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Plötzlich rast das Herz, ohne Vorwarnung. Es fühlt sich an, als ob ein innerer Motor außer Kontrolle gerät. Ein Moment, der Angst auslöst und Fragen aufwirft: Ist das gefährlich? Kann ich etwas tun? In vielen Fällen steckt hinter diesen Symptomen eine AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT). Diese spezielle Herzrhythmusstörung ist oft harmlos, aber sie kann das Leben der Betroffenen spürbar beeinflussen. Doch was genau passiert dabei, und welche Möglichkeiten gibt es, das Herz wieder zur Ruhe zu bringen?

Der AV-Knoten: Das Steuerzentrum des Herzrhythmus

Um die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT) zu verstehen, ist es wichtig, den AV-Knoten, eine zentrale Struktur im Herzen, genauer zu betrachten. Der AV-Knoten, kurz für Atrio-Ventrikular-Knoten, ist ein kleiner, hochspezialisierter Bereich aus Gewebe, der eine entscheidende Rolle im elektrischen Leitungssystem des Herzens spielt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die elektrischen Impulse, die den Herzschlag steuern, von den Vorhöfen (den oberen Herzkammern) zu den Hauptkammern (den unteren Herzkammern) zu leiten.

Wie arbeitet der AV-Knoten?

Der AV-Knoten agiert wie ein Schaltzentrum und ein Torwächter zugleich. Elektrische Signale, die den Herzschlag auslösen, werden im Sinusknoten, dem natürlichen Taktgeber des Herzens, erzeugt. Diese Signale breiten sich zunächst durch die Vorhöfe aus und erreichen dann den AV-Knoten. An diesem Punkt wird das Signal kurz verzögert. Diese Verzögerung ist von zentraler Bedeutung, da sie den Vorhöfen genügend Zeit gibt, sich vollständig zusammenzuziehen und das Blut in die Hauptkammern zu pumpen, bevor diese sich ebenfalls zusammenziehen.

Nach der Verzögerung leitet der AV-Knoten das elektrische Signal weiter in das His-Bündel, das die Impulse zu den Hauptkammern verteilt. Von dort aus sorgt ein fein verzweigtes Netzwerk von Fasern, das sogenannte Purkinje-System, dafür, dass sich die Hauptkammern gleichzeitig und kraftvoll zusammenziehen. Dieser geordnete Ablauf sichert den regelmäßigen und effizienten Herzrhythmus, der für die Versorgung des Körpers mit Blut und Sauerstoff unerlässlich ist.

Warum ist der AV-Knoten so besonders?

Der AV-Knoten unterscheidet sich von anderen Teilen des Herzleitungssystems durch seine einzigartige Fähigkeit, die Geschwindigkeit der Signalweiterleitung zu kontrollieren. Diese Anpassungsfähigkeit ist besonders wichtig in Situationen, in denen das Herz schneller oder langsamer schlagen muss, zum Beispiel während körperlicher Anstrengung oder in Ruhephasen.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt des AV-Knotens ist seine Fähigkeit, als Ersatz-Taktgeber zu fungieren, falls der Sinusknoten ausfällt. In solchen Fällen kann der AV-Knoten eigenständig elektrische Impulse erzeugen, um den Herzschlag aufrechtzuerhalten, wenn auch in einem langsameren Rhythmus.

Der AV-Knoten und die AVNRT

Bei Menschen mit AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT) weist der AV-Knoten eine Besonderheit auf: Er enthält zwei separate Leitungsbahnen, eine schnelle und eine langsame. Diese doppelte Leitungsstruktur ist die Grundlage für das kreisende elektrische Signal, das die AVNRT verursacht. Unter bestimmten Bedingungen, wie beispielsweise durch einen Extraschlag, kann der normale Ablauf der Impulsweiterleitung gestört werden, und es entsteht ein elektrischer Kreislauf innerhalb des AV-Knotens. Dieser führt zu einem schnellen, plötzlich einsetzenden Herzschlag, der als Tachykardie bezeichnet wird.

Die Bedeutung eines funktionierenden AV-Knotens

Der AV-Knoten spielt eine zentrale Rolle für die Effizienz und Stabilität des Herzrhythmus. Eine Störung in seiner Funktion, wie sie bei der AVNRT auftritt, zeigt eindrucksvoll, wie präzise und abgestimmt das Leitungssystem des Herzens normalerweise arbeitet. Der AV-Knoten ist damit nicht nur ein stiller Diener im Hintergrund, sondern ein unverzichtbares Element für die komplexe und lebenswichtige Arbeit des Herzens.

Was passiert bei der AVNRT?

Die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT) entsteht durch einen speziellen Mechanismus im Herzen, der als "Reentry" bezeichnet wird. Dieser Begriff beschreibt eine kreisende Erregung, bei der der elektrische Impuls innerhalb des AV-Knotens – einer wichtigen Schaltstation für den Herzrhythmus – in einer Endlosschleife zirkuliert. Um zu verstehen, wie es dazu kommt, hilft ein Blick auf die besondere Struktur des AV-Knotens.

Der AV-Knoten verfügt bei Menschen mit AVNRT über zwei Leitungsbahnen, die elektrische Impulse unterschiedlich schnell weiterleiten: eine sogenannte schnelle Bahn und eine langsamere Bahn. Im Normalzustand arbeiten diese Bahnen harmonisch zusammen und leiten die elektrischen Signale kontrolliert von den Vorhöfen zu den Herzkammern weiter. Bei einer AVNRT jedoch können bestimmte Bedingungen, wie ein vorübergehender Extraschlag (eine sogenannte Extrasystole), das Gleichgewicht stören.

Die langsamere Bahn benötigt länger, um sich nach einer Weiterleitung zu „erholen“ und wieder Signale zu übertragen, während die schnelle Bahn schneller bereit ist. Wenn ein elektrischer Impuls den AV-Knoten erreicht, kann es passieren, dass er über die langsame Bahn hinabgeleitet wird, während die schnelle Bahn gerade noch blockiert ist. Wenn die schnelle Bahn wieder aktiv wird, kann der Impuls von der Kammer aus rückwärts zur schnellen Bahn gelangen und sich erneut in die langsame Bahn einschleifen. Dadurch entsteht ein Kreislauf, in dem der Impuls kontinuierlich zirkuliert. Dieser Vorgang führt zu einem plötzlichen und schnellen Herzschlag, der typischerweise zwischen 150 und 250 Schlägen pro Minute liegt. Die normale Herzfunktion wird dabei durch die kreisende Erregung kurzzeitig überlagert.

Die Auswirkungen auf den Körper

Betroffene bemerken diese Tachykardie meist sofort. Das Herz beginnt abrupt zu rasen, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Diese plötzliche Veränderung kann beängstigend sein, da sie mit einem unangenehmen Gefühl in der Brust einhergeht. Viele beschreiben es als Flattern oder Hämmern des Herzens. Begleitend können weitere Symptome auftreten, die durch die plötzlich erhöhte Herzfrequenz und die damit verbundene geringere Effektivität des Blutflusses verursacht werden. Häufig fühlen sich Betroffene schwindelig oder benommen, weil das Gehirn für kurze Zeit weniger Sauerstoff erhält. In manchen Fällen tritt auch Kurzatmigkeit auf, da der Körper versucht, den Sauerstoffmangel auszugleichen. Ein Druck- oder Engegefühl im Brustbereich ist ebenfalls möglich, was die Angst vor einer ernsten Herzerkrankung zusätzlich verstärken kann.

Ist die AVNRT gefährlich?

Trotz dieser alarmierenden Symptome ist die AVNRT in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich. Der Kreislauf im AV-Knoten unterbricht die reguläre Herzaktivität zwar vorübergehend, doch das Herz selbst bleibt dabei intakt und funktioniert nach Beendigung der Episode wieder normal. Die Tachykardie endet oft so plötzlich, wie sie begonnen hat. Dieses abrupte Ende ist ein typisches Merkmal der AVNRT und unterscheidet sie von anderen Herzrhythmusstörungen, die länger andauern oder schwerer zu stoppen sind.

Auch wenn die AVNRT selten ernsthafte Komplikationen verursacht, kann sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Wiederkehrende Episoden, die oft unvermittelt auftreten, können Betroffene in Alltagssituationen verunsichern und zu einem Gefühl des Kontrollverlusts führen. Umso wichtiger ist es, die Mechanismen hinter der AVNRT zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Behandlung und Vorbeugung zu ergreifen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen der AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT) sind komplex und nicht in allen Details geklärt. Dennoch gibt es einige bekannte Faktoren, die dazu beitragen können, dass diese Herzrhythmusstörung auftritt. Die wichtigste Grundlage für das Entstehen der AVNRT liegt in der besonderen Anatomie des AV-Knotens selbst.

Angeborene Besonderheiten im AV-Knoten

In den meisten Fällen ist die AVNRT auf eine angeborene Besonderheit im Bereich des AV-Knotens zurückzuführen. Menschen mit dieser Herzrhythmusstörung verfügen über zwei unterschiedliche Leitungsbahnen im AV-Knoten: eine schnelle und eine langsame. Diese doppelte Leitungsstruktur, die medizinisch als duale AV-Nodale Leitung bezeichnet wird, ermöglicht unter bestimmten Bedingungen eine kreisende Erregung, die den schnellen Herzschlag auslöst.

Diese anatomische Besonderheit ist meist angeboren und verändert sich im Laufe des Lebens nicht. Sie ist keine Krankheit im klassischen Sinne, sondern eher eine Variante der Herzleitung. Viele Menschen leben mit dieser doppelten Leitungsstruktur, ohne jemals Symptome zu entwickeln. Erst bestimmte Auslöser oder begünstigende Faktoren führen dazu, dass die kreisende Erregung tatsächlich auftritt.

Auslöser und begünstigende Faktoren

Obwohl die duale Leitungsstruktur des AV-Knotens die Voraussetzung für die AVNRT bildet, gibt es eine Reihe von Faktoren, die das Auftreten einer Tachykardie-Episode begünstigen können. Zu den häufigsten Auslösern gehören:

  • Stress: Emotionaler oder körperlicher Stress führt oft zu einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems. Dies kann die elektrischen Impulse im Herzen beeinflussen und eine Episode auslösen.
  • Koffein und Alkohol: Stimulierende Substanzen wie Koffein und Alkohol können die Erregungsleitung im Herzen verändern und die Wahrscheinlichkeit einer kreisenden Erregung erhöhen.
  • Schlafmangel: Ein Mangel an Schlaf belastet den Körper und kann das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen, einschließlich AVNRT.
  • Körperliche Anstrengung: Bei einigen Betroffenen tritt die AVNRT während oder nach körperlicher Belastung auf, da der Herzrhythmus in diesen Situationen ohnehin erhöht ist.
  • Hormonelle Schwankungen: Veränderungen im Hormonhaushalt, etwa während des Menstruationszyklus oder durch die Einnahme von Hormonen, können ebenfalls eine Rolle spielen.

Wer ist besonders betroffen?

Interessanterweise tritt die AVNRT häufig bei jungen und ansonsten gesunden Menschen auf. Die Herzrhythmusstörung ist eine der häufigsten Formen der sogenannten supraventrikulären Tachykardien, also jener schnellen Herzrhythmen, die oberhalb der Herzkammern entstehen. Sie macht etwa 60 % aller Fälle dieser Art aus. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer, was möglicherweise auf hormonelle Unterschiede zurückzuführen ist.

Ein auffälliges Merkmal der AVNRT ist, dass sie oft ohne eine zugrunde liegende strukturelle Herzerkrankung auftritt. Das bedeutet, dass die Betroffenen in der Regel ein gesundes Herz haben und die AVNRT lediglich eine funktionelle Störung darstellt. Diese Tatsache trägt dazu bei, dass die Prognose in den meisten Fällen sehr gut ist.

Genetische Faktoren

Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Veranlagungen ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung der AVNRT spielen könnten. Studien zeigen, dass die Erkrankung in manchen Familien gehäuft auftritt, was auf eine mögliche Vererbung der dualen Leitungsstruktur hindeutet. Allerdings sind die genauen genetischen Mechanismen bislang noch nicht vollständig erforscht.

Bedeutung der Auslöser erkennen

Die genaue Identifikation von individuellen Auslösern kann dabei helfen, das Auftreten von Episoden zu verringern. Oft berichten Betroffene, dass sie bestimmte Muster erkennen – etwa, dass die Tachykardie nach dem Konsum von Koffein oder in stressigen Situationen häufiger auftritt. Das Bewusstsein für diese Zusammenhänge kann ein erster Schritt sein, um das Herzrasen aktiv zu vermeiden.

Auch wenn die genauen Ursachen der AVNRT nicht immer klar zu bestimmen sind, ermöglicht das Wissen um die begünstigenden Faktoren einen gezielten Umgang mit der Störung. Durch eine Anpassung des Lebensstils und die Reduktion bekannter Auslöser lassen sich viele Episoden verhindern, was zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führt.

Diagnose der AVNRT

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch ein Elektrokardiogramm (EKG), das die elektrischen Aktivitäten des Herzens aufzeichnet. Wenn die Tachykardie gerade nicht aktiv ist, kann ein Langzeit-EKG oder ein Ereignisrekorder hilfreich sein, um die Episoden aufzuzeichnen. Oft wird auch eine sogenannte elektrophysiologische Untersuchung durchgeführt. Dabei werden feine Katheter über die Blutgefäße bis ins Herz vorgeschoben, um die Leitungsbahnen genau zu analysieren.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung der AVNRT hängt von der Häufigkeit und dem Schweregrad der Episoden ab. In leichteren Fällen reicht es oft, bestimmte Techniken zur Unterbrechung der Tachykardie zu erlernen, wie das Pressen gegen den Widerstand (Valsalva-Manöver) oder das Massieren der Halsschlagader (unter ärztlicher Anleitung). Diese Methoden zielen darauf ab, den Kreislauf im AV-Knoten zu durchbrechen.

Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können Medikamente wie Betablocker oder Antiarrhythmika eingesetzt werden, um die Häufigkeit der Episoden zu reduzieren. In schwereren Fällen oder wenn die Lebensqualität stark eingeschränkt ist, wird eine sogenannte Katheterablation empfohlen. Bei diesem Eingriff wird die kreisende Erregung gezielt durch Verödung beseitigt. Die Erfolgsaussichten sind hoch, und der Eingriff ist mit einem geringen Risiko verbunden.

Leben mit AVNRT

Auch wenn die Diagnose AVNRT zunächst beunruhigend wirken kann, gibt es heute viele effektive Behandlungsoptionen. Wichtig ist, die Auslöser der Tachykardie zu identifizieren und weitestgehend zu vermeiden. Mit einer passenden Therapie können Betroffene ein normales und aktives Leben führen.

Falls Du oder jemand in Deinem Umfeld von plötzlichem Herzrasen betroffen bist, ist es ratsam, einen Kardiologen aufzusuchen. Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, die Symptome besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Die AVNRT mag zwar oft unangenehm sein, doch sie ist gut behandelbar – und damit lässt sich auch die Angst vor dem nächsten Herzrasen nehmen.

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