Long Covid, auch als Post-Covid-Syndrom bekannt, umfasst eine Vielzahl von Symptomen, die nach einer Überwindung der akuten Phase einer COVID-19-Infektion fortbestehen können. Patientenberichte und wissenschaftliche Studien beschreiben eine breite Palette von Langzeitfolgen, die sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit betreffen können.
Langzeitfolgen: von Erschöpfung bis Brain Fog
Häufige Symptome von Long Covid sind unter anderem anhaltende Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, neurologische Probleme wie Koordinationsstörungen und Missempfindungen, Riech- und Geschmacksstörungen, Husten und Schlafstörungen. Depressive Verstimmungen, Angstzustände sowie Denkstörungen und Konzentrationsprobleme, auch bekannt als "Brain Fog", werden ebenfalls berichtet. Einige Patienten erleiden auch Haarausfall und Herzprobleme wie Herzrasen oder Herzstolpern.
Eine Studie aus Oxford zeigte, dass selbst leichte Krankheitsverläufe die Größe des Gehirns verringern können, was möglicherweise auf Entzündungen im Gehirn und in den Blutgefäßen zurückzuführen ist. Langfristige Symptome wie Husten, Atemnot oder Asthma nach einer Corona-Infektion können auf eine anhaltend starke Immunreaktion zurückgeführt werden, die zu Entzündungsreaktionen und Narbenbildungen im Gewebe führt.
Die medizinische Meinung zu Long Covid ist, dass die Langzeitfolgen eine ernstzunehmende Herausforderung darstellen. Die Symptome sind vielfältig und können individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.
Das Coronavirus beeinträchtigt viele Organe nicht nur während der Infektion, sondern auch danach. Besonders oft betroffen ist das Herz. Viele Corona-Infizierte haben nach ihrer Genesung eine Zeit lang mit Herzstolpern, Extrasystolen - also zusätzlichen Herzschlägen - und verminderter Leistungsfähigkeit zu kämpfen.
Eine US-amerikanischen Studie zeigte, dass besonders bei Menschen mit vorhergegangen schweren Covid-Verläufen und Vorerkrankungen innerhalb eines Jahres nach der Covid-Erkrankung etwa 50 Prozent mehr Schlaganfälle auftraten, etwa 70 bis 85 Prozent mehr Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, fast doppelt so viele Herzbeutelentzündungen (Perikarditis) und mehr als fünfmal so viele Herzmuskelentzündungen (Myokarditis).
Auch Menschen mit schwachen Covid-Verläufen klagen zum Teil über anhaltende Herzbeschwerden wie Herzrasen oder Brustschmerzen. Doch eine eindeutige körperliche Ursache fand sich für diese Beschwerden bisher in der Regel nicht. Die kardiologischen Routinebefunde sind meist normal,
Behandlungsansätze sind daher oft auf den Einzelfall abgestimmt und können von Medikamentengabe über Atemtechniken bis hin zu physiotherapeutischen Übungen reichen. Für einige Symptome, wie z.B. Fatigue, gibt es noch keine standardisierte Behandlung, sodass Ärzte und Patienten gemeinsam individuelle Strategien entwickeln müssen.
Die meisten entwickeln keine Long Covid Symptome
Es ist wichtig zu betonen, dass viele Menschen, die COVID-19 überstanden haben, keine schweren oder lang anhaltenden Post-Covid-Symptome zu erwarten haben. Studien und Daten deuten darauf hin, dass ein Großteil der Betroffenen innerhalb eines Quartals nach der Infektion symptomfrei wird. Nur ein kleiner Prozentsatz der Fälle zeigt komplexe und langwierige Symptome.
Die Forschung zu Long Covid ist noch im Gange, und es ist entscheidend, dass sowohl Betroffene als auch Mediziner Zugang zu aktuellen Informationen und Behandlungsmöglichkeiten haben, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Quellen, Leitinien & Studien
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- S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP): S1-Leitlinie Long-/Post-COVID. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 020/027: register.awmf.org (Stand: 03/2023, Abruf: 07.02.2024)
- Online-Informationen des Pschyrembel: Long Covid: pschyrembel.de (Abruf: 07.02.2024)
- Douaud, G., Lee, S., Alfaro-Almagro, F., Arthofer, C., Wang, C., McCarthy, P., Lange, F., Andersson, J. L. R., Griffanti, L., Duff, E., Jbabdi, S., Taschler, B., Keating, P., Winkler, A. M., Collins, R., Matthews, P. M., Allen, N., Miller, K. L., Nichols, T. E., Smith, S. M., & weitere Autoren. (2022). SARS-CoV-2 is associated with changes in brain structure in UK Biobank. Nature, 604, 697–707. https://doi.org/10.1038/s41586-022-04569-5
- Chris Greene, Ruairi Connolly, Declan Brennan, Aoife Laffan, Eoin O’Keeffe, Lilia Zaporojan, Jeffrey O’Callaghan, Bennett Thomson, Emma Connolly, Ruth Argue, Ignacio Martin-Loeches, Aideen Long, Cliona Ni Cheallaigh, Niall Conlon, Colin P. Doherty & Matthew Campbell. Blood–brain barrier disruption and sustained systemic inflammation in individuals with long COVID-associated cognitive impairment. Nature Neuroscience