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Nach einer Krebsdiagnose begleitet viele Betroffene dieselbe Frage:
„Wie kann ich erkennen, ob der Krebs noch aktiv ist oder ob die Erkrankung in Remission ist?“

Diese Unsicherheit ist ganz normal. Die Angst vor einem Rückfall, die Hoffnung auf Ruhe – all das macht jede Kontrolle zu einem Moment zwischen Anspannung und Erleichterung.

Um festzustellen, wie aktiv eine Krebserkrankung ist, greifen Ärztinnen und Ärzte auf verschiedene Hinweise zurück: Blutwerte, sogenannte Tumormarker, bildgebende Verfahren und den klinischen Zustand. Kein einzelner Wert ist allein entscheidend – aber zusammen erzählen sie eine klare Geschichte darüber, wie es im Körper aussieht.

Frau hält einen Arztbrief vor Farbverlauf in Blau–Magenta–Rot–Orange–Gelb; Titel: Krebswerte verstehen

Warum Blutwerte immer im Kontext beurteilt werden müssen

Kein Blutwert spricht für sich allein.
Ein einzelner Tumormarker, ein Entzündungswert oder ein Organparameter kann nie isoliert interpretiert werden. Er ist nur ein Puzzlestück – und erst im Gesamtbild mit Ihrer persönlichen Baseline, Ihrem Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und dem zeitlichen Verlauf ergibt sich eine verlässliche Aussage.

1. Der Verlauf zählt – nicht die einzelne Zahl

Prinzip Erklärung Praxis-Beispiel
Baseline-Wert Ihr individueller Ausgangswert vor oder zu Therapiebeginn Ein PSA von 0,05 ng/ml nach Operation ist Ihr Normalwert – steigt er auf 0,3 → Alarm, auch wenn „unter 4“ noch „normal“ wäre
Trend über Zeit Mehrere Messungen (z. B. alle 3 Monate) zeigen die Richtung CEA: 2,8 → 3,1 → 4,2 ng/ml → steigender Trend → Untersuchung nötig
Haltezeit Wie lange bleibt ein Wert stabil? CA 125 nach Chemo bei 12 U/ml über 12 Monatestabile Remission
Goldene Regel:
  • Einmalig erhöht = beobachten.
  • Zweimal erhöht im Trend = handeln.

2. Alter und Geschlecht beeinflussen Normwerte massiv

Blutwert Einfluss von Alter Einfluss von Geschlecht
PSA Steigt mit Alter (Prostata wächst) Nur bei Männern relevant
Hämoglobin Leicht abnehmend ab 70 Frauen: 12–16 g/dl → Männer: 13–17 g/dl
Kreatinin Ab 60 sinkt Muskelmasse → niedrigerer Normalwert Männer höher (mehr Muskelmasse)
BSG Steigt mit Alter (bis +10 mm/h pro Dekade) Frauen etwas höher
CEA Leicht höher ab 70 Kein starker Unterschied
CA 125 Nach Menopause oft niedriger Nur bei Frauen (Eierstock, Gebärmutter)

Beispiel:
Ein 78-jähriger Mann mit PSA 5,2 ng/mlkönnte altersentsprechend normal sein.
Ein 48-jähriger Mann mit PSA 5,2 ng/mldringender Verdacht auf Tumoraktivität.

3. Wie Ärzte den Kontext nutzen – Schritt für Schritt

  1. Ihre Baseline festlegen
    → Blutabnahme vor Therapiebeginn oder nach Operation
    → Dokumentation: „Mein PSA nach OP: 0,07 ng/ml“
  2. Verlaufskurve erstellen
    → Werte in einer Tabelle oder Grafik (z. B. in der Patientenakte)
    → Muster erkennen: Sinkend? Stabil? Steigend?
  3. Alter & Geschlecht einbeziehen
    → Vergleich mit alters- und geschlechtsspezifischen Referenzwerten
    → Keine Panik bei „grenzwertig“, wenn Ihr Trend stabil ist
  4. Andere Einflüsse abklären
    Entzündung? → CRP/BSG prüfen
    Medikamente? → z. B. Kortison → Leberwerte ↑
    Lebensstil? → Rauchen → CEA ↑
  5. Gesamtbild bilden
    → Blut + Bildgebung + Symptome + Klinik
    Beispiel: CEA ↑, aber CT unauffällig, keine Beschwerden → Beobachten, kein Alarm

4. Praktische Tipps für Patientinnen und Patienten

Tipp Umsetzung
Werte selbst dokumentieren Führen Sie eine Tabelle (Excel, App, Notizbuch): Datum, Marker, Wert
Fragen Sie nach dem Trend „Wie hat sich mein Wert im Vergleich zum letzten Mal entwickelt?“
Bringen Sie alte Befunde mit Ärzte brauchen Vergleichswerte – nicht nur den aktuellen
Lassen Sie sich nicht verunsichern Ein Wert von 35,1 bei CA 125 (Grenze 35) → keine Panik, wenn vorher 34,8 und stabil
Meine Meinung
Blutwerte sind wie ein Tagebuch Ihres Körpers – aber nur lesbar mit dem richtigen Schlüssel: Ihr Alter, Ihr Geschlecht, Ihre Baseline und der Verlauf.
Ein Arzt, der diese Faktoren kennt, kann Ihnen sagen: „Alles im grünen Bereich“ – oder „Wir schauen genauer hin.“ Vertrauen Sie dem Trend. Nicht der Zahl.

1. Tumormarker – die wichtigsten Blutwerte bei Krebs

Tumormarker sind spezielle Eiweiße oder Moleküle, die im Blut nachweisbar sind. Sie werden entweder von den Tumorzellen selbst produziert oder entstehen, weil der Körper auf den Tumor reagiert.
Sie eignen sich hervorragend, um den Verlauf einer bekannten Krebserkrankung zu beobachten – also um festzustellen, ob ein Tumor wächst, stagniert oder sich zurückbildet. In der Praxis dienen sie der Therapiekontrolle, der Früherkennung von Rezidiven (Rückfällen) und der Prognoseeinschätzung. Wichtig: Sie sind unspezifisch und können auch durch andere Erkrankungen (z. B. Entzündungen, Leberprobleme) beeinflusst werden. Ein einzelner Wert allein diagnostiziert keinen Krebs.

Wichtig: Tumormarker sind keine Diagnosewerkzeuge. Sie zeigen keine neue Erkrankung an, sondern dienen der Verlaufskontrolle, wenn eine Diagnose bereits besteht.

Übersicht: Die wichtigsten Tumormarker

Marker Krebsart Normalwert (ca.) Sinkt → Steigt →
CEA Darmkrebs < 3 ng/ml (Nichtraucher), < 5 ng/ml (Raucher) Behandlung wirkt Rückfall oder Metastasen möglich
PSA Prostatakrebs < 0,1 ng/ml (nach radikaler OP) Therapieerfolg Reaktivierung – oft vor Bildgebung sichtbar
CA 15-3 Brustkrebs < 30 U/ml Gute Therapieantwort Tumoraktivität möglich
CA 125 Eierstockkrebs < 35 U/ml Stabile Remission Wiederkehr – oft frühzeitig
AFP Leber-/Hodenkrebs < 10 ng/ml Rückbildung Tumoraktivität oder Leberbelastung
β-HCG Hodentumoren < 5 mIU/ml Remission Tumoraktivität
LDH ergänzend bei vielen Krebsarten < 250 U/l Weniger Zellzerfall Aktiver Prozess (Tumor, Entzündung)

CEA (Carcinoembryonales Antigen) – typisch bei Darmkrebs

CEA ist ein Glykoprotein (Zucker-Protein-Verbindung), das im Körper gesunder Erwachsener nur in sehr geringen Mengen vorkommt – es wird normalerweise während der Embryonalentwicklung produziert. Bei Krebs entsteht es durch Tumorzellen in der Darmschleimhaut oder Metastasen. Klinische Einordnung: CEA ist unspezifisch und erhöht sich nicht nur bei Darmkrebs (kolorektales Karzinom), sondern auch bei Lungen-, Brust- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lebererkrankungen, Rauchen oder Entzündungen. Es eignet sich hervorragend für die Nachsorge: Bis zu 80 % der Rezidive werden so früh erkannt. Bei Diagnose und Verlaufskontrolle wird es oft mit AFP kombiniert, um Lebermetastasen von primären Lebertumoren zu unterscheiden (niedriges AFP + hohes CEA = Metastasen).

Bei vielen Darmkrebspatienten steigt der CEA-Wert deutlich an, sobald Tumorzellen aktiv sind.
Sinkt er nach einer Operation oder Chemotherapie in den Normalbereich (< 3 ng/ml bei Nichtrauchern, < 5 ng/ml bei Rauchern), spricht das für eine erfolgreiche Behandlung.
Ein erneuter Anstieg kann auf einen Rückfall oder Metastasen hindeuten.

PSA (Prostataspezifisches Antigen) – bei Prostatakrebs

Der PSA-Wert ist extrem sensibel – schon kleinste Veränderungen können entscheidend sein. Er wird von der Prostata produziert, auch von Tumorzellen – es handelt sich um ein Enzym, das normalerweise bei der Prostatafunktion hilft. Klinische Einordnung: PSA ist der wichtigste Marker für Prostatakrebs (Prostatakarzinom), aber auch bei gutartiger Prostatahyperplasie (Vergrößerung), Entzündungen oder nach Katheterisierung erhöht. Normwerte steigen altersbedingt (z. B. < 2,5–6,5 ng/ml je nach Alter). Es dient Screening (umstritten wegen Überdiagnosen), Diagnose (mit freiem/gesamt-PSA-Verhältnis), Prognose und Nachsorge. Ein hoher Wert korreliert mit Tumorgröße und Aggressivität; der Trend ist entscheidend.

Nach einer radikalen Prostatektomie fällt der PSA meist auf Werte unter 0,1 ng/ml.
Ein erneuter Anstieg, auch wenn er nur minimal ist, sollte ernst genommen werden, denn er kann auf eine Reaktivierung hinweisen – oft noch bevor etwas in der Bildgebung sichtbar wird.

Hinweis: Nach Strahlentherapie bleibt der PSA-Wert meist höher als nach einer Operation. Ein langsamer Anstieg ist hier oft normal. Entscheidend ist immer der Trend.

CA 15-3 und CEA – bei Brustkrebs

CA 15-3 ist ein Marker, der bei etwa 30–50 % der Brustkrebspatientinnen erhöht ist – also nicht bei allen. Es handelt sich um ein MUC1-Glykoprotein, das von Tumorzellen freigesetzt wird. Klinische Einordnung: Speziell für metastasierten Brustkrebs (Mammakarzinom), aber auch bei Eierstock- oder Lungenkrebs erhöht. Nicht für Früherkennung geeignet, da Sensitivität niedrig; stattdessen für Therapiekontrolle und Rezidivüberwachung. Oft mit CEA kombiniert, um Genauigkeit zu steigern. Erhöhte Werte deuten auf Tumorlast hin, sinken bei Therapieerfolg.

Er dient nicht zur Früherkennung, sondern zur Beobachtung im Verlauf.
Sinkt er nach einer Therapie, spricht das für eine gute Wirkung der Behandlung.
Ein langsamer Anstieg kann ein früher Hinweis darauf sein, dass Tumorzellen wieder aktiv werden.

CA 125 – bei Eierstockkrebs

CA 125 ist einer der aussagekräftigsten Tumormarker überhaupt. Es ist ein Glykoprotein, das von Ovarialzellen (Eierstöcken) stammt. Klinische Einordnung: Primär bei Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs), aber auch bei Endometriose, Peritonitis, Leberzirrhose oder Schwangerschaft erhöht. Sensitivität ca. 80 % bei fortgeschrittenem Krebs; für Früherkennung ungeeignet (zu viele Falsch-Positive). Ideal für Verlaufskontrolle: Korrespondiert mit Tumorvolumen, hilft bei Therapieüberwachung (z. B. Chemotherapie) und Nachsorge. Hohe Werte (> 500 U/ml) deuten auf Peritonealkarzinose hin.

Er reagiert empfindlich auf Veränderungen im Krankheitsverlauf und wird regelmäßig gemessen.
Wenn der Wert nach der Behandlung in den Normbereich fällt (unter 35 U/ml) und dort stabil bleibt, ist das ein sehr gutes Zeichen.
Ein erneuter Anstieg kann – oft lange bevor Symptome spürbar sind – auf ein Wiederauftreten hinweisen.

Achtung: Auch andere Erkrankungen wie Endometriose, Entzündungen im Bauchraum oder Leberzirrhose können CA 125 erhöhen.

AFP (Alpha-Fetoprotein) – bei Leber- und Hodenkrebs

AFP ist ein Eiweiß, das normalerweise nur im fetalen Blutkreislauf vorkommt. Bei Erwachsenen wird es von Tumorzellen (z. B. Leberzellen) produziert. Klinische Einordnung: Schlüsselmarker für hepatozelluläres Karzinom (Leberzellkrebs) und Keimzelltumore der Hoden/Ovarien. Erhöht auch bei Zirrhose, Hepatitis oder Schwangerschaft. Hohe Werte (> 400 ng/ml) korrelieren mit Tumorgröße und Prognose (schlechter bei > 1000 ng/ml). Kombiniert mit Ultraschall für Screening bei Risikopatienten (z. B. Zirrhose).

Wenn es bei Erwachsenen im Blut messbar ist, deutet das häufig auf eine Lebererkrankung, Leberkrebs oder bestimmte Hodentumore hin.
Bei Leberkrebs oder bestimmten Hodentumoren gilt:
- Sinkt der AFP-Wert? → Das ist ein gutes Zeichen für eine Rückbildung.
- Steigt er? → Tumorzellen sind vermutlich wieder aktiv – oder die Leber ist anderweitig belastet.

β-HCG (Beta-Humanes Choriongonadotropin) – bei Hodentumoren

Dieser Marker ist eigentlich ein Schwangerschaftshormon. Bei Männern kann er aber bei bestimmten Hodenkrebsarten stark ansteigen. Klinische Einordnung: Für Keimzelltumore (z. B. Choriokarzinom der Hoden/Ovarien); produziert von Trophoblastzellen. Erhöht auch in der Schwangerschaft oder bei trophoblastischen Tumoren. Hohe Werte (> 50.000 mIU/ml) prognostisch ungünstig; korreliert mit Tumorlast. ASCO-Leitlinien empfehlen es für Staging, Therapiekontrolle und Nachsorge, oft mit AFP/LDH kombiniert.

Fällt er nach einer Therapie auf null, ist das ein deutliches Zeichen für Remission.

LDH (Laktatdehydrogenase) – ergänzender Marker

LDH ist kein spezifischer Tumormarker, sondern ein Enzym aus vielen Geweben (z. B. Leber, Herz, Muskeln). Klinische Einordnung: Erhöht bei Zellzerfall (Nekrose), z. B. bei Lymphomen, Leukämien, Leber-/Hodentumoren oder Metastasen. Prognostischer Faktor (hohe LDH = schlechtere Prognose bei Keimzelltumoren). Kombiniert mit AFP/β-HCG für Staging; auch bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Unspezifisch: Auch bei Infarkten, Anämien oder Hämolyse erhöht.

Ein hoher LDH-Wert bedeutet, dass viele Zellen im Körper zerfallen – das kann bei aktiven Tumoren, Entzündungen oder Gewebeschäden vorkommen.
Wenn LDH sinkt, zeigt das, dass weniger Zellzerfall stattfindet, was meist für eine stabile Situation spricht.

2. Allgemeine Blutwerte: Wie der Körper auf Krebs reagiert

Neben den spezifischen Tumormarkern betrachten Ärztinnen und Ärzte auch allgemeine Blutwerte.
Sie helfen zu erkennen, ob der Körper Entzündungszeichen zeigt oder ob Organe wie Leber, Niere oder Knochenmark durch die Erkrankung betroffen sind. Diese Werte sind unspezifisch, aber essenziell für die Gesamteinschätzung: Sie spiegeln die Belastung des Körpers wider, z. B. durch Therapie-Nebenwirkungen, Anämie oder Infektionen. Normwerte variieren alters- und geschlechtsspezifisch.

CRP (C-reaktives Protein)

CRP ist ein typischer Entzündungswert. Es wird in der Leber produziert und steigt innerhalb Stunden bei Entzündungen an. Klinische Einordnung: < 5 mg/l normal; 5–50 mg/l leichte Entzündung (z. B. Infekt); > 50 mg/l schwere Entzündung oder Tumoraktivität (z. B. bei Lymphomen, Sarkomen). Bei Krebs: Hohe Werte deuten auf Nekrose oder Infektion hin; sinkt bei Therapieerfolg. Schneller als BSG, aber ortsunabhängig.

Er steigt, wenn irgendwo im Körper eine Entzündung aktiv ist – sei es durch eine Infektion oder durch Tumoraktivität.
Ein hoher CRP-Wert kann also ein Hinweis auf einen aktiven Prozess sein, muss aber nicht immer Krebs bedeuten.
Wichtig ist, ob der Wert dauerhaft erhöht bleibt oder sich nach der Therapie normalisiert.

BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)

Die Blutsenkung ist ein älterer, aber hilfreicher Laborwert.
Er zeigt, wie schnell rote Blutkörperchen in einer Blutprobe absinken – beeinflusst durch Plasmaproteine. Klinische Einordnung: Männer < 15 mm/h, Frauen < 20 mm/h (steigt mit Alter); > 50 mm/h bei chronischer Entzündung/Tumor. Bei Krebs: Erhöht bei Myelomen, Lymphomen oder Metastasen; unspezifisch (auch bei Anämie, Schwangerschaft). Langsamer als CRP, aber gut für chronische Prozesse.

Bei Entzündungen, Autoimmunerkrankungen oder Tumoraktivität ist die Senkung oft beschleunigt.
Ein hoher Wert allein sagt jedoch wenig aus – entscheidend ist, ob er im Verlauf fällt.

Hämoglobin (Hb) und rote Blutkörperchen

Ein zu niedriger Hämoglobinwert kann bei Krebspatienten viele Ursachen haben. Klinische Einordnung: Norm: Männer 13–17 g/dl, Frauen 12–16 g/dl. Anämie (Hb < 12 g/dl) bei 40–70 % der Krebspatienten: Durch Blutverlust (z. B. GI-Blutung bei Darmkrebs), Knochenmarkinfiltration (Leukämie), Therapie (Chemo) oder Entzündung. Sinkt Hb → Müdigkeit, Dyspnoe; steigt → Erholung. MCV/MCH helfen bei Differenzialdiagnose (z. B. Eisenmangel vs. B12-Mangel).

Blutverlust, Nebenwirkungen der Therapie oder eine Beteiligung des Knochenmarks.
Wenn sich der Hb-Wert stabilisiert oder wieder steigt, ist das meist ein gutes Zeichen, dass der Körper sich erholt.

Leber- und Nierenwerte

Bei vielen Krebserkrankungen werden regelmäßig Leberwerte (GOT/AST, GPT/ALT, GGT, Bilirubin) und Nierenwerte (Kreatinin, Harnstoff) kontrolliert. Klinische Einordnung: Leber: AST/ALT < 50 U/l, GGT < 60 U/l, Bilirubin < 1 mg/dl – erhöht bei Metastasen (z. B. Lebermetastasen bei Brustkrebs), Therapietoxizität (Chemo) oder Zirrhose. Nieren: Kreatinin 0,7–1,2 mg/dl, Harnstoff < 50 mg/dl – steigt bei Dehydration, Nephrotoxizität oder Hyperkalzämie (Paraneoplasie). Stabile Werte = gute Organfunktion; Überwachung essenziell für Therapie-Toleranz.

Erhöhte Leberwerte können auf eine Belastung oder Metastasen in der Leber hinweisen.
Verbesserte oder stabile Werte zeigen dagegen, dass die Organe gut arbeiten.

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten)

Diese Werte geben Hinweise darauf, wie aktiv das Immunsystem ist und wie gut das Knochenmark funktioniert. Klinische Einordnung: Leukozyten 4–10 G/l – Leukozytose (> 11 G/l) bei Infekten/Leukämie, Leukopenie (< 4 G/l) bei Chemo/Infektion. Thrombozyten 150–400 G/l – Thrombozytopenie (< 150 G/l) häufig durch Chemo/Knochenmarkbeteiligung; Thrombose-Risiko bei > 450 G/l (Paraneoplasie). Differentialblutbild differenziert Untertypen (z. B. Lymphozyten bei CLL).

Zu niedrige Werte sind häufig eine Folge von Chemotherapien, normalisieren sich aber oft nach Ende der Behandlung.
Ein stabiler Blutstatus zeigt, dass sich der Körper regeneriert.

3. Bildgebende Verfahren: Wenn man sehen will, was im Körper passiert

Blutwerte sind Hinweise – aber das eigentliche Bild liefert die Bildgebung.
Mit Verfahren wie CT, MRT oder PET-CT können Ärztinnen und Ärzte genau sehen, ob Tumorgewebe vorhanden oder aktiv ist.

  • CT (Computertomographie): Zeigt die Größe und Ausdehnung eines Tumors.
  • MRT (Magnetresonanztomographie): Liefert besonders genaue Bilder von Weichteilen wie Gehirn, Leber oder Muskeln.
  • PET-CT: Verbindet Stoffwechselaktivität mit anatomischen Bildern. Aktive Tumorzellen leuchten durch ihren hohen Zuckerstoffwechsel auf.
    Wenn keine Aktivität sichtbar ist, deutet das auf eine stabile oder vollständige Remission hin.
    (Achtung: Nicht alle Tumore sind „FDG-avid“ – z. B. muzinöse Tumore oder bestimmte Prostatakrebsarten)

4. Remission – was das Wort wirklich bedeutet

„Remission“ bedeutet, dass die Krebserkrankung zurückgedrängt wurde. Sie ist also nicht mehr aktiv oder nicht mehr nachweisbar.
Man unterscheidet vier wichtige Stadien:

  • Komplette Remission
    Der Tumor ist vollständig verschwunden – weder in der Bildgebung noch durch Tumormarker nachweisbar. Keine Tumorzellen sind erkennbar, und alle Laborwerte liegen im Normalbereich. Das ist das bestmögliche Ergebnis nach einer Therapie. Viele sprechen hier von „krebsfrei“, auch wenn eine langfristige Nachsorge weiterhin nötig bleibt.
  • Partielle Remission
    Der Tumor ist deutlich kleiner geworden (meist um mehr als 50 %), aber noch vorhanden. Tumormarker sinken, und die Bildgebung zeigt eine positive Veränderung. Die Erkrankung ist unter Kontrolle, aber noch nicht besiegt.
  • Stabile Erkrankung
    Der Tumor wächst nicht weiter, bildet sich aber auch nicht zurück. Es gibt keine neuen Metastasen, und die Werte bleiben stabil. Das ist ein ruhiger, aber wachsam zu beobachtender Zustand – oft bei chronischen oder langsam wachsenden Tumoren.
  • Progression
    Der Krebs wird wieder aktiv: Neue Herde entstehen, bestehende Tumore wachsen, Tumormarker steigen, und die Bildgebung zeigt Fortschreiten. Das bedeutet, dass die aktuelle Therapie nicht mehr ausreicht und eine Anpassung nötig ist.

Remission ist also kein Zufall, sondern das Ergebnis einer erfolgreichen Therapie und einer guten Körperreaktion.

5. Fazit: Kein einzelner Wert erzählt die ganze Wahrheit

Ob ein Krebs aktiv ist oder sich in Remission befindet, ergibt sich nie aus einem einzigen Blutwert.
Erst das Zusammenspiel aus Tumormarkern, allgemeinen Laborwerten, Bildgebung und dem klinischen Zustand ergibt ein verlässliches Gesamtbild.

Für Patientinnen und Patienten kann es beruhigend sein, die eigenen Werte zu kennen und den Verlauf gemeinsam mit dem Arzt zu besprechen.
Denn auch wenn Tumormarker schwanken, zählt am Ende immer der Trend – und nicht die einzelne Zahl.

Remission bedeutet Hoffnung, aber auch Wachsamkeit.
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind kein Zeichen von Misstrauen gegenüber dem eigenen Körper, sondern Ausdruck von Selbstfürsorge und Stärke.

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