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Für Menschen mit ischämischer Herzinsuffizienz ist die Bypass-Operation oft die Standardmaßnahme, um die Durchblutung des Herzens zu verbessern und die Symptome zu lindern. Dennoch bleibt das Risiko für schwere Komplikationen hoch, und die Funktionsfähigkeit des Herzens lässt sich oft nicht vollständig wiederherstellen. Eine neue Studie untersucht nun die Möglichkeit, die Bypass-Operation mit der sogenannten kardialen Stoßwellentherapie (SWT) zu kombinieren, um die Herzfunktion und Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu steigern.

Die Herausforderung der ischämischen Herzinsuffizienz und die Rolle der Bypass-Operation

Eine ischämische Herzinsuffizienz ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die auf eine mangelnde Durchblutung des Herzmuskels zurückzuführen ist. Die Bezeichnung „ischämisch“ leitet sich vom griechischen Wort „Ischämie“ ab, das übersetzt „Blutleere“ bedeutet und darauf hinweist, dass der Herzmuskel nicht ausreichend mit Blut – und damit auch nicht mit Sauerstoff und Nährstoffen – versorgt wird. Die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen, sind bei dieser Erkrankung häufig verengt oder sogar blockiert, oft infolge von Ablagerungen oder Verkalkungen, was auch als Koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet wird. Diese Verengungen behindern den Blutfluss und führen dazu, dass der Herzmuskel nicht mehr genügend Energie erhält, um seine Pumpfunktion optimal aufrechtzuerhalten. Über die Zeit verliert das Herz seine Kraft, und die Pumpfunktion nimmt stetig ab, was letztlich in eine Herzinsuffizienz, also eine Herzschwäche, mündet.

Ein bewährter Eingriff, um die Durchblutung des Herzens bei einer schweren ischämischen Herzinsuffizienz zu verbessern, ist die sogenannte Bypass-Operation. Bei dieser Operation wird eine Art Umgehungsstraße für das Blut geschaffen: Das verengte oder blockierte Gefäß wird durch ein neues Gefäß umgangen, das der Chirurg aus einer anderen Stelle des Körpers entnimmt – oft aus den Beinvenen oder den Brustarterien. Dieses neue Gefäß, der Bypass, wird dann um die Verengung gelegt, sodass das Blut die blockierte Stelle umgehen und den Herzmuskel besser mit Sauerstoff versorgen kann. Diese Maßnahme kann die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels wiederherstellen und die Symptome der Herzschwäche deutlich lindern.

Obwohl die Bypass-Operation eine sehr effektive und häufig angewandte Methode ist, stößt sie in manchen Fällen an ihre Grenzen. Denn die Wiederherstellung der Durchblutung allein reicht nicht immer aus, um die volle Funktionsfähigkeit des geschädigten Herzmuskels zurückzugewinnen. Häufig bleiben trotz des Eingriffs Funktionsstörungen bestehen, da das Herzgewebe durch die vorausgegangene Sauerstoffunterversorgung dauerhaft geschädigt sein kann. Dieser Schaden kann dazu führen, dass die Pumpleistung des Herzens auch nach der Operation eingeschränkt bleibt. Zudem haben viele Patienten mit ischämischer Herzinsuffizienz weiterhin ein erhöhtes Risiko für weitere Komplikationen und eine höhere Sterblichkeitsrate (Mortalität) im Vergleich zu gesunden Menschen. Auch die Häufigkeit von gesundheitlichen Einschränkungen und Erkrankungen (Morbidität) bleibt bei diesen Patienten oft erhöht, sodass sie trotz des Eingriffs auf lange Sicht mit gesundheitlichen Belastungen kämpfen.

Hier setzt die kardiale Stoßwellentherapie als vielversprechende ergänzende Methode an. Die Stoßwellentherapie (SWT) hat in anderen medizinischen Bereichen bereits Erfolge gezeigt, insbesondere bei der Behandlung von Nierensteinen und bei chronischen Schmerzen. Die Idee, Stoßwellen auch im Bereich der Herzmedizin anzuwenden, basiert auf ihrer Fähigkeit, regenerative Prozesse anzuregen. Bei der kardialen Stoßwellentherapie werden gezielte Schallwellen auf das Herzgewebe gerichtet, um eine Art Reiz zu erzeugen, der auf zellulärer Ebene heilende Mechanismen auslöst. Studien zeigen, dass Stoßwellen das Wachstum neuer Blutgefäße fördern können, was als Angiogenese bezeichnet wird. Dadurch kann die Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff und Nährstoffen weiter verbessert werden, was dem Herzgewebe die Möglichkeit gibt, sich zu regenerieren und die Pumpkraft wiederherzustellen.

Die kardiale Stoßwellentherapie ist daher eine Methode, die das Potenzial hat, die durch die Bypass-Operation gewonnene Verbesserung der Durchblutung zu ergänzen. Durch diese Kombination könnte eine deutlichere und nachhaltigere Verbesserung der Herzfunktion erreicht werden, was den betroffenen Patienten eine spürbare Entlastung und eine bessere Lebensqualität bieten könnte.

Studienaufbau und Durchführung der CAST-HF-Studie

Um die möglichen Vorteile der kardialen Stoßwellentherapie (SWT) bei ischämischer Herzinsuffizienz wissenschaftlich fundiert zu untersuchen, initiierte ein Forscherteam die CAST-HF-Studie (*Cardiac Shockwave Therapy in Addition to Coronary Bypass Surgery Trial*). Ziel dieser Studie war es, zu überprüfen, ob die Kombination aus einer Bypass-Operation und der SWT gegenüber der alleinigen Bypass-Operation einen zusätzlichen Nutzen für die Herzfunktion und die Lebensqualität der Patienten bringen könnte. Für die Studie wählten die Forscher etwa 60 Patienten aus, die eine stark eingeschränkte linksventrikuläre Auswurffraktion (LVEF) von unter 40 % aufwiesen und bei denen medizinisch eine Bypass-Operation angezeigt war.

Die linksventrikuläre Auswurffraktion (LVEF) ist ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Herzleistung. Sie gibt an, wie viel Prozent des Blutes die linke Herzkammer, das Hauptpumporgan des Herzens, bei einem Herzschlag auswirft. Ein Wert von unter 40 % bedeutet, dass das Herz geschwächt ist und nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut in den Körperkreislauf zu pumpen, was typischerweise mit Symptomen wie Atemnot und eingeschränkter körperlicher Belastbarkeit einhergeht.

Die Studie folgte einem sogenannten randomisierten, kontrollierten Design, bei dem die Teilnehmer zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Die Randomisierung ist eine wichtige Methode in der klinischen Forschung, da sie hilft, potenzielle Verzerrungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass Unterschiede in den Ergebnissen auf die Behandlung zurückzuführen sind und nicht auf andere Faktoren. Eine der beiden Gruppen erhielt ausschließlich die Bypass-Operation als Standardbehandlung. Die andere Gruppe erhielt zusätzlich zur Bypass-Operation eine Stoßwellentherapie. Um die Vergleichsdaten objektiv und verlässlich zu halten, wurde in der Kontrollgruppe eine Scheintherapie angewendet, bei der die Patienten eine simulierte Behandlung erhielten, die den Ablauf der SWT nachahmte, jedoch keine Stoßwellen freisetzte. Diese Vorgehensweise ermöglichte es den Forschern, den Placeboeffekt zu minimieren und einen direkten Vergleich zwischen den echten Behandlungseffekten und den möglichen Einflüssen der Erwartungen der Patienten zu gewährleisten.

Ergebnisse: Stoßwellen zeigen Wirkung

Nach einem Jahr wurden die gesammelten Daten der CAST-HF-Studie ausgewertet, und die Ergebnisse waren vielversprechend. Sie zeigten, dass die Kombination aus Bypass-Operation und Stoßwellentherapie gegenüber der alleinigen Bypass-Operation deutliche Vorteile in mehreren Bereichen bot. Die linksventrikuläre Auswurffraktion, die als zentraler Indikator für die Pumpfunktion des Herzens dient, verbesserte sich in der Gruppe, die die SWT erhalten hatte, signifikant. Die LVEF stieg in dieser Gruppe im Durchschnitt um 11,3 %, was auf eine substanzielle Stärkung der Herzfunktion hinweist. Im Vergleich dazu zeigte die Kontrollgruppe, die nur die Bypass-Operation und die Scheintherapie erhalten hatte, eine Verbesserung von lediglich 6,3 %. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Stoßwellen eine zusätzliche Regeneration und eine verbesserte Funktionalität des Herzmuskels ermöglichen.

Auch in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit zeigten die Ergebnisse positive Effekte der Stoßwellentherapie. Dies wurde anhand des Sechs-Minuten-Gehtests beurteilt, bei dem gemessen wird, wie weit ein Patient innerhalb von sechs Minuten gehen kann. Dieser Test ist ein wichtiger Indikator für die funktionale Kapazität und Belastbarkeit des Herz-Kreislauf-Systems. Die Teilnehmer der SWT-Gruppe konnten ihre Gehstrecke durchschnittlich um 127 Meter gegenüber dem Ausgangswert erweitern, während die Vergleichsgruppe, die nur die Bypass-Operation erhalten hatte, lediglich eine Verbesserung von 43 Metern erreichte. Diese größere Steigerung in der Gehstrecke zeigt, dass die zusätzliche Stoßwellentherapie den Patienten eine spürbare Erhöhung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit ermöglichte.

Die Lebensqualität, ein weiterer entscheidender Faktor im Umgang mit chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz , wurde ebenfalls positiv beeinflusst. Mit Hilfe des Minnesota Living with Heart Failure Questionnaires, einem spezifischen Fragebogen zur Erfassung der Lebensqualität von Menschen mit Herzinsuffizienz, wurde das Wohlbefinden der Patienten gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer der SWT-Gruppe nach einem Jahr eine Verbesserung ihrer Lebensqualität um durchschnittlich 11 Punkte erreichten. Dieser Wert zeigt, dass die Patienten nicht nur körperlich von der Behandlung profitierten, sondern auch in ihrem subjektiven Wohlbefinden einen erheblichen Zuwachs erfuhren. Die Vergleichsgruppe, die die Scheintherapie erhielt, verzeichnete hingegen nur eine geringfügigere Verbesserung, was darauf hindeutet, dass die Stoßwellenbehandlung einen direkten und positiven Einfluss auf das alltägliche Leben der Betroffenen hatte.

Zusammengefasst legen die Ergebnisse der CAST-HF-Studie nahe, dass die Kombination aus Bypass-Operation und Stoßwellentherapie für Patienten mit ischämischer Herzinsuffizienz erhebliche funktionelle und lebensqualitätsfördernde Vorteile bieten könnte.

Für wen ist die Stoßwellentherapie geeignet?

Die kardiale Stoßwellentherapie (SWT) könnte für Menschen mit ischämischer Herzinsuffizienz eine wertvolle Ergänzung zur klassischen Bypass-Operation darstellen. Besonders geeignet erscheint sie für Patienten, bei denen die linksventrikuläre Auswurffraktion (LVEF) stark eingeschränkt ist, also für Personen, deren Herzpumpfunktion durch die chronische Mangeldurchblutung bereits so stark geschwächt ist, dass typische Symptome einer Herzinsuffizienz wie Atemnot, Müdigkeit und eingeschränkte Belastbarkeit auftreten. Auch Patienten, bei denen trotz medikamentöser Behandlung und anderer therapeutischer Maßnahmen die Beschwerden anhalten, könnten von der SWT profitieren.

Da die Stoßwellentherapie darauf abzielt, das Wachstum neuer Blutgefäße zu fördern und somit die Durchblutung des Herzmuskels zu verbessern, könnte sie speziell bei jenen Patienten positive Effekte haben, deren Herzgewebe aufgrund anhaltender Minderdurchblutung nur eingeschränkt regenerationsfähig ist. Zudem eignet sich die SWT besonders für Patienten, die an fortgeschrittener Koronarer Herzkrankheit (KHK) leiden und bei denen nach einer Bypass-Operation das Risiko für weitere Komplikationen und eine erneute Verschlechterung der Herzfunktion besteht.

Gleichzeitig sollten individuelle Risikofaktoren und die generelle gesundheitliche Verfassung berücksichtigt werden. Für Patienten mit schweren Begleiterkrankungen, wie etwa schwerer Lungenerkrankung oder einer stark beeinträchtigten Nierenfunktion, ist die SWT möglicherweise weniger geeignet, da die zusätzlichen Therapiesitzungen eine körperliche Belastung darstellen könnten. Auch das Stadium der Herzinsuffizienz spielt eine Rolle: Je früher die Therapie im Verlauf der Erkrankung angewendet wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Herzmuskel regenerieren und die Pumpleistung nachhaltig verbessern kann. Eine enge Abstimmung mit dem behandelnden Kardiologen ist daher entscheidend, um festzustellen, ob die SWT als Ergänzung zur Bypass-Operation infrage kommt und welche individuellen Vorteile sie bieten kann.

Die SWT bietet somit eine vielversprechende Option für ausgewählte Patientengruppen, die unter den klassischen Behandlungsmaßnahmen keine ausreichende Verbesserung ihrer Herzfunktion und Lebensqualität erfahren haben.

Zusammenfassung / Fazit

Die Ergebnisse der CAST-HF-Studie deuten darauf hin, dass die kardiale Stoßwellentherapie eine vielversprechende Ergänzung zur klassischen Bypass-Operation sein könnte. Durch die Kombination der beiden Methoden könnten sich sowohl die funktionellen Fähigkeiten des Herzens als auch die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Diese Studie könnte damit den Weg für neue, ergänzende Therapieansätze in der Behandlung der ischämischen Herzinsuffizienz ebnen und den Betroffenen neue Hoffnung auf eine bessere Lebensqualität geben. Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, um die Langzeitwirkung der SWT zu bestätigen und das volle Potenzial dieser Therapieform zu erforschen.

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