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Was ist eine perkutane Nephrostomie?

Eine perkutane Nephrostomie ist ein medizinischer Eingriff, bei dem ein dünner Schlauch – der Nephrostomiekatheter – direkt in das Nierenbecken gelegt wird. Das Nierenbecken ist ein Sammelraum in der Niere, in dem der Urin (Harn) gesammelt wird, bevor er über den Harnleiter zur Blase fließt.

Der Name erklärt sich so:

  • Perkutan – „durch die Haut“
  • Nephro – „Niere“
  • Stomie – „künstlich geschaffene Öffnung“

Bei dieser Maßnahme wird also eine künstliche Öffnung durch die Haut geschaffen, damit der Urin die blockierte Stelle umgehen kann. Statt in die Blase gelangt er in einen sterilen Auffangbeutel, der außerhalb des Körpers getragen wird. Für Patienten klingt das zunächst ungewöhnlich oder sogar beängstigend, doch die Methode ist seit Jahrzehnten etabliert und rettet Nieren vor bleibenden Schäden.

Beruhigende Klinikszene: Patient liegt entspannt im Bett, Arzt erklärt die perkutane Nephrostomie; der Auffangbeutel ist dezent sichtbar.
Perkutane Nephrostomie: Niere bei Harnstau sofort entlastet.

Warum ist eine perkutane Nephrostomie notwendig?

Normalerweise produziert die Niere Urin, der über die Harnleiter in die Blase abfließt. Wird dieser Weg blockiert, staut sich der Urin zurück – man spricht von einem Harnstau. Der Druck im Nierenbecken steigt, das empfindliche Nierengewebe wird zusammengedrückt und kann Schaden nehmen. Zudem können sich Bakterien im stehenden Urin vermehren und schwere Infektionen hervorrufen.

Ursachen für einen Harnstau können sein:

  • Nierensteine – kleine, harte Ablagerungen, die den Harnleiter blockieren
  • Tumoren – z. B. in Niere, Harnleiter, Blase oder benachbarten Organen
  • Verengungen durch Narben – nach Entzündungen, Operationen oder Bestrahlung
  • Schwellungen – nach Verletzungen oder akuten Infekten
  • Angeborene Fehlbildungen, die die Abflusswege verändern

Ein unbehandelter Harnstau kann die Niere dauerhaft schädigen und in seltenen Fällen lebensbedrohlich werden. Deshalb gilt die Nephrostomie als schnelle und sichere Methode, um den Druck zu senken und die Niere zu entlasten. Sie verschafft Zeit, bis die eigentliche Ursache (z. B. ein Stein oder eine Engstelle) behandelt werden kann.

Wie läuft die perkutane Nephrostomie ab?

Der Eingriff findet im Krankenhaus statt. Vorher erfolgt eine gründliche Aufklärung: Ihr Arzt erklärt, warum die Maßnahme nötig ist, wie sie abläuft und welche Risiken bestehen. Zusätzlich werden Blutwerte kontrolliert, um mögliche Blutungsrisiken einzuschätzen, und eine Bildgebung (Ultraschall oder CT) durchgeführt, damit die Niere genau dargestellt werden kann.

Während des Eingriffs liegen Patienten meist auf dem Bauch oder leicht seitlich. Die Haut im Bereich des Rückens wird desinfiziert und örtlich betäubt. Dadurch spürt man zwar Druck oder Ziehen, aber keine Schmerzen. Bei starker Angst oder Unruhe kann zusätzlich ein beruhigendes Medikament (Sedierung) gegeben werden. Eine Vollnarkose ist selten notwendig.

Unter Ultraschall und manchmal Röntgenkontrolle punktiert der Arzt mit einer dünnen Nadel das Nierenbecken. Über diese Nadel wird ein Führungsdraht vorgeschoben, an dem entlang der Katheter eingebracht wird. Der Katheter wird so positioniert, dass er sicher im Nierenbecken liegt, und außen mit Pflaster fixiert. Von dort fließt der Urin in einen Auffangbeutel, der steril verschlossen ist. Der Eingriff dauert meist 30–60 Minuten.

Welche Vorteile hat die Nephrostomie?

Der wichtigste Vorteil: Die Niere wird sofort entlastet. Patienten berichten häufig, dass der Schmerz nach dem Eingriff deutlich nachlässt, weil der Druck im Nierenbecken verschwindet. Außerdem sinkt das Risiko für Infektionen oder bleibende Schäden erheblich.

  • Verhindert bleibende Schäden an der Niere
  • Reduziert das Risiko schwerer Infektionen wie Sepsis
  • Stabilisiert die Situation, sodass Zeit bleibt, die Ursache zu behandeln
  • Flexibel: kurzfristig entfernbar oder bei Bedarf länger belassbar

Welche Risiken bestehen?

Wie bei jedem Eingriff gibt es Risiken, die Ihr Arzt offen anspricht. Häufig sind:

  • Blutungen – Blut im Urin oder kleine Blutergüsse
  • Infektionen – Keime können entlang des Katheters eindringen
  • Verstopfung des Katheters durch Blutgerinnsel oder Ablagerungen
  • Verrutschen oder versehentliches Herausziehen des Katheters

In den meisten Fällen sind diese Probleme gut behandelbar. Nach dem Eingriff erfolgt eine engmaschige Überwachung; Sie erhalten klare Hinweise, worauf zu achten ist.

Was passiert nach dem Eingriff?

Direkt nach der Anlage kontrolliert der Arzt Menge, Farbe und Klarheit des Urins sowie die sichere Lage des Katheters. In den ersten Tagen bleiben die meisten Patienten im Krankenhaus, bis alles stabil funktioniert.

Der Urinbeutel wird regelmäßig geleert, die Einstichstelle täglich kontrolliert und mit frischem Pflaster versorgt. Sie lernen, wie Sie den Katheter im Alltag handhaben: Beutel leeren, Hygiene beachten, Veränderungen erkennen. Bei Bedarf wird gespült, um Verstopfungen vorzubeugen.

Ob der Katheter kurzzeitig oder länger liegt, hängt von der Ursache ab. Ist die Blockade behoben, kann die Nephrostomie entfernt werden; bei dauerhaften Engstellen oder Tumoren kann sie längerfristig notwendig sein.

Wie wirkt sich die Nephrostomie auf den Alltag aus?

Der Beutel lässt sich unauffällig unter der Kleidung tragen; Halterungen/Taschen geben Sicherheit und Bewegungsfreiheit. Spazierengehen und leichte Hausarbeit sind meist problemlos. Vermeiden sollten Sie Schwimmen, Baden und Kontaktsport. Duschen ist mit Schutzverband möglich.

Viele empfinden die Vorstellung eines Urinbeutels anfangs als belastend. Ein offenes Gespräch mit dem Arzt hilft, praktische Lösungen zu finden.

Kann man irgendwann wieder normal Wasser lassen?

In vielen Fällen: ja. Die Nephrostomie ist häufig eine Übergangslösung, bis die Ursache beseitigt ist.

  • Nierensteine: Nach Entfernung/Zertrümmerung ist ein normaler Abfluss zur Blase wieder möglich.
  • Schwellungen: Klingen sie ab, normalisiert sich der Urinabfluss.
  • Dauerhafte Engstellen/Tumoren: Ein Stent (Harnleiterschlauch) kann den Weg offenhalten; oft ist dann wieder normales Wasserlassen möglich. In seltenen Fällen bleibt die Nephrostomie notwendig.

Ärztliche Kontrollen prüfen die Durchgängigkeit der Harnwege. Gelegentlich wird der Katheter testweise verschlossen; gelingt der Abfluss zur Blase, kann er entfernt werden.

Fazit

Die perkutane Nephrostomie schützt die Niere bei Harnstau schnell und zuverlässig. Mit Anleitung zur Pflege lässt sich der Alltag gut bewältigen. Nach Behandlung der Ursache ist in vielen Fällen wieder normales Wasserlassen möglich.

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