Wie man mit sanfter Stimme, beruhigender Musik und juristisch sauberem Marketing fast alles sagen kann (ohne es zu sagen)
Wer hätte gedacht, dass man mit einer Handvoll homöopathischer Verdünnungen, einem Kameraschwenk über ein Weizenfeld und dem beruhigenden Timbre einer Stimme so viel erreichen kann? Willkommen in der Welt von Neurexan – dem Paradebeispiel dafür, wie man ein Produkt maximal auf Wirkung trimmt, ohne jemals wirklich erklären zu müssen, wie es eigentlich wirken soll.
Natürlich ist das alles vollkommen legal. Niemand bricht hier Gesetze. Und das ist ja das eigentlich Faszinierende: Wie weit man gehen kann, ohne etwas Falsches zu sagen – aber auch, ohne wirklich etwas Substanzielles zu sagen.
Alles ganz harmlos – aber bitte fühlen Sie sich tief angesprochen
Die Werbung lässt nichts anbrennen: Sanfte Farben, ruhige Gesichter, das Licht fällt durch ein Fenster. Irgendwo atmet jemand endlich mal wieder durch. Vielleicht auch du, lieber Zuschauer. Und während du kurz innehältst, flüstert dir die Off-Stimme: „Neurexan – bei nervöser Unruhe. Natürlich zur Ruhe kommen.“
Klingt beruhigend, oder? Genau darum geht es. Nicht zu konkret werden. Nicht zu viel versprechen. Aber emotional bitte alles andeuten.
„Natürlich zur Ruhe kommen“ – kein Wirkversprechen, keine medizinische Aussage, keine belegte Wirkung. Nur ein Gefühl. Und das reicht ja meistens auch.
Die große Kunst: Sagen, ohne zu sagen
Was macht Neurexan? Laut Werbung: beruhigen, entspannen, helfen.
Was darf Neurexan laut wissenschaftlicher Studienlage? Nun ja… reden wir lieber über Gefühle. Studien sind eh so trocken.
Und warum sieht das alles so überzeugend aus? Weil man gelernt hat, mit ästhetischen Reizen und psychologischer Inszenierung zu arbeiten.
Der Trick: Sprich nie über Wirkmechanismen, aber verhalte dich so, als wäre alles wissenschaftlich einwandfrei belegt. Das Publikum merkt den Unterschied nicht – und wer’s doch merkt, der ist ohnehin kein Zielkunde.
Die juristisch saubere Tarnkappe
Wirklich raffiniert ist der Einsatz des berühmten Satzes:
„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“
Dieser Satz gehört eigentlich zu echten Medikamenten – also solchen, die nach dem Arzneimittelgesetz zugelassen sind, mit Wirksamkeitsnachweis und allem Drum und Dran.
Neurexan? Ist ein registriertes homöopathisches Arzneimittel. Keine Pflicht für diesen Satz.
Und dennoch wird er in der Werbung eingesetzt – freiwillig. Warum? Weil er seriös klingt. Weil er suggeriert: „Das hier ist ein ernst zu nehmendes Mittel. So etwas steht in Apothekenschränken, neben den echten Sachen.“
Clever. Und wie gesagt: völlig legal.
Moral? Ach, das ist was für Idealisten
Dass Menschen, die unter echter innerer Unruhe leiden, vielleicht Hilfe brauchen, die über einen hübschen Werbespot hinausgeht?
Dass durch gezielte Erwartungshaltung Placeboeffekte erzeugt – und dann als „Wirkung“ verkauft werden?
Dass man das Vertrauen in medizinische Klarheit untergräbt, indem man es mit Werbebotschaften ersetzt?
Das sind natürlich Fragen für Moralapostel. Für Zweifler. Für Menschen, die glauben, Gesundheit sei zu wichtig, um sie der Marketingabteilung zu überlassen.
Aber solange niemand belogen wird – warum nicht ein bisschen mit Hoffnung spielen?
Fazit
Neurexan ist ein Meisterstück der modernen Gesundheitsvermarktung.
Ein Produkt, das nichts Falsches verspricht – aber trotzdem fast alles andeutet.
Ein Paradebeispiel dafür, wie man mit juristischer Präzision und psychologischer Raffinesse ein Mittel in die Köpfe pflanzt, das dort vielleicht mehr bewirkt als im Körper.
- Moralisch fragwürdig? Durchaus.
- Rechtlich einwandfrei? Absolut.
- Wirklich wirksam? Nun … das Gefühl zählt.
Und wenn du jetzt entspannter bist – dann hat Neurexan doch schon gewonnen. Ganz ohne etwas bewiesen zu haben.