Das neue Medikament Ceralasertib, das in einer aktuellen Studie untersucht wurde, könnte die Wirksamkeit von Immuntherapien bei Krebspatienten deutlich verbessern. Die viel versprechenden Ergebnisse wurden im Journal of Clinical Investigation veröffentlicht.
Ein kurzer Hinweis
Ceralasertib, auch bekannt unter der Entwicklungsbezeichnung AZD6738, ist noch nicht auf dem Markt. Es befindet sich in Phasen der klinischen Entwicklung, hauptsächlich in Phase II-Studien. In diesen Studien wird das Medikament sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit anderen Behandlungsformen wie Immuntherapie und Chemotherapie bei verschiedenen Krebsarten untersucht, darunter fortgeschrittener nicht-kleinzelliger Lungenkrebs und metastasierter kastrationsresistenter Prostatakrebs.
Hoffnung für therapieresistente Patienten
In einer frühen klinischen Studie zeigte das Medikament Ceralasertib positive Effekte, insbesondere bei Patienten, deren Tumoren auf bestehende Krebstherapien nicht mehr ansprachen. Als Einzelsubstanz verabreicht, konnte es bei mehr als der Hälfte der behandelten Patienten das Tumorwachstum stabilisieren. Bei einem Patienten hielt der Nutzen der Behandlung über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren an.
Wie Ceralasertib wirkt: Ceralasertib verstärkt Wirkung von Checkpoint-Inhibitor beim NSCLC
Ceralasertib hemmt die Fähigkeit von Krebszellen, ihre DNA zu reparieren. Dies geschieht durch die Blockade eines wichtigen Proteins namens ATR. In der Studie zeigte sich, dass das Medikament bei einigen Patienten auch die Immunaktivität in den Tumoren deutlich erhöhte. Diese Veränderungen könnten die Tumoren empfindlicher für Immuntherapien machen und damit die Behandlungsmöglichkeiten für mehr Patienten erweitern.
Ergebnisse der klinischen Studie
Die Studie wurde von einem Forschungsteam an zwei renommierten Institutionen in London durchgeführt. Dabei wurden 67 Patienten mit weit fortgeschrittenen soliden Tumoren mit Ceralasertib behandelt. Bei mehr als der Hälfte der Patienten konnte das Tumorwachstum gestoppt werden, bei fünf Patienten schrumpften die Tumoren sogar. Bei 68 Prozent der Patienten, die von der Behandlung profitierten, schritt die Krankheit über mindestens vier Monate nicht weiter voran.
Tieferer Einblick in die Tumorbiologie
Um die biologischen Mechanismen hinter der Wirkung von Ceralasertib zu verstehen, analysierten die Wissenschaftler Tumorproben vor und nach der Behandlung. Die Ergebnisse waren vielversprechend: Das Medikament führte zu tiefgreifenden Veränderungen im Immunsystem der Patienten, sowohl im Blut als auch in den Tumoren. Ceralasertib erhöhte die Anzahl bestimmter Immunzellen, die Krebszellen aufspüren und zerstören, und förderte das Eindringen dieser Zellen in die Tumoren. Dies deutet darauf hin, dass die Tumoren einem immunologischen Angriff ausgesetzt sind und daher auf verschiedene Immuntherapien ansprechen könnten.
Neue Wege für zukünftige Therapien
Die Ergebnisse dieser Studie sind besonders wertvoll, weil sie zeigen, wie Ceralasertib Tumoren für Immuntherapien empfänglicher macht. Dies eröffnet neue Möglichkeiten, dieses Medikament mit bestehenden Immuntherapien zu kombinieren, um die Behandlungsergebnisse weiter zu verbessern.
Seit Beginn der PATRIOT-Studie wurden weitere klinische Studien initiiert, die die Kombination von Ceralasertib mit anderen Medikamenten untersuchen, die die DNA-Reparatur hemmen. Ein Beispiel ist die Kombination mit einem so genannten PARP-Inhibitor.
Fazit und Ausblick
Diese Studie ist die bisher größte, die das Potenzial von ATR-Inhibitoren in der Krebstherapie aufzeigt. Es ist ermutigend zu sehen, dass Ceralasertib allein das Fortschreiten von Krebs stoppen und Tumore über lange Zeiträume verkleinern kann, was einigen Patienten wertvolle zusätzliche Lebensjahre bei guter Lebensqualität schenkt. Darüber hinaus liefert die Studie wichtige Hinweise darauf, welche biologischen Marker vorhersagen können, wer in Zukunft von dieser Behandlung profitieren könnte.
Die Ergebnisse dieser Studie legen den Grundstein für weitere klinische Studien und eröffnen Wissenschaftlern und Ärzten neue Forschungsansätze. Es bleibt spannend zu beobachten, wie diese Arbeit den Fortschritt in der Krebstherapie weiter vorantreiben und möglicherweise eine breitere Patientengruppe erreichen wird.
Quellen und Studien
Institute of Cancer Research and Royal Marsden NHS Foundation Trust. "ATR inhibition promotes intratumoral T cell infiltration and sensitizes cancer to immune checkpoint blockade." Journal of Clinical Investigation, vol. 134, no. 10, 2024, article e175369, jci.org/articles/view/175369.