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Die palliative Systemtherapie und das STRIDE-Regime
Für Patienten mit fortgeschrittenem Leberkrebs, dem sogenannten hepatozellulären Karzinom (HCC), gibt es mittlerweile eine moderne Behandlungsmethode, die das Leben verlängern und die Lebensqualität verbessern kann: die palliative Systemtherapie. Diese Therapieform wird eingesetzt, wenn der Krebs nicht mehr heilbar ist, aber dennoch ein Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt und Symptome gelindert werden sollen.

Die palliative Systemtherapie wirkt systemisch, das heißt, die Medikamente werden über den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt. Dadurch können auch Tumorzellen erreicht werden, die sich außerhalb des ursprünglichen Tumorortes befinden. Ziel ist es, durch eine möglichst weitreichende Behandlung das Tumorwachstum zu verlangsamen und die Belastung durch Symptome zu verringern. Dies ermöglicht Patienten oft, mehr Zeit mit einer besseren Lebensqualität zu verbringen.

Ein besonders wirksames Beispiel dieser palliativen Systemtherapie ist das sogenannte STRIDE-Regime, das aus einer Kombination der Medikamente Durvalumab (Handelsname IMFINZI®) und Tremelimumab (Handelsname IMJUDO®) besteht. Im Februar 2023 wurde dieses Regime als Erstlinientherapie für fortgeschrittenes oder nicht operables HCC zugelassen, und seit August 2023 ist es auch offiziell in den Behandlungsempfehlungen verankert. Damit stellt das STRIDE-Regime eine vielversprechende Option für Patienten dar, deren Krankheit bereits weit fortgeschritten ist und bei denen frühere Standardbehandlungen, wie das Medikament Sorafenib (Handelsname Nexavar®), nicht den gleichen Effekt gezeigt haben.

Was ist das STRIDE-Regime und wie wirkt es?

Das STRIDE-Regime kombiniert die Medikamente Durvalumab (IMFINZI®) und Tremelimumab (IMJUDO®), die beide das Immunsystem stärken und den Körper darin unterstützen, gegen die Krebszellen vorzugehen. Diese Medikamente sind sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die bestimmte Proteine im Körper blockieren, die das Immunsystem daran hindern könnten, den Krebs zu bekämpfen.

  • Durvalumab (IMFINZI®) wirkt auf ein Protein, das PD-L1 genannt wird. Dieses Protein wird von Krebszellen genutzt, um das Immunsystem „auszutricksen“ und sich zu verstecken. Durvalumab blockiert diese Tarnung, sodass das Immunsystem die Krebszellen als Bedrohung erkennt und sie angreifen kann.
  • Tremelimumab (IMJUDO®) wirkt im Lymphknoten, einem Teil des Immunsystems, und blockiert dort ein Protein namens CTLA-4. Diese Blockade verhindert, dass das Immunsystem unterdrückt wird, und stärkt die Fähigkeit des Körpers, Tumorzellen anzugreifen.

Das Besondere am STRIDE-Regime ist die sogenannte duale Immun-Checkpoint-Hemmung – beide Antikörper wirken auf unterschiedliche Weise und verstärken sich gegenseitig, was zu einer höheren Wirksamkeit führt. Diese Kombination wird als STRIDE bezeichnet, was für „Single Tremelimumab Regular Interval Durvalumab“ steht. Diese doppelte Immuntherapie ist die erste ihrer Art, die speziell für das fortgeschrittene HCC zugelassen wurde.

Vorteile des STRIDE-Regimes im Vergleich zu früheren Therapien

In klinischen Studien hat das STRIDE-Regime deutliche Vorteile im Hinblick auf das Gesamtüberleben der Patienten gezeigt. Die entscheidende Phase-III-Studie namens HIMALAYA konnte belegen, dass das STRIDE-Regime das Leben von Patienten signifikant verlängert. Nach fünf Jahren lag die Überlebensrate von Patienten, die mit STRIDE behandelt wurden, bei 19,6 %, während sie bei Patienten, die mit Sorafenib (Nexavar®) behandelt wurden, nur 9,4 % betrug. Diese nahezu doppelte Überlebensrate zeigt, dass das STRIDE-Regime bei fortgeschrittenem Leberkrebs eine bedeutende Verlängerung der Lebenszeit bietet und vielen Patienten Hoffnung auf ein längeres Leben gibt.

Zusätzlich zur Verlängerung des Lebens hat das STRIDE-Regime den Vorteil, dass es für verschiedene Gruppen von HCC-Patienten geeignet ist. In Studien zeigte sich die Wirksamkeit unabhängig von der Ursache der Erkrankung, sei es durch Virusinfektionen (wie Hepatitis) oder durch andere Faktoren wie chronischen Alkoholkonsum oder Stoffwechselerkrankungen. Zudem ist die Therapie auch bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion anwendbar, einer häufigen Problematik bei HCC. Untersuchungen zeigen, dass die Leberfunktion durch das STRIDE-Regime stabil bleibt und dass die Behandlung selbst bei Patienten mit zusätzlichen Erkrankungen, wie Herz- oder Stoffwechselproblemen, sicher ist.

Praktikable Anwendung im Behandlungsalltag

Ein weiterer Vorteil des STRIDE-Regimes ist die einfache Integration in den Praxisalltag. Es besteht aus einer ersten Dosis beider Medikamente, gefolgt von einer monatlichen Dosis von Durvalumab (IMFINZI®). Diese monatliche Gabe lässt sich unkompliziert in die regelmäßigen Kontrolltermine einbinden, was die Behandlung für Patienten und medizinisches Personal gut handhabbar macht.

Die HIMALAYA-Studie, die als Grundlage für die Zulassung des STRIDE-Regimes diente, ist die erste und bisher einzige Studie, die 5-Jahres-Daten zur doppelten Immun-Checkpoint-Blockade bei HCC liefert. Sie bestätigt die langanhaltende Wirksamkeit und Sicherheit des Regimes und untermauert die breite Anwendbarkeit in der klinischen Praxis. Damit stellt das STRIDE-Regime nicht nur eine Therapiemöglichkeit dar, sondern setzt einen neuen Standard in der Behandlung des fortgeschrittenen HCC.

Fazit: STRIDE als vielversprechende Option für Patienten mit fortgeschrittenem Leberkrebs

Für Menschen mit fortgeschrittenem Leberkrebs, die lange Zeit nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten hatten, eröffnet das STRIDE-Regime neue Perspektiven. Diese Therapieform bietet nicht nur das Potenzial, das Leben deutlich zu verlängern, sondern ermöglicht vielen Betroffenen auch eine Verbesserung ihrer Lebensqualität – ein zentraler Wunsch vieler Patienten und ihrer Familien. Im Fokus steht dabei die Aktivierung und Stärkung des körpereigenen Immunsystems, um den Krebs auf natürliche Weise in Schach zu halten und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Die duale Immuntherapie im STRIDE-Regime stellt einen bedeutenden Durchbruch dar: Mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 19,6 % zeigt sie einen bemerkenswerten Vorteil gegenüber früheren Standardtherapien. Viele Patienten erhalten damit die Aussicht auf eine längere Lebenszeit und können, unterstützt durch diese Therapie, wertvolle Zeit gewinnen – Zeit, die oft mit besserem Wohlbefinden und weniger belastenden Symptomen einhergeht. Für Betroffene und ihre Angehörigen bedeutet dies mehr gemeinsame Momente und die Möglichkeit, auch in einer schwierigen Lebensphase wieder etwas Normalität und Stabilität zu finden.

Das STRIDE-Regime hat sich in der Behandlung des fortgeschrittenen hepatozellulären Karzinoms fest etabliert und gibt vielen Menschen die Hoffnung, nicht nur die Lebensspanne zu verlängern, sondern diese Zeit auch bewusst und mit Würde erleben zu können. Besonders für jene, deren Lebensqualität bisher stark durch die Krankheit eingeschränkt wurde, bietet die Behandlung eine neue Chance, sich trotz der Diagnose auf das Leben und die positiven Erlebnisse zu konzentrieren. Das STRIDE-Regime ist daher ein wichtiger Meilenstein in der Behandlung fortgeschrittener Krebserkrankungen, wo es darum geht, nicht nur die Krankheit zu bekämpfen, sondern den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Für viele Patienten und ihre Familien ist die palliative Systemtherapie mit STRIDE eine Quelle berechtigter Hoffnung – eine Chance, nicht allein auf Heilung, sondern auf Lebensqualität und wertvolle Zeit zu setzen. Sie ist ein weiterer Schritt in der Krebsbehandlung, der zeigt, dass moderne Medizin mehr denn je bemüht ist, auch Menschen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium eine verbesserte Perspektive zu bieten.

Quellen

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Imfinzi (Durvalumab)

Imfinzi (Durvalumab): In der Krebstherapie
Wie wirkt Imfinzi?
Imfinzi ist ein Medikament, das zur Behandlung bestimmter Krebsarten eingesetzt wird. Es gehört zur Klasse der Immun-Checkpoint-Inhibitoren. Diese Medikamente sollen das körpereigene Immunsystem stärken, damit es Krebszellen wirksamer bekämpfen kann.

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