ME/CFS
Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) ist eine schwerwiegende, komplexe und oft lebensverändernde Erkrankung, die sowohl das Immunsystem als auch das Nervensystem und den Energiestoffwechsel betrifft. Sie ist durch eine anhaltende, tiefe Erschöpfung gekennzeichnet, die selbst durch Ruhe nicht verschwindet und sich nach körperlicher oder geistiger Anstrengung oftmals erheblich verschlimmert. Dieses Leitsymptom, die sogenannte Post-Exertional Malaise (PEM), geht häufig mit kognitiven Einschränkungen, Schlafstörungen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kreislaufproblemen sowie einer Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen und Reizen einher.
Die Ursachen von ME/CFS sind bislang nicht vollständig geklärt. Viele Patientinnen und Patienten berichten von einem Beginn der Erkrankung nach einer Infektion – beispielsweise durch das Epstein-Barr-Virus, Influenza oder SARS-CoV-2 (Long COVID). Forschende gehen davon aus, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung, fehlgesteuerten Immunreaktionen und Störungen der zellulären Energieproduktion eine Rolle spielt.
Trotz der schweren Beeinträchtigungen wird ME/CFS noch immer häufig verkannt oder fälschlich als psychosomatische Störung eingestuft. Dies führt nicht nur zu jahrelangen Fehldiagnosen, sondern auch zu einer erheblichen psychischen Belastung für die Betroffenen. Weltweit sind Schätzungen zufolge mehr als 65 Millionen Menschen betroffen – viele von ihnen in einem Maß, das ein normales Alltagsleben unmöglich macht.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, insbesondere aus großen genetischen Studien wie der DecodeME-Untersuchung, liefern inzwischen handfeste Belege dafür, dass ME/CFS eine klar biologische Erkrankung ist. Diese Fortschritte sind entscheidend, um die Erkrankung besser zu verstehen, Diagnosekriterien zu verfeinern und endlich wirksame, gezielte Therapien zu entwickeln.
Ein historischer Wendepunkt
ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Erschöpfungssyndrom) gehört seit Jahrzehnten zu den am meisten missverstandenen Krankheiten. Millionen Betroffene weltweit mussten erleben, dass Beschwerden heruntergespielt oder fälschlich als rein psychische Probleme eingestuft wurden. Die jüngsten Ergebnisse der DecodeME-Studie der University of Edinburgh setzen nun ein klares Signal: Die Krankheit weist nachvollziehbare genetische Grundlagen auf – und damit eine biologische Basis, die das dauerhafte Stigma erschüttert.
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- Geschrieben von: Visite-Medizin