Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können im Verlauf der Erkrankung zu erheblichen Komplikationen führen. Eine der bedeutsamsten ist die Bildung von Stenosen, also Engstellen im Darm. Während fibröse (narbige) Stenosen häufig irreversibel sind, können entzündete Stenosen unter bestimmten Bedingungen behandelt und teilweise zurückgebildet werden. In diesem Artikel gehen wir auf die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsoptionen entzündeter Stenosen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ein.
Ursachen entzündeter Stenosen
Die Ursachen entzündeter Stenosen sind eng mit den pathologischen Prozessen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verbunden. Während Morbus Crohn und Colitis ulcerosa beide chronische Entzündungen des Darms sind, unterscheiden sich die Mechanismen, die zur Entstehung von Stenosen führen.
Chronische Entzündung
Bei Morbus Crohn betrifft die Entzündung typischerweise alle Schichten der Darmwand, von der Schleimhaut bis zur Muskelschicht. Dieser tiefgreifende Entzündungsprozess führt dazu, dass die Darmwand anschwillt und sich verengt. Mit der Zeit kann dies zu einer Stenose führen. Diese umfassende Beteiligung aller Schichten macht Morbus Crohn zu einer Erkrankung mit höherem Risiko für die Bildung entzündeter und später auch narbiger Stenosen.
Im Gegensatz dazu beschränkt sich die Entzündung bei Colitis ulcerosa meist auf die Schleimhaut. Obwohl dies das Risiko für die Bildung von Stenosen reduziert, können schwere und langanhaltende Veränderungen auch hier zu entzündeten Engstellen führen. Solche Fälle treten jedoch häufig nur in fortgeschrittenen oder besonders aggressiven Verläufen der Erkrankung auf.
Schübe der Krankheit
Die wiederkehrenden Schübe, die beide Krankheiten charakterisieren, tragen ebenfalls zur Bildung von Stenosen bei. Jeder Entzündungsschub hinterlässt Spuren im Gewebe. Häufige oder lang andauernde Schübe führen zu anhaltender Schwellung und Verengung des Darmlumens. Ohne wirksame Behandlung kann dies zur dauerhaften Beeinträchtigung der Darmdurchgängigkeit führen.
Sekundäre Ursachen
Zusätzlich können sekundäre Faktoren die Entstehung entzündeter Stenosen begünstigen. Dazu gehören begleitende Infektionen, die eine bestehende Entzündung verschlimmern können. Auch Nebenwirkungen von Medikamenten, etwa von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), können entzündliche Prozesse verstärken. Schließlich kann das Fortschreiten der Erkrankung selbst, insbesondere bei unzureichender Therapie, zur Bildung von Engstellen beitragen.
Symptome entzündeter Stenosen
Die Symptome entzündeter Stenosen sind vielschichtig und hängen von mehreren Faktoren ab, darunter der Schweregrad der Verengung und ihre Lokalisation im Darm. Zu Beginn zeigen sich häufig unspezifische oder milde Beschwerden, die nicht immer direkt als Stenose erkennbar sind. Mit Fortschreiten der Verengung können jedoch ausgeprägtere Symptome auftreten, die zu erheblichen Einschränkungen führen und schließlich Komplikationen verursachen.
Frühe Anzeichen
- Bauchschmerzen oder -krämpfe, besonders nach dem Essen.
- Blähungen und ein Gefühl von Völlegefühl, auch nach kleinen Mahlzeiten.
Fortgeschrittene Stenosen
- Übelkeit und Erbrechen, insbesondere nach größeren Mahlzeiten.
- Veränderungen des Stuhlgangs wie Durchfall oder Verstopfung, abhängig von der Lage der Stenose.
Komplikationen
- Kompletter Darmverschluss (Ileus) mit plötzlichen, krampfartigen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und dem Ausbleiben von Stuhlgang oder Winden.
- Bildung von Abszessen oder Fisteln, die weitere Beschwerden und Infektionen verursachen können.
Kann man verengte Stenosen wieder erweitern?
Die Erweiterung einer verengten Stenose hängt stark von deren Ursache und Beschaffenheit ab. Während entzündliche Stenosen oft durch medikamentöse oder endoskopische Verfahren behandelt werden können, sind fibröse (narbige) Stenosen schwieriger zu therapieren.
- Medikamentöse Behandlung: Entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide oder Biologika können die Entzündung reduzieren und die Schwellung lindern, wodurch die Stenose oft wieder durchgängig wird.
- Endoskopische Ballondilatation: Eine minimalinvasive Methode, bei der ein Ballon in der Stenose platziert und aufgeblasen wird, um die Engstelle mechanisch zu erweitern.
- Chirurgische Eingriffe: Bei schwer vernarbten oder therapieresistenten Stenosen kann eine Resektion des betroffenen Darmabschnitts oder eine Strikturoplastik erforderlich sein.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlungsmöglichkeiten entzündeter Stenosen sind vielfältig und richten sich nach dem Schweregrad der Verengung sowie der zugrunde liegenden Entzündung. Ziel ist es, die Durchgängigkeit des Darms wiederherzustellen, die Symptome zu lindern und Komplikationen zu vermeiden.
Medikamentöse Therapie
- Kortikosteroide: Reduzieren akute Entzündungen und Schwellungen.
- Biologika: TNF-α-Hemmer wie Infliximab oder Adalimumab sind hochwirksam, insbesondere bei therapierefraktären (d. h. auf vorherige Behandlungen nicht ansprechenden) Verläufen.
- Immunmodulatoren: Medikamente wie Azathioprin oder Methotrexat helfen, die Entzündung langfristig zu kontrollieren.
Ernährungstherapie
In akuten Phasen kann eine flüssige oder ballaststoffarme Diät den Darm entlasten und die Passage erleichtern. Ernährungsumstellungen spielen zudem eine wichtige Rolle bei der langfristigen Therapie, um erneute Verengungen zu vermeiden.
Endoskopische Verfahren
Die Ballondilatation ist eine minimalinvasive Methode, bei der ein Ballon an der Engstelle aufgeblasen wird, um das Darmlumen mechanisch zu erweitern. Dieses Verfahren ist besonders bei nicht stark vernarbten Stenosen geeignet und kann ambulant durchgeführt werden. Es ist jedoch möglicherweise keine dauerhafte Lösung und muss bei Bedarf wiederholt werden.
Chirurgische Eingriffe
- Strikturoplastik: Hierbei wird die Engstelle chirurgisch erweitert, ohne dass Darmgewebe entfernt wird. Dieses Verfahren eignet sich insbesondere bei mehreren Stenosen, da es die Darmlänge bewahrt.
- Darmresektion: Wenn die Stenose schwer vernarbt oder durch andere Methoden nicht behandelbar ist, kann eine Entfernung des betroffenen Darmabschnitts erforderlich sein.
Die Wahl der Behandlung hängt von der individuellen Krankheitsgeschichte, der Lokalisation und Ausdehnung der Stenose sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. Eine Kombination aus medikamentöser und interventioneller Therapie ist häufig am effektivsten. Regelmäßige Nachsorge ist entscheidend, um das Wiederauftreten von Stenosen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.
Prognose
Die Prognose hängt stark davon ab, wie früh die Stenose erkannt und behandelt wird. Entzündete Stenosen können sich bei effektiver Therapie oft zurückbilden. Eine konsequente Behandlung der zugrunde liegenden chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist jedoch entscheidend, um Rückfälle zu vermeiden.
Fazit
Entzündete Stenosen stellen eine ernsthafte Komplikation von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa dar, können jedoch bei rechtzeitiger Diagnose und adäquater Behandlung erfolgreich therapiert werden. Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Gastroenterologen, regelmäßige Kontrollen und eine individuell abgestimmte Therapie. So können nicht nur die Beschwerden gelindert, sondern auch langfristige Komplikationen verhindert werden.
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