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Die Diagnose Demenz bringt nicht nur den Verlust von Erinnerungen und geistigen Fähigkeiten mit sich, sondern auch tiefgreifende Veränderungen in der Persönlichkeit und im Verhalten der betroffenen Person. Menschen, die früher ruhig, ausgeglichen und liebevoll waren, können plötzlich gereizt, aggressiv oder ängstlich werden. Andere, die immer aktiv und gesellig waren, ziehen sich auf einmal zurück und verlieren das Interesse an sozialen Kontakten. Diese Veränderungen sind oft erschütternd und verwirrend für die Angehörigen, die das Gefühl haben, ihre geliebte Person „verschwinden“ zu sehen.

Der Wandel in der Persönlichkeit

Im Verlauf der Demenz wird die Persönlichkeit oft so verändert, dass Angehörige den Eindruck haben, einen völlig anderen Menschen vor sich zu haben. Menschen, die zuvor humorvoll und gelassen waren, reagieren plötzlich auf Kleinigkeiten mit Wut oder Verzweiflung. Andere, die früher gesellig und kommunikativ waren, werden schweigsam oder ängstlich. Diese Veränderungen in der Persönlichkeit können schleichend oder plötzlich auftreten, und sie haben oft eine tiefe emotionale Wirkung auf die betroffenen Familienmitglieder.

Manche Betroffene zeigen eine gesteigerte Reizbarkeit oder entwickeln ein unberechenbares Verhalten, was Situationen im Alltag zusätzlich erschwert. So können etwa einfache Aufgaben wie das Anziehen oder das gemeinsame Essen zu Auseinandersetzungen führen, weil die betroffene Person das Gefühl hat, nicht mehr selbst über sich entscheiden zu können. Solche Reaktionen kommen oft aus dem Gefühl der Hilflosigkeit und Verwirrung heraus, da die Betroffenen selbst spüren, dass sie Kontrolle über ihren Alltag verlieren.

Aggression und Misstrauen: Eine große Herausforderung

Besonders schwierig sind für viele Angehörige aggressive oder misstrauische Verhaltensweisen, die bei Menschen mit Demenz auftreten können. Eine Person, die zuvor liebevoll und rücksichtsvoll war, könnte nun Anschuldigungen aussprechen, dass sie bestohlen oder schlecht behandelt wird. Dieses Misstrauen, das oft mit Verfolgungswahn einhergeht, kann sehr belastend sein. Die betroffene Person könnte sogar glauben, dass ihre engsten Angehörigen oder Pflegekräfte ihr schaden wollen.

Solche aggressiven Verhaltensweisen sind nicht selten das Ergebnis von Frustration oder Angst. Menschen mit Demenz fühlen sich oft überfordert und missverstanden, und da ihre Fähigkeit, ihre Emotionen zu kontrollieren, abnimmt, äußern sie diese Gefühle auf impulsive Weise. Es ist daher wichtig zu erkennen, dass diese Aggression oder das Misstrauen nicht persönlich gemeint ist, sondern ein Symptom der Krankheit darstellt.

Für Angehörige kann es schwer sein, solche Veränderungen zu verstehen und damit umzugehen. Es kann schmerzhaft sein zu erleben, dass die Person, die man liebt, auf einmal wütend oder feindselig wird. Doch es ist entscheidend, dass diese Verhaltensänderungen nicht als bewusste Entscheidungen, sondern als Teil des Krankheitsverlaufs betrachtet werden. Einfühlungsvermögen und Geduld sind hier von zentraler Bedeutung, auch wenn dies oft leichter gesagt als getan ist.

Emotionale Instabilität und Rückzug

Ein weiteres häufiges Symptom von Demenz sind extreme Stimmungsschwankungen. Menschen mit Demenz können innerhalb weniger Minuten von fröhlich zu traurig oder wütend wechseln. Diese emotionale Instabilität ist ein weiteres Zeichen dafür, dass das Gehirn nicht mehr in der Lage ist, Emotionen richtig zu verarbeiten und zu regulieren.

Manche Betroffene entwickeln Depressionen oder Ängste, die sich auf verschiedene Weisen äußern können. Sie könnten sich in sich selbst zurückziehen, weniger sprechen und den Kontakt zu Freunden und Familie meiden. Dies kann besonders für Angehörige schmerzlich sein, da der emotionale Zugang zu der betroffenen Person zunehmend erschwert wird. Die geliebte Person scheint immer mehr „zu verschwinden“, was bei Angehörigen oft zu Gefühlen der Trauer und Ohnmacht führt.

Dieser Rückzug kann auch auf ein wachsendes Unwohlsein der Betroffenen in sozialen Situationen hindeuten. Menschen mit Demenz fühlen sich oft unsicher, wenn sie sich nicht mehr gut ausdrücken können oder Gesprächen nicht mehr folgen. Um diese Unsicherheiten zu vermeiden, ziehen sie sich lieber zurück und isolieren sich.

Das richtige Verständnis ist entscheidend

Die Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen, die mit Demenz einhergehen, sind schwer zu ertragen – sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen. Es ist entscheidend, dass Pflegekräfte und Familien verstehen, dass diese Veränderungen Teil der Krankheit sind. Das bedeutet, dass die betroffene Person sich nicht absichtlich aggressiv, misstrauisch oder ablehnend verhält, sondern dass dies eine Folge der fortschreitenden Schädigung des Gehirns ist.

Der Umgang mit diesen Verhaltensweisen erfordert viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Psychosoziale Unterstützung und therapeutische Ansätze können dabei helfen, die emotionalen Bedürfnisse sowohl der Betroffenen als auch der Angehörigen zu adressieren. Gesprächstherapien, Beratungsgespräche oder Selbsthilfegruppen für Angehörige sind wertvolle Ressourcen, um den emotionalen Herausforderungen zu begegnen, die mit dem Leben eines demenzkranken Menschen verbunden sind.

Praktische Tipps im Umgang mit Verhaltensänderungen

Es gibt einige Ansätze, die im Umgang mit Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen hilfreich sein können. Angehörige sollten versuchen, die Umwelt für den Betroffenen möglichst vorhersehbar und ruhig zu gestalten. Routine und Beständigkeit im Tagesablauf können dazu beitragen, dass die betroffene Person sich sicherer fühlt. Unvorhergesehene Änderungen oder plötzliche Entscheidungen sollten möglichst vermieden werden, um Verwirrung und Ängste zu minimieren.

Wenn es zu aggressiven Ausbrüchen kommt, ist es ratsam, ruhig zu bleiben und nicht auf die Aggression einzugehen. Es kann helfen, dem Betroffenen etwas Raum zu geben, damit er sich beruhigen kann. Oft hilft es, wenn man ihm das Gefühl gibt, gehört und verstanden zu werden, ohne auf die Konfliktsituation direkt einzugehen.

Angehörige sollten sich bewusst machen, dass sie nicht alles allein bewältigen müssen. Unterstützung von professionellen Pflegekräften, die Erfahrung im Umgang mit Demenz haben, kann sehr entlastend sein. Auch der Austausch mit anderen Angehörigen von Demenzkranken bietet oft wertvolle Ratschläge und emotionale Unterstützung.

Fazit

Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen bei Demenz sind eine der schwerwiegendsten und belastendsten Herausforderungen für Betroffene und ihre Angehörigen. Das Gefühl, dass der geliebte Mensch „verschwindet“, kann tiefgreifende emotionale Auswirkungen haben. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass diese Veränderungen ein Teil der Krankheit sind. Mit Geduld, Einfühlungsvermögen und der richtigen Unterstützung können Betroffene und ihre Familien lernen, mit diesen Veränderungen umzugehen und die gemeinsamen Momente trotz der Belastungen wertzuschätzen.

Es braucht viel Verständnis, um mit den emotionalen Herausforderungen umzugehen, die Demenz mit sich bringt. Doch indem man den Betroffenen weiterhin als Menschen sieht, der liebevolle Fürsorge und Mitgefühl verdient, kann man ihm helfen, in Würde zu leben – auch inmitten der Veränderungen, die diese Krankheit mit sich bringt.

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