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Tagrisso (Osimertinib) hat sich als wirksames Medikament zur Behandlung von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) mit EGFR-Mutationen erwiesen. Trotz der beachtlichen Erfolge bei der Krebsbekämpfung können bei der Einnahme von Tagrisso Nebenwirkungen auftreten, weshalb es wichtig ist, diese zu kennen.

Häufige Nebenwirkungen

Hautausschlag

Ein häufiges Symptom bei Patienten, die Tagrisso einnehmen, ist ein Hautausschlag. Dieser kann von leichtem Juckreiz und Rötung bis zu schwereren Reaktionen reichen. Hautausschläge können behandelt werden, und Ihr Arzt kann rezeptfreie Cremes oder Lotionen gegen Juckreiz oder topische Steroide verschreiben, um die Symptome zu lindern.

Durchfall

Durchfall ist ein weiteres häufiges Problem. Es ist wichtig, gut hydriert zu bleiben, um Austrocknung zu vermeiden. Ihr Arzt kann Ihnen Medikamente verschreiben, um den Durchfall zu kontrollieren, und Ihnen Empfehlungen geben, wie Sie Ihre Ernährung umstellen können.

Übelkeit und Erbrechen

Bei einigen Patienten kann es zu Übelkeit oder Erbrechen kommen. Es gibt Medikamente gegen Übelkeit, die der Arzt verschreiben kann, um dieses Problem zu lindern.

Müdigkeit

Eine weitere häufige Nebenwirkung ist Müdigkeit. Es ist wichtig, sich ausreichend auszuruhen und körperliche Aktivitäten richtig zu planen, um der Müdigkeit entgegenzuwirken.

Veränderungen des Blutbildes

Tagrisso kann zu erheblichen Veränderungen des Blutbildes führen. Diese Veränderungen umfassen eine Verminderung der weißen Blutkörperchen (Neutropenie), der roten Blutkörperchen (Anämie) und der Blutplättchen (Thrombozytopenie). Jede dieser Erkrankungen kann die Gesundheit und das Wohlbefinden des Patienten auf unterschiedliche Weise beeinträchtigen. Eine Neutropenie erhöht das Infektionsrisiko, da weiße Blutkörperchen eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen. Anämie, die durch eine verminderte Anzahl roter Blutkörperchen gekennzeichnet ist, kann zu Müdigkeit, Schwäche und in schweren Fällen zu Herzproblemen führen. Thrombozytopenie, ein Mangel an Blutplättchen, beeinträchtigt die Blutgerinnung und erhöht das Blutungsrisiko.

Um diesen möglichen Risiken zu begegnen, ist eine sorgfältige Überwachung der Blutwerte durch den behandelnden Arzt erforderlich. Regelmäßige Blutuntersuchungen werden durchgeführt, um das Blutbild zu kontrollieren und Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Bei Auffälligkeiten kann der Arzt verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Risiken zu minimieren und die Gesundheit des Patienten zu schützen. Dazu kann es gehören, die Dosierung von Tagrisso anzupassen, die Behandlung vorübergehend zu unterbrechen oder spezifische Therapien zur Behandlung der jeweiligen Blutbildveränderungen einzuleiten.

Bei einer Neutropenie können beispielsweise Wachstumsfaktoren verordnet werden, die die Produktion weißer Blutkörperchen anregen. Bei Anämie können Eisenpräparate, Vitamin B12 oder Folsäure und in einigen Fällen Bluttransfusionen erforderlich sein, um die Zahl der roten Blutkörperchen zu erhöhen. Bei Thrombozytopenie können Maßnahmen zur Verhinderung von Blutungen ergriffen werden, und in schweren Fällen kann die Gabe von Thrombozytenkonzentraten erforderlich sein.

Patienten, die mit Tagrisso behandelt werden, sollten über die Bedeutung regelmäßiger Blutuntersuchungen aufgeklärt werden und ihren Arzt über alle neuen Symptome informieren, die auf Probleme mit dem Blutbild hindeuten könnten, wie ungewöhnliche Blutungen, Blutergüsse, extreme Müdigkeit oder Anzeichen einer Infektion. Durch die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Blutbildveränderungen können schwerwiegende Komplikationen vermieden und die Sicherheit und Wirksamkeit der Krebstherapie maximiert werden.

Haarausfall

Einige Patienten (wenige laut Herstellerastrazeneca) berichten von leichtem bis schwerem Haarausfall. Die Erfahrung mit Haarausfall hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich der individuellen Reaktion des Patienten auf das Medikament, der Dosierung und der Kombination mit anderen Therapien.

Die Behandlung und Unterstützung bei Haarausfall ist entscheidend für die Erhaltung der Lebensqualität der Patienten. Es gibt verschiedene Strategien, die helfen können, die Auswirkungen des Haarausfalls zu minimieren oder die Patienten bei der Bewältigung dieses Zustands zu unterstützen. Dazu gehören
Psychologische Unterstützung: Gespräche mit einem Psychologen oder der Austausch in Selbsthilfegruppen können emotional entlasten und Wege aufzeigen, mit dem Haarausfall positiv umzugehen.

Seltene, aber schwerwiegendere Nebenwirkungen

Interstitielle Lungenerkrankung (ILD)

Interstitielle Lungenerkrankung (ILD) ist eine seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung, die bei einigen Patienten auftreten kann, die mit Tagrisso (Osimertinib) behandelt werden. ILD umfasst eine Gruppe von Erkrankungen, die durch Entzündung und Vernarbung des Lungengewebes gekennzeichnet sind, was zu einer fortschreitenden Verschlechterung der Lungenfunktion führt. Bei Patienten, die an ILD erkranken, können Atembeschwerden, anhaltender Husten und Fieber auftreten, Symptome, die eine sofortige medizinische Abklärung erfordern.

Die genaue Ursache für die Entwicklung von ILD bei Patienten, die mit Tagrisso behandelt werden, ist nicht vollständig bekannt, aber eine frühzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Bei Verdacht auf ILD führen Ärzte in der Regel eine umfassende Diagnostik durch, die bildgebende Verfahren wie Röntgen- oder CT-Aufnahmen der Lunge, Lungenfunktionstests und manchmal eine Lungenbiopsie umfassen kann, um die Diagnose zu bestätigen und andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.

Die Behandlung der ILD kann je nach Schweregrad der Erkrankung eine Unterbrechung oder ein Absetzen der Tagrisso-Therapie erfordern. Zusätzlich können Kortikosteroide oder andere immunsuppressive Medikamente eingesetzt werden, um die Entzündung in der Lunge zu reduzieren und die Symptome zu lindern. In einigen Fällen kann eine unterstützende Sauerstofftherapie erforderlich sein, um die Atmung zu erleichtern.

Patienten, die mit Tagrisso behandelt werden, sollten über die möglichen Anzeichen und Symptome der ILD informiert und dazu angehalten werden, bei den ersten Anzeichen sofort ihren Arzt aufzusuchen. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung kann entscheidend sein, um das Fortschreiten der ILD zu verlangsamen und die Lebensqualität des Patienten zu erhalten. 

Herzprobleme

Tagrisso kann auch Herzprobleme verursachen. Es ist wichtig, regelmäßige Herzuntersuchungen durchführen zu lassen und Ihrem Arzt alle Anzeichen von Herzproblemen mitzuteilen.

Leberprobleme

Leberprobleme sind eine seltene, aber ernstzunehmende Nebenwirkung der Behandlung mit Tagrisso (Osimertinib). Während die meisten Patienten Tagrisso ohne signifikante Leberprobleme vertragen, kann es in Einzelfällen zu erhöhten Leberenzymwerten oder anderen Anzeichen einer Leberschädigung kommen. Diese Probleme reichen von leichten, vorübergehenden Erhöhungen der Leberwerte bis hin zu schwereren Formen der Hepatotoxizität, einschließlich Hepatitis und in sehr seltenen Fällen akutem Leberversagen.

Die Überwachung der Leberfunktion ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung mit Tagrisso. Ärzte führen in der Regel vor Beginn der Behandlung und danach in regelmäßigen Abständen Blutuntersuchungen zur Kontrolle der Leberenzyme durch. Diese Tests helfen, frühe Anzeichen von Leberschäden zu erkennen, so dass rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden können, um mögliche Schäden zu minimieren oder zu verhindern.

Werden Anzeichen von Leberproblemen festgestellt, kann der Arzt je nach Schweregrad der Leberfunktionsstörung verschiedene Maßnahmen ergreifen. Dazu kann eine Anpassung der Dosierung von Tagrisso gehören, die ausreichen kann, um die Leberwerte zu normalisieren und weitere Schäden zu verhindern. In einigen Fällen kann eine vorübergehende Unterbrechung der Behandlung mit Tagrisso erforderlich sein, bis sich die Leberfunktion verbessert hat. In schweren Fällen von Hepatotoxizität kann es notwendig sein, Tagrisso dauerhaft abzusetzen und auf alternative Behandlungsmöglichkeiten umzustellen. Zusätzliche Medikamente oder Therapien können eingesetzt werden, um die Leberfunktion zu unterstützen und die Entzündung zu reduzieren.

Patienten, die Tagrisso einnehmen, sollten auf Symptome einer möglichen Leberschädigung wie Gelbfärbung der Haut oder der Augen (Gelbsucht), dunkler Urin, anhaltende Müdigkeit, Übelkeit oder Erbrechen und Bauchschmerzen achten. Jedes dieser Symptome sollte sofort dem behandelnden Arzt gemeldet werden.

Die seltene Nebenwirkung von Leberproblemen unterstreicht die Bedeutung einer regelmäßigen Überwachung und Kommunikation zwischen Patienten und ihrem medizinischen Team während der Behandlung mit Tagrisso. Durch sorgfältige Überwachung und frühzeitige Intervention können potenzielle Leberprobleme wirksam behandelt und die Sicherheit der Patienten maximiert werden.

Stevens-Johnson-Syndrom 

Selten tritt das Stevens-Johnson-Syndrom auf. Das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) ist eine seltene, aber schwerwiegende Reaktion, die als mögliche Nebenwirkung bei der Behandlung mit Tagrisso (Osimertinib) auftreten kann. SJS ist eine Form der toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN), die durch ausgedehnte Blasenbildung und Hautablösung ähnlich einer Verbrennung zweiten Grades gekennzeichnet ist. Diese Reaktion betrifft nicht nur die Haut, sondern auch die Schleimhäute verschiedener Organe wie Mund, Augen und Genitalien, was zu erheblichen Komplikationen führen kann.

Die Symptome des Stevens-Johnson-Syndroms treten oft plötzlich auf und können Fieber, Halsschmerzen, Husten und brennende Augen umfassen, bevor sich der charakteristische Hautausschlag entwickelt. Dieser Ausschlag kann sich rasch zu Blasen und großflächiger Hautablösung entwickeln. Aufgrund der Schwere der Erkrankung und der Gefahr für das Leben des Patienten erfordert das Stevens-Johnson-Syndrom eine sofortige medizinische Behandlung, häufig in einer spezialisierten Einrichtung wie einer Intensiv- oder Verbrennungsstation.

Die Behandlung des Stevens-Johnson-Syndroms konzentriert sich darauf, das auslösende Medikament - in diesem Fall Tagrisso - abzusetzen, die Heilung der Haut zu unterstützen und Infektionen vorzubeugen. Eine unterstützende Therapie mit Flüssigkeitszufuhr, Schmerzmanagement und gegebenenfalls Antibiotika zur Vorbeugung oder Behandlung von Infektionen ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. In einigen Fällen kann eine Behandlung mit Kortikosteroiden oder Immunglobulinen erforderlich sein, um die Entzündungsreaktion zu minimieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Da das Stevens-Johnson-Syndrom eine lebensbedrohliche Erkrankung ist, ist es wichtig, dass Patienten, die Tagrisso einnehmen, sich der Symptome bewusst sind und bei den ersten Anzeichen einer solchen Reaktion sofort ärztliche Hilfe suchen. Früherkennung und sofortiges Handeln können entscheidend sein, um die Schwere der Erkrankung zu minimieren und das Überleben des Patienten zu sichern.

Behandlung von Nebenwirkungen

In den meisten Fällen sind die Nebenwirkungen von Tagrisso gut behandelbar und Ihr Arzt kann geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Symptome zu lindern. Die Kontrolle und Behandlung von Nebenwirkungen hilft, den Nutzen dieser lebensrettenden Therapie zu erhalten und gleichzeitig mögliche Risiken zu minimieren. 

Quellen, Leitinien & Studien
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Osimertinib (NSCLC, adjuvant) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A21-86. 22.09.2023. (IQWiG-Berichte; Band 1207).
    Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Hashimoto-Thyreoiditis - Ratgeber, unter: www.endokrinologie.net (Abrufdatum am 10.08.2023)
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Osimertinib (nicht kleinzelliges Lungenkarzinom) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A18-45. 11.10.2018. (IQWiG-Berichte; Band 674).
  • Gefahrstoffrechtliche Kennzeichnung Arzneistoffe Tumortherapie, BGW
  • Marcel Günther, Michael Juchum, Gerhard Kelter, Heiner Fiebig, Stefan Laufer: Lungenkrebs: EGFR-Inhibitoren mit hoher Wirksamkeit gegen die therapieresistente L858R/T790M/C797S-Mutante.. In: Angewandte Chemie. 128, 2016, S. 11050, doi:10.1002/ange.201603736.
  • D. Ayeni, K. Politi, S. B. Goldberg: Emerging Agents and New Mutations in EGFR-Mutant Lung Cancer. In: Clinical Cancer Research. Band 21, Nummer 17, September 2015, S. 3818–3820, doi:10.1158/1078-0432.CCR-15-1211, PMID 26169963, PMC 4720502 (freier Volltext).
  • Tagrisso: Procedural steps taken and scientific information after the authorisation, Europäische Arzneimittelagentur (Abrufdatum am 21.09.2023).
  • AZD9291 Versus Gefitinib or Erlotinib in Patients With Locally Advanced or Metastatic Non-small Cell Lung Cancer (FLAURA), ClinicalTrials.gov, U.S. National Library of Medicine, Letztes Update am 24. Januar 2019. (Abrufdatum am 21.09.2023).
  • Jean-Charles Soria, Yuichiro Ohe u. a.: Osimertinib in Untreated-Mutated Advanced Non–Small-Cell Lung Cancer. In: The New England Journal of Medicine. 378, 2018, S. 113 ff, doi:10.1056/NEJMoa1713137.
  • TAGRISSO® (Osimertinib) zeigt signifikante Überlegenheit gegenüber Standardchemotherapie bei nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom mit EGFR T790M-Mutation, oncotrends. (Abrufdatum am 21.09.2023).
  • TAGRISSO – Procedural steps taken and scientific information after the authorisation, EMA.

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