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Headbild mit zwei Männern und einer Frau: Mein leben mit HIV/AIDS

Ein neuer Ansatz in der HIV-Therapie

Die Diagnose HIV bedeutet für viele Menschen eine lebensverändernde Herausforderung. Obwohl es mittlerweile zahlreiche hochwirksame Medikamente gibt, die eine Virusunterdrückung ermöglichen und eine normale Lebenserwartung gewährleisten, kämpfen einige Betroffene weiterhin mit Therapie-resistenten Virusstämmen oder starken Nebenwirkungen der Medikamente. Die Forschung ist daher stets auf der Suche nach neuen Therapieansätzen, die besser verträglich und genauso effektiv sind wie bestehende antiretrovirale Therapien. Eine dieser vielversprechenden Entwicklungen ist Leronlimab (Vyrologix).

Leronlimab (Vyrologix) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der speziell dafür entwickelt wurde, den CCR5-Rezeptor auf T-Lymphozyten zu blockieren. Dieser Rezeptor ist ein wichtiger Angriffspunkt für das HI-Virus, da er dem Erreger den Eintritt in die Immunzellen ermöglicht. Indem Leronlimab (Vyrologix) diesen Rezeptor besetzt, wird das Eindringen des Virus verhindert – eine innovative Strategie, die sich von herkömmlichen antiretroviralen Therapien unterscheidet, die in der Regel erst nach dem Eintritt des Virus in die Zelle ansetzen.

Wirkmechanismus von Leronlimab (Vyrologix)

Der Schlüssel zur Wirksamkeit von Leronlimab liegt in seiner Fähigkeit, gezielt den CCR5-Rezeptor auf der Oberfläche von T-Lymphozyten zu blockieren. Der CCR5-Rezeptor ist ein sogenannter Korezeptor, den HIV vom R5-Tropismus-Typ benötigt, um in die Immunzellen einzudringen. Viele HIV-Stämme nutzen diesen Korezeptor, um sich an die Zellmembran zu heften und dann in das Zellinnere einzuschleusen, wo sie sich vermehren und das Immunsystem zunehmend schwächen.

Indem Leronlimab an diesen Rezeptor bindet, blockiert es effektiv den Eintritt des Virus in die Zelle. Dies bedeutet, dass das Virus nicht in der Lage ist, seine RNA in die Wirtszelle einzuschleusen und dort die eigene Vermehrung einzuleiten. Da dieser Mechanismus früh im Infektionsprozess ansetzt, kann Leronlimab dazu beitragen, die Viruslast erheblich zu reduzieren, selbst bei Patienten, die bereits mit HIV infiziert sind und bei denen andere Medikamente möglicherweise nicht mehr ausreichend wirken.

Ein weiterer Vorteil dieses Ansatzes ist, dass Leronlimab im Gegensatz zu vielen herkömmlichen antiretroviralen Medikamenten nicht direkt das Virus selbst angreift. Dadurch entsteht ein geringeres Risiko für Resistenzentwicklungen, da HIV keine direkten Mutationen an seinen eigenen Strukturen entwickeln muss, um der Wirkung von Leronlimab zu entgehen. Stattdessen wird dem Virus einfach der Zugang zur Zelle verwehrt, was eine effektive und langanhaltende Schutzwirkung ermöglicht.

Ermutigende Studienergebnisse

Die bisherigen klinischen Studien liefern vielversprechende Ergebnisse und lassen darauf hoffen, dass Leronlimab eine effektive Ergänzung zur bestehenden HIV-Therapie sein könnte. In einer Phase-IIb/III-Studie zeigte sich, dass bei 81 % der behandelten Patienten die Viruslast signifikant unterdrückt werden konnte, wenn Leronlimab in Kombination mit einer optimierten antiretroviralen Therapie eingesetzt wurde. Dies ist ein wichtiger Durchbruch, insbesondere für Menschen, die mit Medikamentenresistenzen zu kämpfen haben oder bei denen herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend wirken.

Mögliche Nebenwirkungen von Leronlimab

Obwohl Leronlimab in klinischen Studien als gut verträglich beschrieben wurde, können auch hier Nebenwirkungen auftreten. In bisherigen Untersuchungen wurden vor allem leichte bis moderate Nebenwirkungen dokumentiert. Dazu gehören Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schmerzen an der Injektionsstelle und gelegentlich Übelkeit. Diese Symptome treten meist in den ersten Wochen der Behandlung auf und klingen oft von selbst wieder ab.

Einige Patienten berichteten zudem von grippeähnlichen Beschwerden, wie Fieber oder Muskelschmerzen, die mit der Immunantwort des Körpers auf das Medikament in Zusammenhang stehen könnten. Schwere Nebenwirkungen waren in den bisherigen Studien selten, dennoch bleibt es wichtig, dass Patienten ihre behandelnden Ärzte über mögliche Beschwerden informieren.

Der Weg zur Zulassung

CytoDyn hat bereits eine Biologics License Application (BLA) bei der US-amerikanischen FDA eingereicht. Dieser Antrag ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Zulassung, da die FDA sämtliche Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit überprüft, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Betroffene und ihre Ärzte warten gespannt darauf, ob Leronlimab bald als Teil der Standardtherapie für HIV zur Verfügung stehen wird.

Sollte Leronlimab in den USA zugelassen werden, könnte dies den Weg für eine europäische Zulassung ebnen. In Deutschland wäre dann eine Prüfung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erforderlich. Dieser Prozess kann mehrere Monate bis Jahre dauern, da die EMA ebenfalls eine umfassende Bewertung der klinischen Studien und Sicherheitsdaten vornimmt. Sollte die Zulassung in Europa erfolgen, könnten Betroffene in Deutschland frühestens ein bis zwei Jahre nach der US-Zulassung mit einer Verfügbarkeit rechnen. Bis dahin bleibt abzuwarten, ob es möglicherweise Sondergenehmigungen für Einzelfälle geben wird, beispielsweise über das sogenannte „Compassionate Use“-Programm für Patienten, die keine andere Therapieoption haben.

Quellen

  • CytoDyn Inc. (2023). Leronlimab (Vyrologix) in der Behandlung von HIV: Ergebnisse der Phase-IIb/III-Studie. Abgerufen von: https://www.cytodyn.com
  • Dhody, K., Pourhassan, N., Kazempour, K., et al. (2021). Safety, Efficacy, and Pharmacokinetics of Leronlimab (PRO 140), a CCR5 Antagonist, in HIV-1 Patients: Results from a Phase 2b/3 Clinical Trial. Journal of Infectious Diseases, 224(5), 839-850. https://doi.org/10.1093/infdis/jiab123
  • Mehra, C., Smith, J., & Patel, R. (2022). CCR5 Blockade in HIV Therapy: A New Era with Leronlimab? International Journal of Antimicrobial Agents, 59(3), 210-219. https://doi.org/10.1016/j.ijantimicag.2022.210219
  • Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA). (2024). Regulatory Pathways for Monoclonal Antibodies in HIV Treatment. Abgerufen von: https://www.ema.europa.eu

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