Abatacept ist ein Biologikum, das zur Behandlung von rheumatoider Arthritis (RA), juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) und Psoriasis-Arthritis (PsA) eingesetzt wird. Es wirkt durch gezielte Hemmung der T-Zell-Aktivierung, wodurch Entzündungsprozesse in den Gelenken reduziert werden.
Wie alle Medikamente kann auch Abatacept Nebenwirkungen haben. Während die meisten Patienten das Medikament gut vertragen, können in einigen Fällen leichte bis schwerwiegendere Begleiterscheinungen auftreten. Ein besseres Verständnis der möglichen Nebenwirkungen hilft Patienten und Ärzten, frühzeitig auf unerwünschte Reaktionen zu reagieren und gegebenenfalls Anpassungen an der Therapie vorzunehmen.
Häufige Nebenwirkungen von Abatacept
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Infektionen der Atemwege, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und lokale Reaktionen an der Injektionsstelle oder nach einer Infusion. Diese Beschwerden sind in der Regel mild bis moderat und klingen meist von selbst ab.
Infektionen der oberen Atemwege
Da Abatacept das Immunsystem beeinflusst, kann es die Abwehrkraft gegen Infektionen verringern. Dadurch sind Patienten anfälliger für Erkältungen, Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis) und Bronchitis.
Die typischen Symptome umfassen Halsschmerzen, Husten, eine verstopfte oder laufende Nase, Kopfschmerzen und gelegentlich leichtes Fieber. Diese Infektionen sind in der Regel harmlos und klingen mit unterstützender Behandlung nach wenigen Tagen ab.
Kopfschmerzen und Schwindel
Einige Patienten berichten nach der Verabreichung von Abatacept über Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle. Diese Beschwerden treten häufig nach den ersten Infusionen oder Injektionen auf und lassen mit der Zeit nach.
Kopfschmerzen sind meist von leichter bis mittlerer Intensität und können mit Paracetamol oder Ibuprofen behandelt werden. Bei anhaltendem oder starkem Schwindel sollte die Flüssigkeitszufuhr erhöht werden.
Magen-Darm-Beschwerden
Gelegentlich treten unter der Behandlung mit Abatacept Übelkeit, Durchfall oder Bauchschmerzen auf. Diese Symptome sind oft nur vorübergehend und verschwinden in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage.
Patienten, die empfindlich auf Medikamente reagieren, sollten stark gewürzte oder fettige Speisen meiden, um den Verdauungstrakt zu entlasten. Sollte der Durchfall länger als drei Tage anhalten oder mit Flüssigkeitsmangel einhergehen, ist eine ärztliche Abklärung erforderlich.
Reaktionen an der Injektionsstelle oder nach der Infusion
Patienten, die Abatacept als subkutane Injektion erhalten, können an der Einstichstelle Rötungen, Juckreiz oder leichte Schwellungen bemerken. Diese Reaktionen treten häufig auf, sind aber harmlos und verschwinden meist innerhalb von 24 bis 48 Stunden.
Bei Patienten, die das Medikament als intravenöse Infusion erhalten, kann es nach der Behandlung zu Müdigkeit, leichtem Fieber oder einem Kältegefühl kommen. Diese Symptome sind normalerweise nicht bedenklich und klingen innerhalb eines Tages ab.
Gelegentliche Nebenwirkungen von Abatacept
Erhöhte Infektionsanfälligkeit
Abatacept beeinflusst das Immunsystem, wodurch die Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen, Lungenentzündungen oder Pilzinfektionen steigen kann. Besonders Patienten mit einem geschwächten Immunsystem sollten Infektionszeichen wie anhaltendes Fieber oder ungewöhnliche Müdigkeit ernst nehmen.
Allergische Reaktionen
Obwohl selten, können einige Patienten allergisch auf Abatacept reagieren. Symptome wie Hautausschlag, Juckreiz, Atemnot oder Schwellungen im Gesicht erfordern eine sofortige medizinische Behandlung.
Leberwerte und Blutveränderungen
Bei manchen Patienten kann es zu einer Erhöhung der Leberwerte (Transaminasen) kommen, die durch regelmäßige Blutuntersuchungen überwacht werden sollten. In seltenen Fällen treten Veränderungen der weißen Blutkörperchen oder Blutplättchen auf, was das Infektions- oder Blutungsrisiko erhöhen kann.
Seltene, aber ernste Nebenwirkungen
Obwohl Abatacept in der Regel gut verträglich ist, gibt es seltene, aber potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen, die vor Beginn der Behandlung berücksichtigt werden sollten. Diese betreffen insbesondere das Infektionsrisiko, mögliche Auswirkungen auf die Lungenfunktion sowie das langfristige Risiko für bestimmte Krebsarten. Eine engmaschige ärztliche Überwachung kann helfen, diese Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
Schwere Infektionen – Reaktivierung latenter Infektionen
Da Abatacept gezielt in das Immunsystem eingreift und die Aktivierung der T-Zellen hemmt, kann dies dazu führen, dass der Körper weniger effizient gegen bestimmte Infektionen vorgeht. Besonders problematisch sind latente Infektionen, also Erkrankungen, die im Körper ruhen und durch die Unterdrückung des Immunsystems reaktiviert werden können.
Zu den bekanntesten Infektionen, die unter einer Behandlung mit Abatacept reaktiviert werden können, gehören Tuberkulose und Hepatitis B.
- Tuberkulose (TB) ist eine bakterielle Infektion, die meist in der Lunge vorkommt, aber auch andere Organe befallen kann. Menschen, die bereits mit Tuberkulose-Erregern infiziert wurden, ohne daran zu erkranken, tragen die Erreger oft in einer inaktiven Form in ihrem Körper. Wird das Immunsystem geschwächt, können sich diese Erreger vermehren und eine aktive Tuberkulose verursachen.
- Hepatitis B ist eine Virusinfektion, die die Leber angreift und in vielen Fällen unbemerkt im Körper verbleibt. Bei einer Immunsuppression kann das Virus wieder aktiv werden und eine schwere Leberentzündung verursachen, die ohne Behandlung lebensbedrohlich sein kann.
Um dieses Risiko zu minimieren, werden alle Patienten vor Beginn der Therapie mit Abatacept auf Tuberkulose und Hepatitis B getestet. Falls eine latente Infektion festgestellt wird, kann eine vorbeugende Behandlung erfolgen, um eine Reaktivierung während der Abatacept-Therapie zu verhindern.
Lungenkomplikationen – Einfluss auf die Atemfunktion
Bei Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen kann es unter Abatacept in seltenen Fällen zu einer Verschlechterung der Atemfunktion kommen. Besonders betroffen sind Personen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), interstitiellen Lungenerkrankungen oder anderen pulmonalen Vorerkrankungen.
Mögliche Symptome, die auf eine negative Wirkung auf die Lunge hindeuten, sind:
- Anhaltender oder zunehmender Husten
- Kurzatmigkeit oder Atemnot, insbesondere bei Belastung
- Brustschmerzen oder ein Engegefühl in der Brust
Der genaue Mechanismus, durch den Abatacept die Lungenfunktion beeinflussen kann, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass die veränderte Immunantwort in seltenen Fällen eine bestehende Entzündung im Lungengewebe verstärken oder die körpereigene Abwehr gegen Infektionen in den Atemwegen schwächen könnte.
Patienten mit einer bekannten Lungenerkrankung sollten vor Beginn der Therapie mit ihrem Arzt besprechen, ob regelmäßige Lungenfunktionstests oder Bildgebungsverfahren (z. B. Röntgen oder CT der Lunge) zur Kontrolle sinnvoll sind. Falls sich während der Behandlung Symptome einer Atemwegsverschlechterung zeigen, sollte dies umgehend ärztlich abgeklärt werden.
Krebsrisiko – Gibt es ein erhöhtes Risiko für Tumorerkrankungen?
Eine der größten Fragen bei Langzeittherapien mit Biologika wie Abatacept ist, ob die gezielte Immunmodulation langfristig das Risiko für Krebserkrankungen erhöhen könnte. Einige Studien haben darauf hingewiesen, dass eine chronische Immunsuppression das Wachstum bestimmter Krebszellen möglicherweise begünstigen könnte.
Besonders im Fokus stehen:
- Lymphome (Krebserkrankungen des lymphatischen Systems)
- Hautkrebs, insbesondere Plattenepithelkarzinome und Basalzellkarzinome
Bislang gibt es jedoch keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise, dass Abatacept direkt mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung steht. Die bisher vorliegenden Daten aus Langzeitstudien zeigen, dass das allgemeine Krebsrisiko für Patienten unter Abatacept nicht signifikant höher ist als in der Allgemeinbevölkerung oder unter anderen Biologika zur Behandlung von rheumatoider Arthritis.
Allerdings wird empfohlen, dass Patienten, die mit Abatacept behandelt werden, regelmäßige Hautuntersuchungen durchführen lassen, insbesondere wenn sie eine Vorgeschichte von Hautkrebs oder eine erhöhte UV-Belastung haben.
Für Patienten, die bereits an einer Krebserkrankung gelitten haben, ist die Therapieentscheidung mit Abatacept besonders wichtig. Hier sollte in enger Abstimmung mit dem behandelnden Rheumatologen und einem Onkologen abgewogen werden, ob die Therapie infrage kommt oder ob eine alternative Behandlung gewählt werden sollte.
Meine Einschätzung
Die seltenen, aber potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen von Abatacept betreffen vor allem die Reaktivierung latenter Infektionen, mögliche Auswirkungen auf die Lungenfunktion und das bislang nicht vollständig geklärte Krebsrisiko.
Dennoch ist das Risiko für diese Nebenwirkungen insgesamt gering, und durch eine sorgfältige ärztliche Überwachung lassen sich viele dieser Gefahren frühzeitig erkennen und minimieren. Besonders wichtig sind:
- Vor Therapiebeginn ein Screening auf Tuberkulose und Hepatitis B
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen für Patienten mit Lungenerkrankungen
- Langfristige Haut- und Gesundheitsüberwachung zur Erkennung möglicher Tumorveränderungen
Abatacept bleibt trotz dieser potenziellen Risiken eine wichtige Therapieoption für viele Patienten mit rheumatoider Arthritis und verwandten Erkrankungen. Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung sollte stets individuell und in enger Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Arzt getroffen werden.
Wie Risiken minimiert werden können:
Regelmäßige ärztliche Kontrollen und Blutuntersuchungen, um Infektionen frühzeitig zu erkennen.
Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken vor Behandlungsbeginn, um Infektionsrisiken zu verringern.
Aufmerksam auf ungewöhnliche Symptome achten, insbesondere Infektionen oder allergische Reaktionen.
Patienten mit chronischen Infektionen oder schweren Lungenerkrankungen sollten ihre Behandlung besonders eng mit ihrem Arzt abstimmen.
Fazit
Abatacept ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, das gezielt in das Immunsystem eingreift. Während einige Nebenwirkungen auftreten können, sind die meisten davon mild bis moderat und gut behandelbar.
Patienten sollten sich bewusst sein, dass das Medikament das Immunsystem beeinflusst und daher das Risiko für Infektionen erhöhen kann. Durch regelmäßige ärztliche Kontrollen, vorbeugende Maßnahmen wie Impfungen und eine aufmerksame Selbstbeobachtung lassen sich Risiken jedoch deutlich reduzieren.
Insgesamt bietet Abatacept vielen Patienten eine gut verträgliche Langzeitoption, die Entzündungen hemmt, Gelenkschäden vorbeugt und die Lebensqualität nachhaltig verbessern kann.