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Eine Diagnose, die das Herz betrifft, löst oft Verunsicherung aus. Wer zum ersten Mal den Befund „Rechtsschenkelblock“ im EKG liest, verbindet damit schnell etwas Ernstes. Doch die Wahrheit ist, dass dieser Befund in vielen Fällen harmlos ist. Ein RSB bedeutet in der Regel keine akute Erkrankung, sondern beschreibt lediglich eine Besonderheit in der elektrischen Erregungsleitung des Herzens. Um Sicherheit zu gewinnen, lohnt es sich, genauer zu verstehen, was ein RSB ist – und wann er Bedeutung hat.

Mann (ca. 55) mit unsicherer Mimik, Hand auf der Brust, weißer Hintergrund – Symbolbild für Rechtsschenkelblock.
Unsicherheit nach dem Befund: Rechtsschenkelblock ist häufig harmlos – ärztliche Einordnung gibt Sicherheit.

Das elektrische System des Herzens – der Taktgeber im Körper

Das Herz arbeitet nach einem hochpräzisen elektrischen System. Der Rhythmus beginnt im Sinusknoten, breitet sich über den AV-Knoten aus und gelangt über das His-Bündel in die beiden Herzkammern. Die Leitungsbahnen, die sogenannten Schenkel, sorgen dafür, dass die rechte und linke Kammer fast gleichzeitig erregt werden.

Beim Rechtsschenkelblock wird die rechte Kammer nicht über ihren direkten Weg erregt, sondern verspätet über Umwege aus der linken Kammer. Das Herz schlägt weiterhin zuverlässig, die Erregung ist lediglich zeitlich verschoben. Dieser Unterschied ist im EKG klar erkennbar, für den Betroffenen selbst aber häufig nicht spürbar.

Varianten und Häufigkeit

Der RSB tritt in zwei Varianten auf: dem kompletten und dem inkompletten Block. Beim kompletten RSB ist die Verzögerung ausgeprägt, beim inkompletten funktioniert die Weiterleitung noch teilweise. In der Allgemeinbevölkerung ist der Befund nicht selten. Studien zeigen, dass bis zu ein Prozent der Menschen ein EKG mit RSB aufweisen, bei älteren Menschen steigt dieser Anteil deutlich an. Viele Betroffene leben jahrzehntelang damit, ohne je Beschwerden zu entwickeln. Auch Sportler weisen häufiger einen RSB auf, oft als Ausdruck einer physiologischen Anpassung des Herzens an regelmäßige Belastung.

Abgrenzung zum Linksschenkelblock

Besonders wichtig ist die Unterscheidung zum Linksschenkelblock (LSB). Während der RSB meist harmlos ist, gilt der LSB in der Kardiologie oft als Hinweis auf eine relevante Herzerkrankung, etwa eine koronare Herzkrankheit oder eine Herzschwäche. Für Patienten mit RSB ist diese Differenzierung beruhigend: Anders als beim LSB ist die Prognose beim isolierten RSB in der Regel günstig.

Ursachen – harmlos oder Hinweiszeichen

Ein isolierter RSB tritt häufig bei gesunden Menschen auf. Er kann aber auch Begleitbefund von Erkrankungen sein. Dazu gehören die koronare Herzkrankheit, bei der die Durchblutung des Herzmuskels gestört ist, oder Herzklappenerkrankungen, die den Blutfluss verändern. Auch chronische Lungenerkrankungen wie die COPD können das rechte Herz stärker belasten und dadurch die elektrische Leitung beeinflussen. In diesen Fällen ist der RSB nicht Auslöser der Beschwerden, sondern ein Zeichen dafür, dass das Herz unter besonderen Bedingungen arbeitet.

Manchmal können auch Medikamente, etwa bestimmte Antiarrhythmika, oder Stoffwechselstörungen wie ein stark veränderter Kalium- oder Magnesiumspiegel die elektrische Weiterleitung beeinflussen. Diese Faktoren spielen in der Praxis zwar selten die Hauptrolle, gehören aber zur differenzierten Betrachtung durch Fachärzte.

Symptome – meist keine, manchmal unspezifisch

Viele Menschen mit RSB spüren keinerlei Einschränkungen. Der Befund taucht dann im Rahmen einer Routineuntersuchung auf und sorgt mehr für Irritation als für Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, liegen sie in fast allen Fällen an einer zugrunde liegenden Erkrankung. Manche Betroffene berichten über Herzstolpern oder einen unregelmäßigen Herzschlag, gelegentlich auch über kurze Schwindelanfälle. Selten kommt es zu Luftnot bei Belastung, die dann aber mit der Herz- oder Lungenerkrankung selbst in Zusammenhang steht. Allein der Rechtsschenkelblock ist kaum je gefährlich. Erst in Kombination mit anderen Leitungsstörungen steigt das Risiko für ernstere Rhythmusprobleme – und auch dann bleibt die Gefahr insgesamt niedrig.

Bedeutung in der Notfallmedizin

Es gibt Situationen, in denen ein RSB besondere Aufmerksamkeit verdient. Tritt ein kompletter RSB plötzlich neu auf und geht er mit Brustschmerzen einher, denken Ärzte sofort an einen akuten Herzinfarkt. In dieser Konstellation kann der Befund ein wichtiger Hinweis sein. Hier entscheidet die Einbettung in den Gesamtkontext: Ein seit Jahren bekannter RSB ist harmlos, ein neu aufgetretener in einer Notfallsituation dagegen ernst zu nehmen.

Diagnostik – mehr als nur ein EKG

Der RSB lässt sich eindeutig im Elektrokardiogramm erkennen. Entscheidend ist, ob er neu oder schon lange vorhanden ist. Neu aufgetretene RSBs werden mit Herzultraschall und manchmal auch mit Herz-MRT weiter abgeklärt. Diese Untersuchungen zeigen, ob strukturelle Veränderungen wie Narben, Durchblutungsstörungen oder Klappenprobleme vorliegen. Blutwerte, Langzeit-EKGs oder Belastungsuntersuchungen ergänzen die Diagnostik und helfen, das Bild zu vervollständigen.

Therapie – meist nicht erforderlich

Ein isolierter RSB benötigt keine Behandlung. Wer damit lebt und beschwerdefrei ist, kann seinen Alltag uneingeschränkt fortführen. Nur wenn eine zugrunde liegende Erkrankung entdeckt wird, richtet sich die Therapie nach dieser Ursache. Sehr selten kommt es vor, dass ein RSB mit schweren Rhythmusstörungen oder einer extremen Verlangsamung des Herzschlags einhergeht. In diesen Fällen kann ein Herzschrittmacher notwendig werden. Doch das betrifft nur wenige Betroffene.

Lebensstil und Langzeitbegleitung

Auch wenn der RSB selbst keine Bedrohung darstellt, lohnt sich eine allgemeine Herzvorsorge. Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung, dem Verzicht auf Rauchen und einer guten Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker und Blutfetten unterstützt die Herzgesundheit. Regelmäßige Kontrollen beim Kardiologen schaffen zusätzlich Sicherheit und helfen, mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Die psychologische Perspektive – mit der Diagnose umgehen

Nicht selten sorgt der Begriff „Block“ im Zusammenhang mit dem Herzen für unnötige Ängste. Viele Betroffene berichten, dass sie sich nach dem Befund zunächst machtlos oder verunsichert fühlen. Wichtig ist, diese Sorgen ernst zu nehmen und sie mit dem Arzt zu besprechen. Oft hilft es, eine Zweitmeinung einzuholen oder gezielt nachzufragen, um die Bedeutung für die eigene Situation besser zu verstehen. Der RSB ist in den meisten Fällen kein Krankheitsurteil, sondern ein Hinweis im EKG. Zu wissen, dass das Herz trotz dieser Besonderheit zuverlässig weiterarbeitet, kann helfen, die innere Ruhe zurückzugewinnen.

Fazit – Einordnen statt fürchten

Der Rechtsschenkelblock ist häufig eine harmlose Besonderheit, die ohne Krankheitswert bleibt. Er verändert nicht die Lebensqualität und erfordert in der Regel keine Behandlung. Wichtig ist, ihn im Gesamtkontext zu betrachten: Neu aufgetretene RSBs oder RSBs bei Herz- und Lungenerkrankungen verdienen eine genauere Abklärung. Mit diesem Wissen lässt sich der Befund realistisch einordnen – und die anfängliche Sorge wandelt sich in Gelassenheit.

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