Nintedanib (Handelsname: Ofev) ist ein Medikament, das das Fortschreiten der Lungenfibrose verlangsamen kann. Es gehört zu den wenigen zugelassenen Wirkstoffen, die gezielt in die krankhaften Prozesse der Lungenvernarbung eingreifen. Für Menschen mit idiopathischer Lungenfibrose, systemischer Sklerose mit Lungenbeteiligung oder chronisch progredienten interstitiellen Lungenerkrankungen kann es eine wertvolle Therapieoption sein.
Wie wirkt Nintedanib (Ofev)?
Die Lungenfibrose entsteht durch eine übermäßige Bildung von Bindegewebe in der Lunge. Statt sich nach kleineren Schädigungen selbst zu reparieren, gerät dieser Heilungsprozess außer Kontrolle. Es kommt zu einer ungebremsten Vernarbung, die die Lungenfunktion zunehmend einschränkt.
Nintedanib (Ofev) ist ein sogenannter Tyrosinkinase-Hemmer, der auf bestimmte Signalwege einwirkt, die für das Wachstum von Bindegewebszellen verantwortlich sind. Indem es diese Signalwege blockiert, hemmt Nintedanib (Ofev) das unkontrollierte Wachstum von Narbengewebe in der Lunge. Dadurch kann die fortschreitende Vernarbung verlangsamt werden, sodass sich die Lungenfunktion über einen längeren Zeitraum stabilisiert.
Der Wirkmechanismus von Nintedanib (Ofev) – Wie das Medikament die Lungenvernarbung bremst
Nintedanib (Ofev) gehört zur Gruppe der Tyrosinkinase-Inhibitoren und wirkt gezielt auf Wachstumsfaktoren, die an der übermäßigen Narbenbildung in der Lunge beteiligt sind. Die Vernarbung des Lungengewebes entsteht, weil bestimmte Signale das Wachstum und die Aktivität von Bindegewebszellen, den sogenannten Fibroblasten, anregen. Diese Zellen produzieren vermehrt Kollagen und andere Bestandteile des Narbengewebes, wodurch sich die Lunge zunehmend verhärtet und die Atmung erschwert.
Nintedanib (Ofev) hemmt drei zentrale Signalwege, die an diesem Prozess beteiligt sind: den Plättchen-Wachstumsfaktor (PDGF), den Fibroblasten-Wachstumsfaktor (FGF) und den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF). Diese Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation der Zellteilung und des Wachstums von Fibroblasten. Indem Nintedanib (Ofev) diese Signale blockiert, wird die überschießende Bindegewebsbildung gebremst.
Durch die Hemmung dieser Signalwege reduziert das Medikament die Aktivität der Fibroblasten und verringert so die fortschreitende Vernarbung der Lunge. Dies bedeutet nicht, dass bereits bestehendes Narbengewebe rückgängig gemacht wird, aber das Fortschreiten der Erkrankung wird deutlich verlangsamt. Dadurch bleibt die Lungenfunktion länger erhalten, und Betroffene können über einen längeren Zeitraum eine bessere Lebensqualität genießen.
Für wen ist Nintedanib (Ofev) geeignet?
Das Medikament wird in erster Linie bei der idiopathischen Lungenfibrose eingesetzt, einer Erkrankung, bei der die Ursache der Vernarbung unbekannt ist. Studien haben gezeigt, dass Nintedanib (Ofev) das Fortschreiten der Krankheit deutlich verlangsamen kann, indem es den Verlust der Lungenfunktion reduziert.
Neben der idiopathischen Lungenfibrose kann Nintedanib (Ofev) auch bei anderen Formen der Lungenfibrose verschrieben werden, zum Beispiel bei systemischer Sklerose mit Lungenbeteiligung oder chronisch progredienten interstitiellen Lungenerkrankungen. Die Entscheidung für eine Behandlung mit Nintedanib (Ofev) trifft der Arzt basierend auf der individuellen Krankheitsgeschichte und dem Verlauf der Erkrankung.
Wie wird Nintedanib (Ofev) eingenommen?
Nintedanib (Ofev) wird in Kapselform eingenommen und ist in einer Standarddosis von zweimal täglich 150 mg erhältlich. Die Kapseln sollten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit geschluckt werden. Um Magen-Darm-Beschwerden zu minimieren, ist es wichtig, die Einnahme immer mit einer Mahlzeit zu verbinden. Dies verbessert die Verträglichkeit und kann das Risiko von Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Durchfall reduzieren.
Falls Nebenwirkungen auftreten, die nicht durch andere Maßnahmen kontrolliert werden können, kann die Dosis in Absprache mit dem Arzt auf zweimal täglich 100 mg reduziert werden. Eine eigenständige Dosisanpassung sollte jedoch vermieden werden.
Die regelmäßige Einnahme ist entscheidend für die Wirksamkeit des Medikaments. Falls eine Dosis vergessen wurde, sollte sie nicht nachträglich doppelt eingenommen werden. Stattdessen wird empfohlen, die nächste Dosis zur gewohnten Zeit einzunehmen. Eine unregelmäßige Einnahme kann dazu führen, dass die Schutzwirkung des Medikaments nachlässt und die Krankheit schneller voranschreitet.
Wie gut wirkt Nintedanib (Ofev)?
Studien haben gezeigt, dass Nintedanib (Ofev) den jährlichen Verlust der Lungenfunktion bei idiopathischer Lungenfibrose um etwa 50 % verlangsamen kann. Während unbehandelte Patienten oft innerhalb weniger Jahre eine drastische Verschlechterung der Atemkapazität erleben, kann das Medikament dazu beitragen, den Krankheitsverlauf abzumildern.
Bei anderen Formen der Lungenfibrose konnte ebenfalls eine Verlangsamung des Fortschreitens beobachtet werden. Dies bedeutet zwar keine Heilung, aber für viele Betroffene kann es wertvolle Zeit und eine bessere Lebensqualität bedeuten.
Hoffnung trotz Krankheit
Lungenfibrose ist eine schwerwiegende Erkrankung, doch Medikamente wie Nintedanib (Ofev) bieten eine Möglichkeit, den Verlauf zu beeinflussen. Auch wenn die Diagnose oft beängstigend ist, gibt es Hoffnung, den Krankheitsverlauf zu bremsen und den Alltag mit einer gewissen Stabilität zu erhalten. Die enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt, eine konsequente Einnahme und eine bewusste Lebensweise können dazu beitragen, die bestmögliche Wirkung der Therapie zu erzielen.