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Die FOLFIRINOX-Therapie gilt als eine der wirksamsten verfügbaren Behandlungsoptionen beim fortgeschrittenen Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sie kann das Tumorwachstum verlangsamen, Symptome lindern und – in bestimmten Fällen – sogar dazu führen, dass ein nicht operierbarer Tumor doch noch entfernt werden kann. Gleichzeitig ist diese Therapie körperlich sehr fordernd. Viele Patientinnen und Patienten erleben Nebenwirkungen, die den Alltag stark beeinflussen können. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die häufigsten Beschwerden, erklärt ihre Hintergründe und zeigt auf, welche Hilfen möglich sind.

Erschöpfung und Kraftlosigkeit – mehr als nur Müdigkeit

Eine der häufigsten Nebenwirkungen ist eine ausgeprägte Erschöpfung, auch Fatigue genannt. Dabei handelt es sich nicht um eine Müdigkeit, wie sie nach einem anstrengenden Tag auftritt, sondern um ein tiefgreifendes Gefühl körperlicher und geistiger Schwäche. Diese Form der Erschöpfung kann jederzeit auftreten – unabhängig von Schlaf oder Aktivität – und wird oft als lähmend beschrieben. Viele Betroffene fühlen sich kraftlos, ausgelaugt und benötigen ungewöhnlich viel Ruhezeit.

Diese Erschöpfung entsteht durch mehrere Faktoren: die Wirkung der Chemotherapie selbst, die körperliche Belastung durch die Krebserkrankung und die emotionale Anspannung, die mit der Diagnose und der Therapie einhergeht. Auch Blutarmut (Anämie), eine häufige Begleiterscheinung unter Chemotherapie, kann zur Müdigkeit beitragen.

Magen-Darm-Beschwerden – wenn der Körper rebelliert

Der Magen-Darm-Trakt ist besonders empfindlich gegenüber den Wirkstoffen von FOLFIRINOX. Viele Patientinnen und Patienten berichten über Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust oder Durchfall. Diese Beschwerden können direkt nach der Infusion auftreten, sich aber auch verzögert entwickeln.

Übelkeit wird oft durch eine Reizung des Brechzentrums im Gehirn verursacht, das auf die Chemotherapie reagiert. Heute stehen jedoch moderne Medikamente zur Verfügung, sogenannte Antiemetika, die das Risiko deutlich senken können. Dennoch gelingt es nicht immer, Übelkeit vollständig zu verhindern. Der Appetitverlust wiederum ist häufig eine Folge der Übelkeit, kann aber auch durch Geschmacksveränderungen oder Geruchsempfindlichkeit verstärkt werden.

Durchfall entsteht, wenn die Schleimhäute des Darms gereizt oder geschädigt werden – was bei der FOLFIRINOX-Therapie durch Irinotecan besonders häufig vorkommen kann. Der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust stellt für den Körper eine zusätzliche Belastung dar.

Ein veränderter Geschmackssinn ist ebenfalls eine häufige Rückmeldung. Speisen schmecken anders, oft metallisch oder bitter. Das kann dazu führen, dass sogar vertraute Lebensmittel plötzlich unangenehm wirken und die Freude am Essen verloren geht.

Polyneuropathie – wenn die Nerven mitreagieren

Ein Teil der Betroffenen entwickelt im Laufe der Therapie eine sogenannte Polyneuropathie – eine Schädigung der peripheren Nerven. Diese äußert sich meist durch Kribbeln, Taubheitsgefühle, Brennen oder Schmerzen in Händen und Füßen. Oft treten die Beschwerden zunächst nur bei Kältereizen auf, können sich mit der Zeit jedoch verstärken und dauerhaft bestehen bleiben.

Besonders das Medikament Oxaliplatin ist dafür bekannt, diese Beschwerden zu verursachen. Betroffene berichten, dass schon kalte Luft, das Berühren eines kalten Getränks oder das Öffnen des Kühlschranks Missempfindungen auslösen können. Auch feinmotorische Tätigkeiten, wie das Zuknöpfen einer Bluse oder das Schreiben mit einem Stift, können erschwert sein.

Wenn die Beschwerden frühzeitig erkannt und mit dem Behandlungsteam besprochen werden, kann die Dosis angepasst oder vorübergehend reduziert werden. Ziel ist es, dauerhafte Nervenschäden zu vermeiden.

Abwehrkräfte geschwächt – erhöhte Infektanfälligkeit

Die FOLFIRINOX-Therapie beeinflusst auch das Immunsystem. Sie kann zu einem deutlichen Abfall der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) führen, die für die Abwehr von Krankheitserregern verantwortlich sind. In diesem Zustand, der medizinisch als Neutropenie bezeichnet wird, besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen.

Besonders gefährlich ist Fieber in diesem Zusammenhang. Schon leicht erhöhte Temperaturen können ein Hinweis auf eine Infektion sein, die schnell und konsequent behandelt werden muss. Auch Schüttelfrost, anhaltendes Krankheitsgefühl oder Halsschmerzen sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. In manchen Fällen kann eine stationäre Behandlung mit Antibiotika notwendig werden.

Die regelmäßige Kontrolle des Blutbilds ist deshalb ein fester Bestandteil der Therapieüberwachung. In einigen Fällen kann die Bildung von Blutkörperchen durch spezielle Medikamente stimuliert werden.

Mundschleimhaut und Haut – zusätzliche Angriffsstellen

Die Mundschleimhäute reagieren oft empfindlich auf die Chemotherapie. Es kann zu schmerzhaften Entzündungen (Mukositis) kommen, die das Essen, Trinken und Sprechen beeinträchtigen. Offene Stellen im Mund sind nicht nur unangenehm, sondern auch Eintrittspforten für Keime. Eine sorgfältige Mundhygiene – angepasst an die jeweilige Situation – ist in dieser Zeit besonders wichtig.

Auch die Haut kann sich verändern: Sie wird häufig trockener, empfindlicher und neigt zu Rötungen oder Juckreiz. Manche Betroffene entwickeln dunklere Hautflecken, besonders an den Händen, im Gesicht oder an Stellen, die häufiger dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.

Haarausfall – eine sichtbare und oft belastende Veränderung

Haarausfall betrifft nicht alle, kommt aber bei FOLFIRINOX häufig vor. Er beginnt meist einige Wochen nach Therapiebeginn und betrifft neben den Kopfhaaren oft auch Augenbrauen, Wimpern oder Körperhaare. Viele empfinden diesen sichtbaren Verlust als eine der belastendsten Nebenwirkungen – nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern weil er die Erkrankung nach außen sichtbar macht.

Beratung durch onkologische Fachpflegekräfte oder spezialisierte Zentren kann helfen, mit dieser Veränderung umzugehen – etwa durch das Anpassen von Kopfbedeckungen oder den Antrag auf eine Perücke, der von den Krankenkassen meist übernommen wird.

Individuelle Reaktionen – kein Verlauf ist wie der andere

Die Nebenwirkungen der FOLFIRINOX-Therapie können stark variieren. Manche Menschen erleben viele Beschwerden gleichzeitig, andere wiederum vertragen die Therapie besser als befürchtet. Auch der zeitliche Verlauf ist individuell unterschiedlich – manche Reaktionen treten unmittelbar auf, andere erst nach mehreren Zyklen.

Was alle gemeinsam haben: Beschwerden sollten ernst genommen und frühzeitig angesprochen werden. Es gibt heute viele medizinische, pflegerische und therapeutische Möglichkeiten, um die Begleiterscheinungen zu lindern.

Begleitung und Unterstützung – niemand muss allein durch die Therapie

Neben der medizinischen Versorgung ist auch die psychosoziale Begleitung ein wichtiger Pfeiler. Gesprächsangebote durch Psychoonkologinnen und Psychoonkologen, Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen können helfen, seelische Belastungen aufzufangen und neue Kraftquellen zu erschließen. Auch Angehörige können durch gezielte Angebote entlastet und gestärkt werden.

Fazit

Die FOLFIRINOX-Therapie stellt den Körper auf eine harte Probe. Sie kann jedoch wichtige Ziele erreichen – etwa das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder Symptome zu lindern. Die damit verbundenen Nebenwirkungen sind vielfältig, oft belastend, aber keinesfalls schicksalhaft.

Ein gut informiertes und eingebundenes Behandlungsteam, unterstützende Begleitangebote und der offene Umgang mit Beschwerden sind entscheidend dafür, diese schwierige Zeit bestmöglich zu bewältigen. Denn auch inmitten aller Belastungen gilt: Jede Hilfe zählt.

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