Das Herz schlägt rund 100.000 Mal am Tag – und doch nehmen wir diesen Takt kaum wahr, solange er regelmäßig bleibt. Wenn das Herz aber stolpert, rast oder unregelmäßig schlägt, verändert sich plötzlich alles: Angst, Schwindel, Engegefühl in der Brust, Erschöpfung. Manche spüren das Herz bis in den Hals klopfen, andere werden nachts davon wach. Für viele beginnt dann eine lange Zeit der Unsicherheit. Was ist los mit mir? Ist das gefährlich? Und vor allem: Wird das jemals wieder besser?
Eine Herzablation kann in solchen Fällen eine wirksame und dauerhafte Lösung sein. Sie zielt darauf ab, fehlerhafte elektrische Signale im Herzen zu beseitigen – also die eigentliche Ursache der Rhythmusstörung. Der Name klingt technisch, doch hinter der Methode steckt eine präzise und zugleich schonende Behandlung, die für viele Menschen den Weg zurück in ein normales Leben bedeutet.

Der Herzrhythmus – ein komplexes Zusammenspiel
Damit das Herz regelmäßig schlägt, läuft in jeder Sekunde ein fein abgestimmtes elektrisches Programm ab. Der Sinusknoten – eine kleine Gruppe spezialisierter Zellen im rechten Vorhof – gibt den Takt vor. Von dort aus breiten sich die elektrischen Impulse über die Vorhöfe und den AV-Knoten bis in die Herzkammern aus. Jede Zelle im Herzmuskel reagiert auf diese Signale und zieht sich zusammen – der Herzschlag entsteht.
Entstehen in diesem System „Kurzschlüsse“ – Signale, die zu früh, zu stark oder an der falschen Stelle ausgelöst werden –, kommt es zu Herzrhythmusstörungen. Häufige Formen sind Vorhofflimmern, Vorhofflattern und Tachykardien (anfallsweise auftretendes Herzrasen). Diese Störungen sind nicht immer gefährlich, können aber sehr belastend sein. Medikamente helfen oft nur begrenzt oder verursachen Nebenwirkungen. Genau hier setzt die Herzablation an.
Was bei einer Herzablation passiert
„Ablation“ (von lateinisch ablatio = Abtragung) bedeutet in der Kardiologie: gezieltes Veröden oder Stilllegen von Gewebe, das störende Impulse aussendet. Der Eingriff erfolgt durch spezialisierte Kardiologen (Elektrophysiologen) in einem Herzkatheterlabor.
- Zugang: Über feine Katheter, meist via Vene in der Leiste, wird das Herz erreicht.
- Elektrophysiologische Untersuchung (EPU): Messungen lokalisieren präzise, wo die fehlerhaften Impulse entstehen (Mapping).
- Verödung: Das Störzentrum wird gezielt behandelt – entweder mit Radiofrequenzenergie (Wärme, ca. 50–60 °C) oder Kälte (Kryoablation, ca. −70 °C). Es entsteht eine wenige Millimeter große Narbe, die die falsche Leitung unterbricht.
Der Eingriff dauert je nach Komplexität meist 2–4 Stunden. Viele spüren währenddessen höchstens Druck- oder Wärmegefühle. In der Regel bleibt man eine Nacht zur Überwachung im Krankenhaus und kann am Folgetag nach Hause.
Wann eine Ablation empfohlen wird
Eine Herzablation ist eine gezielte Therapie bei bestimmten Rhythmusstörungen – vor allem, wenn Medikamente nicht ausreichend wirken oder zu viele Nebenwirkungen verursachen. Typische Indikationen:
- Vorhofflimmern (häufigste Rhythmusstörung)
- Vorhofflattern
- AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT)
- Ventrikuläre Tachykardien – insbesondere nach Herzinfarkt
Für viele Betroffene ist die Ablation die einzige Möglichkeit, dauerhaft beschwerdearm zu leben und Medikamente zu reduzieren oder ganz zu vermeiden.
Erfolgsaussichten und mögliche Wiederholungen
Die Erfolgschancen sind insgesamt sehr gut – besonders bei klar abgegrenzten Störzentren:
- AVNRT / Vorhofflattern: Erfolgsrate häufig > 95 %.
- Vorhofflimmern: Der Erfolg hängt u. a. von Krankheitsdauer, Vorhofgröße und Begleiterkrankungen ab; manchmal sind zwei Eingriffe nötig, um ein dauerhaft stabiles Ergebnis zu erreichen.
Viele berichten nach der Behandlung über deutlich bessere Belastbarkeit, ruhigeren Schlaf und das Ende häufiger Herzrasen-Anfälle. Kleinere Unregelmäßigkeiten in den ersten Wochen sind normal und geben sich, wenn das Herz „heilt“.
Risiken und mögliche Komplikationen einer Herzablation
So präzise und schonend eine Herzablation auch ist – sie bleibt ein Eingriff am empfindlichsten Organ des Körpers. Wichtig ist, Risiken realistisch einzuordnen: In spezialisierten Zentren ist das Verfahren sehr sicher, schwerwiegende Komplikationen sind selten.
- Blutergüsse/Nachblutungen an der Einstichstelle: Häufig harmlos, bilden sich nach einigen Tagen zurück.
- Leichter Brustschmerz oder Druckgefühl: Vorübergehend durch Gewebereizung nach der Behandlung.
- Vorübergehende Rhythmusstörungen: Paradox, aber normal in der Heilungsphase; der Rhythmus stabilisiert sich meist.
- Herzbeutelreizung/-entzündung (Perikarditis): Selten, gut medikamentös behandelbar.
- Gefäß- oder Herzverletzung: Sehr selten; wird im Zentrum unmittelbar erkannt und behandelt.
- Gerinnsel/Schlaganfallrisiko: Besonders bei Vorhofflimmern relevant; deshalb peri- und postprozedural sorgfältiges Gerinnungsmanagement (Antikoagulation).
- Verengung der Lungenvenen (bei Vorhofflimmern-Ablation): Sehr selten; Nachkontrollen erkennen Probleme frühzeitig.
Insgesamt liegt die Rate schwerer Komplikationen in erfahrenen Zentren bei unter 1 %. Eine gute Vorbereitung, erfahrene Hände und engmaschige Nachsorge minimieren Risiken zusätzlich.
Die Zeit danach – Geduld und Vertrauen
Nach einer Ablation braucht das Herz Zeit. In den ersten Wochen können noch Unregelmäßigkeiten auftreten – das ist Teil der Heilungsphase (etwa drei Monate). Oft werden vorübergehend Blutverdünner oder Antiarrhythmika fortgeführt und später reduziert, sofern der Rhythmus stabil bleibt.
Viele erleben diese Phase als Wiederannäherung an den eigenen Körper: Das Vertrauen wächst, die Angst vor dem nächsten Anfall nimmt ab. Moderate, ärztlich abgestimmte Bewegung hilft, ebenso Entspannungs- und Atemübungen.
Lebensstil und Prävention
- Bewegung: Regelmäßiges, moderates Training stärkt den Herzmuskel.
- Ernährung: Ausgewogen, gemüse- und ballaststoffreich; Alkohol nur maßvoll.
- Stressmanagement: Chronischer Stress begünstigt Rhythmusstörungen.
- Nichtrauchen: Nikotin schadet Gefäßen und Herzrhythmus.
- Kontrollen: Regelmäßige Termine beim Kardiologen sichern den Langzeiterfolg.
Fazit
Die Herzablation zählt heute zu den modernsten und wirksamsten Behandlungen bei Herzrhythmusstörungen. Sie setzt an der Ursache an – den fehlerhaften elektrischen Leitungen – und kann den natürlichen Takt wiederherstellen. Für viele bedeutet das: ruhiger schlafen, sich freier bewegen, das Herz nicht mehr ständig spüren. Es ist, als fände der Körper seinen inneren Rhythmus wieder – leise, gleichmäßig, verlässlich.