Das Gesicht erscheint geschwollen, die Wangen wirken aufgedunsen – ein Symptom, das oft als „Hamsterbacken“ bezeichnet wird. Diese sichtbare Veränderung ist jedoch weit mehr als eine harmlose Schwellung. Sie ist ein stilles Signal des Körpers, das auf die massiven Belastungen hinweist, die Bulimie mit sich bringt. Durch häufiges Erbrechen werden die Speicheldrüsen dauerhaft gereizt, wodurch sie anschwellen und das Gesicht voller erscheinen lassen. Für viele Betroffene ist dies besonders belastend, da es eine der wenigen äußerlich erkennbaren Folgen der Essstörung ist – eine ständige Erinnerung an den Kampf, den der Körper im Verborgenen führt. Doch was genau geschieht im Inneren? Warum reagiert der Körper auf diese Weise, und welche Möglichkeiten gibt es, die Schwellung zu reduzieren?
In diesem Artikel gehen wir auf die Ursachen und möglichen Hilfen ein – ein erster Schritt, um das Verständnis für Deinen Körper zu stärken und Dich auf Deinem Weg zur Heilung zu unterstützen.
Ursachen der „Hamsterbacken“ bei Bulimie-Patienten
Menschen, die an Bulimie leiden, zeigen häufig eine auffällige Veränderung der Gesichtsform ("aufgedunsen"), die im Volksmund als Hamsterbacken" bezeichnet wird. Dieses Phänomen ist auf eine Vergrößerung der Ohrspeicheldrüsen zurückzuführen, die medizinisch als Parotis-Drüsen bezeichnet werden.
Anatomie und Funktion der Ohrspeicheldrüsen
Jeder Mensch besitzt zwei Ohrspeicheldrüsen (Parotis), eine auf jeder Seite des Gesichts, eine vor und eine unter dem Ohr. Diese Drüsen sind ein wesentlicher Bestandteil des Speicheldrüsensystems und spielen eine entscheidende Rolle bei der Produktion des Speichels, der für die Vorverdauung der Nahrung und die Aufrechterhaltung einer gesunden Mundflora notwendig ist.
Übermäßige Stimulation durch Essanfälle und Erbrechen
Bei Betroffenen kommt es durch regelmäßige Essanfälle und anschließendes selbst herbeigeführtes Erbrechen zu einer ständigen übermäßigen Stimulation der Ohrspeicheldrüsen. Die Drüsen reagieren auf diesen ständigen Reiz mit einer vermehrten Speichelproduktion, was auf Dauer zu einer Vergrößerung der Drüsen führt. Optisch äußert sich dies durch eine sichtbare Schwellung im Wangenbereich.
Erhöhte Amylasekonzentration im Blut
Die erhöhte Amylasekonzentration im Blut bei Personen mit Bulimie ist ein bedeutsames klinisches Merkmal, das auf die negativen Auswirkungen dieser Essstörung auf den Körper hinweist. Bulimie, charakterisiert durch Episoden von Essanfällen gefolgt von selbstinduziertem Erbrechen, führt zu verschiedenen körperlichen Komplikationen, unter denen die Veränderungen in den Speicheldrüsen und die damit verbundene Amylaseerhöhung im Blutkreislauf besonders hervorzuheben sind.
Amylase und ihre Funktion
Amylase ist ein Enzym, das eine zentrale Rolle im Verdauungsprozess spielt, indem es die Zersetzung von Kohlenhydraten in einfachere Zucker (wie Maltose) katalysiert. Es gibt zwei Haupttypen von Amylase: Speichelamylase, die in den Speicheldrüsen produziert wird, und Pankreasamylase, die vom Pankreas abgesondert wird. Während Speichelamylase beim Kauen von Nahrung im Mund wirkt, setzt die Pankreasamylase ihre Arbeit im Dünndarm fort.
Gesundheitliche Auswirkungen
Obwohl eine erhöhte Amylasekonzentration an sich nicht schädlich ist, weist sie auf zugrunde liegende Prozesse hin, die langfristig zu Gesundheitsproblemen führen können. Dazu gehören
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Störungen im Elektrolythaushalt
Häufiges Erbrechen kann zu einem Ungleichgewicht der Elektrolyte führen, was schwerwiegende kardiovaskuläre Probleme zur Folge haben kann.
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Säure-Basen-Störungen
Die Veränderung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Körper durch den Verlust von Magensäure kann zu einer metabolischen Alkalose führen.
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Verdauungsstörungen
Langfristige Auswirkungen auf die Verdauung, einschließlich einer Gefährdung der Bauchspeicheldrüse, können ebenfalls die Folge sein.
Notwendigkeit einer ärztlichen Untersuchung
Obwohl geschwollene Ohrspeicheldrüsen ein charakteristisches Anzeichen für Bulimie sein können, ist es wichtig, bei jeder Art von Gesichtsschwellung ärztlichen Rat einzuholen. Andere mögliche Ursachen und Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden.
Psychische Probleme
Neben den körperlichen Symptomen können "Hamsterbacken" auch erhebliche psychische Folgen für die Betroffenen haben. Sie können zu einem verminderten Selbstwertgefühl, Schamgefühlen und einer weiteren Verschlechterung des Körperbildes führen. Diese psychischen Belastungen können wiederum die bulimische Symptomatik verstärken und den Teufelskreis aus Essanfällen und Erbrechen aufrechterhalten. Daher ist es wichtig, dass neben der medizinischen auch eine psychologische Betreuung und Therapie erfolgt, die den Betroffenen hilft, mit der Essstörung umzugehen und einen Weg aus der Krankheit zu finden.
Was kann ich gegen meine Hamsterbacken tun? Wie bekomme ich sie wieder weg?
Das Erbrechen zu reduzieren oder ganz zu stoppen ist der entscheidende Schritt, um die Schwellung der Speicheldrüsen "Hamsterbacken" bei Bulimie zurückzudrängen. Weitere Tipps:
Flüssigkeitszufuhr, leichte Kühlung und sanfte Massage
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um den Körper mit Flüssigkeit zu versorgen und Schwellungen zu reduzieren. Trinken Sie über den Tag verteilt ausreichend Wasser.
Das Auflegen kühler Kompressen oder Eisbeutel auf die geschwollenen Stellen kann Linderung verschaffen und die Schwellung reduzieren. Diese Methode sollte vorsichtig angewendet werden, um die betroffenen Stellen nicht weiter zu reizen.
Eine sanfte Massage der betroffenen Stellen kann die Durchblutung verbessern und so zum Abschwellen beitragen. Dabei ist es wichtig, sehr sanft vorzugehen, um keine zusätzlichen Schäden zu verursachen.
Die Behandlung ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und professionelle Hilfe erfordert.
Meine Meinung
Die sichtbare Schwellung der Wangen, oft als „Hamsterbacken“ bezeichnet, ist weit mehr als ein bloßes äußeres Merkmal – sie macht die tiefgreifenden körperlichen Folgen der Bulimie auf erschreckende Weise sichtbar. Sie zeigt, wie sehr der Körper unter den ständigen Belastungen durch Essanfälle und Erbrechen leidet. Die vergrößerten Speicheldrüsen sind ein direktes Ergebnis dieser extremen körperlichen Beanspruchung und können, ebenso wie andere gesundheitliche Komplikationen der Bulimie, langfristige Schäden hinterlassen.
Dieses Symptom verdeutlicht, dass Bulimie nicht nur eine psychische, sondern auch eine ernsthafte körperliche Erkrankung ist, die den gesamten Organismus beeinträchtigen kann. Es erinnert daran, dass der Körper auf Dauer nicht ungestraft solchen Belastungen ausgesetzt werden kann – und dass eine frühzeitige professionelle Behandlung entscheidend ist, um Folgeschäden zu verhindern. Eine medizinische und therapeutische Betreuung ist daher unerlässlich, nicht nur um die „Hamsterbacken“ zu lindern, sondern um den Körper insgesamt zu stabilisieren und den Weg zur Genesung zu ebnen. Essstörungen sind komplex, aber sie sind nicht unüberwindbar – mit der richtigen Unterstützung kann Heilung möglich sein.