Betablocker gehören weltweit zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten, insbesondere bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ihr breites Wirkungsspektrum macht sie zu einem wichtigen Baustein in der Behandlung verschiedener Erkrankungen. Doch was genau sind Betablocker und wann werden sie verschrieben?
Was sind Betablocker und wie wirken sie?
Betablocker sind Medikamente, die die Wirkung von Stresshormonen, insbesondere von Adrenalin und Noradrenalin, blockieren, indem sie an bestimmte Rezeptoren, die so genannten Beta-Adrenozeptoren, binden. Diese Rezeptoren befinden sich in verschiedenen Teilen des Körpers, unter anderem in den Herzzellen, in den Wänden der Blutgefäße und in den Bronchien der Lunge. Normalerweise binden hier die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und aktivieren so den Herzkreislauf. Durch die Bindung der Betablocker an diese Rezeptoren können diese Hormone ihre stimulierende Wirkung auf Herz und Kreislauf nicht mehr ausüben. Die Folge ist eine Senkung der Herzfrequenz und des Blutdrucks.
Hauptindikationen für die Verschreibung von Betablockern
Bluthochdruck
Betablocker sind eine Klasse von Medikamenten, die sehr häufig zur Behandlung von Bluthochdruck (Hypertonie) eingesetzt werden. Sie wirken, indem sie die Wirkung von Adrenalin (Epinephrin) und anderen Stresshormonen blockieren, was verschiedene physiologische Effekte hat:
Senkung der Herzfrequenz
Betablocker binden an Beta-Rezeptoren im Herzen und hemmen so die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin. Dies führt zu einer Verringerung der Herzfrequenz (Bradykardie). Eine verringerte Herzfrequenz führt zu einer Verminderung des Herzzeitvolumens (die Menge Blut, die das Herz pro Minute pumpt), was wiederum den Blutdruck senkt.
Verringerung der Kontraktilität
Betablocker vermindern auch die Kontraktilität des Herzmuskels, d.h. die Kraft, mit der sich das Herz bei jedem Herzschlag zusammenzieht. Dies führt zu einer weiteren Verringerung des Herzzeitvolumens und damit zu einer Senkung des Blutdrucks.
Entspannung der Blutgefäße
Einige Betablocker haben zusätzlich die Fähigkeit, die Blutgefäße zu entspannen, was zu einer Verringerung des peripheren Widerstandes führt. Der periphere Widerstand ist der Widerstand, den die Blutgefäße dem Blutfluss entgegensetzen. Eine Verringerung dieses Widerstands führt ebenfalls zu einer Senkung des Blutdrucks.
Verringerung der Renin-Freisetzung
Betablocker können auch die Freisetzung von Renin aus der Niere hemmen. Renin ist ein Enzym, das an der Regulation des Blutdrucks beteiligt ist. Eine verminderte Freisetzung von Renin führt zu einer verminderten Produktion von Angiotensin II und zu einer verminderten Freisetzung von Aldosteron, was wiederum zu einer Blutdrucksenkung beiträgt.
Die Kombination macht's
Durch diese kombinierten Wirkungen - Senkung der Herzfrequenz, Verminderung der Kontraktilität des Herzmuskels, Entspannung der Blutgefäße und Verminderung der Renin-Freisetzung - helfen Betablocker, den Blutdruck bei Patienten mit Bluthochdruck effektiv zu senken.
Herzrhythmusstörungen
Betablocker sind eine wichtige Klasse von Medikamenten, die u.a. bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) eingesetzt werden. Sie wirken, indem sie bestimmte physiologische Prozesse modulieren, die den Herzschlag beeinflussen. Hier sind die wichtigsten Mechanismen, durch die Betablocker bei Herzrhythmusstörungen wirken:
Senkung der Herzfrequenz
Betablocker binden an Beta-Rezeptoren im Herzen und blockieren so die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin. Dies führt zu einer Senkung der Herzfrequenz, was vor allem bei Tachykardien, bei denen das Herz zu schnell schlägt, hilfreich ist.
Verlängerung der Erregungsleitungszeit
Betablocker können die Zeit verlängern, die elektrische Impulse benötigen, um das Herz zu durchlaufen. Indem sie die Geschwindigkeit der Reizleitung durch den AV-Knoten (atrioventrikulärer Knoten) verlangsamen, können sie das Risiko von Herzrhythmusstörungen verringern.
Verringerung der automatischen Erregung
Das Herzgewebe besitzt die Fähigkeit zur automatischen Erregung, d.h. es kann selbst elektrische Impulse erzeugen. Betablocker reduzieren diese automatische Erregung des Herzgewebes und können so dazu beitragen, Herzrhythmusstörungen zu verhindern.
Schutz vor Stresshormonen
Stresshormone wie Adrenalin können Herzrhythmusstörungen auslösen oder verstärken. Betablocker schützen das Herz vor den Auswirkungen dieser Hormone, indem sie die Rezeptoren blockieren, an die diese Hormone normalerweise binden würden.
Herabsetzung der Kontraktilität des Herzens
Indem sie die Kontraktilität des Herzmuskels, also die Kraft, mit der sich das Herz bei jedem Herzschlag zusammenzieht, verringern, können Betablocker dazu beitragen, das Auftreten von Herzrhythmusstörungen zu reduzieren, insbesondere bei Patienten mit Herzerkrankungen oder Herzinsuffizienz.
Verschieden Mechanismen
Durch die Kombination verschiedener Mechanismen - wie die Senkung der Herzfrequenz, die Verlängerung der Erregungsleitungszeit, die Verminderung der automatischen Erregung und den Schutz vor den Wirkungen von Stresshormonen - sind Betablocker ein wirksames Mittel zur Kontrolle und Vorbeugung von Herzrhythmusstörungen.
Herzinsuffizienz
Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung, bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, Blut in ausreichender Menge durch den Körper zu pumpen, um den Bedarf der Organe und Gewebe zu decken. Betablocker sind ein wesentlicher Bestandteil der pharmakologischen Behandlung der Herzinsuffizienz und wirken auf verschiedene Weise, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:
Senkung der Herzfrequenz
Durch die Blockade von Beta-Rezeptoren senken Betablocker die Herzfrequenz. Eine langsamere Herzfrequenz gibt dem Herzmuskel mehr Zeit, sich zwischen den Kontraktionen zu entspannen und zu füllen, was die Pumpfunktion des Herzens verbessern kann.
Verbesserung der Herzmuskelfunktion
Betablocker können die Kontraktilität (Kontraktionskraft) des Herzmuskels (Myokard) verbessern und dazu beitragen, die Struktur und Funktion des Herzens im Laufe der Zeit zu stabilisieren und sogar teilweise rückgängig zu machen. Dies ist besonders wichtig bei der Behandlung der Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion.
Verringerung der neurohormonellen Aktivität
Die Herzinsuffizienz führt zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin sowie zu einer Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Diese neurohormonelle Aktivierung kann die Herzinsuffizienz verschlechtern. Betablocker reduzieren die Wirkung dieser Hormone auf das Herz und verbessern so die Symptome und die Prognose der Erkrankung.
Verringerung der Belastung des Herzens
Betablocker verringern die Arbeitsbelastung des Herzens, indem sie die Herzfrequenz und die Kontraktilität des Herzens senken. Dies trägt dazu bei, die Erschöpfung des Herzmuskels zu verringern und die Entwicklung einer Herzinsuffizienz zu verlangsamen.
### Schutz vor Herzrhythmusstörungen
Betablocker haben antiarrhythmische Eigenschaften und können vor Herzrhythmusstörungen schützen, die bei Patienten mit Herzinsuffizienz häufig auftreten und die Erkrankung verschlimmern können.
Verringerung von Krankenhausaufenthalten und Sterblichkeit
Studien haben gezeigt, dass Betablocker die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten und die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz senken können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Betablocker eine zentrale Rolle bei der Behandlung der Herzinsuffizienz spielen, indem sie die Herzfunktion verbessern, die neurohormonale Aktivität modulieren, vor Arrhythmien schützen und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Angina Pectoris
Angina pectoris ist ein Symptom der koronaren Herzkrankheit und tritt auf, wenn das Herz nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, meist aufgrund einer Verengung oder Blockade der Herzkranzgefäße. Betablocker sind eine der wichtigsten therapeutischen Optionen zur Behandlung von Angina pectoris und wirken auf verschiedene Weise, um die Symptome zu lindern:
Senkung der Herzfrequenz
Betablocker senken die Herzfrequenz, indem sie Beta-Rezeptoren blockieren, wodurch das Herz weniger Sauerstoff benötigt. Ein langsamerer Herzschlag bedeutet, dass das Herz weniger hart arbeiten muss und weniger Sauerstoff benötigt, was die Symptome der Angina pectoris lindern kann.
Verringerung der Kontraktilität
Indem sie die Kontraktilität des Herzmuskels herabsetzen, verringern Betablocker die Menge an Sauerstoff, die das Herz bei jeder Kontraktion benötigt. Dadurch wird das Gleichgewicht zwischen Sauerstoffbedarf und Sauerstoffversorgung des Herzmuskels verbessert.
Verlängerung der Diastole
Durch die Senkung der Herzfrequenz verlängern Betablocker die Diastole (die Phase, in der sich das Herz mit Blut füllt). Dies verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße und erhöht die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels.
Blockade von Stresshormonen
Betablocker blockieren die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin. Diese Stresshormone erhöhen normalerweise die Herzfrequenz und den Blutdruck, wodurch der Sauerstoffbedarf des Herzens steigt. Die Blockade dieser Hormone hilft daher, die Symptome der Angina pectoris zu lindern.
Vorbeugung von Gefäßverkrampfungen
In einigen Fällen können Betablocker helfen, Gefäßverengungen (Vasospasmen) der Herzkranzgefäße zu verhindern, die zu einer Variante der Angina pectoris, der Prinzmetal-Angina, führen können.
Schutz vor Herzrhythmusstörungen
Betablocker können vor Herzrhythmusstörungen schützen, die bei Angina pectoris aufgrund der gestörten Blutversorgung des Herzens auftreten können.
Zusammengefasst lindern Betablocker die Symptome der Angina pectoris, indem sie die Herzfrequenz und die Kontraktilität des Herzens senken, die Diastole verlängern, Stresshormone blockieren, vor Vasospasmen und Arrhythmien schützen und so den Sauerstoffbedarf des Herzens senken.
Häufig gestellte Fragen zu Betablockern
Kann ich Betablocker zusammen mit meinen anderen Medikamenten einnehmen?
Es ist wichtig, mit Ihrem Arzt alle Medikamente, die Sie einnehmen, zu besprechen, da es zu Wechselwirkungen kommen kann.
Was passiert, wenn ich eine Dosis vergesse?
Wenn Sie eine Dosis vergessen, nehmen Sie sie ein, sobald Sie sich daran erinnern. Wenn es jedoch fast Zeit für die nächste Dosis ist, lassen Sie die vergessene Dosis aus und setzen Sie Ihren normalen Dosierungsplan fort.
Muss ich Betablocker lebenslang einnehmen?
Die Dauer der Betablocker-Therapie hängt von Ihrer spezifischen Erkrankung und den Anweisungen Ihres Arztes ab.
Gibt es Lebensmittel oder Aktivitäten, die ich meiden sollte?
Einige Betablocker können die Reaktion auf Niedrigzucker beeinflussen. Alkohol kann auch die blutdrucksenkende Wirkung von Betablockern verstärken.
Kann ich Alkohol trinken?
Alkohol kann die blutdrucksenkende Wirkung von Betablockern verstärken. Besser ist es, ganz auf Alkohol zu verzichten.
Beeinflusst der Betablocker mein Energieniveau?
Einige Menschen fühlen sich müde oder haben eine verringerte Ausdauer beim Sport.
Verursachen Betablocker Gewichtszunahme?
Einige Menschen können durch Betablocker an Gewicht zunehmen, insbesondere bei Langzeitanwendung.
Beeinflussen Betablocker andere Erkrankungen?
Menschen mit Asthma oder Diabetes sollten dies mit ihrem Arzt besprechen, da Betablocker diese Erkrankungen beeinflussen können.
Kann ich während der Einnahme schwanger werden oder stillen?
Betablocker können während der Schwangerschaft oder Stillzeit eingenommen werden, jedoch sollte dies mit einem Arzt besprochen werden.
Fazit
Betablocker sind wertvolle Medikamente bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie senken nachweislich den Blutdruck, regulieren den Herzrhythmus und lindern Brustschmerzen.
Quellen, Leitinien & Studien
- Rote Liste, Patienteninfoservice: L-Thyroxin, online unter www.patienteninfo-service.de (Abruf am 20.09.2023).
- Salewski, B. Morgendliche Nüchterneinnahme kein Muss, online unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de (zuletzt abgerufen am 23.09.2022).
- Berufsverband Deutscher Internisten e. V.: „Schilddrüsenunterfunktion“, unter www.internisten-im-netz.de, Abruf vom 15.08.2023
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung, verfügbar unter: https://leitlinien.dgk.org/ (Abruf am 20.09.2023)
- Rote Liste, verfügbar unter: https://www.rote-liste.de/
- Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020.
- Karow, T. & Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021.
- Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Bisoprolol, unter: www.embryotox.de (Abruf am 20.09.2023).
- Stiftung Antidoping Schweiz: Betablocker, unter: www.antidoping.ch (Abruf am 20.09.2023)