Ein plötzlicher Notfall bei Kindern
Ein fieberndes Kind – zunächst scheint es sich um eine gewöhnliche Infektion zu handeln. Doch die Temperatur bleibt hoch, über mehrere Tage hinweg. Hinzu kommen ein Ausschlag, gerötete Augen und geschwollene Lymphknoten. Die Lippen werden rissig, die Zunge erscheint rot wie eine Erdbeere. Eltern und Ärzte stehen vor einem Rätsel. Als schließlich die Diagnose gestellt wird, ist es ein Wettlauf gegen die Zeit: Kawasaki-Syndrom, eine seltene, aber potenziell gefährliche Erkrankung, die zu schweren Schäden an den Blutgefäßen führen kann.
Schnelles Handeln ist entscheidend, denn ohne rechtzeitige Behandlung kann das Kawasaki-Syndrom lebenslange Folgen haben.
Ursachen und Symptome
Das Kawasaki-Syndrom ist eine entzündliche Erkrankung der Blutgefäße (Vaskulitis), die vor allem Kinder unter fünf Jahren betrifft. Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig geklärt, aber Experten vermuten eine Überreaktion des Immunsystems auf eine Infektion. Vermutlich spielen genetische Faktoren und Umweltfaktoren ebenfalls eine Rolle.
Hauptsymptome des Kawasaki-Syndroms:
- Hohes Fieber über mindestens fünf Tage, das nicht auf Antibiotika oder Fiebersenker anspricht.
- Gerötete Augen (Bindehautentzündung), jedoch ohne Eiterbildung.
- Erdbeerzunge – eine intensiv rote, geschwollene Zunge mit vergrößerten Geschmacksknospen.
- Geschwollene Lymphknoten, besonders im Halsbereich.
- Hautausschlag, der den gesamten Körper betreffen kann.
- Rissige, trockene Lippen und geschwollene Hände und Füße, die sich nach einigen Tagen schälen.
Das gefährlichste Risiko besteht in der möglichen Entzündung der Herzkranzgefäße (Koronararterienaneurysmen), die zu langfristigen Herzproblemen oder sogar einem Herzinfarkt führen können.
Diagnosestellung
Da es keinen spezifischen Test für das Kawasaki-Syndrom gibt, basiert die Diagnose auf den typischen Symptomen und dem Ausschluss anderer Krankheiten. Ärzte verwenden folgende Methoden:
- Klinische Untersuchung – Überprüfung der Hauptsymptome.
- Bluttests – Zeigen erhöhte Entzündungswerte, veränderte weiße Blutkörperchen und manchmal eine Anämie.
- Echokardiographie (Herzultraschall) – Untersucht mögliche Schädigungen der Herzkranzgefäße.
- EKG (Elektrokardiogramm) – Zeigt Auffälligkeiten in der Herzfunktion.
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.
Therapie und Behandlungsmöglichkeiten
Das Kawasaki-Syndrom erfordert eine schnelle und gezielte Behandlung, um Entzündungen einzudämmen und Schäden am Herzen zu verhindern.
Medikamentöse Therapie
- Intravenöse Immunglobuline (IVIG): Die wichtigste und effektivste Behandlung. Eine einmalige hochdosierte Gabe kann die Entzündung schnell stoppen und das Risiko für Herzprobleme deutlich senken.
- Acetylsalicylsäure (Aspirin): Reduziert Entzündungen und beugt Blutgerinnseln vor. In der akuten Phase werden hohe Dosen verabreicht, die später schrittweise reduziert werden.
- Kortikosteroide: Werden in schweren Fällen eingesetzt, wenn die Standardtherapie nicht anschlägt.
Langfristige Maßnahmen
Kinder, die das Kawasaki-Syndrom durchgemacht haben, benötigen eine langfristige kardiologische Überwachung, insbesondere wenn sie Komplikationen an den Koronararterien entwickelt haben. Manche müssen lebenslang blutverdünnende Medikamente einnehmen, um Thrombosen oder Herzinfarkten vorzubeugen.
Leben mit der Diagnose
Eltern stehen nach der Diagnose vor vielen Fragen. Wird mein Kind langfristig gesund sein? Wird es später Herzprobleme bekommen? In den meisten Fällen heilt das Kawasaki-Syndrom bei früher Behandlung ohne dauerhafte Schäden aus.
Allerdings benötigen Kinder mit Koronaraneurysmen regelmäßige ärztliche Kontrollen. Sportliche Aktivitäten sollten mit einem Kardiologen abgestimmt werden.
Viele Eltern finden Unterstützung in Selbsthilfegruppen, um sich mit anderen betroffenen Familien auszutauschen. Auch psychologische Hilfe kann sinnvoll sein, um mit der Angst vor möglichen Spätfolgen umzugehen.
Fazit
Das Kawasaki-Syndrom ist eine ernsthafte, aber behandelbare Erkrankung. Entscheidend ist eine frühzeitige Diagnose und eine schnelle Therapie mit Immunglobulinen, um schwerwiegende Komplikationen zu verhindern. Eltern sollten bei anhaltendem Fieber und begleitenden Symptomen nicht zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit der richtigen Behandlung haben die meisten betroffenen Kinder eine gute Prognose und können ein gesundes Leben führen.