Navigations-Button: Hamburger-Menü
Symbol für die Suche

Was tun, wenn das Ohr weh tut, aber kein Fieber da ist und sonst alles normal wirkt?

Wenn dein Kind plötzlich sagt: „Mein Ohr tut weh“, ist das ein Moment, der dich als Mutter oder Vater sofort aufhorchen lässt. Ganz gleich, ob dein Kind sonst fröhlich wirkt, spielt oder normal isst – der Gedanke an eine mögliche Entzündung oder Erkrankung ist sofort da. Besonders verunsichernd ist es, wenn nur ein Ohr betroffen ist, kein Fieber besteht und dein Kind sich im Übrigen völlig unauffällig verhält. Dann stellt sich schnell die Frage: Muss ich gleich zum Arzt? Oder darf ich abwarten und beobachten, ob es von allein besser wird?

Solche Situationen bringen Unsicherheit mit sich – gerade weil wir als Eltern alles richtig machen wollen. Wir kennen unser Kind gut, spüren, wenn etwas nicht stimmt, und stehen gleichzeitig vor der Herausforderung, Symptome richtig einzuordnen, die manchmal nur sehr vage sind. Kinder können Schmerzen oft noch nicht präzise beschreiben. Sie sagen, dass etwas weh tut, aber nicht, ob es sticht, drückt, zieht oder pocht. Und manchmal wirkt alles wieder vergessen – bis der Schmerz plötzlich wieder da ist.

Die gute Nachricht ist: Ohrenschmerzen, die nur einseitig auftreten und nicht von Fieber begleitet werden, sind bei Kindern häufig harmlos. Oft stecken vorübergehende Reizungen, äußere Einflüsse oder harmlose körperliche Ursachen dahinter, die sich von selbst wieder zurückbilden. Trotzdem lohnt es sich, genau hinzusehen – mit wacher Aufmerksamkeit, ohne in Sorge zu verfallen. Denn gerade im Zusammenspiel von Beobachtung, Einfühlungsvermögen und dem Vertrauen in das eigene Bauchgefühl liegt viel elterliche Stärke.

Was kann hinter den Beschwerden stecken?

Einseitige Ohrenschmerzen ohne Fieber können viele Ursachen haben – und sie liegen nicht immer direkt im Ohr. Bei Kindern sind solche Beschwerden häufig auf eher harmlose Reize zurückzuführen. Eine der typischen Auslöser ist zum Beispiel Zugluft: Wenn ein Kind draußen gespielt hat und dabei kaltem Wind oder einem Luftzug ausgesetzt war, kann das Ohr empfindlich reagieren. Auch starke Temperaturwechsel, etwa beim Wechsel vom warmen Haus ins kühle Freie oder umgekehrt, führen bei manchen Kindern zu einem unangenehmen Druck- oder Schmerzgefühl.

Nach dem Baden oder Duschen kommt es ebenfalls nicht selten vor, dass Wasser im Ohr zurückbleibt. Dieses Wasser kann den Gehörgang reizen oder sogar ein leichtes Druckgefühl verursachen, das von Kindern als schmerzhaft empfunden wird. Auch Ohrenschmalz spielt eine Rolle: Wenn sich zu viel davon ansammelt oder ein kleiner Pfropf entsteht, kann er das Trommelfell reizen und dadurch Schmerzen hervorrufen. In manchen Fällen gelangt ein kleines Sandkorn oder ein anderes winziges Partikel ins Ohr – auch das kann zu einer Reizung führen, ohne dass man es von außen bemerkt.

Nicht immer liegt die Ursache jedoch tatsächlich im Ohr selbst. Kinder empfinden Schmerzen oft in einer anderen Körperregion, als dort, wo sie eigentlich entstehen. So kann zum Beispiel das Durchbrechen neuer Zähne, vor allem der hinteren Backenzähne, in das Ohr ausstrahlen und dort als unangenehmes Ziehen oder Pochen empfunden werden. Auch eine verspannte Kaumuskulatur oder Probleme mit dem Kiefergelenk, etwa durch nächtliches Zähneknirschen, können Ohrschmerzen auslösen. Ebenso ist es möglich, dass sich eine beginnende Erkältung ankündigt, bei der sich zunächst Druck im Ohr aufbaut, bevor andere Symptome wie Schnupfen oder Husten dazukommen.

Nach Flugreisen oder Schwimmbadbesuchen kommt es gelegentlich zu einem gestörten Druckausgleich im Mittelohr. Wenn der Druck im Ohr nicht richtig ausgeglichen werden kann – zum Beispiel weil die sogenannte Ohrtrompete (Eustachische Röhre) vorübergehend blockiert ist – kann das zu einem unangenehmen Druckgefühl führen, das Kinder als Schmerz beschreiben. Gerade wenn nur ein Ohr betroffen ist, wird dieser Zustand oft deutlicher wahrgenommen.

All diese Ursachen haben gemeinsam, dass sie zwar unangenehm sein können, aber in den meisten Fällen keinen ernsthaften Hintergrund haben. Trotzdem lohnt sich ein wachsamer Blick – denn auch kleine Veränderungen können wertvolle Hinweise liefern.

Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?

Auch wenn kein Fieber vorliegt und dein Kind insgesamt einen munteren Eindruck macht, solltest du die Situation aufmerksam beobachten. Ohrenschmerzen sind zwar häufig harmlos, doch es gibt Anzeichen, bei denen ein Besuch in der kinderärztlichen Praxis sinnvoll oder sogar notwendig ist. Besonders dann, wenn sich der Schmerz über ein bis zwei Tage nicht bessert oder dein Kind vermehrt klagt, solltest du reagieren. Kinder spüren Beschwerden oft intensiver als Erwachsene und können nicht immer genau einordnen, was sie fühlen – deshalb ist es wichtig, auch auf ihr Verhalten zu achten.

Wenn dein Kind Berührungen am betroffenen Ohr als besonders unangenehm empfindet, das Ohr sichtbar gerötet oder geschwollen ist oder sich das allgemeine Befinden verschlechtert, kann dies ein Hinweis auf eine beginnende Entzündung oder eine andere Reizung sein, die medizinisch abgeklärt werden sollte. Auch wenn dein Kind plötzlich schlechter hört, das Gefühl hat, „wie durch Watte“ zu hören, oder Flüssigkeit aus dem Ohr austritt – sei es klar oder eitrig – solltest du zeitnah ärztlichen Rat einholen.

In manchen Fällen wirkt das Kind zwar äußerlich fit, ist aber ungewöhnlich anhänglich, zieht sich zurück oder ist deutlich gereizter als sonst. Gerade bei kleineren Kindern, die noch nicht genau sagen können, was ihnen fehlt, ist das oft ein stilles Warnsignal. Vertraue hier ruhig deinem Gefühl. Du kennst dein Kind am besten – und wenn du spürst, dass „etwas nicht stimmt“, dann ist es richtig, das abklären zu lassen. Eine frühzeitige Untersuchung kann nicht nur Beschwerden lindern, sondern auch verhindern, dass sich eine harmlose Ursache zu einer ernsteren Infektion entwickelt.

Was kannst du zu Hause tun?

Wenn dein Kind über Ohrenschmerzen klagt, du aber den Eindruck hast, dass es insgesamt stabil wirkt und kein Fieber hat, kannst du zunächst versuchen, die Beschwerden zu Hause zu lindern. Viele Kinder empfinden Wärme als wohltuend – ein leicht angewärmtes Kirschkernkissen oder ein lauwarmer Waschlappen, vorsichtig an die schmerzende Seite gelegt, kann helfen, den Druck zu mildern und die Muskulatur rund um das Ohr zu entspannen. Achte dabei darauf, dass die Wärme angenehm ist und niemals zu heiß – Kinderhaut reagiert empfindlich.

Auch Ruhe kann Wunder wirken. Wenn dein Kind sich zurückziehen kann, in einer ruhigen Umgebung ist und einfach ein wenig abschalten darf, tut das nicht nur dem Ohr, sondern dem ganzen kleinen Körper gut. Vielleicht hilft ein gemeinsames Vorlesen, ein Hörspiel oder einfach Nähe – manchmal ist es genau diese Geborgenheit, die Kindern in solchen Momenten am meisten hilft. Es zeigt ihnen: Ich werde gesehen, ich werde ernst genommen, ich bin nicht allein mit meinem Schmerz.

Manche Kinder reagieren besonders empfindlich auf Lärm oder hektische Situationen, wenn sie Schmerzen haben. Ein gedämpftes Licht, eine ruhige Atmosphäre und etwas mehr Geduld als sonst können in diesen Momenten viel bewirken.

Wenn dein Kind stark unter den Schmerzen leidet, kannst du in Rücksprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt auch ein geeignetes Schmerzmittel geben, etwa Paracetamol oder Ibuprofen. Das sollte aber nicht leichtfertig geschehen, vor allem nicht bei kleinen Kindern. Auch sogenannte Ohrentropfen oder Hausmittel wie Zwiebelwickel sollten nur nach Rücksprache und keinesfalls ins Ohr eingebracht werden, wenn nicht klar ist, ob das Trommelfell intakt ist.

Oft ist es das Zusammenspiel aus Zuwendung, Wärme und ein wenig Geduld, das kleine Beschwerden deutlich lindern kann. Und wenn du das Gefühl hast, dass es deinem Kind nicht besser geht oder sich der Zustand verändert – dann ist es immer richtig, nochmal ärztlichen Rat einzuholen.

Meine Meinung

Ohrenschmerzen auf nur einer Seite und ohne Fieber wirken auf den ersten Blick oft weniger bedrohlich – und in vielen Fällen sind sie das auch. Gerade bei Kindern steckt häufig eine harmlose Ursache dahinter: ein wenig Zugluft, ein Reiz durch Wasser oder Ohrenschmalz, vielleicht ein beginnender Zahn oder ein sanfter Druckwechsel. Trotzdem darfst du solche Beschwerden ernst nehmen – nicht aus Angst, sondern aus Fürsorge.

Eltern haben ein feines Gespür dafür, wann etwas nicht stimmt. Wenn dein Kind über Schmerzen klagt, aber ansonsten fröhlich spielt, gut isst und sich so verhält wie immer, ist es völlig in Ordnung, erst einmal abzuwarten und sanft zu unterstützen. Gleichzeitig gilt: Wenn sich der Zustand verändert, der Schmerz zunimmt oder neue Symptome dazukommen, ist es immer richtig, sich ärztlichen Rat zu holen – lieber einmal zu viel als zu wenig.

Du musst in solchen Momenten nicht sofort alles wissen oder richtig machen. Es genügt oft schon, einfach da zu sein, zu trösten und dein Kind wissen zu lassen: Ich sehe dich. Ich kümmere mich. Und gemeinsam finden wir heraus, was dir guttut.

Wir erklären Ihnen

 

Visite-Medizin: Sie haben Fragen? Wir antworten!

Aktuelle Studien auf Visite-Medizin

Heilpflanzen bei Krebs

 

 
×
 
Top