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Warum Vorurteile bei ADHS so verletzend sind!

Wenn Eltern sich für eine ADHS-Diagnostik oder gar eine medikamentöse Behandlung entscheiden, werden sie nicht selten mit Vorurteilen konfrontiert. „ADHS gibt's doch gar nicht richtig“, „Das Kind braucht einfach mehr Erziehung“, „Früher hat man sowas mit Disziplin geregelt“ – solche Sätze treffen Eltern mitten ins Herz.

Was besonders schmerzt: Diese Sprüche kommen oft nicht von Fremden, sondern aus dem nahen Umfeld. Großeltern, Freunde, Nachbarn, Lehrer. Menschen, deren Meinung den Eltern eigentlich wichtig ist. Das macht die Situation so belastend. Denn während Eltern ohnehin einen Balanceakt zwischen Sorge, Verantwortung und Zweifel vollführen, werden sie plötzlich in eine Rechtfertigungsposition gedrängt.

Warum das Umfeld so oft falsch urteilt – und was dahintersteckt

Oft ist es Unwissenheit, die hinter solchen Äußerungen steht. Viele Menschen verbinden ADHS mit Klischees: hyperaktive Jungs, die durch die Klasse toben, und überforderte Eltern, die „zur Tablette greifen“. Medienberichte über angeblich „übertherapierte“ Kinder verstärken dieses Bild.

Hinzu kommt, dass ADHS eine unsichtbare Herausforderung ist. Ein gebrochenes Bein sieht jeder. Konzentrationsstörungen, innere Unruhe, Impulsivität hingegen sind schwerer zu greifen – und werden deshalb schnell als „Verhaltensproblem“ abgetan.

Wichtig zu verstehen: Solche Urteile sagen oft mehr über den Sprecher aus als über das betroffene Kind. Menschen haben das Bedürfnis, Dinge einfach zu erklären. Und was sie nicht sehen (oder nicht verstehen wollen), erklären sie sich mit alten Denkmustern.

Die innere Haltung als wichtigster Schutz

Bevor Eltern überlegen, wie sie auf Vorurteile reagieren, ist eines entscheidend: ihre eigene innere Haltung. Wer selbst noch hadert, wer sich schuldig fühlt oder unsicher ist, wird von Kommentaren schneller getroffen.

Deshalb ist es wichtig, sich klarzumachen: Die Entscheidung, das Kind diagnostizieren und ggf. medikamentös behandeln zu lassen, ist keine Kapitulation. Sie ist ein Akt der Fürsorge. Ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein. Eltern, die diesen Weg gehen, tun das nicht leichtfertig. Sie tun es, weil sie ihr Kind unterstützen wollen.

Dieses Bewusstsein hilft, gelassener auf äußere Kritik zu reagieren. Es ist wie ein inneres Schutzschild: Wer weiß, warum er handelt, braucht sich nicht zu rechtfertigen.

Praktische Strategien im Umgang mit Vorurteilen

Natürlich tut es trotzdem weh, wenn Großeltern die Diagnose infrage stellen oder der Sportlehrer abfällig über „Ritalin-Kinder“ spricht. Hier helfen verschiedene Strategien:

Manchmal genügt eine ruhige, sachliche Erklärung: „Wir haben lange überlegt, uns umfassend informiert und arbeiten eng mit Fachleuten zusammen. Uns ist wichtig, dass unser Kind die Unterstützung bekommt, die es braucht.“

In anderen Fällen ist es besser, sich abzugrenzen: „Ich weiß, dass das Thema viele Meinungen hervorruft. Aber ich bitte dich, unsere Entscheidung zu respektieren. Wir haben das nicht leichtfertig getroffen.“

Und dann gibt es Situationen, in denen es klüger ist, sich nicht auf eine Diskussion einzulassen. Nicht jede Bemerkung verdient eine Antwort. Manchmal ist es ein Zeichen von Stärke, sich nicht zu erklären.

Mit Lehrern und Schule konstruktiv umgehen

Gerade im schulischen Umfeld ist ein offenes, aber professionelles Gespräch wichtig. Eltern sollten frühzeitig das Gespräch mit Lehrkräften suchen, die Diagnose offen ansprechen und gemeinsam Lösungen für den Schulalltag erarbeiten.

Wichtig ist, den Fokus nicht auf das Problem zu legen, sondern auf die Unterstützung: „Unser Kind hat ADHS. Das heißt, es braucht in manchen Situationen etwas mehr Struktur und Verständnis. Wir möchten gern gemeinsam überlegen, wie der Unterricht für alle gut laufen kann.“

Eltern dürfen hier auch Erwartungen formulieren – respektvoll, aber klar. Und sie dürfen sich Unterstützung holen, z. B. durch Schulpsychologen oder Beratungsstellen, wenn sie auf Widerstände stoßen.

Wie mit der eigenen Familie umgehen?

Vorurteile in der eigenen Familie tun besonders weh. Großeltern, die ADHS für „eine Modeerscheinung“ halten, Tanten, die meinen, „das Kind braucht einfach mal klare Ansagen“. Hier hilft es oft, den Fokus auf die gemeinsame Liebe zum Kind zu legen.

„Ich weiß, dass du es gut meinst. Und ich weiß, dass es schwer ist, diese Diagnose zu verstehen. Aber ich bitte dich, uns zu vertrauen. Unser Kind braucht Unterstützung, nicht noch mehr Druck.“

Manchmal hilft auch, gute Informationsquellen weiterzugeben – in Form von Broschüren, Videos oder Artikeln, die ADHS verständlich erklären. Wichtig ist, das Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Nicht missionieren, sondern einladen, hinzuschauen.

Fazit: Gelassenheit, Klarheit und das Wohl des Kindes im Blick

Vorurteile wird es immer geben. Doch Eltern müssen sich nicht zum Spielball der Meinungen anderer machen. Wer sich gut informiert, sich seiner eigenen Entscheidung sicher ist und das Wohl des Kindes konsequent in den Mittelpunkt stellt, kann solchen Angriffen gelassener begegnen.

Eltern müssen nicht alles erklären. Aber sie dürfen Haltung zeigen. Und sie dürfen sich Unterstützung holen, wenn es nötig ist.

Am Ende zählt nur eines: Dass das betroffene Kind spürt, dass es wertgeschätzt wird – so wie es ist. Mit ADHS. Mit seinen Stärken. Mit seiner Einzigartigkeit.

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