Was ist eine Sinustachykardie?
Die Sinustachykardie ist eine Form des beschleunigten Herzschlags, die ihren Ursprung im Sinusknoten hat – der natürlichen Schrittmacherzelle des Herzens. Unter normalen Umständen steuert der Sinusknoten die Herzfrequenz, indem er regelmäßig elektrische Impulse erzeugt, die sich durch das Herz ausbreiten und dessen Kontraktionen koordinieren. Bei einer Sinustachykardie kommt es zu einer Erhöhung der Herzfrequenz auf über 100 Schläge pro Minute, ohne dass eine krankhafte elektrische Störung vorliegt. Stattdessen reagiert der Sinusknoten auf innere oder äußere Einflüsse, die eine gesteigerte Aktivität erfordern.
Häufige Ursachen der Sinustachykardie
Häufig ist die Sinustachykardie eine physiologische Reaktion auf bestimmte Bedingungen wie körperliche Anstrengung, emotionalen Stress oder Angstzustände. In diesen Situationen aktiviert der Körper das sympathische Nervensystem, wodurch Adrenalin freigesetzt wird. Dieses Hormon erhöht die Herzfrequenz, um den erhöhten Sauerstoff- und Nährstoffbedarf der Muskeln zu decken. Auch Fieber, eine häufige Ursache für eine beschleunigte Herzfrequenz, führt zu einer ähnlichen Reaktion, da der Stoffwechsel gesteigert wird und das Herz mehr arbeiten muss, um die Organe ausreichend zu versorgen.
Eine weitere häufige Ursache der Sinustachykardie ist die Anämie, also ein Mangel an roten Blutkörperchen oder Hämoglobin. Da diese Zellen für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich sind, versucht das Herz, durch eine schnellere Pumprate den Sauerstoffmangel auszugleichen. Ebenso können Schilddrüsenerkrankungen wie eine Überfunktion (Hyperthyreose) die Herzfrequenz durch eine Überstimulation des Stoffwechsels und des Herzkreislaufsystems beschleunigen. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente oder Substanzen, wie Koffein, Nikotin oder einige Stimulanzien, kann die Aktivität des Sinusknotens steigern.
Manchmal wird die Sinustachykardie durch schwerwiegendere Erkrankungen ausgelöst, beispielsweise durch eine Herzinsuffizienz oder Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels). In solchen Fällen zeigt sich die Tachykardie oft als Warnsignal für zugrunde liegende Probleme, die dringend medizinischer Abklärung bedürfen.
Wann wird eine Sinustachykardie gefährlich?
In den meisten Fällen ist die Sinustachykardie eine harmlose Reaktion des Körpers. Es gibt jedoch Situationen, in denen eine beschleunigte Herzfrequenz auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen kann. Vor allem, wenn die Herzfrequenz in Ruhe dauerhaft erhöht bleibt, besteht Anlass zur Sorge. Mögliche Ursachen sind dann Herzinsuffizienz, bei der das Herz nicht mehr ausreichend Blut und Sauerstoff in den Körper pumpt, oder eine Myokarditis, die zu dauerhaften Schäden am Herzmuskel führen kann.
Auch hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder autonome Funktionsstörungen wie das posturale orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS) können eine Rolle spielen. In seltenen Fällen bleibt die Ursache unklar (idiopathisch). Unbehandelt kann eine anhaltende Sinustachykardie zu einer Schwächung des Herzmuskels führen, einer sogenannten tachykardieinduzierten Kardiomyopathie.
Symptome und Beschwerden
Die Symptome einer Sinustachykardie können sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen bemerken die schnelle Herzfrequenz gar nicht, während andere unter starkem Herzklopfen, Schwindel oder Atemnot leiden. In einigen Fällen treten Brustschmerzen oder Ohnmachtsanfälle auf, die auf eine unzureichende Durchblutung hinweisen. Bei länger anhaltender Tachykardie kann das Herz weniger effizient pumpen, was zu einer Minderversorgung des Körpers führen kann.
Diagnose der Sinustachykardie
Die Diagnose beginnt in der Regel mit einer körperlichen Untersuchung und einem Elektrokardiogramm (EKG), das den typischen Sinusrhythmus mit einer erhöhten Frequenz zeigt. Zusätzlich können Laboruntersuchungen (z. B. Elektrolyte, Schilddrüsenhormone, Entzündungsmarker), eine Echokardiographie und ein Langzeit-EKG durchgeführt werden, um die Ursache der Tachykardie zu ermitteln.
Wie wird die Sinustachykardie im Arztbrief beschrieben?
In Arztbriefen wird die Sinustachykardie häufig in prägnanter Fachsprache mit Abkürzungen dargestellt. Ein typischer Abschnitt könnte wie folgt aussehen:
Diagnose:
Sinustachykardie (ICD-10 I47.1)
Befunde:
Regelmäßige Tachykardie, HF: 110/min in Ruhe. EKG: SR, keine path. Leitungsstörungen, keine ST-Hebungen/-Senkungen, keine arrhythmischen Ereignisse. Echo: LVF n.w.A., keine strukt. Pathologie.
Labor: Na, K, Ca, Mg norm. Troponin neg., TSH, fT3, fT4 unauff. Keine Myokarditis-Zeichen.
Klin. Beurteilung:
Vermutl. funktionelle ST im Rahmen von Stress, Hyperthyreose oder Anämie. Keine Hinweise auf kardiovask. Grunderkrankung.
Therapieempfehlung:
- Symptomatische Th.: Betablocker niedrig dos. bei Bedarf.
- Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Eisen bei Anämie, Stressreduktion).
- Kontrolle der HF, ggf. erneute Vorstellung.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung der Sinustachykardie richtet sich nach der Ursache. Bei funktionellen Auslösern wie Stress helfen oft Entspannungstechniken oder die Reduktion von Koffein und Nikotin. Liegt eine organische Ursache wie eine Anämie oder eine Schilddrüsenüberfunktion vor, wird diese gezielt behandelt. Medikamente wie Betablocker kommen bei symptomatischen Patienten zum Einsatz, um die Herzfrequenz zu senken. In seltenen Fällen, etwa bei einer Myokarditis oder anhaltender Tachykardie ohne erkennbare Ursache, kann eine weiterführende Therapie erforderlich sein.
Prognose und Ausblick
Die Prognose der Sinustachykardie ist meist gut, insbesondere wenn die zugrunde liegende Ursache behandelt wird. Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie lassen sich Komplikationen wie eine Überlastung des Herzens in der Regel vermeiden. Wichtig ist jedoch, bei anhaltendem Herzrasen oder begleitenden Symptomen wie Atemnot oder Brustschmerzen einen Arzt aufzusuchen, um schwerwiegendere Erkrankungen auszuschließen. Regelmäßige Kontrollen und eine gesunde Lebensweise können dazu beitragen, das Risiko für erneute Tachykardien zu minimieren.