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Eltern kennen es gut: Ein Kind, das tagsüber noch fröhlich herumgetollt ist, weint abends plötzlich bitterlich. Es klagt über Schmerzen, ist fiebrig, unruhig und möchte nicht schlafen. Für Eltern ist das schwer mitanzusehen. Häufig steckt hinter diesen Symptomen eine Mittelohrentzündung – eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter.

Auch wenn sie meist harmlos verläuft, ist sie für Kinder sehr schmerzhaft und für Eltern eine emotionale Belastung. In diesem Artikel werden die Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und der Verlauf dieser Erkrankung einfühlsam und verständlich erklärt.

Was ist eine Mittelohrentzündung – und warum betrifft sie so viele Kinder?

Die akute Mittelohrentzündung, auch Otitis media genannt, ist eine Entzündung des Mittelohrs – also des kleinen luftgefüllten Raums hinter dem Trommelfell. Dieser Bereich ist über einen engen Gang, die sogenannte Ohrtrompete (oder Eustachische Röhre), mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden.

Bei Erkältungen oder anderen Infekten der oberen Atemwege schwellen die Schleimhäute im Nasen-Rachen-Bereich an, und es kann zu einem Sekretstau im Mittelohr kommen. Besonders bei kleinen Kindern ist die Ohrtrompete noch sehr kurz und eng, was die Belüftung erschwert. So können sich Krankheitserreger schnell im Mittelohr ausbreiten und dort eine Entzündung verursachen.

Da das Immunsystem bei kleinen Kindern noch nicht vollständig ausgereift ist, reagieren sie auf Infekte empfindlicher. Deshalb treten Mittelohrentzündungen in den ersten Lebensjahren besonders häufig auf – nicht selten mehrmals pro Jahr.

Wie äußert sich eine Mittelohrentzündung – woran erkennen Eltern sie?

Eine Mittelohrentzündung beginnt oft schleichend – und doch kann sie innerhalb weniger Stunden sehr heftige Beschwerden verursachen. Was den meisten Eltern auffällt: Ihr Kind verändert sich spürbar. Es wirkt plötzlich weinerlich, anhänglich, unruhig oder auch gereizt. Gerade bei kleinen Kindern oder Babys, die noch nicht sagen können, was genau wehtut, ist es für Eltern oft eine echte Herausforderung, die Ursache des Unwohlseins zu erkennen.

Typisch ist, dass sich viele Kinder verstärkt ans Ohr fassen oder sich immer wieder am Ohr reiben. Manche drücken ihren Kopf gegen ein Kissen oder wälzen sich unruhig hin und her – ein deutliches Zeichen dafür, dass sie etwas am Ohr stört oder schmerzt. Bei Säuglingen kann es sein, dass sie beim Stillen oder Trinken plötzlich anfangen zu schreien oder die Brust bzw. die Flasche verweigern. Der Grund: Das Schlucken verändert den Druck im Mittelohr und kann die Schmerzen verstärken.

Auch das Schlafverhalten ändert sich oft schlagartig. Kinder mit einer beginnenden Mittelohrentzündung schlafen schlecht, wachen immer wieder auf, weinen oder schreien in der Nacht. Der Schmerz scheint sich im Liegen zu verstärken, was mit dem Druckaufbau im entzündeten Mittelohr zusammenhängt. Deshalb kommt es häufig vor, dass Eltern erst nachts von den Beschwerden erfahren – tagsüber waren vielleicht nur leichte Unruhe oder Müdigkeit zu bemerken.

Fieber ist ein weiteres häufiges Anzeichen. Es tritt in vielen Fällen gleichzeitig mit den Ohrenschmerzen auf, manchmal sogar vorher. Die Temperatur kann schnell ansteigen und bei kleinen Kindern über 39 °C klettern. Auch wenn Fieber allein kein Beweis für eine Mittelohrentzündung ist, sollte es besonders in Verbindung mit auffälligem Verhalten oder Ohrenschmerzen ernst genommen werden.

Ein weiteres mögliches Symptom ist die vorübergehende Hörminderung. Eltern bemerken manchmal, dass ihr Kind nicht wie gewohnt auf Geräusche oder Sprache reagiert. Es wirkt vielleicht abwesend, überhört Aufforderungen oder dreht den Kopf auffällig, wenn jemand mit ihm spricht. In solchen Fällen kann sich Flüssigkeit im Mittelohr angesammelt haben, die die Schallübertragung dämpft.

Manche Kinder beschreiben den Schmerz als stechend, pochend oder drückend. Ältere Kinder sagen gelegentlich, es „pfeife“ oder „rausche“ im Ohr. Der Schmerz kann in den Kiefer oder bis in den Hals ausstrahlen. Diese genaue Beschreibung hilft Eltern und Ärztinnen, die richtige Diagnose zu stellen.

Besonders dramatisch wirkt es, wenn plötzlich Flüssigkeit oder sogar eitriges Sekret aus dem Ohr läuft. Das bedeutet in der Regel, dass das Trommelfell durch den aufgebauten Druck eingerissen ist. Auch wenn dieser Moment erschreckend sein kann, empfinden viele Kinder danach Erleichterung, da der Druck und damit auch der Schmerz deutlich nachlassen. Die Perforation heilt in den meisten Fällen von selbst wieder aus – dennoch sollte eine ärztliche Kontrolle erfolgen.

Eltern sind oft verunsichert, weil eine Mittelohrentzündung nicht immer alle klassischen Symptome zeigt. Manchmal ist sie auch eher unscheinbar, mit leichtem Fieber, vermehrter Anhänglichkeit und einem diffusen Gefühl, dass „etwas nicht stimmt“. In diesen Momenten ist es wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Wer sein Kind gut kennt, merkt oft frühzeitig, wenn etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Wichtig ist: Kein Symptom allein reicht für eine eindeutige Diagnose – aber die Kombination aus Ohrbeschwerden, Unruhe, Fieber, verändertem Verhalten und möglichem Hörverlust lässt mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Mittelohrentzündung schließen. Eine ärztliche Untersuchung schafft Klarheit und gibt Eltern Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung.

Warum es bei Ohrenschmerzen immer sinnvoll ist, zum Arzt zu gehen

Ohrenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden im Kindesalter – und oft steckt eine harmlose Ursache dahinter. Dennoch ist es wichtig, sie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn das Ohr ist ein empfindliches Organ, das nicht nur für das Hören zuständig ist, sondern auch tief im Inneren mit dem Gleichgewichtssystem verbunden ist. Gerade bei Kindern kann sich eine scheinbar einfache Infektion rasch verschlimmern, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

Eine Mittelohrentzündung zum Beispiel beginnt oft mit harmlosen Erkältungssymptomen, kann sich aber innerhalb weniger Stunden zu einer schmerzhaften und fieberhaften Entzündung entwickeln. Ohne ärztliche Untersuchung ist es kaum möglich zu unterscheiden, ob es sich lediglich um eine Reizung durch Schnupfen, um eine beginnende Entzündung oder bereits um einen ernsthafteren Verlauf handelt. Nur der Blick ins Ohr – mit einem Otoskop – gibt verlässliche Hinweise auf den Zustand des Trommelfells und die Frage, ob sich Flüssigkeit oder Eiter im Mittelohr angesammelt haben.

Zudem zeigen sich manche Erkrankungen des Ohrs bei kleinen Kindern auf ungewöhnliche Weise. Ein Kind, das sich nicht klar äußern kann, zeigt seine Beschwerden oft nur durch Unruhe, Schlafprobleme oder Appetitlosigkeit. Auch das Risiko, dass das Hörvermögen vorübergehend oder langfristig beeinträchtigt wird, sollte nicht unterschätzt werden – gerade in einer Phase, in der sich Sprache und Kommunikationsfähigkeit entwickeln.

Der Arztbesuch gibt nicht nur Sicherheit in der Diagnose, sondern auch eine klare Einschätzung, ob Medikamente notwendig sind oder nicht. In vielen Fällen reicht eine schmerzlindernde und unterstützende Behandlung aus – aber das sollte immer ärztlich begleitet werden. Wer frühzeitig handeln lässt, schützt sein Kind vor unnötigen Schmerzen, Komplikationen und vor allem vor der Gefahr, eine beginnende Entzündung zu übersehen.

Deshalb gilt: Auch wenn Ohrenschmerzen manchmal harmlos sind – ein ärztlicher Blick schafft Klarheit. Und nichts beruhigt Eltern mehr als das Wissen, die richtige Entscheidung für ihr Kind getroffen zu haben.

Wie verläuft die Erkrankung – und wann wird sie gefährlich?

In den meisten Fällen heilt eine akute Mittelohrentzündung innerhalb weniger Tage von selbst aus. Häufig bessern sich die Beschwerden nach ein bis zwei Nächten, insbesondere wenn Schmerzmittel verabreicht und die Ohren geschont werden. Dennoch kann der Verlauf individuell unterschiedlich sein. Manche Kinder erholen sich rasch, andere benötigen mehr Zeit und Unterstützung.

Gefährlich wird eine Mittelohrentzündung dann, wenn Komplikationen auftreten. Das kann zum Beispiel eine Ausbreitung der Entzündung auf den umliegenden Knochen hinter dem Ohr sein (Mastoiditis) oder eine andauernde Beeinträchtigung des Hörvermögens. Auch wiederkehrende Mittelohrentzündungen können langfristig problematisch sein, insbesondere wenn sie die Sprachentwicklung beeinträchtigen. In all diesen Fällen ist eine ausführliche ärztliche Begleitung wichtig.

Was hilft dem Kind – und was können Eltern tun?

Die wichtigste Maßnahme bei einer Mittelohrentzündung ist die Linderung der Schmerzen. Kindgerechte Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen sind in der Regel sehr wirksam – sie senken das Fieber und lindern die Ohrenschmerzen, sodass das Kind zur Ruhe kommen kann. Vor allem in der Nacht kann das entscheidend sein, damit alle etwas schlafen können.

Zusätzlich helfen oft einfache Hausmittel wie Wärme. Ein warmes Körnerkissen, ein Rotlichtgerät oder ein Zwiebelsäckchen auf dem schmerzenden Ohr wirken beruhigend und durchblutungsfördernd. Auch abschwellende Nasentropfen können sinnvoll sein, um die Belüftung des Mittelohrs zu verbessern und so den Druck zu verringern.

Nicht immer ist ein Antibiotikum nötig. Wenn das Kind ansonsten fit wirkt und die Beschwerden nicht übermäßig stark sind, kann auch erst einmal abgewartet werden. Nur wenn das Fieber sehr hoch ist, die Schmerzen nicht nachlassen oder es Hinweise auf eine bakterielle Infektion gibt, wird meist ein Antibiotikum verschrieben. Auch bei Kindern unter zwei Jahren mit beidseitiger Entzündung greifen viele Ärztinnen und Ärzte schneller zu einem Antibiotikum.

Wie kann man Mittelohrentzündungen vorbeugen?

Es gibt keine Garantie, dass ein Kind nie eine Mittelohrentzündung bekommt – aber einige vorbeugende Maßnahmen können das Risiko deutlich senken. Dazu gehört vor allem der Schutz vor Infekten der oberen Atemwege. Regelmäßiges Händewaschen, frische Luft, eine gesunde Ernährung und der Verzicht auf Zigarettenrauch in der Umgebung des Kindes sind wichtige Schritte.

Stillen in den ersten Lebensmonaten wirkt schützend, ebenso wie die richtige Lagerung beim Trinken – nicht flach auf dem Rücken, sondern leicht aufrecht. Kinder, die viel unter Infekten leiden, können von bestimmten Impfungen profitieren, etwa gegen Pneumokokken oder Influenza. Diese Erreger spielen bei manchen Mittelohrentzündungen eine Rolle.

Was, wenn die Ohrenentzündungen immer wiederkehren?

Wenn ein Kind sehr häufig an Mittelohrentzündungen leidet, ist das nicht nur für das Kind belastend, sondern auch für die ganze Familie. In solchen Fällen sollte mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt über mögliche Ursachen gesprochen werden. Vergrößerte Rachenmandeln oder eine chronisch schlechte Belüftung des Mittelohrs können eine Rolle spielen.

Eine Möglichkeit zur Unterstützung ist das Einsetzen sogenannter Paukenröhrchen. Diese kleinen Röhrchen aus Kunststoff werden während eines kurzen Eingriffs ins Trommelfell eingesetzt und sorgen dafür, dass das Mittelohr dauerhaft belüftet wird. So lassen sich weitere Entzündungen oft verhindern – und das Hörvermögen stabilisiert sich.

Ein Krankheitsbild, das Nähe und Geduld braucht

Eine Mittelohrentzündung ist für Kinder schmerzhaft und für Eltern oft schwer auszuhalten. Schlafmangel, Sorgen und das Gefühl, hilflos zu sein, begleiten viele durch diese Phase. Doch mit liebevoller Zuwendung, einem wachsamen Blick auf die Symptome und der richtigen Behandlung heilt die Entzündung in den allermeisten Fällen schnell und folgenlos aus.

Am wichtigsten ist dabei vielleicht etwas ganz anderes: dass das Kind sich in dieser Zeit sicher und geborgen fühlt. Denn inmitten von Fieber, Schmerzen und Tränen ist es das, was bleibt – die Erfahrung, dass jemand da ist, der schützt, tröstet und alles dafür tut, dass es bald wieder besser wird.

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