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Meditonsin ist ein bekanntes rezeptfreies Arzneimittel, das seit Jahrzehnten bei Erkältungsbeschwerden eingesetzt wird. Es handelt sich um ein homöopathisches Kombinationspräparat, das häufig bei den ersten Anzeichen von Halskratzen, Frösteln oder Gliederschmerzen eingenommen wird – also dann, wenn sich eine Erkältung „anbahnt“. Doch wie ist die tatsächliche Wirksamkeit einzuschätzen? Und was ist durch Studien wirklich belegt?

Was ist Meditonsin?

Meditonsin enthält drei homöopathische Wirkstoffe in sogenannten Potenzen:

  • Aconitum napellus (Blauer Eisenhut)
  • Bryonia alba (Weiße Zaunrübe)
  • Apis mellifica (Honigbiene)

Diese Substanzen sollen laut homöopathischer Lehre bei entsprechenden Beschwerden helfen, das Fortschreiten einer Erkältung zu mildern oder zu verhindern. Die Wirksamkeit basiert dabei nicht auf dem Vorhandensein messbarer Mengen an Wirkstoffen, sondern auf der Idee, dass durch starke Verdünnung (Potenzierung) eine „Information“ übertragen wird, die den Körper zur Selbstregulation anregen soll.

Sind die Wirkstoffe in wirksamer Menge enthalten?

Nein, die drei Wirkstoffe sind – typisch für homöopathische Präparate – in stark verdünnter Form enthalten, sodass sie nach schulmedizinischen Kriterien nicht mehr als pharmakologisch wirksam gelten. In 10 g Lösung sind enthalten:

  • Aconitum napellus D5: Verdünnung im Verhältnis 1:100.000
  • Bryonia alba D2: Verdünnung im Verhältnis 1:100
  • Apis mellifica D3: Verdünnung im Verhältnis 1:1.000

Bereits bei D3 entspricht das rechnerisch nur noch einem Milligramm Wirkstoff pro Gramm Lösung, bei D5 ist der Ursprungsstoff praktisch nicht mehr nachweisbar. Die Idee hinter dieser Art der Potenzierung ist nicht pharmakologischer, sondern energetisch-informativer Natur – ein Prinzip, das außerhalb der Homöopathie wissenschaftlich nicht anerkannt ist.

Was ist zur Wirksamkeit wissenschaftlich belegt?

Die Datenlage zur Wirksamkeit von Meditonsin ist überschaubar. Es existieren einige kleinere Studien, von denen insbesondere eine klinische Studie aus dem Jahr 2004 häufiger zitiert wird:

Die Meditonsin-Studie (2004)

Diese doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit 90 Erwachsenen zeigte, dass Teilnehmer, die Meditonsin einnahmen, im Durchschnitt mildere Symptome aufwiesen und schneller wieder gesund waren als die Placebo-Gruppe. Die Unterschiede waren jedoch insgesamt gering und betrafen v. a. die subjektiv empfundene Krankheitsdauer und -schwere. Die Studie wurde zwar unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt, die Stichprobengröße war jedoch relativ klein, und sie wurde vom Hersteller finanziert, was die Aussagekraft einschränkt.

Weitere Studien

Weitere, unabhängige groß angelegte Studien zu Meditonsin fehlen. Es existieren jedoch vereinzelte Anwendungsbeobachtungen und kleinere Studien mit Kindern, die ebenfalls eine leichte Verkürzung der Erkältungsdauer nahelegen. Auch hier ist die Qualität der Daten begrenzt. Eine Metaanalyse über homöopathische Mittel bei Atemwegsinfekten zeigt generell widersprüchliche Ergebnisse, wobei viele Studien methodische Schwächen aufweisen.

Homöopathie und der Placebo-Effekt

Die Diskussion über homöopathische Arzneimittel wie Meditonsin ist eng mit der Frage verbunden, ob ihre Wirkung über den Placebo-Effekt hinausgeht. Die meisten medizinischen Fachgesellschaften, darunter auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), halten fest, dass es bislang keine belastbaren Belege für eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung homöopathischer Mittel gibt. Das bedeutet nicht zwingend, dass sie wirkungslos sind – aber dass die Wirkung eher auf psychologische als auf pharmakologische Mechanismen zurückzuführen ist.

Wenn gezielte Werbung den Placebo-Effekt verstärkt

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist der Einfluss gezielter, aber rechtlich zulässiger Werbung auf die Wahrnehmung und Wirkung eines Medikaments. Gerade bei Präparaten wie Meditonsin, deren Wirkstoffe in homöopathischen Dosen vorliegen, spielt die Erwartungshaltung eine zentrale Rolle. Werbung, die mit vertrauten Bildern, beruhigender Musik und Formulierungen wie „bei den ersten Anzeichen“ arbeitet, kann dazu beitragen, dass Nutzer eine Wirkung erwarten – und diese Erwartung kann spürbare Effekte erzeugen.

Solche Mechanismen sind wissenschaftlich gut dokumentiert und gehören zum Placebo-Effekt. Dabei ist die Werbung in der Regel juristisch einwandfrei formuliert. Sie macht keine konkreten Heilversprechen, suggeriert aber durch Inszenierung und Wiederholung eine klare Botschaft: Dieses Mittel hilft. Das kann – auch ohne messbare Wirkstoffkonzentration – dazu führen, dass sich Menschen tatsächlich besser fühlen. Ob man das als geschickte Kommunikation oder als Grenzfall zwischen Aufklärung und Manipulation betrachtet, bleibt eine ethische Frage.

Viel Geld für … was immer das für eine Flüssigkeit ist

Wer Meditonsin kauft, bekommt eine kleine Flasche mit einer durchsichtigen Lösung, die irgendwie medizinisch aussieht – ein bisschen nach „das könnte helfen“, aber auch ein bisschen nach „das sieht aus wie Wasser mit einem Hauch von Etikett“. Und tatsächlich: Wenn man sich anschaut, was in dieser Lösung steckt – nämlich homöopathische Potenzen in Verdünnungen bis zu D5 – dann bleibt von den ursprünglichen Wirkstoffen kaum etwas übrig. So wenig, dass selbst ein empfindliches Laborgerät höflich ablehnen würde, einen Wirkstoff nachzuweisen.

Doch das hat auch Vorteile: Wo nichts drin ist, kann auch nicht viel passieren. Meditonsin ist damit ein Paradebeispiel für den alten Spruch: „Keine Wirkung, keine Nebenwirkung.“ Das ist immerhin beruhigend – man kann sich sicher sein, dass man seinem Körper mit der Einnahme zumindest keinen Schaden zufügt. Es sei denn natürlich, man ersetzt dadurch eine wirklich notwendige Behandlung. Aber das wäre ja schon fast eigenverantwortlich.

Insgesamt bleibt: viel Hoffnung, viel Werbung, viel Vertrauen – und nicht wenig Geld für eine Flüssigkeit, über die man sagen könnte: Sie tut nicht weh. Im besten Fall.

Fazit

Meditonsin wird von vielen Menschen als hilfreich bei beginnenden Erkältungssymptomen empfunden. Aus wissenschaftlicher Sicht bleibt festzuhalten: Es gibt einzelne Studien, die eine gewisse Wirksamkeit nahelegen, aber keine unabhängigen, qualitativ hochwertigen Beweise für einen sicheren therapeutischen Effekt über den Placebo-Effekt hinaus. Wer sich für Meditonsin entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass es sich um ein homöopathisches Mittel handelt, dessen Wirkung nicht durch die in der Schulmedizin üblichen Wirkstoffkonzentrationen erzielt wird. Die Entscheidung für oder gegen eine Anwendung sollte individuell getroffen werden – idealerweise auf Basis von Information, nicht allein aufgrund von Werbung.

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