Was man dabei wirklich fühlt!
Eine Herzkatheterablation ist kein gewöhnlicher Eingriff. Es ist ein Moment, in dem man der eigenen Verletzlichkeit näherkommt als je zuvor. Man liegt da, während Ärzte einen winzigen Draht durch die Leiste bis ins Herz führen – dorthin, wo der Takt des Lebens entsteht. Was von außen wie eine technische Prozedur wirkt, ist von innen ein zutiefst menschliches Erlebnis: Man spürt, hört, erlebt sein Herz auf eine Weise, die kaum jemand je vergisst.
Es ist ein Eingriff zwischen Wissenschaft und Gefühl – zwischen Vertrauen und Angst, zwischen Präzision und der Ahnung, dass man hier etwas ganz Wesentliches berührt: das eigene Leben im Rhythmus seines Ursprungs.
Wenn das Unsichtbare fühlbar ist
Es ist ein eigenartiger Moment, wenn man weiß: Jetzt führt jemand einen Draht in mein Herz. Das ist keine Vorstellung und keine Metapher – es passiert wirklich. Durch die Leiste, über die Vene, vorsichtig vorgeschoben, Millimeter um Millimeter. Und man liegt da, wach, mit dieser fast unwirklichen Mischung aus Angst, Neugier und Ohnmacht.
Man spürt keinen Schmerz, nur den Druck. Ein Ziehen tief im Inneren, das man eigentlich gar nicht kennen sollte. Kein Körperteil ist so fremd wie das eigene Herz – und plötzlich wird es zu etwas, das man beinahe körperlich wahrnimmt. Man fühlt, wie der Katheter geführt wird, als würde jemand in einem stillen, geschützten Raum in einem selbst arbeiten.
Der Raum ist hell, kühl, ruhig. Stimmen flüstern, Monitore piepen, eine Hand legt sich beruhigend auf die Schulter. Die Zeit verliert ihre Richtung. Man hört das eigene Herz schlagen – manchmal zu schnell, manchmal zu unruhig, als wollte es sich gegen den Eingriff wehren.
Dann wird der Herzschlag bewusst erhöht. Mit Strom oder Medikamenten wird das Herz gereizt, um gezielt jene Rhythmusstörung auszulösen, die man beseitigen möchte. Es ist ein seltsames Gefühl – plötzlich jagt das Herz los, als würde es fliehen wollen. Man spürt, wie es stolpert, rast, ausbricht, bis der Moment kommt, in dem der Arzt weiß: Jetzt, genau hier, liegt die Störung. Und dann – der präzise Punkt. Die Hitze. Kein Schmerz, aber ein tiefes Brennen, wie ein kurzer Lichtblitz im Inneren. Für Sekunden scheint alles stillzustehen.
Danach: Ruhe. Das Herz sammelt sich, findet zurück in seinen Takt, als müsse es sich neu erinnern, wie Gleichklang funktioniert. Der Druck lässt nach, der Körper atmet auf.
Man bleibt liegen, erschöpft, mit einem Gefühl zwischen Erleichterung und Ungläubigkeit. Dass so etwas möglich ist – dass man wach dabei sein kann, wenn jemand im eigenen Herzen die falschen Bahnen stilllegt, während man jeden Schlag, jedes Zittern, jede Unruhe bewusst erlebt.
Später, wenn alles vorbei ist, bleibt dieses leise Staunen. Nicht nur über die Medizin. Sondern über den eigenen Körper – darüber, wie er es aushält, wie er weiter schlägt, ruhig, zuverlässig, als wäre nichts gewesen.
Was bei der Ablation wirklich geschieht
Bei einer Herzkatheterablation wird ein dünner Katheter über die Leistengefäße vorsichtig bis zum Herzen vorgeschoben. An seiner Spitze befinden sich winzige Elektroden, die die elektrischen Signale des Herzens aufzeichnen. So entsteht während des Eingriffs eine Art „elektrische Landkarte“ – sie zeigt, wo der Stromfluss normal verläuft und wo er aus dem Takt gerät.
Um die störende Stelle eindeutig zu identifizieren, wird das Herz gezielt elektrisch gereizt. Über die Katheterspitzen werden kleine Impulse abgegeben, manchmal – wenn sich die Rhythmusstörung anders nicht auslösen lässt – auch mit Unterstützung durch Medikamente. Auf diese Weise lässt sich genau feststellen, welcher Punkt die fehlerhaften Signale aussendet. Erst wenn dieser Bereich eindeutig bestimmt ist, beginnt die eigentliche Behandlung.
Die Verödung erfolgt über denselben Katheter. Dabei wird kontrolliert Energie abgegeben – meist Wärme durch Hochfrequenzstrom, seltener Kälte. Nur das fehlerhafte Gewebe wird ausgeschaltet, das die unregelmäßigen Herzschläge verursacht, während das übrige Muskelgewebe unberührt bleibt.
Der Eingriff dauert je nach Befund meist ein bis drei Stunden. Danach wird der Katheter behutsam entfernt, an der Leiste ein Druckverband angelegt – und nur diese kleine Einstichstelle erinnert daran, wie der Weg ins Innere des Herzens genommen wurde.
Während der gesamten Prozedur wird der Herzrhythmus engmaschig überwacht. Da das Herz bewusst gereizt wird, kann es dabei kurz zu schnellen oder unregelmäßigen Schlägen kommen. Das medizinische Team ist darauf vorbereitet und kann sofort reagieren – etwa mit einem kurzen elektrischen Impuls oder einem Medikament, um den Rhythmus zu stabilisieren. Schwere Komplikationen wie ein anhaltender Herzstillstand sind äußerst selten und in einem spezialisierten Katheterlabor jederzeit beherrschbar.
Am Ende steht oft ein spürbarer Unterschied – kein Schmerz, kein Drama, sondern dieser leise Moment, in dem der Herzschlag ruhig und regelmäßig weiterläuft: Die Störung ist beseitigt, der Rhythmus wiederhergestellt.






