Opioide, die in schwach wirksame (wie Tramadol, Tilidin und Codein) und stark wirksame (wie Morphin, Fentanyl, Buprenorphin, Oxycodon und Hydromorphon) unterteilt werden, sind ein zentraler Bestandteil der Schmerztherapie. Ihre mögliche Kombination in der Behandlung wirft wichtige Fragen zur Wirksamkeit und Sicherheit auf.
Die Kombination von schwach und stark wirksamen Opioiden in der Schmerztherapie: Risiko erhöhter Nebenwirkungen
Warum die Kombination in Betracht gezogen wird
Die Idee, schwach und stark wirksame Opioide zu kombinieren, beruht auf dem Wunsch, eine umfassendere Schmerzlinderung zu erzielen. Von dieser Praxis wird jedoch häufig abgeraten, insbesondere wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen.
Risiken und Nebenwirkungen
Die Kombination dieser beiden Opioidgruppen erhöht das Risiko von Nebenwirkungen erheblich. Diese können von Übelkeit und Verstopfung bis hin zu schwerwiegenderen Problemen wie Atemdepression, Sedierung und Überdosierung reichen. Die gleichzeitige Anwendung kann auch zu einer verstärkten Toleranzentwicklung und einem erhöhten Abhängigkeitspotenzial führen.
Medizinische Überlegungen und Studienlage
Ärzte und Forscher betonen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Abwägung der Risiken gegenüber dem möglichen Nutzen. Die begrenzte Studienlage lässt keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu, verstärkt aber die Bedenken hinsichtlich der Sicherheit dieser Kombinationstherapie.
Klinische Praxis und Leitlinien
Angesichts der genannten Risiken raten die meisten klinischen Leitlinien von der routinemäßigen Kombination schwach und stark wirksamer Opioide ab. Stattdessen wird empfohlen, individuelle Therapieansätze zu verfolgen, die niedrigste wirksame Dosis zu wählen und nicht-opioide Analgetika in Betracht zu ziehen.
Quellen, Leitinien & Studien
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