Eine Patellasehnenruptur, also der Riss der Patellasehne, ist eine schwerwiegende Verletzung, die besonders für Sportler dramatische Folgen haben kann. Diese Sehne, die die Kniescheibe (Patella) mit dem Schienbein verbindet, spielt eine zentrale Rolle bei Bewegungen wie Springen, Laufen und Treppensteigen. Der vollständige Riss der Sehne führt zu einem sofortigen Funktionsverlust des betroffenen Beins.
Der Moment, der alles verändert
Man stelle sich vor: Ein Fußballspieler sprintet in den Strafraum, sein Körper ist auf das Tor fokussiert, als plötzlich ein stechender Schmerz durch sein Knie schießt. Ein lautes "Knacken", ein dumpfer Schlag – es ist der Riss der Patellasehne, und die nächsten Monate, vielleicht sogar Jahre, sind geprägt von Operationen, Rehabilitation und der Frage: "Werde ich jemals wieder spielen können?"
In diesem Moment geht es nicht nur um die körperliche Verletzung. Für viele Spitzensportler bedeutet ein solcher Riss auch das Zerbrechen eines Traumes – die Olympischen Spiele, die Weltmeisterschaft oder die bevorstehende Saison könnten plötzlich außer Reichweite sein.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Patellasehnenruptur tritt häufig bei sportlichen Aktivitäten auf, die plötzliche Richtungswechsel, Sprünge oder starke Belastungen des Knies erfordern, wie Basketball, Fußball oder Volleyball. Chronische Überlastung, degenerative Veränderungen oder auch direkte Traumata (wie Stürze) können zu einem Riss führen. Darüber hinaus haben Personen, die an Krankheiten wie Diabetes oder Rheuma leiden oder bestimmte Medikamente (z.B. Kortikosteroide) einnehmen, ein höheres Risiko, eine Patellasehnenruptur zu erleiden.
Die dunkle Realität hinter dem Riss
Ein Riss der Patellasehne ist nicht einfach nur eine Verletzung. Es ist ein Trauma für Körper und Geist. Ein Athlet, der sein Leben dem Training und Wettkämpfen gewidmet hat, sieht sich plötzlich mit einer langen und oft frustrierenden Genesungsphase konfrontiert. Die Sehne, die unter unvorstellbarem Druck stand, muss chirurgisch repariert werden. Oft wird die gerissene Sehne mit Fäden oder Ankern am Schienbein oder an der Kniescheibe fixiert – eine heikle Operation, die darüber entscheidet, ob der Sportler je wieder auf höchstem Niveau antreten kann.
Symptome und Diagnostik
Die häufigsten Symptome eines Patellasehnenrisses sind:
- Ein plötzlicher, scharfer Schmerz im vorderen Kniebereich.
- Ein hörbares „Knallgeräusch“ zum Zeitpunkt des Risses.
- Schwellungen und Blutergüsse um das Knie.
- Unfähigkeit, das Bein zu strecken oder das Knie zu belasten.
- Eine tastbare Lücke unterhalb der Kniescheibe.
Der Sportler wird meist sofort in seiner Beweglichkeit eingeschränkt und ist nicht mehr in der Lage, normale Bewegungen wie das Gehen oder Springen auszuführen.
Die Diagnose eines Patellasehnenrisses wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung gestellt. Der Arzt wird das Knie abtasten, um nach einer Lücke oder Delle unterhalb der Kniescheibe zu suchen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT werden oft verwendet, um das Ausmaß des Schadens zu bestätigen und andere Verletzungen auszuschließen.
Operative Behandlung
Bei einem vollständigen Riss der Patellasehne ist eine Operation in den meisten Fällen unausweichlich, um die Funktion des Knies wiederherzustellen und eine dauerhafte Behinderung zu vermeiden. Der Eingriff selbst gilt als komplex, da es dabei nicht nur um die Reparatur der Sehne geht, sondern auch um die Wiederherstellung der biomechanischen Balance des gesamten Kniegelenks. Folgend wird der Operationsablauf und die verschiedenen Techniken im Detail beschrieben.
Ablauf der Operation
Der chirurgische Eingriff erfolgt in der Regel unter Vollnarkose oder Spinalanästhesie. Der Chirurg macht einen Schnitt über dem Knie, um Zugang zur gerissenen Sehne zu erhalten. Die Enden der Sehne werden sorgfältig inspiziert, um sicherzustellen, dass das Gewebe wiederhergestellt werden kann. Das Ziel der Operation ist es, die gerissene Sehne wieder an ihrem ursprünglichen Befestigungspunkt, entweder an der Kniescheibe (Patella) oder am Schienbein (Tibia), zu fixieren.
Fixationstechniken
Es gibt mehrere Techniken, um die Sehne wieder anzubringen. Eine gängige Methode besteht darin, Fäden durch die Sehne zu führen und diese dann durch Bohrlöcher in der Kniescheibe oder im Schienbein zu ziehen. Diese Fäden werden festgezogen und verknotet, sodass die Sehne sicher an ihrem natürlichen Befestigungspunkt bleibt. Eine andere Technik verwendet sogenannte Anker, die in den Knochen eingeschraubt werden. An diesen Ankern sind Fäden befestigt, die durch die Sehne gezogen und festgezogen werden, um die Sehne zu fixieren.
Verstärkung mit zusätzlichem Material
In Fällen, in denen die Sehne durch vorherige Verletzungen, Abnutzung oder degenerative Veränderungen geschwächt ist, kann der Chirurg zusätzliche Sehnenmaterialien oder künstliche Verstärkungen verwenden. Dabei wird körpereigenes Gewebe, oft aus der Oberschenkelmuskulatur oder der Quadrizepssehne, als Verstärkung verwendet, um die Patellasehne zu stabilisieren. Künstliche Materialien wie Sehnenimplantate oder spezielle Faserbänder können ebenfalls verwendet werden, um die Belastbarkeit der reparierten Sehne zu erhöhen.
Vorteile einer frühen Operation
Eine möglichst frühzeitige Operation nach der Verletzung ist von entscheidender Bedeutung für das Behandlungsergebnis. Durch einen schnellen Eingriff können die Enden der Sehne leichter wieder miteinander verbunden werden, da sie noch nicht durch Narbengewebe oder Verkürzungen beeinträchtigt sind. Zudem wird das Risiko von Komplikationen wie Muskelatrophie oder dauerhafter Bewegungseinschränkung durch eine zügige Behandlung erheblich reduziert.
Konservative Behandlung
Bei einem teilweisen Riss oder bei weniger aktiven Personen kann eine nicht-operative Behandlung in Betracht gezogen werden. Hierbei wird das Knie mit einer Schiene oder Orthese ruhiggestellt, um die Heilung zu fördern. Physiotherapie ist jedoch ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation.
Rehabilitation und Rückkehr zum Sport
Die mentale Herausforderung
Doch es ist nicht nur der Körper, der eine harte Zeit durchmacht. Die psychologische Belastung für einen Leistungssportler, der von seiner Leidenschaft abgeschnitten ist, darf nicht unterschätzt werden. Fragen wie "Werde ich jemals wieder so gut sein wie zuvor?" oder "Wird mein Knie wieder der Belastung standhalten?" begleiten viele während der Rehabilitationszeit. Der Druck, sich zu erholen und wieder in Form zu kommen, während man sieht, wie Teamkollegen weiter trainieren und Wettkämpfe bestreiten, kann überwältigend sein.
Die Rückkehr auf die Bühne des Spitzensports
Der Weg zurück auf das Spielfeld ist für viele Athleten ein langer, steiniger Pfad. Es gibt Erfolgsgeschichten, in denen Sportler nach einer Patellasehnenruptur nicht nur zurückkehrten, sondern sogar stärker wurden als zuvor. Aber der Weg dorthin ist hart und erfordert eiserne Disziplin. Spitzensportler wie der Basketball-Star Derrick Rose oder der Fußballer Zlatan Ibrahimović sind Beispiele dafür, dass eine Rückkehr möglich ist – doch es gibt ebenso viele, deren Karrieren durch diese Art von Verletzung stark beeinträchtigt wurden.
Die Rehabilitation nach einem Patellasehnenriss ist entscheidend für die Wiederherstellung der Funktion und die Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten. Sie beginnt unmittelbar nach der Operation oder dem konservativen Ansatz mit einer Phase der Immobilisation. Danach folgt eine stufenweise Belastungssteigerung mit Schwerpunkt auf:
- Kraftaufbau: Muskelstärkung des Quadrizeps und der umliegenden Muskeln.
- Beweglichkeitstraining: Wiederherstellung des vollen Bewegungsumfangs des Knies.
- Koordination und Gleichgewicht: Übungen zur Stabilisierung des Knies bei sportlichen Bewegungen.
Die gesamte Rehabilitationszeit beträgt in der Regel zwischen 6 bis 12 Monaten, abhängig von der Schwere der Verletzung und dem individuellen Heilungsverlauf. Sportler sollten schrittweise wieder in ihr Training einsteigen und intensiven Belastungen nur unter ärztlicher Aufsicht nachgehen.
Prognose
Die Prognose nach einer Patellasehnenruptur ist bei rechtzeitiger und korrekter Behandlung meist gut. Die meisten Sportler können zu ihrem vorherigen Leistungsniveau zurückkehren. Allerdings besteht ein gewisses Risiko für langfristige Komplikationen wie chronische Schmerzen, Muskelatrophie oder eingeschränkte Beweglichkeit.
Wie lange dauert der eigentliche Heilungsprozess und warum dauert es so lange, bis man wieder Leistungssport machen kann?
Der Heilungsprozess nach einem Riss der Patellasehne verläuft in mehreren Phasen und kann insgesamt 6 bis 12 Monate dauern, bis ein Sportler wieder voll in den Leistungssport einsteigen kann. Der Grund für diese lange Dauer liegt in der komplexen Struktur und Funktion der Patellasehne sowie der Notwendigkeit, das gesamte Kniegelenk nach der Verletzung stabil und belastbar zu machen.
Zunächst benötigt das Gewebe selbst Zeit zur Heilung. In den ersten Wochen nach der Operation werden die Sehnenfasern neu gebildet, und die Sehne muss fest genug in den Knochen anwachsen. Diese Phase kann 6 bis 8 Wochen dauern, während der das Knie meist immobilisiert ist oder nur sehr eingeschränkt bewegt werden darf, um eine Re-Ruptur zu vermeiden. Anschließend beginnt die Rehabilitationsphase, in der die Muskulatur um das Knie herum wieder aufgebaut wird, die oft durch die Ruhigstellung stark geschwächt ist.
Ein weiteres entscheidendes Element ist das Wiedererlangen der vollständigen Beweglichkeit und Koordination des Knies. Sportler, insbesondere im Leistungssport, belasten ihre Kniegelenke extrem, sei es durch Laufen, Springen oder schnelle Richtungswechsel. Die Sehne und die umliegenden Muskeln müssen daher wieder auf ein hohes Leistungsniveau gebracht werden, was intensive physiotherapeutische Arbeit und gezieltes Training erfordert. Dieses schrittweise Vorgehen ist notwendig, um erneute Verletzungen oder Komplikationen zu vermeiden, die auftreten können, wenn das Knie zu früh oder zu intensiv belastet wird.
Zusammengefasst dauert der Heilungsprozess so lange, weil neben der Heilung der Sehne auch die Stabilität, Kraft und Beweglichkeit des gesamten Kniegelenks wiederhergestellt werden müssen, um den hohen Anforderungen des Leistungssports gerecht zu werden.
Ein Leben nach dem Sport?
Für einige Sportler bedeutet der Riss der Patellasehne das Ende ihrer aktiven Karriere. Die Entscheidung, wann und ob sie zurückkehren, ist oft ein Balanceakt zwischen medizinischem Rat und persönlichem Ehrgeiz. Während einige Athleten sich nach erfolgreicher Heilung auf ihre Rückkehr fokussieren, entscheiden sich andere, ihre Sportkarriere zu beenden, um langfristige Schäden zu vermeiden. In solchen Momenten müssen neue Lebenswege erkundet werden, und viele wenden sich anderen Herausforderungen zu, sei es als Trainer, Kommentator oder Mentor für jüngere Generationen.