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Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Zecken übertragene Virusinfektion, die das Gehirn, die Hirnhäute und das Rückenmark befallen kann. Sie kommt in vielen Regionen Europas vor, auch in zahlreichen Landkreisen Deutschlands. Da es gegen FSME keine ursächliche Behandlung gibt, gilt die Impfung als der wirksamste Schutz – insbesondere für Menschen, die in Risikogebieten leben oder sich dort regelmäßig in der Natur aufhalten.

Was ist FSME?

FSME ist eine durch Zecken übertragene Virusinfektion, die das zentrale Nervensystem des Menschen angreifen kann. Sie gehört zu den sogenannten Arbovirosen, also Infektionskrankheiten, die von Gliederfüßern wie Zecken oder Mücken übertragen werden. Der Name setzt sich aus den Begriffen für Hirnhautentzündung (Meningitis) und Gehirnentzündung (Enzephalitis) zusammen. Beide Entzündungen können einzeln oder gemeinsam auftreten, was die Krankheit besonders gefährlich macht.

Der Erreger – das FSME-Virus

Das FSME-Virus gehört zur Familie der Flaviviren, zu der auch Gelbfieber- und Dengue-Viren zählen. Es gibt drei Subtypen: den europäischen, den sibirischen und den fernöstlichen. In Deutschland und Mitteleuropa ist fast ausschließlich der europäische Subtyp verbreitet, der im Schnitt etwas milder verläuft, aber ebenfalls schwere neurologische Schäden verursachen kann.

Übertragungswege

Die Infektion erfolgt in der Regel durch den Stich einer infizierten Zecke, meist der Art Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock). Das Virus sitzt in den Speicheldrüsen der Zecke und kann direkt zu Beginn des Saugvorgangs übertragen werden. Im Gegensatz zu bakteriellen Erregern wie Borrelien, bei denen das Risiko erst nach Stunden steigt, kann FSME schon in den ersten Minuten übertragen werden. Selten ist auch eine Infektion durch den Verzehr nicht pasteurisierter Milch infizierter Tiere möglich.

Inkubationszeit

Nach der Ansteckung folgt eine symptomfreie Phase von meist 1–2 Wochen, in seltenen Fällen bis zu 4 Wochen. In dieser Zeit ist eine Diagnose praktisch nicht möglich.

Zweiphasiger Krankheitsverlauf

In der ersten Phase treten unspezifische Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Müdigkeit auf. Nach einer kurzen Besserung kann die zweite Phase folgen, in der das Virus das zentrale Nervensystem befällt. Mögliche Symptome sind starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Sprachstörungen, Lähmungen und Bewusstseinsstörungen. Der Verlauf hängt unter anderem vom Alter und dem Immunsystem ab.

Schwere Verläufe und Spätfolgen

In der zweiten Krankheitsphase kann es zu bleibenden Schäden wie chronischen Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen oder Lähmungen kommen. In seltenen Fällen endet FSME tödlich, besonders bei älteren oder immungeschwächten Menschen.

Keine ursächliche Behandlung

Eine gezielte antivirale Therapie existiert nicht. Die Behandlung ist symptomorientiert und reicht von Schmerztherapie bis zu intensivmedizinischer Betreuung. Daher ist die Vorbeugung durch Impfung besonders wichtig.

Warum ist FSME gefährlich?

FSME kann das zentrale Nervensystem dauerhaft schädigen. Da es keine Medikamente gegen das Virus gibt, lassen sich nur die Symptome behandeln. Der zweiphasige Verlauf ist tückisch, da nach einer scheinbaren Erholung schwere neurologische Beschwerden folgen können.

Zusätzliche Präventionsmaßnahmen

Auch wenn die Impfung der beste Schutz ist, reduzieren ergänzende Maßnahmen das Risiko weiter: Helle, lange Kleidung in der Natur erschwert Zecken den Zugang zur Haut und macht sie besser sichtbar. Nach Aufenthalten im Freien sollte der gesamte Körper gründlich nach Zecken abgesucht werden – auch an schwer einsehbaren Stellen wie Kniekehlen, Achseln, hinter den Ohren und am Haaransatz. Zusätzlich können zeckenabweisende Mittel (Repellents) auf Haut und/oder Kleidung verwendet werden.

Wo kommt FSME vor?

Risikogebiete liegen in Deutschland vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, Teilen Thüringens und Sachsens sowie in Regionen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Auch in Österreich, der Schweiz, Tschechien, Polen und weiteren europäischen Ländern ist FSME verbreitet.

Wann ist eine Impfung besonders ratsam?

Die Impfung ist nicht nur für Bewohner von Risikogebieten sinnvoll. Sie wird besonders empfohlen für Menschen, die beruflich oder privat viel in der Natur sind – etwa Forstarbeiter, Landwirte, Garten- und Landschaftspfleger, Jäger, Mitarbeitende von Naturparks sowie Kinder, die häufig im Freien spielen. Auch Reisende in europäische Risikogebiete (z. B. Teile von Österreich, Tschechien, Schweiz, Polen oder das Baltikum) profitieren von einem Impfschutz, wenn Aktivitäten im Freien geplant sind.

Impfung im Arztzimmer: Arzt verabreicht eine Spritze in den Oberarm
Professionelle Impfsituation: Die FSME-Impfung ist eine wirksame Vorsorgemaßnahme.

Kostenübernahme der Impfung

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel, wenn ein erhöhtes Risiko besteht – zum Beispiel bei Wohnsitz in einem ausgewiesenen Risikogebiet oder bei Reisen dorthin. Viele private Kassen erstatten ebenfalls. Eine kurze Rücksprache mit der eigenen Krankenkasse vor der Impfung schafft Klarheit.

Welche Impfstoffe gibt es?

In Deutschland stehen zwei inaktivierte Impfstoffe zur Verfügung: FSME-IMMUN® und Encepur®. Beide enthalten abgetötete Viren, lösen keine Erkrankung aus und sorgen für die Bildung spezifischer Antikörper und Gedächtniszellen. Sie sind für Erwachsene und Kinder (angepasste Dosis) zugelassen. Bei vollständig abgeschlossener Grundimmunisierung liegt die Schutzwirkung in der Regel bei über 95 %.

Die Präparate unterscheiden sich vor allem in den Impfabständen: FSME-IMMUN® sieht typischerweise die zweite Dosis nach 1–3 Monaten und die dritte Dosis 5–12 Monate nach der zweiten vor. Encepur® ermöglicht eine zweite Dosis bereits nach 2 Wochen, die dritte folgt meist nach 9–12 Monaten. Beide gelten als gut verträglich; kurzfristige lokale Reaktionen sind möglich, schwere Nebenwirkungen selten.

Wie läuft die Impfung ab?

Grundimmunisierung (Standardschema)

Erste Dosis (Tag 0): Start jederzeit möglich, ideal im Herbst/Winter. Unmittelbar danach beginnt die Antikörperbildung, der Schutz ist zunächst jedoch noch gering.

Zweite Dosis: Bei FSME-IMMUN® nach 1–3 Monaten, bei Encepur® optional bereits nach 2 Wochen. Dadurch steigt der Schutz deutlich an, ist jedoch noch nicht dauerhaft.

Dritte Dosis: Bei FSME-IMMUN® 5–12 Monate nach Dosis 2, bei Encepur® meist 9–12 Monate nach Dosis 2. Erst etwa zwei Wochen nach dieser Dosis gilt der Schutz als vollständig und über mehrere Jahre stabil.

Schnellimmunisierung (bei wenig Zeit)

0-/14-Tage-Schema (beide Impfstoffe): Zwei Dosen im Abstand von 14 Tagen, die dritte Dosis nach 5–12 Monaten.

0-/7-/21-Tage-Schema (nur Encepur®): Drei Dosen innerhalb von drei Wochen (Tag 0, Tag 7, Tag 21); eine erste Auffrischung wird nach 12–18 Monaten empfohlen.

Wichtig: Beschleunigte Schemata ersetzen nicht die dritte Dosis bzw. die nachfolgende Auffrischung.

Individuelle Anpassung der Impfabstände

Alle genannten Zeiträume sind Richtwerte. Ärztinnen und Ärzte können die Abstände an persönliche Faktoren anpassen – z. B. Reisepläne, Gesundheitszustand oder bereits vorhandenen Teilschutz –, damit der vollständige Schutz rechtzeitig besteht.

Auffrischimpfungen

Bei anhaltendem Risiko: erste Auffrischung nach etwa 3 Jahren, danach alle 5 Jahre; ab höherem Alter (je nach Empfehlung ab 50–60) häufig alle 3 Jahre. Verspätete Booster holen den Schutz in der Regel ohne Neustart nach.

Verträglichkeit und Nebenwirkungen

Die FSME-Impfung gilt insgesamt als gut verträglich. Häufig treten nur leichte, vorübergehende Reaktionen auf: Rötung, Schwellung oder Druckempfindlichkeit an der Einstichstelle, gelegentlich Müdigkeit oder leichtes Fieber. Bei Kindern ist Fieber etwas häufiger, vor allem nach der ersten Dosis.

Seltene unerwünschte Wirkungen

Seltener kommen stärkere Schwellungen, allergische Reaktionen (Ausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden) oder vorübergehende neurologische Symptome vor. Bei Atemnot, Schwellungen im Gesicht/Hals, anhaltendem Fieber > 39 °C, Lähmungserscheinungen, heftigen Kopfschmerzen oder ungewöhnlichen neurologischen Symptomen sollte umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Praktische Tipps

Arm kurzzeitig schonen, bei Bedarf kühlen (nicht direkt auf die Haut), ausreichend trinken und dem Körper Ruhe geben; Schmerz-/Fiebermittel nur nach Rücksprache verwenden.

Wichtiger Hinweis

Die FSME-Impfung schützt nicht vor Borreliose oder anderen durch Zecken übertragenen Krankheiten. Diese erfordern eigene Präventions- und Behandlungsstrategien.

Fazit

FSME ist eine ernsthafte, potenziell folgenschwere Virusinfektion ohne ursächliche Therapie. Die Impfung bietet den zuverlässigsten Schutz – besonders für Menschen in Risikogebieten oder mit häufigem Aufenthalt in der Natur. Vollständig ist der Schutz erst nach drei Dosen; regelmäßige Auffrischungen halten ihn dauerhaft stabil. Ergänzende Schutzmaßnahmen wie Kleidung, Absuchen des Körpers und Repellents senken das Risiko zusätzlich.

Weitere Informationen

Aktuelle Informationen zu Risikogebieten und Impfempfehlungen: Robert Koch-Institut (RKI) und die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO).

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