Ein Herzkatheter gehört zu den wichtigsten und sichersten Verfahren der modernen Kardiologie. Er schafft Klarheit, ermöglicht schnelle Behandlung und rettet im Notfall Leben. Gleichzeitig ist es verständlich, dass Menschen vor einem solchen Eingriff Unsicherheit empfinden. Der Gedanke, dass ein Katheter bis ins Herz vorgeschoben wird, löst bei vielen Unruhe aus. Hinzu kommt die Frage: „Was kann dabei passieren – und wie geht es mir danach?“
Die gute Nachricht: Herzkatheter-Untersuchungen werden jedes Jahr hunderttausendfach durchgeführt, meist ohne nennenswerte Probleme. Dennoch können während und nach dem Eingriff Nebenwirkungen, Beschwerden oder Komplikationen auftreten. Es ist wichtig, diese zu kennen – nicht, um Angst zu schüren, sondern um Sicherheit zu schaffen.
Häufige, meist harmlose Beschwerden nach dem Eingriff
Nach der Untersuchung treten bei vielen Menschen kleinere Beschwerden auf, die in den allermeisten Fällen harmlos und vorübergehend sind. Dazu zählen Blutergüsse oder ein Druckgefühl an der Einstichstelle, sei es am Handgelenk oder in der Leiste. Auch ein ziehender Schmerz oder Spannungsgefühl beim Bewegen des Arms oder Beins sind normal und entstehen, weil das Gefäß punktiert wurde.
Leichte Müdigkeit oder Schwindelgefühle sind ebenfalls verbreitet. Sie hängen oft mit der Aufregung, dem Beruhigungsmittel oder der ungewohnten Situation zusammen. Auch die Narkosefreiheit – man bleibt wach – bedeutet, dass man die Prozedur bewusst erlebt, was viele Menschen hinterher als anstrengend empfinden.
Nach dem Kontrastmittel berichten manche über ein kurzes Wärmegefühl oder einen Harndrang. Beides verschwindet nach wenigen Sekunden. Auch leichte Kopfschmerzen oder ein Druckgefühl im Kopf können auftreten, da das Kontrastmittel über die Blutgefäße wirkt. Diese Beschwerden sind Teil des normalen Heilungsverlaufs und klingen in der Regel innerhalb weniger Tage ab.
Herzkatheter – Risiken während des Eingriffs
Während der Untersuchung selbst gibt es bestimmte Risiken, die jedoch in erfahrenen Händen selten auftreten.
Gefäßverletzungen: Das Einführen der Schleuse in die Arterie kann kleine Verletzungen verursachen. Meist sind sie harmlos, doch in seltenen Fällen können sie zu Nachblutungen oder einer Gefäßverengung führen, die sofort behandelt werden muss.
Blutungen: Während der Katheter durch die Gefäße geführt wird, kann es zu kleineren Blutungen im Gewebe kommen. Diese zeigen sich später als Blutergüsse, die zwar unangenehm, aber meist ungefährlich sind.
Herzrhythmusstörungen: Da der Katheter in direkter Nähe zum Herzmuskel bewegt wird, können die elektrischen Reizleitungen kurzzeitig beeinflusst werden. Viele Betroffene bemerken Extraschläge oder Herzstolpern. In seltenen Fällen können ernstere Rhythmusstörungen auftreten, die sofort medikamentös oder elektrisch behandelt werden.
Reaktionen auf das Kontrastmittel: Das verwendete Kontrastmittel ist in der Regel gut verträglich. Manche reagieren mit Hautrötung, Juckreiz oder einem leichten Druckgefühl. Stärkere allergische Reaktionen wie Atemnot oder Kreislaufprobleme sind äußerst selten, können aber im Katheterlabor unmittelbar behandelt werden.
Seltene ernste Komplikationen: In ganz seltenen Fällen können während des Eingriffs Komplikationen wie ein akuter Herzinfarkt, ein Schlaganfall, ein Gefäßverschluss oder eine schwere Blutung entstehen. Auch eine Verletzung der Gefäßwand mit Austritt von Blut ins Gewebe ist möglich, wird aber sofort erkannt und versorgt. Die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse ist äußerst gering, liegt deutlich unter einem Prozent.
Herzkatheter – Nebenwirkungen und Risiken nach dem Eingriff
Nachblutungen und Hämatome: Die Punktionsstelle ist die empfindlichste Stelle nach dem Eingriff. Gerade bei Patientinnen und Patienten, die Blutverdünner einnehmen, kann es zu Nachblutungen oder größeren Blutergüssen kommen. Deshalb ist Schonung der betroffenen Hand oder des Beins in den ersten 24 Stunden entscheidend.
Schmerzen oder Druck an der Einstichstelle: Leichte Schmerzen sind normal. Wenn die Beschwerden jedoch zunehmen, stark werden oder mit Schwellung einhergehen, sollte sofort ein Arzt informiert werden.
Belastung der Nieren: Das Kontrastmittel wird über die Nieren ausgeschieden. Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion haben deshalb ein höheres Risiko, dass sich die Werte verschlechtern. Vorbeugend wird die Nierenfunktion vorab geprüft und nach dem Eingriff auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet.
Infektionen: Selten kann es an der Einstichstelle zu einer Infektion kommen, die sich durch Rötung, Wärme oder Schmerzen zeigt. Mit rechtzeitiger Behandlung sind diese Infektionen jedoch gut in den Griff zu bekommen.
Gefäßkomplikationen: In seltenen Fällen können Gefäßverengungen oder Durchblutungsstörungen entstehen. Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Kälte im betroffenen Arm oder Bein sollten deshalb ernst genommen werden.
Herzkatheter – wann nach dem Eingriff ärztliche Hilfe nötig ist
Die meisten Beschwerden verschwinden ohne weitere Folgen. Es gibt jedoch Warnzeichen, die sofort ärztlich abgeklärt werden müssen:
- Anhaltende oder zunehmende Brustschmerzen
- Auffällige Herzrhythmusstörungen, die nicht aufhören
- Starke Blutungen oder große, wachsende Blutergüsse an der Einstichstelle
- Kälte, Taubheit oder Kribbeln im betroffenen Arm oder Bein
- Fieber, Schüttelfrost oder andere Infektionszeichen
- Plötzliche Atemnot oder Schwindel
Fazit – Sicherheit trotz Risiken
Der Herzkatheter ist ein Routineverfahren, das Millionen Menschen weltweit hilft. Die allermeisten Untersuchungen verlaufen komplikationslos oder mit nur geringen, vorübergehenden Beschwerden. Die Risiken während und nach dem Eingriff sind real, aber selten – und das medizinische Team ist darauf vorbereitet, sofort einzugreifen, falls etwas auftreten sollte.
Wer weiß, welche Beschwerden normal sind und welche Warnzeichen ernst genommen werden müssen, kann die Untersuchung mit mehr Ruhe und Sicherheit durchstehen. Damit wird der Herzkatheter zu dem, was er in der modernen Medizin ist: ein lebensrettendes Verfahren, das Klarheit schafft, Beschwerden lindert und Chancen eröffnet.