Bei der Behandlung von chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) und Mantelzell-Lymphom (MCL) mit Calquence (Acalabrutinib) können verschiedene Nebenwirkungen auftreten. In diesem Artikel betrachten wir die gängigsten Nebenwirkungen von Calquence und wie sie das Wohlbefinden der Patienten beeinflussen können.
Patienten, die Calquence einnehmen, berichten häufig über bestimmte Nebenwirkungen. Dazu gehören Kopfschmerzen, Durchfall und Müdigkeit, die bei einer signifikanten Anzahl von Patienten auftreten können. Diese Symptome sind in der Regel mild bis moderat und können oft mit begleitenden Maßnahmen oder Medikamenten zur Symptomkontrolle behandelt werden.
Blutbildveränderungen und Infektionsrisiko bei der Behandlung mit Calquence
Die Behandlung mit Calquence (Acalabrutinib) kann Auswirkungen auf das Blutbild der Patienten haben, insbesondere auf die Anzahl der weißen Blutkörperchen, die eine zentrale Rolle im Immunsystem spielen. Diese Veränderungen sind wichtig zu verstehen, da sie das Infektionsrisiko erhöhen können.
Einfluss auf Weiße Blutkörperchen
Calquence kann eine Reduzierung der Neutrophilen verursachen, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die für die Bekämpfung von Infektionen entscheidend sind. Diese Verringerung, auch Neutropenie genannt, macht den Körper anfälliger für bakterielle und virale Infektionen. Das Risiko kann von milden Infektionen bis hin zu schwerwiegenden und potenziell lebensbedrohlichen Zuständen reichen.
Symptome und Anzeichen einer Infektion
Patienten unter Calquence-Therapie sollten auf Anzeichen einer Infektion achten, wie Fieber, Schüttelfrost, Halsentzündungen, anhaltenden Husten, Atembeschwerden oder andere ungewöhnliche Symptome. Auch Hautinfektionen, Wunden, die nicht heilen, oder eine unerklärliche Verschlechterung des Allgemeinzustands können Anzeichen einer Infektion sein.
Wichtigkeit regelmäßiger Blutuntersuchungen
Regelmäßige Blutuntersuchungen sind entscheidend, um die Anzahl der weißen Blutkörperchen zu überwachen. Diese Tests helfen dabei, das Ausmaß der Neutropenie zu bewerten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, falls notwendig. In einigen Fällen kann eine Anpassung der Calquence-Dosierung erforderlich sein, um das Risiko für schwere Infektionen zu minimieren.
Proaktive Maßnahmen zur Infektionsprävention
Neben der Überwachung des Blutbildes können Patienten und ihre Betreuer proaktive Schritte unternehmen, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Dazu gehören grundlegende Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen, Vermeidung von Menschenmassen oder Kontakt mit kranken Personen und das Einhalten von Impfempfehlungen nach Rücksprache mit dem Arzt.
Behandlung von Infektionen
Bei Anzeichen einer Infektion ist eine sofortige ärztliche Konsultation erforderlich. Frühzeitige Diagnose und Behandlung von Infektionen sind entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Die Behandlung kann die Verabreichung von Antibiotika oder anderen Medikamenten umfassen, je nach Art und Schwere der Infektion.
Kardiovaskuläre Nebenwirkungen
Calquence (Acalabrutinib), ein Medikament zur Behandlung bestimmter Blutkrebsarten, kann in einigen Fällen kardiovaskuläre Nebenwirkungen verursachen. Diese können die Herzgesundheit der Patienten betreffen und erfordern daher besondere Aufmerksamkeit und Management.
Erhöhter Blutdruck und Herzrhythmusstörungen
Eine der häufigeren kardiovaskulären Nebenwirkungen von Calquence ist die Erhöhung des Blutdrucks. Dies kann ein signifikantes Gesundheitsrisiko darstellen, insbesondere für Patienten, die bereits an Bluthochdruck leiden oder andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen. Eine regelmäßige Überwachung des Blutdrucks ist daher wichtig, um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
Weniger häufig, aber potenziell ernsthaft, sind Herzrhythmusstörungen, die durch Calquence verursacht werden können. Diese Störungen, wie Vorhofflimmern oder -flattern, können zu einer unregelmäßigen Herzschlagfrequenz führen und bedürfen einer sofortigen medizinischen Bewertung und Behandlung. Patienten, die Symptome wie Herzrasen, Brustschmerzen, Schwindel oder Atemnot bemerken, sollten umgehend ihren Arzt aufsuchen.
Überwachung bei Patienten mit bestehenden Herzproblemen
Patienten mit einer Vorgeschichte von Herzproblemen oder anderen kardiovaskulären Erkrankungen sollten während der Behandlung mit Calquence besonders sorgfältig überwacht werden. Dies umfasst regelmäßige kardiologische Untersuchungen, einschließlich EKGs (Elektrokardiogramme) und Blutdruckmessungen, um eventuelle Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Behandlung von kardiovaskulären Nebenwirkungen
Das Management von kardiovaskulären Nebenwirkungen kann eine Anpassung der Calquence-Dosierung, die Verwendung von Medikamenten zur Kontrolle des Blutdrucks oder der Herzrhythmusstörungen sowie Änderungen im Lebensstil umfassen. Patienten sollten eng mit ihrem behandelnden Arzt zusammenarbeiten, um das beste Behandlungsregime zu finden und die Risiken zu minimieren.
Präventive Maßnahmen
Neben der regelmäßigen medizinischen Überwachung können präventive Maßnahmen wie eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum dazu beitragen, das Risiko kardiovaskulärer Nebenwirkungen zu verringern. Patienten sollten auch über die Bedeutung der Einhaltung ihrer verschriebenen Medikation und der Kontrolluntersuchungen informiert werden.
Gastrointestinaler Beschwerden bei Calquence-Behandlung
Die Behandlung mit Calquence (Acalabrutinib) kann verschiedene gastrointestinale Nebenwirkungen mit sich bringen, die das Verdauungssystem betreffen. Zu den häufigsten Symptomen gehören Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Diese Nebenwirkungen sind nicht nur unangenehm, sondern können auch die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen und die Einhaltung der Behandlung erschweren.
Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen sind häufige Nebenwirkungen vieler Krebstherapien, einschließlich der Behandlung mit Calquence. Diese Symptome können von leicht bis schwer reichen und sich unmittelbar nach der Einnahme des Medikaments oder erst einige Stunden später manifestieren. Chronische Übelkeit kann zu Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen und sollte daher nicht ignoriert werden.
Bauchschmerzen
Bauchschmerzen, die von milden Krämpfen bis hin zu stärkeren Schmerzen reichen können, sind eine weitere mögliche Nebenwirkung. Sie können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie Veränderungen in der Darmbewegung oder Reizungen der Magen-Darm-Schleimhaut.
Umgang mit Gastrointestinalen Nebenwirkungen
Die Behandlung und das Management dieser Symptome sind vielschichtig. Eine Anpassung der Ernährung, wie das Vermeiden von bestimmten Nahrungsmitteln, die die Symptome verschlimmern könnten, ist oft der erste Schritt. Leicht verdauliche Lebensmittel wie Toast, Reis und Bananen können helfen, den Magen zu beruhigen.
Medikamentöse Unterstützung, wie Antiemetika (gegen Übelkeit und Erbrechen) und Schmerzmittel, kann ebenfalls erforderlich sein, um die Symptome zu kontrollieren. Es ist wichtig, diese Medikamente genau nach den Anweisungen des Arztes einzunehmen.
Zusätzlich zu Ernährungsanpassungen und Medikamenten können auch präventive Maßnahmen wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr, kleine, häufige Mahlzeiten und das Vermeiden von fettigen oder stark gewürzten Speisen hilfreich sein, um die Wahrscheinlichkeit und Schwere von gastrointestinalen Beschwerden zu verringern.
Hautreaktionen und Muskelbeschwerden unter Calquence-Behandlung
Die Behandlung mit Calquence (Acalabrutinib) kann neben den häufiger diskutierten Nebenwirkungen auch zu Hautreaktionen und Muskelbeschwerden führen. Diese können die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen und erfordern eine angemessene medizinische Betreuung.
Hautreaktionen
Hautreaktionen bei Patienten, die Calquence einnehmen, können in Form von Ausschlägen auftreten, die jucken oder brennen können. Diese Hautausschläge können an verschiedenen Körperstellen auftreten und in ihrer Intensität variieren. In einigen Fällen können sie ein Anzeichen für eine allergische Reaktion auf das Medikament sein, während sie in anderen Fällen durch die Interaktion des Medikaments mit der Haut ausgelöst werden.
Die Behandlung von Hautreaktionen kann topische Cremes oder Salben zur Linderung von Juckreiz und Entzündungen umfassen. In schwereren Fällen kann eine Anpassung der Calquence-Dosierung oder sogar ein Wechsel des Medikaments notwendig sein.
Muskelbeschwerden
Muskelbeschwerden, insbesondere Muskelschmerzen, sind eine weitere Nebenwirkung, die Patienten erfahren können. Diese Schmerzen können von leichtem Unbehagen bis hin zu stärkeren Schmerzen reichen und die Beweglichkeit sowie die täglichen Aktivitäten beeinträchtigen.
Zur Linderung von Muskelschmerzen können verschiedene Ansätze verfolgt werden. Dazu gehören physikalische Therapien, sanfte Dehn- und Kräftigungsübungen sowie die Einnahme von Schmerzmitteln nach ärztlicher Anweisung. Es ist auch wichtig, zwischen den Muskelbeschwerden im Zusammenhang mit der Behandlung und solchen, die durch andere gesundheitliche Probleme verursacht werden, zu unterscheiden.
Proaktive Maßnahmen und Selbstpflege
Neben der ärztlichen Behandlung können auch Selbstpflegemaßnahmen hilfreich sein. Dazu gehören die Verwendung milder Hautpflegeprodukte, die Vermeidung von Reizstoffen sowie eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um die Hautgesundheit zu unterstützen. Bei Muskelschmerzen kann auch eine Anpassung der täglichen Aktivitäten und Ruhezeiten hilfreich sein.
Quellen, Leitinien & Studien
- Fachinformation CALQUENCE® 100 mg Filmtabletten, Stand: August 2023.
- Fachinformation CALQUENCE® 100 mg Hartkapseln, Stand: August 2023.
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- Zusätzliche Informationen zu Acalabrutinib (Calquence® 100 mg Filmtabletten, Stand: August 2023) und Obinutuzumab (Gazyvaro®, Stand: September 2022) sowie ein Interview mit Prof. Dr. med. Clemens Wendtner im "Oncology Research and Treatment" 2023, Band 46, Ausgabe 12, Seite 537, DOI: 10.1159/000535392.