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Avastin, auch bekannt als Bevacizumab, ist ein monoklonaler Antikörper, der gezielt den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) blockiert. VEGF spielt eine zentrale Rolle bei der Angiogenese, dem Prozess der Neubildung von Blutgefäßen, der für das Wachstum und die Ausbreitung von Tumoren essenziell ist. Durch die Hemmung von VEGF kann Avastin die Blutversorgung des Tumors verringern, was zu einer Reduktion des Tumorwachstums und der Tumorgröße führen kann.

Bei Glioblastomen wird Avastin häufig in Kombination mit anderen Therapien wie Chemotherapie und Strahlentherapie eingesetzt. Die rationale hinter der Verwendung von Avastin bei Glioblastomen ist, dass diese Tumoren eine hohe Gefäßdichte aufweisen und stark von der Angiogenese abhängig sind. Durch die Hemmung der Blutgefäßbildung kann der Tumor ausgehungert werden, was sein Wachstum verlangsamen oder stoppen kann.

VEGF und der Einfluss auf das Wachstum von Glioblastomen

Der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF) ist ein Signalprotein, das eine Schlüsselrolle bei der Angiogenese spielt. VEGF stimuliert die Bildung neuer Blutgefäße, die notwendig sind, um das wachsende Tumorgewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. In vielen Tumorarten, einschließlich Glioblastomen, ist VEGF überexprimiert, was zu einer erhöhten Gefäßneubildung und somit zu einem schnellen Tumorwachstum führt.

Glioblastome zeichnen sich durch eine besonders hohe Gefäßdichte aus, die durch die übermäßige Produktion von VEGF gefördert wird. Diese Tumoren sind oft hochgradig vaskularisiert, was sie aggressiver und schwerer behandelbar macht. Die Blutgefäße, die durch VEGF stimuliert werden, sind zudem häufig abnormal und lecken, was zu einer unzureichenden Durchblutung und Sauerstoffversorgung führen kann. Dies trägt zur Tumorheterogenität und zur Entstehung einer hypoxischen (sauerstoffarmen) Mikroumgebung bei, die das Tumorwachstum weiter fördert und die Resistenz gegen Therapien erhöht.

Die Hemmung von VEGF durch Medikamente wie Avastin zielt darauf ab, diese pathologische Angiogenese zu unterbrechen. Durch die Blockade von VEGF wird die Bildung neuer Blutgefäße gehemmt, wodurch die Blutversorgung des Tumors reduziert wird. Dies kann das Tumorwachstum verlangsamen und in einigen Fällen zu einer Tumorregression führen. Darüber hinaus kann die Normalisierung der Tumorgefäße durch die Hemmung von VEGF die Effektivität von Chemotherapien und Strahlentherapien erhöhen, da die verbesserte Gefäßfunktion die Medikamenten- und Sauerstoffzufuhr zum Tumorgewebe erleichtert.

Studienlage zu Avastin bei Glioblastomen

Die Studienlage zu Avastin bei Glioblastomen ist gemischt, wobei einige Studien positive Effekte zeigen, während andere keine signifikanten Vorteile gegenüber herkömmlichen Therapien feststellen konnten.

AVAGlio-Studie

Die AVAGlio-Studie war eine multizentrische, randomisierte, placebokontrollierte Phase-III-Studie, die den Einsatz von Avastin bei neu diagnostizierten Glioblastom-Patienten untersuchte. Diese Studie umfasste 921 Patienten, die entweder eine Standardbehandlung mit Strahlentherapie und Temozolomid plus Avastin oder eine Standardbehandlung plus Placebo erhielten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Hinzufügung von Avastin das progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant verlängerte. Patienten, die Avastin erhielten, hatten ein medianes PFS von 10,6 Monaten im Vergleich zu 6,2 Monaten in der Placebo-Gruppe.

Allerdings zeigte die Studie keinen signifikanten Unterschied im Gesamtüberleben (OS) zwischen den beiden Gruppen. Das mediane OS betrug 16,8 Monate in der Avastin-Gruppe und 16,7 Monate in der Placebo-Gruppe. Ein bemerkenswerter Aspekt der AVAGlio-Studie war, dass Patienten in der Avastin-Gruppe über eine verbesserte Lebensqualität und eine Reduktion der Notwendigkeit von Kortikosteroiden berichteten, was auf eine symptomatische Verbesserung hinweist.

  • Quelle: Wick, W., Gorlia, T., Bendszus, M., et al. (2017). "Outcome of newly diagnosed glioblastoma patients treated with bevacizumab plus radiotherapy and temozolomide: A secondary analysis of the AVAglio trial." The Lancet Oncology, 18(10), 1378-1385. The Lancet Oncology

RTOG 0825-Studie

Die RTOG 0825-Studie war eine weitere Phase-III-Studie, die den Einsatz von Avastin bei neu diagnostizierten Glioblastomen untersuchte. In dieser Studie wurden 637 Patienten randomisiert entweder einer Standardbehandlung mit Strahlentherapie und Temozolomid plus Avastin oder einer Standardbehandlung plus Placebo zugewiesen. Die Ergebnisse der RTOG 0825-Studie bestätigten die Ergebnisse der AVAGlio-Studie hinsichtlich der Verbesserung des progressionsfreien Überlebens, zeigten jedoch ebenfalls keine signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens.

In dieser Studie betrug das mediane PFS 10,7 Monate in der Avastin-Gruppe im Vergleich zu 7,3 Monaten in der Placebo-Gruppe. Das mediane OS betrug 15,7 Monate in der Avastin-Gruppe und 16,1 Monate in der Placebo-Gruppe. Die Studie hob auch hervor, dass Patienten unter Avastin häufiger unter schwerwiegenden Nebenwirkungen litten, einschließlich Bluthochdruck, Thrombosen und gastrointestinalen Perforationen.

  • Quelle: Gilbert, M. R., Dignam, J. J., Armstrong, T. S., et al. (2014). "A randomized trial of bevacizumab for newly diagnosed glioblastoma." New England Journal of Medicine, 370(8), 699-708. NEJM

BELOB-Studie

Die BELOB-Studie untersuchte die Wirkung von Avastin bei rezidivierenden Glioblastomen. Diese Phase-II-Studie randomisierte 153 Patienten in drei Behandlungsgruppen: Avastin allein, Lomustin (ein Chemotherapeutikum) allein und eine Kombination aus Avastin und Lomustin. Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass die Kombination von Avastin mit Lomustin zu einem längeren Gesamtüberleben führte als Lomustin allein.

Das mediane OS betrug 9,1 Monate in der Kombinationsgruppe im Vergleich zu 8,0 Monaten in der Lomustin-Gruppe und 7,1 Monaten in der Avastin-Gruppe. Diese Ergebnisse führten zu weiteren Diskussionen über den potenziellen Nutzen von Avastin bei der Behandlung von rezidivierenden Glioblastomen und zeigten, dass die Kombinationstherapie wirksamer sein könnte als die Monotherapie.

  • Quelle: Taal, W., Oosterkamp, H. M., Walenkamp, A. M., et al. (2014). "Single-agent bevacizumab or lomustine versus bevacizumab plus lomustine in patients with recurrent glioblastoma (BELOB trial): a randomised controlled phase 2 trial." The Lancet Oncology, 15(9), 943-953. The Lancet Oncology

Verbesserung der Lebenserwartung durch Avastin

Die Studienlage zur Verwendung von Avastin bei Glioblastomen zeigt eine gemischte Bilanz hinsichtlich der Verbesserung der Lebenserwartung. Insgesamt lässt sich sagen, dass Avastin das progressionsfreie Überleben signifikant verlängern kann, was bedeutet, dass die Zeit bis zum Fortschreiten der Krankheit hinausgezögert wird. Diese Verlängerung des PFS kann den Patienten zusätzliche Monate an relativ stabiler Gesundheit bieten und die Lebensqualität verbessern.

Allerdings haben die großen Phase-III-Studien, wie die AVAGlio- und RTOG 0825-Studien, gezeigt, dass Avastin keinen signifikanten Einfluss auf das Gesamtüberleben hat. Dies bedeutet, dass die Gesamtdauer, die die Patienten leben, sich durch die Behandlung mit Avastin nicht wesentlich verlängert. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Behandlung individuell anzupassen und sorgfältig abzuwägen, ob die Vorteile des verlängerten PFS und der verbesserten Lebensqualität die potenziellen Risiken und Nebenwirkungen der Therapie überwiegen.

Die BELOB-Studie liefert jedoch Hinweise darauf, dass Avastin in Kombination mit anderen Chemotherapeutika, wie Lomustin, das Gesamtüberleben bei Patienten mit rezidivierenden Glioblastomen verbessern könnte. Diese Kombinationstherapie scheint eine vielversprechende Option zu sein, insbesondere für Patienten, deren Tumor nach initialer Behandlung wiedergekehrt ist.

Fazit

Die Verwendung von Avastin bei Glioblastomen hat das Potenzial, das progressionsfreie Überleben zu verlängern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Allerdings hat sich Avastin nicht konsistent als Mittel zur Verlängerung des Gesamtüberlebens erwiesen. Daher bleibt die Rolle von Avastin in der Behandlung von Glioblastomen umstritten und wird weiterhin intensiv erforscht. Die Entscheidung für den Einsatz von Avastin sollte individuell unter Berücksichtigung der potenziellen Vorteile und Risiken sowie der spezifischen Umstände des Patienten getroffen werden.

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