Die Entdeckung von Gallensteinen löst bei vielen Menschen erst einmal Angst aus. Schnell stellt sich die Frage: Muss operiert werden? Und wenn ja – wie bald? Doch nicht jeder Gallenstein ist automatisch ein Fall für den Operationssaal. Die richtige Antwort hängt von vielen Faktoren ab – vor allem davon, ob die Steine Beschwerden verursachen oder nicht.
Stumme Steine – wenn sie einfach nur da sind
Viele Gallensteine bleiben unbemerkt und machen keinerlei Probleme. Man spricht dann von „stummen“ oder „asymptomatischen“ Steinen. Sie werden oft nur zufällig entdeckt – etwa bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauches aus einem anderen Grund. In solchen Fällen ist die Gallenblase mit Steinen gefüllt, aber der Mensch fühlt sich völlig gesund.
In diesen Fällen gilt: Keine Beschwerden – keine Operation.
Solche Steine werden in der Regel nur beobachtet. Ein chirurgischer Eingriff würde hier mehr Risiko als Nutzen bringen. Wichtig ist jedoch, die Situation im Blick zu behalten. Wenn sich Beschwerden entwickeln oder Risikofaktoren vorliegen, kann eine spätere Entfernung sinnvoll werden.
Wann eine Entfernung sinnvoll oder sogar notwendig ist
Gallensteine sollten in folgenden Situationen entfernt werden:
- Wiederholte Gallenkoliken mit starken, krampfartigen Schmerzen
- Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) – oft verbunden mit Fieber und Druckschmerz
- Gallensteine im Gallengang – sie können zu einem Gallenstau oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung führen
- Gelbfärbung der Haut oder Augen (Ikterus) – Hinweis auf gestörten Galleabfluss
- Verdacht auf bösartige Veränderungen in der Gallenblase (sehr selten, aber ernst)
Auch bei Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen (z. B. stark geschädigter Leber, Diabetes oder Immunschwäche) kann eine frühzeitige Entfernung empfohlen werden, selbst wenn noch keine Kolik aufgetreten ist.
Die Entscheidung hängt vom Gesamtbild ab
Ob operiert wird oder nicht, ist keine Frage von Ja oder Nein – sondern eine individuelle Entscheidung. Sie hängt ab von:
- der Art und Häufigkeit der Beschwerden
- der Größe und Lage der Steine
- dem allgemeinen Gesundheitszustand
- den Risiken eines Eingriffs
- dem Wunsch der betroffenen Person
Ein guter Arzt wird immer gemeinsam mit dem Patienten abwägen, welche Vorgehensweise sinnvoll ist – und dabei nicht nur medizinische Fakten, sondern auch persönliche Lebensumstände berücksichtigen.
Gibt es Alternativen zur Operation?
In seltenen Fällen können kleine Cholesterinsteine mit Medikamenten aufgelöst werden. Diese Therapie dauert Monate, ist nicht immer wirksam und wird nur in besonderen Situationen erwogen. Auch Stoßwellen, wie bei Nierensteinen, sind bei Gallensteinen kaum erfolgversprechend. Die gängige Methode bei Beschwerden bleibt daher die operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie), meist minimalinvasiv („Schlüssellochchirurgie“).
Wichtig zu wissen: Die Gallenblase ist kein lebenswichtiges Organ. Ihre Entfernung hat in der Regel keine gravierenden Auswirkungen – der Körper passt sich gut an.
Fazit: Operieren ja – aber nicht bei jedem Stein
Die bloße Existenz von Gallensteinen bedeutet noch keine Notwendigkeit zur Operation. Entscheidend ist, ob Beschwerden auftreten, wie stark sie sind und ob Komplikationen drohen. Wer keine Symptome hat, kann meist abwarten. Wer unter Koliken oder Entzündungen leidet, sollte die Gallenblase entfernen lassen – bevor die Situation ernster wird.
Eine gute ärztliche Beratung hilft dabei, die richtige Entscheidung zu treffen – in Ruhe, mit Weitblick und im Sinne des eigenen Wohlbefindens.