Opioide wie Morphin, Oxycodon und Hydrocodon sind wirksame Schmerzmittel, bergen aber auch das Risiko der Abhängigkeit und anderer Nebenwirkungen. Deshalb ist ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Substanzen wichtig. Ein abrupter Entzug kann zu starken Entzugssymptomen, verstärkten Schmerzen und anderen gesundheitlichen Komplikationen führen. Ein stufenweiser Ansatz zur Reduzierung der Opioiddosis wird daher häufig als sicherere und wirksamere Methode angesehen.
Absetzen von Opioiden
Die Anpassung der Dosierung von Opioiden erfordert einen maßgeschneiderten Ansatz. Dies gilt für Opioide wie Morphin, Hydromorphon, Oxycodon und Methadon. Eine allgemeine Empfehlung für die meisten Opioide lautet, die Dosis nicht um mehr als 20 bis 30 % pro Tag zu reduzieren. Methadon, das für seine spezifischen Eigenschaften und seine lang anhaltende Wirkung bekannt ist, erfordert einen noch vorsichtigeren Ansatz mit einer wöchentlichen Dosisreduktion von 10-20%.
Entzugssymptome bei abruptem Absetzen von Opioiden
Bei zu schnellem oder abruptem Absetzen von Opioiden können vielfältige körperliche Entzugssymptome auftreten. Häufig treten Erregungszustände auf, die zum Teil von Angst begleitet sein können. Diese Zustände innerer Unruhe und Nervosität können für die Betroffenen sehr belastend sein.
Gleichzeitig kann es zu Schweißausbrüchen kommen, die sowohl tagsüber als auch nachts auftreten können. Diese plötzlichen Schweißausbrüche sind nicht nur unangenehm, sondern können auch zu einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf führen.
Starkes Zittern, das oft in den Händen beginnt und sich im schlimmsten Fall auf den ganzen Körper ausbreiten kann, ist ein weiteres häufiges Symptom. Dieses Zittern kann alltägliche Tätigkeiten wie Schreiben oder Essen erschweren und zu einer zusätzlichen psychischen Belastung führen.
Auch Schlafstörungen sind ein immer wiederkehrendes Problem. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen, was zu einer Verschlechterung des allgemeinen Wohlbefindens und zu Müdigkeit während des Tages führt.
Auch Verdauungsprobleme, insbesondere Bauchkrämpfe, sind häufig. Diese können von leichtem Unwohlsein bis zu starken, krampfartigen Bauchschmerzen reichen und die Nahrungsaufnahme und Verdauung beeinträchtigen.
Depressive Verstimmungen treten häufig im Zusammenhang mit den anderen Symptomen auf. Die Betroffenen fühlen sich niedergeschlagen, lustlos und haben wenig Interesse oder Freude an Aktivitäten, die ihnen normalerweise Freude bereiten.
Alle diese Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten und sind unterschiedlich stark ausgeprägt.
Die Bedeutung des individuellen Plans
Vor Beginn der schrittweisen Entwöhnung ist eine ärztliche Einschätzung erforderlich. Ihr Arzt erstellt in der Regel einen individuellen Entzugsplan, der auf Ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmt ist. Dabei werden verschiedene Faktoren wie die Dauer der Opioideinnahme, Ihr aktueller Gesundheitszustand und mögliche Begleiterkrankungen berücksichtigt.
In den folgenden Phasen wird die Dosis in regelmäßigen Abständen weiter reduziert. Die Geschwindigkeit der Dosisreduktion kann variieren und wird oft durch den individuellen Plan und die Reaktion auf die vorhergehenden Reduktionsschritte bestimmt.
Begleitende therapeutische Maßnahmen
Während des schrittweisen Entzugs können auch andere Formen der Schmerztherapie integriert werden, wie z. B. physikalische Therapie, Entspannungstechniken und alternative Schmerzmedikamente. Auch psychologische Unterstützung kann hilfreich sein, um mit Stress oder Ängsten umzugehen, die durch den Entwöhnungsprozess ausgelöst werden können.
Überwachung und Anpassung
Es ist wichtig, dass der Entwöhnungsprozess gut geplant und genau überwacht wird. So kann der Plan bei Bedarf angepasst und auf mögliche Komplikationen rechtzeitig reagiert werden. Voraussetzung ist natürlich, dass sie einen guten und engagierten Arzt haben, der ihre Situation versteht und sie unterstützt.
Psychotherapeutische Unterstützung, Bewegung und alternative Therapien
Psychologische Unterstützung kann eine wertvolle Ergänzung zu medikamentösen Strategien sein. Therapie und Beratung können Ihnen helfen, besser mit Stress und Angst umzugehen, die häufig mit dem Entzug einhergehen.
Körperliche Bewegung und Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können ebenfalls hilfreich sein, um die Entzugssymptome zu bewältigen. Einige Patienten berichten auch von positiven Erfahrungen mit alternativen Therapieformen wie Akupunktur..
Fazit
Das Absetzen von Opioiden ist ein komplexer Prozess, der von vielen Faktoren abhängt. Mit dem richtigen Plan und der richtigen Unterstützung können jedoch Entzugserscheinungen vermieden oder zumindest stark reduziert werden.
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