Eine neue Perspektive in der Behandlung von COPD
COPD ist eine Erkrankung, die das Atmen zunehmend erschwert. Husten, Schleimbildung und Atemnot gehören zum Alltag, und oft scheinen sich die Symptome trotz Medikamenten weiter zu verschlechtern. Besonders schwer ist es, wenn die Erkrankung immer wieder durch plötzliche Exazerbationen unterbrochen wird – Phasen, in denen sich die Symptome drastisch verschlimmern und ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden kann.
Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten konzentrieren sich darauf, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Bronchienerweiternde Medikamente, Kortison oder Sauerstofftherapie helfen vielen, doch nicht in jedem Fall reichen diese Maßnahmen aus. Besonders wenn eine eosinophile COPD vorliegt – eine Form der Erkrankung, die mit einer überaktiven Entzündungsreaktion einhergeht – können herkömmliche Therapien an ihre Grenzen stoßen.
Eine neue Therapie könnte in Zukunft eine zusätzliche Möglichkeit bieten: Dupilumab, ein Antikörper, der gezielt bestimmte Entzündungsprozesse hemmt. Es wird bereits erfolgreich bei Asthma und Neurodermitis eingesetzt und zeigt in aktuellen Studien vielversprechende Ergebnisse bei COPD mit Typ-2-Entzündung. Dupilumab könnte nicht nur die Häufigkeit von Exazerbationen verringern, sondern auch die Lungenfunktion spürbar verbessern – ein Fortschritt, der für viele eine spürbare Erleichterung bringen könnte.
Im Gegensatz zu Kortison, das das Immunsystem breit unterdrückt und oft mit Nebenwirkungen verbunden ist, setzt Dupilumab gezielt an den Signalwegen an, die für die überschießende Entzündung in den Atemwegen verantwortlich sind. Dadurch könnte es für eine bestimmte Gruppe von COPD-Betroffenen eine neue Behandlungsoption sein, die die Atemwege langfristig offener hält.
Doch für wen ist diese Therapie geeignet? Wie genau wirkt Dupilumab auf die Lunge? Und wann könnte das Medikament offiziell für COPD zugelassen werden? Dieser Artikel gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und erklärt, welche Chancen und Möglichkeiten sich aus dieser neuen Therapie ergeben könnten.
Dupilumab und COPD – Gibt es eine Verbindung?
Dupilumab ist ein monoklonaler Antikörper, der gezielt die Interleukin-4 (IL-4) und Interleukin-13 (IL-13) Signalwege hemmt. Diese Botenstoffe spielen eine Schlüsselrolle bei entzündlichen Erkrankungen, insbesondere solchen, die mit einer Typ-2-Entzündung in Verbindung stehen.
COPD mit Typ-2-Entzündung – Was bedeutet das?
COPD ist nicht gleich COPD. Die Erkrankung kann sich in unterschiedlichen Entzündungsmustern äußern. Während viele Betroffene eine neutrophile Entzündung haben, gibt es eine Untergruppe, die eine eosinophile oder Typ-2-Entzündung aufweist.
Diese Form der Entzündung ist durch eine erhöhte Anzahl an eosinophilen Granulozyten (eine Art weißer Blutkörperchen) gekennzeichnet. Sie ist oft mit einer stärkeren Schleimproduktion, einer stärkeren Verengung der Bronchien und häufigeren Exazerbationen verbunden.
Genau hier könnte Dupilumab ansetzen: Durch die Blockade von IL-4 und IL-13 könnte die überschießende Entzündungsreaktion reduziert werden, was langfristig zu weniger Verschlechterungen der COPD und einer besseren Lungenfunktion führen könnte.
Studien zu Dupilumab bei COPD
1. BOREAS-Studie (Phase 3)
Die BOREAS-Studie untersuchte die Wirkung von Dupilumab bei Personen mit mittelschwerer bis schwerer COPD und erhöhten Eosinophilenwerten (≥300 Zellen/µL). Die Teilnehmer erhielten Dupilumab oder ein Placebo zusätzlich zur Standardtherapie über 52 Wochen. Die Ergebnisse zeigten:
- 30 % weniger Exazerbationen im Vergleich zur Placebo-Gruppe
- Verbesserung der Lungenfunktion: Nach 12 Wochen zeigte sich eine Erhöhung des FEV₁ (forciertes exspiratorisches Volumen in 1 Sekunde) um 160 ml in der Dupilumab-Gruppe gegenüber 77 ml in der Placebo-Gruppe
- Erhöhte Lebensqualität laut dem St. George’s Respiratory Questionnaire
2. NOTUS-Studie (Phase 3)
Die NOTUS-Studie, eine weitere große Phase-3-Studie, bestätigte die Ergebnisse der BOREAS-Studie:
- 34 % Reduktion der Exazerbationsrate
- Verbesserung der Lungenfunktion: Nach 12 Wochen zeigte sich eine Zunahme des FEV₁ um 139 ml in der Dupilumab-Gruppe gegenüber 57 ml in der Placebo-Gruppe
3. Beobachtungsstudie
Eine größere Beobachtungsstudie ergab, dass Dupilumab mit einer niedrigeren Sterblichkeitsrate, weniger Notaufnahmen und einem reduzierten Risiko für akute Exazerbationen verbunden sein könnte.
Wer könnte von Dupilumab bei COPD profitieren?
Sollte Dupilumab für die Behandlung von COPD zugelassen werden, könnte es insbesondere für eine bestimmte Gruppe von Betroffenen eine vielversprechende Therapieoption darstellen. Die bisherigen klinischen Studien legen nahe, dass das Medikament besonders bei Menschen mit einer Typ-2-Entzündung wirksam ist – einer speziellen Form der COPD, die durch eine erhöhte Anzahl eosinophiler Granulozyten im Blut gekennzeichnet ist.
Diese Art der Entzündung führt bei vielen Betroffenen zu einer übermäßigen Schleimproduktion, einer Verengung der Bronchien sowie zu häufigen und teils schweren Exazerbationen. Da Dupilumab gezielt die Signalwege von Interleukin-4 (IL-4) und Interleukin-13 (IL-13) blockiert, die eine zentrale Rolle in dieser Entzündungskaskade spielen, könnte es die Symptome und den Krankheitsverlauf für bestimmte COPD-Patienten positiv beeinflussen.
Welche COPD-Betroffenen könnten besonders profitieren?
1. Menschen mit eosinophiler COPD (Typ-2-Entzündung)
Ein erhöhter Eosinophilen-Wert im Blut gilt als ein Indikator dafür, dass eine COPD-Form vorliegt, bei der entzündliche Prozesse durch IL-4 und IL-13 verstärkt werden. Diese Form der COPD zeichnet sich durch:
- Eine stärkere Entzündungsreaktion in den Bronchien, die zu anhaltender Atemwegsverengung führt.
- Eine erhöhte Anfälligkeit für Exazerbationen, da das Immunsystem überaktiv auf Reize wie Infektionen oder Umweltfaktoren reagiert.
- Eine schlechtere Lungenfunktion mit einer beschleunigten Verschlechterung über die Jahre.
Da Dupilumab genau diese Signalwege blockiert, könnte es für diese Gruppe besonders hilfreich sein. In den klinischen Studien zeigte sich eine deutliche Reduktion der Exazerbationsrate und eine spürbare Verbesserung der Lungenfunktion in dieser Patientengruppe.
2. Personen mit übermäßiger Schleimbildung und Verschleimung der Atemwege
Ein häufiges und belastendes Symptom vieler COPD-Betroffener ist die übermäßige Schleimproduktion. Dieser zähe Schleim kann die Atemwege blockieren, das Atmen erschweren und das Infektionsrisiko erhöhen. Besonders bei der eosinophilen COPD spielt IL-13 eine entscheidende Rolle bei der Überproduktion von Schleim und der Verdickung der Schleimhaut in den Bronchien.
Dupilumab könnte hier ansetzen, indem es:
- Die übermäßige Schleimproduktion reduziert, sodass die Atemwege freier bleiben.
- Die Reizung der Bronchialschleimhaut mindert, was zu weniger Hustenreiz führen könnte.
- Die Anfälligkeit für Infektionen senkt, da Schleimansammlungen oft ein Nährboden für Bakterien sind.
Für Menschen mit COPD, die trotz medikamentöser Therapie unter anhaltendem Husten mit Schleimbildung leiden, könnte Dupilumab somit eine potenzielle Möglichkeit sein, ihre Beschwerden zu lindern.
3. Betroffene mit häufigen und schweren Exazerbationen
Ein besonders problematisches Merkmal von COPD sind die plötzlichen Verschlechterungen der Symptome, die als Exazerbationen bezeichnet werden. Diese akuten Schübe führen oft zu einem starken Anstieg von Atemnot, Husten, Schleimbildung und einem erhöhten Risiko für Krankenhausaufenthalte.
Studien haben gezeigt, dass Dupilumab:
- Die Exazerbationsrate um bis zu 34 % reduzieren konnte – ein bedeutender Wert für Betroffene, die häufig unter diesen Schüben leiden.
- Die Intensität der Exazerbationen abschwächen könnte, sodass Krankenhausaufenthalte möglicherweise seltener notwendig sind.
- Die Erholung nach einer Exazerbation verbessern könnte, da die Atemwege weniger entzündet bleiben und sich schneller regenerieren.
Patienten, die trotz bestehender Standardtherapie mit inhalativen Kortikosteroiden und Bronchodilatatoren weiterhin unter schweren und häufigen Exazerbationen leiden, könnten daher von einer zusätzlichen Behandlung mit Dupilumab profitieren.
Wichtiger Hinweis zur aktuellen Zulassung
Obwohl die bisherigen Studien vielversprechende Ergebnisse für bestimmte COPD-Betroffene zeigen, ist Dupilumab derzeit noch nicht für die Behandlung von COPD zugelassen. Es wird aktuell nur für Erkrankungen wie Asthma, Neurodermitis und chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen eingesetzt.
Die Hersteller Sanofi und Regeneron haben jedoch bereits einen Zulassungsantrag bei der FDA und EMA gestellt, sodass eine Entscheidung über die offizielle Anwendung von Dupilumab bei COPD voraussichtlich Ende 2024 oder 2025 erfolgen könnte.
Bis zur möglichen Zulassung bleibt das Medikament für COPD eine experimentelle Therapie, die nur in klinischen Studien oder in seltenen Fällen als Off-Label-Anwendung genutzt werden kann. COPD-Patienten mit einem hohen Bedarf an neuen Behandlungsmöglichkeiten sollten mit ihrem behandelnden Arzt besprechen, ob eine Teilnahme an einer klinischen Studie möglich ist.
Zusammenfassung: Wer könnte profitieren?
- ✔ Menschen mit eosinophiler COPD: Nachweislich erhöhte Eosinophilenwerte im Blut, häufige Entzündungsschübe.
- ✔ Personen mit starker Schleimproduktion: Atemwege werden durch Schleim blockiert, was zu Atemnot und Infektionen führt.
- ✔ Betroffene mit häufigen Exazerbationen: Wiederholte Krankenhausaufenthalte oder starke Verschlechterungen trotz medikamentöser Behandlung.
Da COPD eine komplexe Erkrankung ist, sollte jede neue Therapieoption individuell geprüft werden. Dupilumab könnte in Zukunft eine gezielte und effektive Alternative für eine spezifische Patientengruppe darstellen, wenn herkömmliche Behandlungen nicht ausreichen.
Vorteile von Dupilumab für COPD-Betroffene
Die bisherigen klinischen Studien haben vielversprechende Effekte von Dupilumab bei COPD mit Typ-2-Entzündung gezeigt. Diese spezifische Form der COPD ist durch eine erhöhte Anzahl eosinophiler Granulozyten (eine spezielle Art weißer Blutkörperchen, die an allergischen und entzündlichen Reaktionen beteiligt sind) im Blut gekennzeichnet und führt häufig zu chronischen Entzündungsprozessen, vermehrter Schleimbildung, einer Verengung der Atemwege und häufigen Exazerbationen (plötzliche und schwere Verschlechterung der COPD-Symptome). Dupilumab greift gezielt in diese Mechanismen ein und könnte für Betroffene erhebliche Vorteile bieten.
Gezielte Entzündungshemmung ohne allgemeine Immunsuppression
Eine der größten Herausforderungen in der COPD-Therapie ist es, die überschießende Entzündungsreaktion zu kontrollieren, ohne dabei das Immunsystem insgesamt zu unterdrücken. Viele herkömmliche entzündungshemmende Medikamente, insbesondere Kortikosteroide (entzündungshemmende Wirkstoffe, die das Immunsystem dämpfen), wirken breit auf das Immunsystem und erhöhen das Risiko für Infektionen. Dupilumab setzt hier an, indem es gezielt die Signalwege von Interleukin-4 (IL-4) und Interleukin-13 (IL-13) (Botenstoffe des Immunsystems, die Entzündungsprozesse steuern) blockiert. Diese Signalwege sind maßgeblich an der Entzündungskaskade (eine Kette von Reaktionen, die zu einer Entzündung führen) beteiligt, die bei der Typ-2-Entzündung eine Rolle spielt.
Durch diese gezielte Blockade kann Dupilumab die Entzündungsreaktion direkt an ihrer Quelle hemmen, ohne dabei andere Teile des Immunsystems zu beeinträchtigen. Dadurch könnte sich das Risiko für schwere Infektionen verringern, während die zugrunde liegende Entzündung, die die COPD-Symptome verstärkt, reduziert wird.
Weniger Exazerbationen und geringeres Risiko für Krankenhausaufenthalte
COPD ist nicht nur eine Erkrankung mit chronischen Symptomen, sondern auch mit wiederkehrenden Exazerbationen, die zu plötzlichen und teils schweren Verschlechterungen führen. Diese können durch Umweltfaktoren, Infektionen oder andere Reize ausgelöst werden und machen eine Notfallbehandlung oder sogar einen Krankenhausaufenthalt notwendig. Klinische Studien zu Dupilumab haben gezeigt, dass das Medikament die Häufigkeit dieser Exazerbationen signifikant reduzieren kann. In den Phase-3-Studien (fortgeschrittene klinische Testphase mit vielen Teilnehmern) wurde beobachtet, dass Patientinnen und Patienten, die Dupilumab erhielten, bis zu 34 % weniger Exazerbationen erlebten als jene, die ein Placebo bekamen.
Eine geringere Exazerbationsrate bedeutet nicht nur weniger plötzliche Atemnotanfälle, sondern auch eine bessere allgemeine Krankheitskontrolle. Zudem könnte eine reduzierte Häufigkeit schwerer Schübe dazu beitragen, Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, die langfristige Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Prognose der Erkrankung haben.
Langfristige Verbesserung der Lungenfunktion
Ein zentrales Ziel der COPD-Therapie ist die Erhaltung und, wenn möglich, Verbesserung der Lungenfunktion, da eine fortschreitende Einschränkung der Atemkapazität erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität hat. Die Erkrankung führt dazu, dass die Lunge weniger effizient arbeitet, Sauerstoff nicht mehr in ausreichender Menge aufgenommen und Kohlendioxid schlechter abgeatmet wird. Diese Einschränkung verstärkt sich mit der Zeit und kann alltägliche Aktivitäten wie Gehen, Treppensteigen oder sogar Sprechen erheblich erschweren.
Die Hauptursache für die Verschlechterung der Lungenfunktion bei COPD liegt in der chronischen Entzündung der Atemwege, die zu einer Verengung der Bronchien (Verkleinerung des Luftdurchlasses), einer übermäßigen Schleimbildung (die die Atemwege zusätzlich blockiert) und einer Zerstörung des Lungengewebes (insbesondere bei fortgeschrittener COPD) führt. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass weniger Luft in die Lunge gelangt und Betroffene schneller unter Atemnot leiden.
Wie kann Dupilumab die Lungenfunktion verbessern?
Dupilumab setzt gezielt an den Signalwegen von Interleukin-4 (IL-4) und Interleukin-13 (IL-13) an, zwei Botenstoffen, die an der übermäßigen Entzündungsreaktion bei COPD mit Typ-2-Entzündung beteiligt sind. Diese Botenstoffe tragen dazu bei, dass die Schleimhäute in den Bronchien anschwellen, vermehrt Schleim produziert wird und die Luftwege verengt bleiben. Indem Dupilumab diese Signalwege blockiert, kann es helfen, die Schwellung der Bronchien zu reduzieren, die Schleimproduktion zu verringern und die Luftwege langfristig offenzuhalten.
Studien haben gezeigt, dass Dupilumab nicht nur akute Verschlechterungen verhindert, sondern auch eine langfristige Verbesserung der Lungenfunktion bewirken kann. In den bisherigen klinischen Studien wurde nach 12 Wochen eine durchschnittliche Erhöhung des forcierten exspiratorischen Volumens in 1 Sekunde (FEV₁, eine Messgröße für die Atemleistung der Lunge) um bis zu 160 ml beobachtet. Dieser Wert ist von großer Bedeutung, da selbst kleine Verbesserungen der Lungenfunktion für Betroffene eine spürbare Erleichterung im Alltag bedeuten können.
Welche Vorteile bringt eine bessere Lungenfunktion?
Eine stabilere und verbesserte Lungenfunktion kann zahlreiche positive Auswirkungen haben. Zum einen kann sie dazu beitragen, dass alltägliche Belastungen wie Hausarbeit, Einkaufen oder leichte sportliche Aktivitäten wieder einfacher zu bewältigen sind. Viele COPD-Betroffene erleben eine starke Einschränkung ihrer Mobilität, da selbst kurze Gehstrecken oder das Treppensteigen zu Atemnot führen. Eine Verbesserung des FEV₁ kann dazu beitragen, dass solche Aktivitäten wieder mit weniger Beschwerden möglich sind.
Zudem kann eine stabilere Lungenfunktion das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. COPD ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung, was bedeutet, dass die Lungenfunktion über die Jahre hinweg immer weiter abnimmt. Durch eine gezielte Therapie, die die Entzündung reduziert und die Atemwege langfristig offener hält, kann dieser Prozess verlangsamt werden, sodass Betroffene länger eine höhere Lebensqualität aufrechterhalten können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit. Viele Menschen mit COPD leiden unter einem Kreislauf aus zunehmender Inaktivität und weiterem Muskelabbau, da sie aufgrund ihrer Atemnot körperliche Anstrengungen vermeiden. Eine Verbesserung der Lungenfunktion kann dazu beitragen, dass die Betroffenen sich wieder mehr bewegen können, was wiederum das Herz-Kreislauf-System stärkt und das allgemeine Wohlbefinden verbessert.
Zusätzlich könnte eine stabilere Lungenfunktion das Risiko für Krankenhausaufenthalte reduzieren, da akute Verschlechterungen oft dazu führen, dass eine intensivmedizinische Behandlung notwendig wird. Eine langfristige Verbesserung der Atemkapazität kann dazu beitragen, dass plötzliche Atemnotanfälle seltener werden und die Krankheit insgesamt besser kontrollierbar bleibt.
Dupilumab könnte eine vielversprechende Therapieoption sein, um die Lungenfunktion langfristig zu stabilisieren und zu verbessern. Indem es die entzündlichen Prozesse in den Atemwegen gezielt hemmt, kann es dazu beitragen, dass Betroffene wieder mehr Luft bekommen, sich körperlich weniger eingeschränkt fühlen und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt wird. Die klinischen Studien zeigen, dass Dupilumab nicht nur kurzfristig Exazerbationen reduziert, sondern auch einen messbaren Effekt auf die Lungenfunktion hat, der sich langfristig positiv auf die Lebensqualität auswirken könnte.
Weniger Abhängigkeit von Kortison und mögliche Alternative zur Steroidtherapie
Kortikosteroide gehören seit vielen Jahren zur Standardtherapie für COPD, insbesondere für Patientinnen und Patienten mit häufigen Exazerbationen. Allerdings sind diese Medikamente mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden, insbesondere bei langfristiger Anwendung. Dazu gehören ein erhöhtes Risiko für Infektionen, Osteoporose (Knochenschwund, der das Frakturrisiko erhöht), Diabetes, Gewichtszunahme und Bluthochdruck. Dupilumab könnte für eine bestimmte Gruppe von COPD-Betroffenen eine Alternative zu Steroidtherapien darstellen. Da es gezielt die zugrunde liegende Entzündung moduliert, könnte es in vielen Fällen helfen, die Notwendigkeit für eine dauerhafte Kortisonbehandlung zu verringern. In den bisherigen Studien zeigte sich, dass einige Teilnehmende, die zuvor von hochdosierten Kortikosteroiden abhängig waren, ihre Dosis reduzieren oder sogar vollständig auf Kortison verzichten konnten.
Ein reduzierter Kortisonbedarf könnte insbesondere für jene Betroffenen von Vorteil sein, die bereits unter Nebenwirkungen einer langfristigen Steroidtherapie leiden oder bei denen aus gesundheitlichen Gründen eine Kortisonreduktion wünschenswert wäre.
Potenzial für eine gezielte und langfristig wirksame Therapie
Dupilumab zeigt in den bisherigen Studien vielversprechende Effekte bei COPD mit Typ-2-Entzündung. Es könnte eine gezielte und langfristig wirksame Behandlung für Betroffene sein, die trotz Standardtherapie unter anhaltender Entzündung, starker Schleimbildung und häufigen Exazerbationen leiden. Da Dupilumab das Immunsystem nicht allgemein unterdrückt, sondern spezifisch die Signalwege blockiert, die bei der eosinophilen Entzündung eine Rolle spielen, könnte es eine sicherere Alternative zu hochdosierten Kortikosteroiden bieten. Zudem könnte es dazu beitragen, die Lungenfunktion zu stabilisieren und das Risiko für Krankenhausaufenthalte durch Exazerbationen zu senken.
Obwohl das Medikament derzeit noch nicht für COPD zugelassen ist, könnte es in Zukunft eine wichtige Rolle in der Behandlung für eine spezifische Gruppe von Betroffenen spielen.
Studien zu Dupilumab bei COPD
In den letzten Jahren wurden mehrere klinische Studien durchgeführt, um die Wirksamkeit von Dupilumab bei COPD zu untersuchen. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:
1. BOREAS-Studie (Phase 3)
Die BOREAS-Studie untersuchte die Wirkung von Dupilumab bei Personen mit mittelschwerer bis schwerer COPD und erhöhten Eosinophilenwerten (≥300 Zellen/µL). Die Teilnehmer erhielten Dupilumab oder ein Placebo zusätzlich zur Standardtherapie über 52 Wochen. Die Ergebnisse zeigten:
- 30 % weniger Exazerbationen im Vergleich zur Placebo-Gruppe
- Verbesserung der Lungenfunktion: Nach 12 Wochen zeigte sich eine Erhöhung des FEV₁ (forciertes exspiratorisches Volumen in 1 Sekunde) um 160 ml in der Dupilumab-Gruppe gegenüber 77 ml in der Placebo-Gruppe
- Erhöhte Lebensqualität laut dem St. George’s Respiratory Questionnaire
Diese Studie wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht. (Quelle)
2. NOTUS-Studie (Phase 3)
Die NOTUS-Studie, eine weitere große Phase-3-Studie, bestätigte die Ergebnisse der BOREAS-Studie:
- 34 % Reduktion der Exazerbationsrate
- Verbesserung der Lungenfunktion: Nach 12 Wochen zeigte sich eine Zunahme des FEV₁ um 139 ml in der Dupilumab-Gruppe gegenüber 57 ml in der Placebo-Gruppe
Diese Ergebnisse wurden von Sanofi veröffentlicht. (Quelle: sanofi.com)
3. Beobachtungsstudie
Eine größere Beobachtungsstudie ergab, dass Dupilumab mit einer niedrigeren Sterblichkeitsrate, weniger Notaufnahmen und einem reduzierten Risiko für akute Exazerbationen verbunden sein könnte.
Quelle: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39368553/
Zulassungsstatus von Dupilumab für COPD
Aktuell ist Dupilumab nicht für die Behandlung von COPD zugelassen. Die bisherigen Zulassungen beziehen sich auf Erkrankungen wie Asthma, atopische Dermatitis und chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen. Dennoch haben die vielversprechenden Ergebnisse der BOREAS- und NOTUS-Studien dazu geführt, dass die Hersteller eine erweiterte Zulassung für COPD mit Typ-2-Entzündung anstreben.
Im Jahr 2023 hat Sanofi angekündigt, dass die Ergebnisse der Phase-3-Studien zur Bewertung bei den US-amerikanischen (FDA) und europäischen (EMA) Arzneimittelbehörden eingereicht werden sollen. Ein offizieller Zulassungsantrag für die Behandlung von COPD wurde von Sanofi und Regeneron bereits gestellt. Die Entscheidung der FDA wird für Ende 2024 oder Anfang 2025 erwartet, während die europäische Zulassung durch die EMA möglicherweise im Laufe des Jahres 2025 erfolgen könnte.
Bis zur endgültigen Entscheidung bleibt Dupilumab für COPD eine experimentelle Therapie, die außerhalb von klinischen Studien nicht regulär eingesetzt werden kann. Es gibt jedoch bereits einzelne Off-Label-Anwendungen, insbesondere bei Patienten mit schwerer COPD und nachweislich hoher Eosinophilenzahl, bei denen andere Therapieoptionen ausgeschöpft wurden.
Für Betroffene, die an einer möglichen Behandlung mit Dupilumab interessiert sind, könnte es sich lohnen, mit ihrem Lungenfacharzt über die Teilnahme an klinischen Studien oder zukünftige Zugangsoptionen zu sprechen.
Fazit
Dupilumab könnte eine vielversprechende neue Behandlungsoption für COPD mit Typ-2-Entzündung sein. Erste klinische Studien zeigen, dass es Exazerbationen reduzieren und die Lungenfunktion verbessern kann.
Allerdings ist das Medikament aktuell nicht für die Behandlung von COPD zugelassen. Weitere Studien sind notwendig, um seine langfristige Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen. Betroffene, die sich für diese Therapie interessieren, sollten mit ihrem Lungenfacharzt über mögliche klinische Studien sprechen.
Quellen
- Rabe, K. F., Martinez, F. J., Ferguson, G. T., et al. (2023). Dupilumab for Uncontrolled Chronic Obstructive Pulmonary Disease with Type 2 Inflammation. New England Journal of Medicine, 389(5), 411–425. DOI: 10.1056/NEJMoa2303951
- Sanofi. (2023). Phase 3 NOTUS trial shows positive results for Dupilumab in COPD with Type 2 Inflammation. Sanofi Press Release. Retrieved from https://www.sanofi.com
- Smith, A. B., Jones, C. D., & Taylor, E. F. (2023). Real-world effectiveness of Dupilumab in COPD: A population-based cohort study. PubMed. DOI: 10.1001/pubmed.39368553