Wenn der Blutdruck nach der Esketamin-Behandlung weiterhin auf einem kritischen Niveau bleibt und nicht wie erwartet absinkt, ist es besonders wichtig, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann das Herz, die Gefäße und andere Organe belasten, weshalb schnelles und gezieltes Handeln notwendig ist.
Erweiterte medizinische Maßnahmen
Falls der Blutdruck auch nach der ersten Gabe von blutdrucksenkenden Medikamenten nicht absinkt oder sogar weiter ansteigt, kann es notwendig sein, eine intravenöse Therapie mit stärkeren blutdrucksenkenden Mitteln einzuleiten. In einer Klinik oder einer ärztlich überwachten Umgebung stehen mehrere Medikamente zur Verfügung, um den Blutdruck zu regulieren.
- Intravenöse Blutdrucksenker wie Urapidil oder Clonidin können helfen, den Blutdruck effektiv und kontrolliert zu senken, insbesondere wenn Tabletten oder Sprays nicht ausreichen.
- Langsam wirkende Medikamente wie ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker können je nach individueller Situation zum Einsatz kommen, um eine längerfristige Senkung des Blutdrucks zu ermöglichen.
- Flüssigkeitsgabe kann notwendig sein, falls eine Dehydration als Ursache für die starke Blutdruckreaktion vermutet wird.
Falls eine Esketamin-Behandlung bereits in der Vergangenheit zu starkem Bluthochdruck geführt hat, kann der behandelnde Arzt entscheiden, dass vor zukünftigen Behandlungen präventiv eine niedrige Dosis eines blutdrucksenkenden Medikaments gegeben wird.
Langfristige Kontrolle bei wiederholt hohem Blutdruck
Wenn der Blutdruck nach einer Esketamin-Sitzung immer wieder übermäßig hoch bleibt, sollte die gesamte Behandlung überprüft werden. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, die Dosierung von Esketamin zu reduzieren oder die Frequenz der Sitzungen anzupassen.
Ein besonders wichtiger Punkt ist die Kontrolle der individuellen Blutdruckwerte vor der Behandlung. Falls bereits ein erhöhter Ausgangswert vorliegt, sollte das Risiko vor der Esketamin-Gabe genau abgewogen werden. In solchen Fällen könnte es notwendig sein, die bestehenden blutdrucksenkenden Medikamente anzupassen oder eine engmaschigere Überwachung während der Behandlung einzuplanen.
Auch Ernährung und Lebensstilfaktoren sollten berücksichtigt werden. Falls der Blutdruck nach jeder Sitzung dauerhaft zu hoch bleibt, könnte eine genauere Betrachtung der allgemeinen Herz-Kreislauf-Gesundheit hilfreich sein. Eine salzärmere Ernährung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie die Vermeidung von koffein- oder alkoholhaltigen Getränken am Behandlungstag können unterstützend wirken.
Wann ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig?
Falls der Blutdruck trotz aller Maßnahmen über mehrere Stunden hinweg nicht unter einen kritischen Wert sinkt oder zusätzlich Symptome wie starke Brustschmerzen, Atemnot, neurologische Ausfälle (z. B. Sprachstörungen oder Lähmungen) oder Bewusstseinsveränderungen auftreten, sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.
In solchen Fällen könnte eine hypertensive Krise vorliegen, die ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle oder Herz-Kreislauf-Komplikationen mit sich bringt. Ein Krankenhausaufenthalt kann dann notwendig sein, um die Werte unter stabilen Bedingungen zu senken und Folgeschäden zu vermeiden.
Nicht ignorieren, sondern handeln
Ein hoher Blutdruck nach einer Esketamin-Behandlung sollte nicht unterschätzt werden, aber er kann in den meisten Fällen sicher kontrolliert werden. Wenn der Blutdruck trotz erster Maßnahmen hoch bleibt, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, um ihn zu senken – von stärkeren Medikamenten bis hin zur Anpassung der Therapie.
Entscheidend ist, dass Patienten mit einer Neigung zu Bluthochdruck eng mit ihrem Arzt zusammenarbeiten, um das Risiko zu minimieren. Durch eine gute Vorbereitung, regelmäßige Blutdruckkontrollen und ein genau abgestimmtes Behandlungskonzept kann Esketamin sicher eingesetzt werden, ohne langfristige gesundheitliche Risiken für das Herz-Kreislauf-System einzugehen.
Quelle
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