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Ein rätselhaftes Leiden, das an der Realität zweifeln lässt
Es beginnt mit einem unangenehmen Jucken auf der Haut, als ob winzige Partikel oder Insekten darauf krabbeln. Die Betroffenen nehmen Veränderungen wahr, die für andere unsichtbar bleiben. Dann entstehen kleine Wunden, die nicht heilen wollen. Immer wieder kommt es zu Entzündungen, und das Gefühl, dass etwas unter der Haut nicht stimmt, wird immer stärker. Manche berichten von seltsamen Fasern, die aus den Wunden herauswachsen, andere beschreiben Körner oder winzige schwarze Partikel, die sich in den Läsionen befinden.

Die Ärzte sind ratlos. Standardtests zeigen keine Auffälligkeiten, es gibt keine Anzeichen für Parasiten oder bekannte Infektionen. Die Beschwerden werden oft als Einbildung abgetan, und den Betroffenen wird geraten, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Doch für die Erkrankten ist das keine akzeptable Erklärung. Sie erleben reale körperliche Symptome, die sich nicht mit einer bloßen Wahrnehmungsstörung erklären lassen. Das führt zu einer tiefen Verunsicherung, Misstrauen gegenüber Ärzten und manchmal sozialer Isolation.

Ursachen und wissenschaftliche Kontroversen

Die genaue Ursache der Morgellons-Krankheit bleibt bis heute ein Rätsel. Manche Forscher vermuten, dass es sich um eine bakterielle oder parasitäre Infektion handelt, die bisher nicht ausreichend erforscht wurde. Eine der bekanntesten Hypothesen verbindet die Erkrankung mit einer Infektion durch Borrelien, die auch für die Lyme-Borreliose verantwortlich sind. Andere Wissenschaftler halten Morgellons für eine psychosomatische Erkrankung und vergleichen sie mit einer Form des Dermatozoenwahns, bei dem Betroffene glauben, von Parasiten befallen zu sein, obwohl keine biologischen Hinweise darauf existieren.

Einige dermatologische Untersuchungen zeigen, dass die angeblichen Fasern, die aus der Haut wachsen, oft aus Textilfasern bestehen, die sich durch das ständige Kratzen in den Wunden ablagern. Andere Forscher argumentieren dagegen, dass es sich bei diesen Fasern um biologisches Material handelt, das vom Körper selbst produziert wird. Labortests, die dies beweisen könnten, sind jedoch bisher nicht eindeutig.

Die Unsicherheit darüber, ob Morgellons eine eigenständige Krankheit oder eine somatoforme Störung ist, macht die medizinische Versorgung der Betroffenen extrem schwierig. Viele Ärzte weigern sich, die Beschwerden ernst zu nehmen, was das Leiden der Erkrankten noch verstärkt.

Symptome, die sich nicht erklären lassen

Morgellons-Patienten berichten von einer Vielzahl an Symptomen, die über Hautveränderungen hinausgehen. Neben den nicht heilenden Wunden und den beschriebenen Fasern treten häufig auch neurologische Beschwerden auf. Konzentrationsstörungen, chronische Müdigkeit, Kopfschmerzen und sogar Sehstörungen gehören zu den häufigen Begleiterscheinungen. Einige Patienten berichten von Muskel- und Gelenkschmerzen, die an rheumatische Erkrankungen erinnern.

Besonders belastend ist das ständige Gefühl, dass sich unter der Haut etwas bewegt. Dieses Kribbeln oder Stechen führt dazu, dass Betroffene immer wieder an ihrer Haut manipulieren, um die vermeintlichen Fremdkörper zu entfernen. Das ständige Kratzen verstärkt die Wunden und sorgt für Infektionen, die den Krankheitsverlauf weiter verschlechtern.

Ein weiteres großes Problem ist die emotionale Belastung, die mit der Erkrankung einhergeht. Viele Menschen fühlen sich von ihrem sozialen Umfeld nicht ernst genommen und ziehen sich zurück. Die Hoffnung, einen Arzt zu finden, der die Beschwerden wirklich untersucht, schwindet mit jeder enttäuschenden Untersuchung.

Diagnosestellung und medizinische Herausforderungen

Die Diagnose der Morgellons-Krankheit ist schwierig, da es keine allgemein anerkannten diagnostischen Kriterien gibt. Ärzte müssen andere Hauterkrankungen wie Krätze, Neurodermitis oder bakterielle Infektionen ausschließen, bevor sie überhaupt in Betracht ziehen, dass es sich um Morgellons handeln könnte.

Eine Möglichkeit zur Untersuchung bietet die Hautbiopsie, die jedoch in vielen Fällen keine eindeutigen Hinweise auf eine Infektion liefert. In einigen Studien wurden jedoch Borrelien-DNA in Hautproben von Morgellons-Patienten gefunden, was auf eine mögliche Verbindung mit Lyme-Borreliose hindeuten könnte.

Zusätzlich kann eine mikroskopische Untersuchung der angeblichen Fasern erfolgen. In den meisten Fällen werden sie als textile Rückstände identifiziert, die durch Kleidung oder Bettwäsche in die Wunden gelangt sein könnten. Andere Untersuchungen haben jedoch Fasern mit ungewöhnlichen Strukturen nachgewiesen, die nicht von bekannten Textilmaterialien stammen.

Da viele Ärzte die Krankheit nicht anerkennen, wird häufig eine psychiatrische Abklärung empfohlen. Psychologische Tests zeigen, dass viele Betroffene unter Angststörungen oder Depressionen leiden, was jedoch eine Folge der chronischen Beschwerden sein könnte und nicht zwangsläufig die Ursache.

Therapieansätze und Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung der Morgellons-Krankheit ist problematisch, da es keine einheitliche Therapie gibt. Je nach vermuteter Ursache wird die Erkrankung unterschiedlich behandelt.

Einige Ärzte setzen Antibiotika ein, insbesondere wenn eine mögliche Borrelien-Infektion vermutet wird. Patienten, die auf diese Behandlung ansprechen, berichten von einer leichten Verbesserung ihrer Symptome, jedoch kommt es bei vielen nach Absetzen der Antibiotika zu einem Rückfall.

Andere Mediziner empfehlen eine symptomatische Behandlung mit Antihistaminika, Kortison oder Salben zur Wundheilung. Diese Maßnahmen können den Juckreiz lindern und die Hautregeneration unterstützen, lösen jedoch nicht die zugrunde liegende Ursache.

In Fällen, in denen eine psychische Komponente vermutet wird, kommen Antidepressiva oder Antipsychotika zum Einsatz. Diese können helfen, das ständige Bedürfnis, an der Haut zu manipulieren, zu reduzieren und Ängste abzubauen. Allerdings stößt dieser Therapieansatz oft auf Ablehnung seitens der Patienten, da sie sich nicht als psychisch krank betrachten.

Neben der medikamentösen Therapie kann eine begleitende Verhaltenstherapie helfen, den Umgang mit den Beschwerden zu verbessern. Methoden zur Stressbewältigung, Entspannungstechniken und kognitive Umstrukturierung können dazu beitragen, die Wahrnehmung der Symptome zu beeinflussen und das Selbstverletzungsverhalten zu reduzieren.

Leben mit der Morgellons-Krankheit

Das größte Problem für Menschen mit Morgellons ist nicht nur die Erkrankung selbst, sondern der Umgang mit der Ablehnung durch das medizinische System. Viele fühlen sich allein gelassen und unverstanden. Die ständige Suche nach einer Erklärung für ihre Symptome kann dazu führen, dass sie sich immer weiter isolieren.

Einige Betroffene schließen sich Selbsthilfegruppen an, in denen sie sich mit anderen austauschen können, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Dies kann helfen, die emotionale Belastung zu verringern und Strategien zu entwickeln, um mit der Krankheit umzugehen.

Die langfristige Prognose für Morgellons-Patienten ist ungewiss. Manche Menschen erleben Phasen, in denen die Symptome nachlassen, während andere über Jahre hinweg mit denselben Beschwerden kämpfen. Die Forschung zu dieser Krankheit steckt noch in den Kinderschuhen, doch in den letzten Jahren ist das Interesse daran gewachsen.

Fazit

Die Morgellons-Krankheit bleibt ein medizinisches Rätsel. Während einige Studien eine Verbindung zu bakteriellen Infektionen nahelegen, betrachten viele Mediziner sie weiterhin als eine psychische Störung. Betroffene stehen vor der Herausforderung, ernst genommen zu werden und eine angemessene Behandlung zu finden. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Forschungen mehr Klarheit bringen und bessere Therapieansätze entwickelt werden. Bis dahin bleibt der wichtigste Ansatz, die Symptome zu lindern und den Patienten eine medizinische und psychologische Unterstützung zu bieten, die ihren Leidensweg erleichtert.

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