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Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) macht das Atmen im Laufe der Zeit immer schwieriger. Ständiger Husten, zäher Schleim und Atemnot prägen den Alltag vieler Betroffener. Trotz Medikamenten können sich die Beschwerden verschlimmern, besonders durch plötzliche Schübe – sogenannte Exazerbationen –, die eine Krankenhauseinweisung erfordern können.

Älterer Mann atmet draußen tief ein – Symbol für neue Perspektiven in der COPD-Behandlung.
Perspektiven in der Behandlung der COPD

Bisherige Therapien zielen darauf ab, Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen. Mittel zur Erweiterung der Bronchien, Kortison oder Sauerstofftherapie helfen vielen, reichen aber nicht immer aus. Besonders bei einer eosinophilen COPD – einer Variante mit übermäßiger Entzündung – stoßen herkömmliche Ansätze oft an Grenzen.

Hier könnte Dupilumab eine wertvolle Ergänzung bieten: Dieser Antikörper blockiert gezielt bestimmte Entzündungsprozesse. Er wird bereits erfolgreich bei Asthma und Neurodermitis eingesetzt und hat in Studien bei COPD mit Typ-2-Entzündung beeindruckende Ergebnisse gezeigt. Dupilumab kann nicht nur Exazerbationen reduzieren, sondern auch die Lungenfunktion verbessern – eine echte Erleichterung für viele Patienten.

Im Unterschied zu Kortison, das das Immunsystem breit drosselt und Nebenwirkungen wie Infektionsrisiken birgt, greift Dupilumab präzise in die Signalwege ein, die für die übertriebene Entzündung in den Atemwegen verantwortlich sind. So könnte es für bestimmte COPD-Patienten eine langfristig wirksamere Option sein, die die Atemwege offener hält.

Für wen eignet sich diese Therapie? Wie wirkt sie genau? Und wie steht es um die Zulassung? Dieser aktualisierte Überblick fasst den aktuellen Forschungsstand zusammen und beleuchtet die Chancen.

Dupilumab und COPD – Die Verbindung

Dupilumab ist ein monoklonaler Antikörper, der die Signalwege von Interleukin-4 (IL-4) und Interleukin-13 (IL-13) hemmt. Diese Botenstoffe treiben entzündliche Prozesse voran, vor allem bei Typ-2-Entzündungen.

COPD mit Typ-2-Entzündung – Was bedeutet das?

Nicht jede COPD ist gleich. Während viele Fälle durch neutrophile Entzündungen geprägt sind, gibt es eine Untergruppe mit eosinophiler oder Typ-2-Entzündung. Diese zeichnet sich durch erhöhte Eosinophile (eine Art weißer Blutkörperchen) aus, was zu mehr Schleim, engeren Bronchien und häufigeren Schüben führt.

Genau hier setzt Dupilumab an: Indem es IL-4 und IL-13 blockiert, dämpft es die Entzündung, was zu weniger Schüben und besserer Lungenfunktion führen kann.

Die Stadien der COPD und die Eignung von Dupilumab

COPD wird nach der Schwere der Luftstrombehinderung in Stadien eingeteilt, basierend auf dem post-bronchodilatatorischen FEV₁ (forciertes exspiratorisches Volumen in einer Sekunde) als Prozentsatz des Sollwerts. Diese Klassifikation hilft, den Krankheitsverlauf zu bewerten, ist aber allein nicht ausreichend, um Symptome, Belastbarkeit oder Exazerbationsrisiko vollständig zu erfassen. Die aktuellen GOLD-Richtlinien 2025 definieren die Stadien wie folgt:

  • Stadium I (leicht): FEV₁ ≥ 80 % des Sollwerts. Symptome sind oft mild, wie leichte Atemnot, Husten oder Auswurf. Die Erkrankung wird häufig unterschätzt oder unentdeckt. Dupilumab ist hier in der Regel nicht geeignet, da die Symptome meist gut mit Basistherapien (z. B. Bronchodilatatoren) kontrollierbar sind und Exazerbationen selten auftreten. Es gibt keine Empfehlung für Biologika in diesem frühen Stadium, da der Nutzen das Risiko nicht überwiegt.
  • Stadium II (mittel): 50 % ≤ FEV₁ < 80 % des Sollwerts. Symptome nehmen zu, einschließlich zunehmender Atemnot bei Belastung und möglicher Exazerbationen. Dupilumab kann ab diesem Stadium in Betracht gezogen werden, wenn eine Typ-2-Entzündung vorliegt (Blut-Eosinophile ≥ 300 Zellen/µL), anhaltende Exazerbationen (≥ 2 moderate oder ≥ 1 schwere im Vorjahr) trotz optimaler Triple-Therapie (LABA + LAMA + ICS) bestehen und chronische Bronchitis vorhanden ist. Es eignet sich als Add-on-Therapie für unkontrollierte Fälle, um Exazerbationen zu reduzieren und die Lungenfunktion zu stabilisieren.
  • Stadium III (schwer): 30 % ≤ FEV₁ < 50 % des Sollwerts. Schwere Symptome dominieren, mit erheblicher Einschränkung der Aktivität, häufigen Exazerbationen und reduzierter Lebensqualität. Dupilumab ist hier besonders geeignet, wenn die Kriterien für Typ-2-Entzündung erfüllt sind (Eosinophile ≥ 300 Zellen/µL, Exazerbationsgeschichte trotz Triple-Therapie). Die GOLD-Richtlinien empfehlen es als Eskalationsoption in der Folgetherapie, um Schübe zu mindern und die Krankheitskontrolle zu verbessern.
  • Stadium IV (sehr schwer): FEV₁ < 30 % des Sollwerts oder < 50 % mit chronischer Ateminsuffizienz. Extrem schwere Symptome, hohes Risiko für Komplikationen und Mortalität. Dupilumab ist ab diesem Stadium geeignet, sofern Typ-2-Entzündung vorliegt und Exazerbationen persistieren. Es wird in Algorithmen für die Folgebehandlung integriert, z. B. bei Patienten in der Gruppe E (hohes Exazerbationsrisiko) des ABCD/ABE-Schemas, um Krankenhausaufenthalte zu verringern und die Prognose zu verbessern.

Zusätzlich zur Stadien-Einteilung verwendet das ABCD/ABE-Assessment-Tool Symptome (z. B. CAT-Score ≥ 10) und Exazerbationsrisiko zur Therapieanleitung. Dupilumab ist primär für Gruppen mit hohem Risiko (z. B. E) indiziert, unabhängig vom exakten Stadium, aber typischerweise ab Stadium II, wenn Standardtherapien versagen. Eine individuelle Abklärung durch den Arzt ist essenziell, da Dupilumab kein First-Line-Mittel ist und nur bei nachgewiesener Typ-2-Entzündung empfohlen wird.

Studien zu Dupilumab bei COPD

  1. BOREAS-Studie (Phase 3): Diese Studie untersuchte Dupilumab bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COPD und erhöhten Eosinophilen (≥300 Zellen/µL). Über 52 Wochen erhielten Teilnehmer Dupilumab oder Placebo zusätzlich zur Standardtherapie. Ergebnisse:
    • 30 % weniger Exazerbationen.
    • Lungenfunktion verbessert: FEV₁ stieg nach 12 Wochen um 160 ml (vs. 77 ml bei Placebo).
    • Bessere Lebensqualität nach St. George’s Respiratory Questionnaire.
  2. NOTUS-Studie (Phase 3): Ähnlich aufgebaut, bestätigte NOTUS die Ergebnisse:
    • 34 % Reduktion der Exazerbationsrate.
    • FEV₁-Zunahme um 139 ml nach 12 Wochen (vs. 57 ml bei Placebo).
  3. Beobachtungsstudien: Real-World-Studien aus 2023–2025 zeigen ähnliche Vorteile: Niedrigere Sterberate, weniger Notaufnahmen und reduzierte Exazerbationen. Eine Kohortenstudie aus 2025 bestätigte langfristige Sicherheit und Wirksamkeit bei COPD-Patienten. Weitere Meta-Analysen unterstreichen die Reduktion von Exazerbationen und Verbesserung der Lungenfunktion.

Wer profitiert von Dupilumab bei COPD?

Dupilumab ist besonders für Patienten mit Typ-2-Entzündung geeignet, erkennbar an erhöhten Eosinophilen im Blut. Es blockiert IL-4 und IL-13, die diese Entzündung antreiben, und kann Symptome lindern, wo Standardtherapien versagen.

Wer könnte besonders profitieren?

  1. Patienten mit eosinophiler COPD (Typ-2-Entzündung): Erhöhte Eosinophile führen zu stärkerer Entzündung, engeren Bronchien und schnellerem Fortschreiten. Studien zeigen hier klare Reduktionen von Schüben und bessere Lungenfunktion.
  2. Personen mit starker Schleimbildung: Dupilumab mindert Schleimproduktion, reduziert Husten und Infektionsrisiken.
  3. Betroffene mit häufigen Exazerbationen: Bis zu 34 % weniger Schübe, mildere Verläufe und schnellere Erholung – ideal für jene mit wiederholten Krankenhausbesuchen.

Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt, ob Dupilumab zu Ihnen passt.

Vorteile von Dupilumab für COPD-Patienten

Gezielte Entzündungshemmung: Anders als Kortison unterdrückt Dupilumab nicht das gesamte Immunsystem, sondern nur die problematischen Signalwege – weniger Infektionsrisiken.

Weniger Schübe und Krankenhausaufenthalte: Studien berichten von bis zu 34 % weniger Exazerbationen, was den Alltag stabiler macht.

Langfristige Lungenfunktionsverbesserung: FEV₁ steigt spürbar, was mehr Luft und weniger Atemnot bedeutet. Das kann Mobilität steigern, Inaktivität brechen und das Fortschreiten bremsen.

Alternative zu Kortison: Viele Patienten konnten Kortison reduzieren, was Nebenwirkungen wie Knochenschwund oder Diabetes mindert.

Dupilumab bietet eine präzise, langwirksame Option für Betroffene mit unkontrollierter Typ-2-Entzündung.

Zulassungsstatus von Dupilumab für COPD

Stand September 2025: Dupilumab (Dupixent®) ist in den USA (FDA, seit September 2024) und Europa (EMA, seit Juli 2024) als erstes Biologikum für COPD mit Typ-2-Entzündung zugelassen – als Add-on zu Standardtherapien bei Erwachsenen mit unkontrollierten Symptomen und erhöhten Eosinophilen. Die GOLD-Richtlinien 2025 empfehlen es als Ergänzung.

Es ist weiterhin für Asthma, Neurodermitis und andere Erkrankungen zugelassen. Bei Interesse: Konsultieren Sie Ihren Lungenfacharzt für Verfügbarkeit und Kostenübernahme.

Fazit

Dupilumab eröffnet neue Hoffnung für COPD-Patienten mit Typ-2-Entzündung: Weniger Schübe, bessere Lungenfunktion und höhere Lebensqualität. Als zugelassene Therapie ist es nun zugänglich, doch weitere Studien prüfen langfristige Effekte. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob es für Sie infrage kommt – eine individuelle Abwägung ist entscheidend.

Quellen

  • Bhatt, S. P., et al. (2024). Dupilumab for COPD with Blood Eosinophil Evidence of Type 2 Inflammation. New England Journal of Medicine.
  • Rabe, K. F., et al. (2023). Dupilumab for COPD with Type 2 Inflammation. New England Journal of Medicine.
  • Sanofi Pressemitteilung (2024). Dupixent® late-breaking data from NOTUS.
  • Real-World-Studie (2025). Clinical effectiveness and safety of dupilumab in COPD. Journal of Allergy and Clinical Immunology.
  • Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD). (2025). GOLD-2025-Report.

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