Ertugliflozin, ein Medikament aus der Klasse der SGLT2-Inhibitoren, ist primär für die Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen. Es wirkt, indem es die Rückresorption von Glukose in den Nieren hemmt, wodurch überschüssige Glukose über den Urin ausgeschieden wird. Doch kann dieses Medikament auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes eine Option sein? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die möglichen Einsatzmöglichkeiten, Vorteile und Risiken von Ertugliflozin bei Typ-1-Diabetes.
Mögliche Einsatzgebiete bei Typ-1-Diabetes
Obwohl Ertugliflozin nicht offiziell für die Behandlung von Typ-1-Diabetes zugelassen ist, gibt es Fälle, in denen es „off-label“ eingesetzt wird. Besonders bei Patienten, die trotz einer gut eingestellten Insulintherapie Schwierigkeiten haben, ihre Blutzuckerwerte zu stabilisieren, oder die zusätzlich von einer Gewichtsreduktion profitieren könnten, wird eine solche Therapieoption diskutiert.
Durch die verstärkte Ausscheidung von Glukose über den Urin kann Ertugliflozin helfen, den Insulinbedarf zu senken und die Blutzuckerkontrolle zu verbessern. Einige Studien haben gezeigt, dass SGLT2-Inhibitoren bei Typ-1-Diabetes das Risiko für Blutzuckerspitzen reduzieren können.
Die Risiken: Erhöhte Gefahr einer Ketoazidose
Der Einsatz von Ertugliflozin bei Typ-1-Diabetes birgt jedoch erhebliche Risiken. Das größte Problem ist die erhöhte Gefahr einer diabetischen Ketoazidose (DKA), selbst wenn die Blutzuckerwerte relativ niedrig sind. Dieses Phänomen wird als euglykämische Ketoazidose bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen potenziell lebensbedrohlichen Zustand, der intensive medizinische Überwachung erfordert.
Die Ketoazidose entsteht, wenn der Körper durch den Verlust von Glukose über den Urin vermehrt Fettreserven zur Energiegewinnung abbaut. Dabei entstehen Ketonkörper, die zu einer gefährlichen Übersäuerung des Blutes führen können.
Aktueller Stand der Zulassung
Ertugliflozin ist in Deutschland und vielen anderen Ländern nicht für Typ-1-Diabetes zugelassen. Es gibt jedoch ähnliche Medikamente wie Dapagliflozin, die in bestimmten Ländern unter strengen Auflagen für Typ-1-Diabetes zugelassen sind. Diese Zulassung erfolgt jedoch nur für ausgewählte Patienten, die engmaschig überwacht werden können.
Für wen kann Ertugliflozin infrage kommen?
Falls ein Einsatz von Ertugliflozin bei Typ-1-Diabetes in Betracht gezogen wird, sollte dies ausschließlich in Absprache mit einem erfahrenen Diabetologen geschehen. Eine mögliche Indikation könnte beispielsweise bei Patienten vorliegen, die:
- trotz optimierter Insulintherapie unzureichend eingestellte Blutzuckerwerte haben,
- an Übergewicht leiden und von einer Gewichtsreduktion profitieren könnten,
- bereit sind, ihre Ketonkörper regelmäßig zu überwachen und Warnzeichen einer Ketoazidose zu erkennen.
Die Patienten müssen engmaschig überwacht werden, insbesondere was den Säure-Basen-Haushalt und die Ketonkörper betrifft.
Fazit
Ertugliflozin ist derzeit nicht offiziell für die Behandlung von Typ-1-Diabetes zugelassen. Während es in Ausnahmefällen als Zusatztherapie infrage kommen könnte, überwiegen die Risiken – insbesondere das hohe Risiko für Ketoazidosen – in den meisten Fällen. Typ-1-Diabetes erfordert eine individuell angepasste Insulintherapie, und Medikamente wie Ertugliflozin sollten nur in enger Absprache mit einem Diabetologen und unter strenger Kontrolle eingesetzt werden.
Die Entscheidung für oder gegen eine solche Therapie hängt immer von einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko ab. Betroffene sollten daher alle Optionen mit ihrem Arzt besprechen, um die sicherste und effektivste Therapie für ihren individuellen Fall zu finden.