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Die Vorstellung klingt verlockend: Man zertrümmert Gallensteine einfach mit Stoßwellen – so, wie es bei Nierensteinen erfolgreich praktiziert wird. Doch leider ist das bei Gallensteinen nicht so einfach möglich. Die Bedingungen in der Gallenblase unterscheiden sich stark von denen im Harntrakt. Warum das so ist und welche Risiken eine solche Behandlung bergen würde, erklärt dieser Artikel.

Anatomie und Lage: Warum Bruchstücke zur Gefahr werden können

Die Gallenblase liegt tief im rechten Oberbauch, direkt unter der Leber. Von außen kaum erreichbar, ist sie über einen sehr engen Ausführungsgang, den Ductus cysticus, mit dem Gallengang verbunden. Wenn man einen Gallenstein mit Stoßwellen zertrümmern würde, könnten die dabei entstehenden Bruchstücke durch diesen engen Gang wandern – und genau das wäre problematisch.

Kleine Steinfragmente könnten sich in den Gallengängen festsetzen und dort den Gallenfluss blockieren. Das kann nicht nur heftige Gallenkoliken auslösen, sondern auch eine akute Entzündung der Gallenblase oder sogar eine gefährliche Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) nach sich ziehen. Der Ort und die Enge der Gänge machen das Risiko ungleich höher als bei Nierensteinen.

Gallensteine sind anders zusammengesetzt als Nierensteine

Nierensteine bestehen meist aus Kalziumoxalat – ein sehr hartes, kristallines Material, das sich gut mit Stoßwellen zertrümmern lässt. Dieses Verfahren nennt man ESWL (Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie) und es ist für Nieren- oder Harnleitersteine hervorragend geeignet.

Gallensteine hingegen bestehen überwiegend aus Cholesterin, manchmal auch aus Pigmenten oder Kalk. Diese Zusammensetzungen sind deutlich weicher, unregelmäßiger und schwerer zu „treffen“. Stoßwellen könnten diese Steine nicht zuverlässig zerkleinern – und wenn doch, dann eben mit dem Risiko der Verstopfung der engen Gallengänge.

Warum die Gallenblase keine Steine „ausspülen“ kann

Ein weiterer großer Unterschied zwischen Niere und Gallenblase liegt in der Durchströmung. Die Nieren produzieren ständig Urin, der die zertrümmerten Steinfragmente einfach mitnimmt und über die Harnleiter nach außen befördert. Der Harntrakt ist also eine Art „laufendes System“.

Die Gallenblase hingegen ist ein Speicherorgan. Sie sammelt Gallenflüssigkeit und gibt sie nur bei Bedarf – etwa nach einer fettreichen Mahlzeit – stoßweise ab. Eine kontinuierliche Spülung wie im Harntrakt gibt es hier nicht. Zertrümmerte Steinreste würden daher mit hoher Wahrscheinlichkeit stecken bleiben und Komplikationen verursachen.

Stoßwellen: Eine Gefahr für umliegende Organe

Selbst wenn die technischen Hürden überwunden wären, bleibt ein medizinisches Risiko: Die Gallenblase liegt sehr nah an empfindlichen Organen wie der Leber, dem Dünndarm und der Bauchspeicheldrüse. Stoßwellen, die tief in den Bauchraum eindringen müssten, könnten diese Strukturen beschädigen. Das ist ein deutlicher Unterschied zum Harntrakt, bei dem der Weg zu den Nieren meist gut abschätzbar und kontrollierbar ist.

Warum oft die Gallenblase entfernt wird

Selbst wenn es technisch möglich wäre, Gallensteine erfolgreich zu zertrümmern, bliebe eine entscheidende Frage offen: Was passiert, wenn neue Steine entstehen? Denn bei den meisten Betroffenen liegt eine grundlegende Störung der Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit vor – etwa durch einen zu hohen Cholesteringehalt. Solange dieses Ungleichgewicht besteht, ist das Risiko für neue Steine hoch.

Deshalb wird in vielen Fällen die Gallenblase vollständig entfernt. Das mag radikal erscheinen, ist aber medizinisch oft sinnvoll. Die Gallenblase ist nicht lebensnotwendig – der Körper kann die Galle auch direkt aus der Leber in den Dünndarm leiten. Ohne Gallenblase gibt es keine Steinbildung mehr, und das Risiko für Koliken oder Entzündungen ist deutlich reduziert.
Fazit: Warum der Vergleich mit Nierensteinen hinkt
Auch wenn es auf den ersten Blick logisch erscheint: Gallensteine lassen sich nicht einfach so behandeln wie Nierensteine. Die Lage, die Struktur der Steine, der fehlende natürliche Abflussweg und die Risiken für umliegende Organe machen eine Zertrümmerung mittels Stoßwellen zu gefährlich. Stattdessen stehen – je nach Situation – medikamentöse Therapien, Beobachtung oder eine operative Entfernung der Gallenblase im Vordergrund.

Wenn du selbst betroffen bist, lohnt sich ein Gespräch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Denn die Behandlung sollte immer individuell angepasst werden – mit dem Ziel, Beschwerden zu lindern und Risiken zu vermeiden.

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