Calquence (Acalabrutinib) stellt eine neue Generation in der Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) dar, einer der häufigsten Formen von Blutkrebs bei Erwachsenen. In diesem Artikel werden wir die Wirkungsweise von Calquence bei CLL anhand aktueller Forschungsergebnisse und klinischer Studien untersuchen.
Calquence (Acalabrutinib): Ein zielgerichteter Ansatz in der Krebstherapie
Calquence (Acalabrutinib) mit dem Wirkstoff Acalabrutinib ist ein wichtiger Vertreter der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren (BTK-Inhibitoren), einer Klasse von Medikamenten, die speziell für die Behandlung bestimmter Krebsarten entwickelt wurden. Diese Medikamente greifen in molekulare Mechanismen ein, die für das Wachstum und die Ausbreitung von Krebszellen entscheidend sind.
Die Rolle der Bruton-Tyrosin-Kinase (BTK) in B-Zellen
Um die Wirkungsweise von Calquence (Acalabrutinib) zu verstehen, ist es wichtig, die Rolle der Bruton-Tyrosinkinase im Körper zu betrachten. BTK ist ein wichtiges Enzym in B-Zellen, einer Art weißer Blutkörperchen, die eine zentrale Rolle bei der Immunantwort spielen. Es ist an verschiedenen Signalwegen beteiligt, die das Überleben, die Teilung und die Differenzierung der B-Zellen steuern.
Bei Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) ist der BTK-vermittelte Signalweg überaktiv. Dies führt zu einer unkontrollierten Vermehrung und Überlebensfähigkeit krebsartiger B-Zellen, die sich im Blut und in den Lymphorganen anreichern.
Zielgerichtete Wirkung von Acalabrutinib
Acalabrutinib bindet an BTK und blockiert dessen Aktivität, was einen direkten Einfluss auf die krebsartigen B-Zellen hat. Indem Acalabrutinib die Funktion von BTK hemmt, wird der Signalweg unterbrochen, der für das Überleben und Wachstum der Krebszellen verantwortlich ist. Dadurch wird die Vermehrung der Krebszellen verlangsamt und kann in einigen Fällen sogar zum Zelltod führen.
Vorteile des selektiven Ansatzes
Die Selektivität von Calquence (Acalabrutinib) gegenüber BTK hat mehrere Vorteile. Im Gegensatz zu herkömmlichen Chemotherapien, die eine breite Wirkung auf schnell wachsende Zellen im Körper haben und dadurch eine Vielzahl von Nebenwirkungen verursachen können, zielt Acalabrutinib spezifisch auf die Krebszellen ab. Dadurch werden gesunde Zellen weniger in Mitleidenschaft gezogen, was zu einem günstigeren Nebenwirkungsprofil führen kann.
Klinische Studien haben gezeigt, dass Calquence (Acalabrutinib) das progressionsfreie Überleben (PFS) von CLL-Patienten verlängern kann, d.h. die Krankheit bleibt über einen längeren Zeitraum stabil ohne Anzeichen einer Verschlechterung.
Obwohl Calquence im Allgemeinen gut vertragen wird, können Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören Kopfschmerzen, Durchfall, Blutergüsse und erhöhter Blutdruck. Die Überwachung und Behandlung dieser Nebenwirkungen ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.
Meine Meinung
Calquence (Acalabrutinib) bietet vielen Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) eine wirksame Behandlungsoption und stellt einen wichtigen Fortschritt in der personalisierten Krebstherapie dar. Seine Fähigkeit, gezielt auf krebsfördernde Prozesse in B-Zellen einzuwirken, macht es zu einem wertvollen Werkzeug im Kampf gegen die chronische lymphatische Leukämie (CLL).
Quellen, Leitinien & Studien
- Fachinformation CALQUENCE® 100 mg Filmtabletten, Stand: August 2023.
- Fachinformation CALQUENCE® 100 mg Hartkapseln, Stand: August 2023.
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- Sharman JP et al. "Acalabrutinib ± Obinutuzumab vs Obinutuzumab + Chlorambucil in Treatment-naive Chronic Lymphocytic Leukemia: 6-Year Follow-up of ELEVATE-TN." Präsentiert beim Jahreskongress der American Society of Hematology (ASH), 9.-12. Dezember 2023.
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- Ein Poster mit der Nummer 1207, vorgestellt auf dem International Workshop on Chronic Lymphocytic Leukemia, 6.-9. Oktober 2023 in Boston, MA, USA.
- Zusätzliche Informationen zu Acalabrutinib (Calquence® 100 mg Filmtabletten, Stand: August 2023) und Obinutuzumab (Gazyvaro®, Stand: September 2022) sowie ein Interview mit Prof. Dr. med. Clemens Wendtner im "Oncology Research and Treatment" 2023, Band 46, Ausgabe 12, Seite 537, DOI: 10.1159/000535392.