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Es gibt Situationen, in denen herkömmliche Medikamente nicht mehr ausreichend wirken oder ihre Nebenwirkungen zu belastend sind. Genau hier kann Rituximab helfen: ein gezielt wirkender Antikörper, der bei schwerer oder therapieresistenter Myasthenia gravis neuen Spielraum schafft – mit dem Ziel, Muskelkraft zu stabilisieren, Schübe zu verhindern und die Abhängigkeit von Kortison zu verringern.

Was ist Rituximab und wie wirkt es?

Rituximab ist ein monoklonaler Antikörper, der an das Oberflächenmolekül CD20 auf B-Lymphozyten bindet. B-Zellen sind an der Produktion der krankmachenden Antikörper beteiligt, die die neuromuskuläre Endplatte schädigen. Durch die Bindung an CD20 markiert Rituximab B-Zellen für den Abbau.

Der Abbau erfolgt über mehrere Wege: antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC), Komplementaktivierung (CDC) und die Einleitung des programmierten Zelltods (Apoptose). In der Folge sinkt die Zahl der B-Zellen über Monate, die Menge pathogener Antikörper nimmt ab, und die Signalübertragung vom Nerv zum Muskel kann sich stabilisieren. Andere Immunsystem-Anteile – vor allem T-Zellen – bleiben weitgehend erhalten, was die gezielte Natur der Therapie unterstreicht.

Für wen kommt Rituximab in Frage?

Rituximab ist kein Standard für jede MG, sondern eine Option bei schwerem oder therapieresistentem Verlauf – etwa wenn Symptome trotz Kortison und klassischer Immunsuppressiva (z. B. Azathioprin, Mycophenolat, Tacrolimus) unzureichend kontrolliert sind oder relevante Nebenwirkungen auftreten.

Besonders im Fokus steht die MuSK-positive MG, die häufig schlechter auf Acetylcholinesterase-Hemmer und klassische Immunsuppressiva anspricht. Hier zeigt Rituximab in Studien und Praxis oft eine deutlich bessere und schnellere Stabilisierung. Auch bei AChR-positiver, therapieresistenter MG ist Rituximab eine Option, wenn trotz optimierter Standardtherapie Schübe oder anhaltende Einschränkungen bestehen.

In Einzelfällen kann Rituximab früh erwogen werden, wenn der Verlauf rasch schwer wird (z. B. mit Schluck- oder Atembeteiligung) und eine gezielte, steroid-sparende Kontrolle notwendig ist. Die Entscheidung fällt stets individuell in einem erfahrenen Zentrum und berücksichtigt Antikörpertyp, Schweregrad (okulär vs. generalisiert), Ansprechen und Verträglichkeit bisheriger Therapien sowie persönliche Faktoren wie Beruf, Kinderwunsch und geplante Eingriffe.

Wie läuft die Behandlung ab?

Rituximab wird als intravenöse Infusion in einer Tagesklinik, einem Infusionszentrum oder Krankenhaus verabreicht. Vor dem ersten Zyklus erfolgen Blutuntersuchungen (u. a. Hepatitis-Screening), die Aktualisierung sinnvoller Impfungen und ein Aufklärungsgespräch.

Am Behandlungstag erhältst du meist eine Prämedikation (z. B. Kortison, Antihistaminikum, ggf. Paracetamol), um Infusionsreaktionen zu verringern. Die erste Gabe startet langsam und wird schrittweise gesteigert; Vitalparameter werden eng überwacht. Die Sitzung dauert beim ersten Mal häufig 4–6 Stunden, spätere Infusionen können kürzer sein, wenn die Verträglichkeit bekannt ist.

Rhythmus und Dauer

Üblich ist eine Initialtherapie mit zwei Infusionen im Abstand von zwei Wochen. Danach folgt eine Beobachtungsphase. Auffrischungen (Erhaltungsdosen) richten sich nach Verlauf, Symptomatik und oft nach B-Zell-Werten: bei einigen nach 6 Monaten, bei anderen nach 9–12 Monaten oder später. Hält die Wirkung an, werden Intervalle verlängert – Ziel ist so selten wie möglich und so oft wie nötig zu infundieren.

Zwischen den Zyklen erfolgen Kontrollen (anfangs meist alle 4–8 Wochen): Beurteilung von Muskelkraft, Alltagstauglichkeit, Nebenwirkungen und Laborwerten. So lässt sich der Nutzen sichern und Risiken früh erkennen. Viele empfinden es als entlastend, dass Rituximab planbare Infusionsintervalle hat und keine tägliche Einnahme benötigt.

Mögliche Nebenwirkungen und Sicherheit

Häufige unmittelbare Reaktionen während/kurz nach der Infusion sind Fieber, Schüttelfrost, Hautjucken, Kopfschmerzen oder Blutdruckschwankungen; sie lassen sich durch Prämedikation und langsamere Gabe meist gut steuern. Langfristig kann die Infektanfälligkeit steigen, da B-Zellen Teil der Abwehr sind. Daher sind Impfschutz, Infekt-Vorsorge und zügige Abklärung von Fieber wichtig. Vor Beginn werden u. a. Hepatitis-B-Risiken geprüft; das Behandlungsteam überwacht dich engmaschig.

Vorteile und mögliche Erfolge

Viele Betroffene berichten über spürbar weniger Symptome, bessere Belastbarkeit und eine Reduktion von Kortison. Bei einem Teil sind lang anhaltende, symptomarme Phasen möglich. Der Vorteil liegt in der Zielgenauigkeit: Rituximab greift einen zentralen Mechanismus an, ohne das Immunsystem so breit zu dämpfen wie manche Alternativen.

Fazit

Rituximab ist keine Erstlinientherapie, aber bei schwerer oder therapieresistenter MG eine wirksame Option. In erfahrenen Händen, mit klaren Kontrollen und individueller Taktung kann es den entscheidenden Unterschied machen – hin zu mehr Stabilität, weniger Schüben und mehr Selbstbestimmung im Alltag.

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