass man bei Dir eine Erkrankung festgestellt hat, auf die das Medikament gezielt wirken kann. Es bedeutet, dass man in Deiner Situation eine begründete Hoffnung sieht, den Verlauf positiv beeinflussen zu können – sei es durch Stabilisierung oder sogar durch eine Verbesserung des Sehens.
Natürlich ersetzt eine solche Empfehlung nie ein gutes Gespräch. Wenn Du unsicher bist, Fragen hast oder Ängste verspürst, dann sprich sie aus. Kein Anliegen ist zu klein. Es geht um Dein Augenlicht – und darum, dass Du Dich gut aufgehoben fühlst. Eylea ist keine Wunderwaffe, aber ein bewährtes Werkzeug, das in der modernen Augenheilkunde vielen Menschen schon geholfen hat, ihre Lebensqualität zu erhalten. Und vielleicht gehörst auch Du bald dazu.
Wirkt Eylea auch gegen Krebs?
Vielleicht hast Du irgendwo gelesen oder gehört, dass der Wirkstoff Aflibercept, der in Eylea enthalten ist, auch in der Krebsbehandlung eine Rolle spielt. Und das stimmt: Es gibt tatsächlich ein Medikament mit dem gleichen Wirkstoff, das unter dem Namen Zaltrap bekannt ist und zur Behandlung bestimmter Darmkrebsarten eingesetzt wird. Dabei wird Aflibercept als Infusion über die Vene verabreicht und in viel höherer Dosierung als bei der Augenbehandlung angewendet.
Das kann verständlicherweise verunsichern – besonders, wenn man bereits Erfahrungen mit einer Krebserkrankung gemacht hat oder aktuell in Behandlung ist. Die gute Nachricht ist: Eylea ist kein Krebsmedikament im herkömmlichen Sinn. Es wurde speziell für den lokalen Einsatz im Auge entwickelt und wirkt dort ganz gezielt an der Netzhaut. Die Dosis ist im Vergleich zur onkologischen Anwendung extrem niedrig, und sie bleibt im Wesentlichen auf das Auge beschränkt.
Der Grund, warum Aflibercept in beiden Bereichen – also in der Augenheilkunde und in der Onkologie – verwendet wird, liegt im gemeinsamen Wirkmechanismus: Aflibercept blockiert den sogenannten VEGF-Botenstoff. Dieser spielt sowohl bei der krankhaften Gefäßneubildung im Auge als auch bei der Gefäßversorgung von Tumoren eine Rolle. Aber: Eylea ist nicht dafür gedacht, Krebs zu behandeln, und es gibt keine Hinweise darauf, dass Eylea eine Wirkung gegen Krebs hätte oder das Krebsrisiko beeinflusst – weder positiv noch negativ.
Wenn Du aktuell wegen einer Krebserkrankung in Behandlung bist oder eine solche Erkrankung in der Vergangenheit hattest, ist es dennoch wichtig, das Deiner Augenärztin oder Deinem Augenarzt mitzuteilen. Es gibt sehr seltene Situationen, in denen bestimmte Therapien aufeinander abgestimmt werden müssen. In der großen Mehrheit der Fälle spricht aber nichts dagegen, Eylea sicher und wirksam anzuwenden – auch bei einer Krebsvorgeschichte.
Wenn Du unsicher bist oder Dich diese Doppelrolle von Aflibercept beunruhigt, sprich es bitte an. Es ist völlig verständlich, wenn solche Informationen Fragen aufwerfen. Offenheit hilft hier am meisten – und das gilt sowohl im Gespräch mit Deiner Augenärztin als auch im Austausch mit der onkologischen Fachpraxis. Viele Patientinnen und Patienten empfinden es als beruhigend zu wissen, dass die beiden Anwendungen – also Eylea fürs Auge und Zaltrap in der Onkologie – zwei komplett verschiedene Wege und Ziele verfolgen.
Du darfst Dir also sicher sein: Die Behandlung mit Eylea ist darauf ausgelegt, Deine Netzhaut zu schützen – und nur darauf. Und wenn es dabei Fragen gibt, bist Du nicht allein. Jede Frage ist willkommen, und jede Sorge darf ausgesprochen werden. Du verdienst eine Therapie, die nicht nur medizinisch passt, sondern sich auch richtig anfühlt.
Wie wird Eylea verabreicht?
Die Vorstellung, eine Spritze direkt ins Auge zu bekommen, löst bei vielen Menschen im ersten Moment Unbehagen oder sogar Angst aus. Das ist vollkommen nachvollziehbar – schließlich ist das Auge ein sehr empfindliches Organ, und allein die Vorstellung, dass dort eine Nadel zum Einsatz kommt, kann erschreckend wirken. Vielleicht hast auch Du Dir diese Frage gestellt: „Wie soll ich das aushalten?“ Und genau deshalb ist es wichtig zu wissen, was wirklich passiert – Schritt für Schritt und ohne Schrecken.
Zunächst einmal: Die Injektion mit Eylea wird unter streng sterilen Bedingungen durchgeführt, meist in einem speziellen Behandlungsraum oder einem kleinen OP-Bereich in der augenärztlichen Praxis oder Klinik. Es handelt sich um einen medizinischen Routineeingriff, den viele Augenärztinnen und Augenärzte täglich mehrfach durchführen. Du bist also in erfahrenen Händen.
Bevor überhaupt etwas gespritzt wird, wird Dein Auge gründlich vorbereitet. Das bedeutet, dass Du mehrere Tropfen erhältst, die zunächst das Auge betäuben – Du spürst dadurch keine Schmerzen – und zusätzlich das Auge desinfizieren, um das Infektionsrisiko auf ein Minimum zu senken. Die Lider werden manchmal mit einem kleinen, schmerzfreien Lidhalter geöffnet, damit das Auge ruhig bleibt und Du Dich nicht blinzeln musst.
Die eigentliche Injektion dauert nur wenige Sekunden. Du spürst dabei in der Regel nur einen leichten Druck oder gar nichts – viele Betroffene sind überrascht, wie wenig spürbar der Moment selbst ist. Danach bekommst Du eventuell noch antibiotische Tropfen, um das Auge zusätzlich zu schützen.
Nach der Injektion bleibst Du noch einige Minuten zur Beobachtung in der Praxis. Viele Patientinnen und Patienten können danach direkt wieder nach Hause – am besten in Begleitung, da das Sehen vorübergehend leicht verschwommen sein kann, etwa durch die Tropfen oder kleine Luftbläschen im Auge, die sich schnell wieder auflösen.
In der Anfangszeit erfolgt die Eylea-Injektion in der Regel einmal im Monat. Diese sogenannte Initialphase dauert meist drei bis fünf Monate, je nach Krankheitsbild und individuellem Verlauf. Danach beginnt die Erhaltungsphase: Wenn sich das Auge stabilisiert hat, kann Dein Augenarzt oder Deine Augenärztin die Abstände zwischen den Injektionen verlängern – häufig auf acht Wochen, manchmal sogar auf zwölf Wochen. Dieses Vorgehen nennt man "Treat and Extend", also „Behandeln und Strecken“, und es erlaubt, die Therapie individuell an Deinen Bedarf anzupassen.
Vielleicht ist es nicht leicht, sich an den Gedanken zu gewöhnen, regelmäßig zur Behandlung zu kommen. Aber viele Betroffene berichten, dass mit der Zeit eine gewisse Routine einkehrt – und das Wissen, aktiv etwas zum Erhalt des Sehvermögens zu tun, gibt oft ein starkes Gefühl von Sicherheit. Eylea ist keine kurzfristige Maßnahme, sondern eine kontinuierliche Begleitung – aber eine, die Dir die Chance gibt, weiterhin selbstbestimmt zu sehen und zu leben.
Und wenn Du Dich vor dem ersten Mal fürchtest: Du bist nicht allein. Sprich mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin über Deine Ängste. Niemand erwartet, dass Du das ohne Fragen oder Sorgen bewältigst. Aber gemeinsam lässt sich dieser Weg gut gehen – Schritt für Schritt, Tropfen für Tropfen, Blick für Blick.
Wie lange dauert die Behandlung mit Eylea?
Die Behandlung mit Eylea ist meist langfristig angelegt. In den ersten drei bis fünf Monaten gibt es monatliche Injektionen, um die Erkrankung schnell zu stabilisieren. Das ist die sogenannte Initialphase.
Danach beginnt die Erhaltungsphase, in der die Abstände zwischen den Injektionen auf acht oder sogar zwölf Wochen verlängert werden können – je nachdem, wie gut Dein Auge auf die Therapie anspricht. Diese Phase kann sich über mehrere Jahre erstrecken. Viele Menschen erhalten Eylea zwei bis fünf Jahre lang, manchmal noch länger.
Wichtig ist, nicht aufzugeben. Auch wenn sich Verbesserungen nicht sofort zeigen, kann die Behandlung das Fortschreiten der Erkrankung stoppen – und das ist ein großer Erfolg. In manchen Fällen zeigen sich sichtbare Verbesserungen erst nach sechs bis zwölf Monaten. Geduld und Regelmäßigkeit sind hier entscheidend.
Was spüre ich nach der Injektion?
Ein leichtes Brennen, Kratzen oder ein Druckgefühl ist nach der Behandlung möglich, verschwindet aber meist rasch. Einige berichten von kleinen Punkten oder Schlieren im Blickfeld, die sich bald wieder auflösen. Wenn stärkere Schmerzen, Rötung oder Sehverlust auftreten, solltest Du sofort ärztliche Hilfe suchen – das können Hinweise auf eine seltene Komplikation sein.
Wie gehe ich emotional mit der Therapie um?
Die Diagnose einer chronischen Augenerkrankung kann emotional sehr belastend sein. Ängste und Unsicherheiten sind normal. Wichtig ist, diese Gefühle ernst zu nehmen und sich Unterstützung zu holen. Sprich mit Deinem Arzt oder tausche Dich mit anderen Betroffenen aus – zum Beispiel in Selbsthilfegruppen.
Viele Menschen empfinden es als hilfreich, die Behandlung als aktive Entscheidung für ihre Gesundheit zu betrachten. Jeder Termin, jede Injektion ist ein Schritt, um das Augenlicht zu bewahren.
Was ist sonst noch wichtig?
Achte auf Deine allgemeine Gesundheit: Gute Blutzuckerwerte, Nichtrauchen, UV-Schutz für die Augen und regelmäßige Kontrollen sind wichtig. Jeder dieser Aspekte hilft, Deine Netzhaut zu schützen. Und vor allem: Verliere nicht den Mut. Eylea hat vielen geholfen – vielleicht auch Dir.