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Metastasierter Darmkrebs, der durch eine defekte DNA-Mismatch-Reparatur (dMMR) gekennzeichnet ist, stellt eine besondere Herausforderung in der Onkologie dar. Diese Form des Krebses reagiert nicht gut auf herkömmliche Chemotherapien und benötigt daher innovative Behandlungsansätze. Eine vielversprechende Therapieoption ist die Kombination von Nivolumab (Handelsname: Opdivo) und Ipilimumab (Handelsname: Yervoy), zwei Immun-Checkpoint-Inhibitoren.

Diese Medikamente aktivieren das Immunsystem, um Krebszellen effektiver zu bekämpfen. Die Phase-III-Studie CheckMate 8HW hat die Wirksamkeit dieser Kombination bei Patienten mit dMMR metastasiertem Darmkrebs untersucht und vielversprechende Ergebnisse gezeigt.

Wirkmechanismen und Anwendung der Medikamente

Nivolumab (Opdivo) ist ein Immun-Checkpoint-Inhibitor, der auf das Protein PD-1 (Programmed Death-1) auf der Oberfläche von T-Zellen abzielt. PD-1 ist ein Protein, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Immunsystems spielt, indem es die Aktivität der T-Zellen hemmt. Krebszellen nutzen dieses Protein, um sich vor der Immunabwehr zu verstecken. Durch die Blockade von PD-1 durch Nivolumab wird das Immunsystem reaktiviert und befähigt, Krebszellen anzugreifen und zu zerstören. Nivolumab wird intravenös verabreicht und ist sowohl für die Monotherapie als auch in Kombination mit anderen Immuntherapien zugelassen. Es wird in der Regel alle zwei bis vier Wochen verabreicht, abhängig vom spezifischen Behandlungsplan des Patienten.

Ipilimumab (Yervoy) zielt auf ein anderes Protein namens CTLA-4 (Cytotoxic T-Lymphocyte-Associated Protein 4) ab, das ebenfalls die Aktivität der T-Zellen reguliert. CTLA-4 wirkt als Bremse für das Immunsystem. Durch die Blockade von CTLA-4 durch Ipilimumab wird das Immunsystem weiter aktiviert, wodurch es effizienter gegen Krebszellen vorgehen kann. Ipilimumab wird auch intravenös verabreicht, typischerweise in vier Dosen im Abstand von drei Wochen, gefolgt von einer Erhaltungsdosis, die alle zwölf Wochen verabreicht wird.

Die Kombination von Nivolumab und Ipilimumab zielt darauf ab, die Immunantwort durch die Blockierung beider Proteine zu maximieren. Dies führt zu einer verstärkten Aktivierung der T-Zellen, die dann effektiver gegen Tumorzellen vorgehen können. Diese Synergie der beiden Medikamente ist besonders vorteilhaft bei der Behandlung von Tumoren mit hoher Mutationslast, wie sie bei dMMR Krebsarten häufig vorkommen.

Studie und Ergebnisse

Die CheckMate 8HW-Studie zielte darauf ab, die Wirksamkeit der Kombination von Nivolumab und Ipilimumab im Vergleich zu herkömmlicher Chemotherapie bei unbehandelten Patienten mit metastasiertem Darmkrebs zu bewerten, die durch eine hohe Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) oder dMMR gekennzeichnet sind. Diese Kombinationstherapie zeigte eine deutliche Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS). Konkret reduzierte die Kombination das Risiko für Krankheitsprogression oder Tod um 79 % im Vergleich zur Chemotherapie. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 24,3 Monaten wurde das mediane PFS in der Nivolumab/Ipilimumab-Gruppe nicht erreicht, während es in der Chemotherapie-Gruppe 5,9 Monate betrug. Dies bedeutet, dass die Krankheit bei Patienten, die die Immuntherapie erhielten, deutlich länger unter Kontrolle gehalten werden konnte.

Die Behandlung mit Nivolumab und Ipilimumab führte zudem zu weniger schweren Nebenwirkungen im Vergleich zur Chemotherapie. Zu den häufigsten Nebenwirkungen der Immuntherapie zählten Pruritus (Juckreiz) und Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse), während die Chemotherapie eher gastrointestinale Beschwerden, Neutropenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen) und Neuropathie (Nervenschäden) verursachte. Diese Unterschiede sind besonders wichtig, da sie die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinflussen können.

Mögliche Nebenwirkungen

Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung mit Nivolumab und Ipilimumab auch andere Nebenwirkungen verursachen kann. Zu den häufigeren Nebenwirkungen gehören:

  • Pruritus (Juckreiz): Ein häufiges Symptom, das durch die Aktivierung des Immunsystems verursacht wird.
  • Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse): Dies kann Müdigkeit, Gewichtszunahme und Depression verursachen.
  • Muskuloskelettale Schmerzen: Schmerzen in Muskeln und Gelenken sind ebenfalls häufig.
  • Rash (Hautausschlag): Hautreaktionen, einschließlich Rötungen und Juckreiz, treten häufig auf.
  • Diarrhö (Durchfall): Durchfälle können durch entzündliche Reaktionen im Darm verursacht werden.

Zu den schwereren Nebenwirkungen, die eine sofortige medizinische Behandlung erfordern, gehören:

  • Kardiotoxizität: Herzerkrankungen, die durch eine entzündliche Reaktion verursacht werden können.
  • Pneumonitis: Entzündung der Lunge, die zu Atemnot und Husten führen kann.
  • Endokrine Störungen: Störungen der endokrinen Drüsen, die zu Problemen mit der Schilddrüse und den Nebennieren führen können.
  • Gastrointestinale Beschwerden: Schwerwiegende Magen-Darm-Probleme wie schwere Diarrhö und Kolitis.
  • Neutropenie: Ein Abfall der weißen Blutkörperchen, der das Infektionsrisiko erhöht.
  • Neuropathie: Nervenschäden, die zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Schwäche führen können.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt der Studie war, dass die positive Wirkung der Kombinationstherapie über verschiedene Patientensubgruppen hinweg konsistent war. Dies galt auch für Patienten mit Mutationen in den Genen KRAS oder NRAS sowie für Patienten mit Metastasen in der Leber, Lunge oder im Peritoneum. Diese breite Wirksamkeit unterstreicht das Potenzial dieser Behandlungsoption für eine Vielzahl von Patienten mit dieser speziellen Krebsform.

Fazit

Die Ergebnisse der CheckMate 8HW-Studie stellen einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung von Patienten mit dMMR metastasiertem Darmkrebs dar. Die Kombination von Nivolumab (Opdivo) und Ipilimumab (Yervoy) bietet eine effektivere Krankheitskontrolle im Vergleich zur herkömmlichen Chemotherapie und ist mit weniger schweren Nebenwirkungen verbunden. Dies eröffnet eine neue Behandlungsoption, die das Potenzial hat, das Überleben und die Lebensqualität der betroffenen Patienten erheblich zu verbessern.

Zukünftige Forschungen sollten sich darauf konzentrieren, prädiktive Faktoren zu identifizieren, die dabei helfen können, die besten Kandidaten für diese Kombinationstherapie zu bestimmen. Die Optimierung der Behandlungswahl trägt dazu bei, den Patienten die bestmöglichen Ergebnisse zu liefern.

Quellen:

  • ASCO Post, "Nivolumab Plus Ipilimumab Improves Progression-Free Survival in First-Line Setting of Metastatic Colorectal Cancer" (2024)​.
  • OncLive, "Nivolumab/Ipilimumab Approved in Europe for dMMR or MSI-H Metastatic Colorectal Cancer" (2024)​​.

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