Ein MRT-Befund kann auf den ersten Blick erschlagend wirken. Fachbegriffe wie „osteochondrale Läsion“, „Meniskushinterhorn“ oder „Knochenmarködem“ klingen komplex und sorgen schnell für Unsicherheit. Dieser Artikel soll dir helfen, den Befund deines linken Knies Schritt für Schritt zu verstehen – und einordnen, was die Ergebnisse für dich bedeuten könnten.
Der vollständige MRT-Befund
Klinik: V. a. Chondropathie linkes Kniegelenk.
Text: Kein Frakturnachweis und kein bone bruise, jedoch frische kleine, ca. 5–6 mm messende osteochondrale Läsion im Bereich der posterioren Hälfte der Gelenkfläche des medialen Femurkondylus mit hier fokalem Knochenmarködem ohne Nachweis eines herausgelösten Knochenstückchens (siehe hierzu z. B. IMA 12 in Serie 5001 sowie IMA 11 in Serie 4001). Sonst keine weiteren umschriebenen Knorpeldefekte retropatellar, im femoralen Gleitlager oder im FT-Gelenk. Die Kreuzbänder, die Kollateralbänder, die Quadrizepssehne und die Patellarsehne sind intakt. Keine Imbibierung des Hoffa’schen Fettkörpers oder des suprapatellaren Fettgewebes. Minimaler retropatellarer Kniegelenkserguss bis maximal 4,5 mm Saumbreite. Keine Baker-Zyste. Das Innenmeniskushinterhorn mit kleiner fissurartiger Rissbildung an der Unterfläche (siehe z. B. IMA 12 in Serie 5001). Das Innenmeniskusvorderhorn ohne relevante Signalalterationen. Minimale schmale flau zentrale bandförmige Signalanhebung im gesamten Außenmeniskus.
Verständliche Erklärung aller Befundteile
1. Kein Bruch – aber Knorpel-Knochen-Schädigung festgestellt
Im MRT wurde kein Bruch (Fraktur) und auch keine schwere Knochenprellung (bone bruise) festgestellt – das ist eine beruhigende Nachricht. Allerdings zeigt sich eine sogenannte osteochondrale Läsion: Das bedeutet, dass sowohl der Knorpel als auch der darunterliegende Knochen in einem kleinen Bereich beschädigt sind. Sie befindet sich an der rückwärtigen Hälfte des inneren Oberschenkelknochens (posteriorer medialer Femurkondylus), also an einer Stelle, die bei Beugung des Knies stark belastet wird.
Mit etwa 5–6 mm Größe ist die Läsion klein, aber frisch, das heißt: Sie ist nicht degenerativ entstanden, sondern wahrscheinlich durch eine akute oder wiederholte Überlastung. Begleitend findet sich ein fokales Knochenmarködem – das ist eine lokale Schwellung innerhalb des Knochens, häufig durch Mikroverletzungen, Überlastung oder Druck.
Wichtig: Es wurde kein freies Knochenstück gefunden, das sich gelöst hat – was eine chirurgische Entfernung erforderlich gemacht hätte. Damit besteht eine realistische Chance, dass die Läsion – je nach Beschwerden – zunächst konservativ beobachtet werden kann oder im Rahmen einer kleinen Operation geglättet oder punktuell behandelt wird.
2. Keine weiteren Knorpeldefekte im Gleitlager
In den übrigen Bereichen – also hinter der Kniescheibe (retropatellar), in den Gleitflächen des Oberschenkels und in angrenzenden Gelenkanteilen – wurden keine weiteren Knorpelschäden festgestellt. Das bedeutet: Die strukturelle Belastbarkeit des Gelenks ist insgesamt noch gut erhalten, der Schaden ist auf einen begrenzten Bereich beschränkt.
3. Bänder und Sehnen stabil – gute Prognose
Alle wichtigen Strukturen zur Stabilisierung des Knies – also die vorderen und hinteren Kreuzbänder, die inneren und äußeren Seitenbänder (Kollateralbänder) sowie die Quadrizepssehne und die Patellarsehne – sind intakt. Das ist eine sehr wichtige Information, denn bei einem Meniskusschaden oder einer osteochondralen Läsion ist die Stabilität des Knies entscheidend für die Therapieplanung.
4. Keine Entzündung im Fettkörper – kein Reizerguss
Im Knie befinden sich mehrere Fettpolster, darunter der sogenannte Hoffa’sche Fettkörper (unterhalb der Kniescheibe) und das suprapatellare Fettgewebe (oberhalb). Diese Zonen können sich bei Reizzuständen oder chronischer Überlastung entzünden. Der Befund zeigt: Beide Bereiche sind unauffällig – also keine akute Entzündungsreaktion.
5. Leichter Gelenkerguss
Ein minimaler Kniegelenkserguss wurde festgestellt – das heißt, es befindet sich etwas mehr Flüssigkeit im Gelenk als normal, jedoch nur in sehr geringer Menge (4,5 mm). Das kann ein Zeichen für eine leichte Reizung sein, ist aber nicht zwingend behandlungsbedürftig. Es passt zu dem Befund der frischen Knorpel-Knochen-Schädigung.
6. Kein Hinweis auf Baker-Zyste
Eine sogenannte Baker-Zyste – das ist eine flüssigkeitsgefüllte Aussackung im hinteren Kniebereich – wurde nicht gefunden. Auch das ist ein positiver Aspekt, da Baker-Zysten Druck verursachen, reißen können oder sogar die Beweglichkeit einschränken.
7. Meniskusschaden am Innenmeniskus
Im Innenmeniskushinterhorn (der hintere Teil des innenliegenden Meniskus) wurde eine fissurartige Rissbildung festgestellt – das bedeutet, dass sich im unteren Bereich des Meniskus ein feiner Riss gebildet hat, der im MRT deutlich sichtbar ist. Solche Risse werden ab dem **Grad III** als relevant angesehen, da sie meist nicht mehr von selbst heilen und zu Beschwerden wie Schmerzen, Einklemmungen oder Instabilität führen können.
Der vordere Anteil des Innenmeniskus ist unauffällig. Das bedeutet: Der Schaden ist begrenzt, aber gezielt therapiebedürftig, wenn Beschwerden bestehen.
8. Veränderungen am Außenmeniskus – aber harmlos
Der Außenmeniskus zeigt lediglich eine schmale, bandförmige Signalanhebung – das ist eine sehr dezente Auffälligkeit, die auf eine leichte altersbedingte Veränderung oder beginnende Degeneration hindeutet. Sie ist nicht mit einem akuten Riss gleichzusetzen und wird als klinisch nicht relevant gewertet.
Was folgt aus dem Befund für die Behandlung?
Die auffälligsten und behandlungsbedürftigen Veränderungen sind:
- Die osteochondrale Läsion am inneren Oberschenkelknochen mit begleitendem Knochenmarködem
- Die fissurartige Rissbildung am Innenmeniskus (Hinterhorn)
Beide Strukturen sind schlecht durchblutet, sodass eine Spontanheilung unwahrscheinlich ist. Wenn Beschwerden bestehen – insbesondere Schmerzen beim Beugen, Drehen oder Gehen, blockierendes Gefühl oder Instabilität – ist eine arthroskopische Operation oft die empfohlene Lösung. Dabei kann:
- der beschädigte Meniskusteil entfernt oder genäht werden
- die osteochondrale Läsion geglättet oder durchbohrt werden (sogenannte Mikrofrakturierung)
Ist die Beweglichkeit noch gut und sind die Schmerzen mild, kann mit konservativer Behandlung (Physiotherapie, Schonung, gezielte Kräftigung, Schmerzmittel bei Bedarf) zunächst abgewartet werden. Regelmäßige Verlaufskontrollen sollten erfolgen.
Fazit: Was bedeutet das für mich?
Der MRT-Befund zeigt keine dramatische, aber dennoch behandlungsbedürftige Veränderung. Es liegt eine
Ob eine Operation nötig ist, hängt davon ab, wie stark die Beschwerden deinen Alltag einschränken. Ein erfahrener Orthopäde kann mit dir besprechen, ob ein konservativer Weg sinnvoll ist oder ob eine arthroskopische Sanierung des Meniskus und der Läsion empfehlenswert ist.